Hauten | Tiefenpsychologische Psychotherapie (TP) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Reihe: griffbereit

Hauten Tiefenpsychologische Psychotherapie (TP)


Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes.
ISBN: 978-3-608-12115-5
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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Reihe: griffbereit

ISBN: 978-3-608-12115-5
Verlag: Klett-Cotta
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Auf den Punkt gebracht - das Grundlagenbuch - Besonderheit: Greifbare Theorie und anschauliche Praxis vereint - Daher geeignet für: Aus- und WeiterbildungskandidatInnen, ärztliche und psychologische PsychotherapeutInnen, Lehrende an Instituten und Hochschulen - und alle, die schon immer wissen wollten, warum die TP so heißt, wie sie heißt AutorInnen lieben Theorien. LeserInnen lieben Fallbeispiele. Dieses Buch beschreitet beide Wege und stellt die Tiefenpsychologische Psychotherapie (TP) in kompakter und gleichsam unterhaltsamer Weise dar. Hauten veranschaulicht die über fünf Jahrzehnte gewachsene Geschichte des Psychotherapie- Verfahrens. Er zeigt, wie die TP sich theoriegeschichtlich, berufspolitisch und wissenschaftstheoretisch entwickelt hat und im Laufe dieser Entwicklung aus der kleinen Schwester der Psychoanalyse ein effektives und wirtschaftliches Behandlungsverfahren wurde, das heute in der Richtlinienpsychotherapie den zweiten Platz nach der VT einnimmt. Der Praxisteil des Buchs weist eine besondere Fallbeispiel-Konstellation auf: Dieselben Fallgeschichten werden in verschiedenen Settings erzählt. Einmal durchlaufen die Patientin und der Patient die Therapie in der Praxis niedergelassener TherapeutInnen, einmal erfahren beide die Behandlung in einer Institutsambulanz. Die parallele Darstellung unterstreicht die Einzigartigkeit jeder therapeutischen Begegnung. Statt der Präsentation von 'Musterlösungen' in Form von Fallsequenzen entsteht ein lebendiges Bild von Psychotherapie. Der Autor ordnet das Verhältnis der verschiedenen (nicht nur der psychodynamischen) Psychotherapie-Verfahren neu an. Mit Blick auf die Direktausbildung wird der TP eine entscheidende Rolle dabei zukommen, die psychodynamischen Verfahren an die Universitäten zu bringen. Es wird der Vorschlag begründet, den eher umständlichen Begriff für die TP zu vereinfachen in 'Tiefenpsychologische Psychotherapie.' Dieses Buch richtet sich an: Niedergelassene: TPler zur Selbstvergegenwärtigung und Identitätssicherung; APler zum Verstehen, was die kleine Schwester macht; VTler, um PDT an sich heranlassen; AusbildungskandidatInnen: Orientierung, leichter Zugang durch geringen Umfang und Erzählungsform; Lehrende

Dr. phil. Lars Hauten, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, in eigener Praxis niedergelassen in Berlin. Fachkunde TP (ppt - Institut für Psychologische Psychotherapie und Beratung Berlin) und AP (aai - Alfred Adler Gesellschaft für Individualpsychologie in Berlin). Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter am ppt-Institut. Weitere Lehraufträge u.a. an der IPU (International Psychoanalytic University) und bei den Lindauer Psychotherapiewochen. Psychotherapie-Gutachter TP.
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»Tiefen-Dingsda«, auf diese Bezeichnung verständigten eine Patientin und ich uns einmal. Zugegeben, »Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie« ist ein ziemlicher Zungenbrecher. Im ersten Teil dieses Buches soll untersucht werden, was das sein soll, die TP, wo sie herkommt und wo sie hinwill.

Die Geschichte der TP als Anwendungsform von Psychotherapie hat einen klar datierbaren Beginn: Am 3. 5. 1967 wurden die »Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie in der kassenärztlichen Versorgung« beschlossen (s. BMA, 1967, S. 499 f.).3 Die Richtlinien traten am ersten Tag des auf ihre Veröffentlichung im Bundesanzeiger folgenden Kalendermonats in Kraft, also am 1. 10. 1967.4

Damit ist geklärt, wann die TP in die Kassenversorgung eingeführt wurde. Ungeklärt bleibt jedoch, warum dieses Verfahren eingeführt wurde, was der Begriff eigentlich bezeichnet und wie sich das Verfahren im Verlauf der letzten 50 Jahre entwickelt hat.

Mit dem Gesetz zur Reform der Psychotherapieausbildung von 20195 wird die Psychotherapie als Anwendungsform von Psychologie definiert. Daher soll die Psychotherapie zunächst in ein geschichtliches Verständnis der Psychologie eingebettet werden (vgl. Lück, 2019b).

Für ein Verständnis der TP als Psychotherapie ist es sinnvoll, zwischen den historischen Linien des Gegenstands (Psycho-) sowie der Praxis (-therapie) zu unterscheiden.

Folgen wir den Spuren des Gegenstands der Psychotherapie (Psycho-), so landen wir im antiken Griechenland, bei Platon und Aristoteles (vgl. Russell, 1945; De Crescenzo, 2017; Nölle, 2017a). Auf eine sehr kurze Formel gebracht, lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Platon und Aristoteles ausmachen, die in Tab. 1-1 dargestellt werden.

Tab. 1-1 Seelenkonzepte von Platon und Aristoteles: Gemeinsamkeit und Unterschied

Gemeinsamkeit

Unterschied

Unterscheidung zwischen beseelten und unbeseelten Objekten

Eigenschaften beseelter Objekte:

1. Eigenbewegung

2. Erkenntnis

Verschiedene Perspektive auf zeitliche und räumliche Ausdehnung:

Platon: Seele als unsterbliche Entität

Aristoteles: Existenz der Seele an Existenz des Körpers gebunden

Man könnte also zugespitzt formulieren: Seit mehr als 2500 Jahren besteht die Grundannahme, dass sich die Seele durch Dynamik und Erkenntnis auszeichnet, während ebenso lange Uneinigkeit über ihren »spirituellen Status« herrscht.

Hinsichtlich der Geschichte der Psychologie als Disziplin wird in der Literatur hingegen das 19. Jahrhundert als »Geburtszeitraum« der Psychologie betrachtet: »Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, doch nur eine kurze Geschichte.« (Ebbinghaus, 1908, S. 1)

Eine »klassische« historische Darstellung der Psychologie als Wissenschaft setzt die Einrichtung des psychologischen Laboratoriums in Leipzig durch Wilhelm Wundt 1879 als Beginn der akademischen Psychologie in Deutschland (vgl. Galliker et al., 2007). Seit dieser Einrichtung im Grenzbereich von Philosophie und Naturwissenschaft ist es möglich geworden, die Psychologie als Wissenschaft zu etablieren.

Dies korrespondiert mit einem Eintrag in »Meyer’s Konversationslexikon« aus dieser Zeit: Zum Stichwort »Psychologie« gibt es einen dreiseitigen Eintrag, der die Entwicklung dieser damals noch recht jungen Wissenschaft vom Altertum über Descartes, Spinoza und Leibniz bis hin zu den (damals) zeitgenössischen Vertretern der Psychologie nachzeichnet. Dem Tenor nach wird die Psychologie als eine eigenständige Wissenschaft neben den Naturwissenschaften dargestellt (Meyer’s, 1908, S. 425 ff.). Demgegenüber ist der Eintrag zum Stichwort »Psychotherapie« knapp und präzise:

Psychotherapie (griech.): Heilung durch seelische Einwirkung auf den Kranken. (Meyer’s, 1905, S. 430)

Die Beschäftigung mit der Geschichte der Psychotherapie als heilkundliche Anwendungspraxis hat hingegen sehr viel später (in der Folge der Weiterentwicklung der Psychotherapie) eingesetzt. Die Spuren der Geschichte der Praxis (Psychotherapie) führen dann auch weiter zurück als bis zum Altertum, sie verweisen in den Bereich der »Heilkulte« (vgl. Claus, 1985; Müller, 2001; Kohnen, 2005; Benecke, 2014; Maio, 2017; Nölle, 2017b; Wampold, 2018).

Es scheint bereits in prähistorischen Zeiten (spätestens seit den agrarischen Kulturen, möglicherweise auch schon im Paläolithikum) Anwendungsformen von Heiltätigkeit gegeben zu haben. Lange vor der Antike wurden bereits Methoden zur Behebung von »Störungen« entwickelt. Das Ätiologiekonzept bestand in einem Ungleichgewicht im Gefüge Mensch-Natur-Jenseits, die Symptomatik zeigte sich durch Beeinträchtigungen von Leib, Vitalseele oder Freiseele. Solche sozialen Praktiken werden gern (fälschlich und ethnozentristisch) als »Schamanismus« bezeichnet (vgl. Kohnen, 2005). Obwohl aus heutiger Sicht »wissenschaftlicher Blödsinn«, üben die frühkulturellen Weltanschauungen bis heute eine ungebrochene Faszination aus (z. B. Albers & Franke, 2012).6

Vor diesem kulturhistorischen Hintergrund entwickelte sich das, was wir heute die Wissenschaft Psychologie sowie ihre Anwendungsform Psychotherapie nennen.

Mit der Reform des deutschen Psychotherapeutengesetzes 2019 ist wissenschaftsgeschichtlich die Neuerung verbunden, auch die Psychotherapie als Anwendungsform der Grundlagenwissenschaft Psychologie zu »verwissenschaftlichen«. Zugangsvoraussetzung zum Beruf (bzw. zur Weiterbildung) ist ein universitärer Masterabschluss in Psychotherapie, nicht mehr ein Masterabschluss in Psychologie. In gewisser Hinsicht inkorporiert die Praxis damit den Gegenstand, indem die Psychotherapie als die eigentliche Grundlagenwissenschaft definiert wird, der sich die Psychologie (quasi als »Wissenslieferant«) unterzuordnen hat (vgl. BMG, 2019b, S. 57).

Man könnte also zusammenfassend sagen:

  • Seit Beginn der Menschengeschichte gibt es soziale Praxen, um seelisch-körperlichen Ungleichgewichten heilkundlich zu begegnen.

  • Seit dem Altertum gibt es philosophische Bemühungen, Gegenstand und Verfasstheit des Seelenlebens auch theoretisch zu erkunden.

  • Spätestens seit 1879 ist die Psychologie wissenschaftlich institutionalisiert.

  • Seit 2020 ist die Psychotherapie wissenschaftlich institutionalisiert.

Man kann die Geschichte der Psychologie aber auch anders lesen. Leiser (2017) setzt eine andere Geburtsstunde für die gegenwärtige akademische Psychologie an als die Einrichtung des psychologischen Laboratoriums durch Wundt. Seiner Auffassung nach ist Francis Galton (1822–1911) der eigentliche Gründervater der modernen akademischen Psychologie. Galton stand für eine »Statistifizierung der Psychologie«, die Fortführung seiner Ansätze (z. B. durch Spearman und Pearson) prägen die Statistik für Sozialwissenschaften bis heute.

Wie kommt es zu dieser Neuzuordnung? Leisers Ansatz bedeutet, die Geschichte nicht allein entlang der Abläufe von Daten zu sortieren, sondern ihrem jeweiligen zeithistorischen Zweck zuzuordnen.

Leiser kontrastiert die Auffassungen von Wundt und Ebbinghaus hinsichtlich der »Einordnung« von Psychologie als Disziplin entlang der dahinterliegenden gesellschaftspolitischen Absicht. Er nennt die...


Hauten, Lars
Dr. phil. Lars Hauten, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, in eigener Praxis niedergelassen in Berlin. Fachkunde TP (ppt – Institut für Psychologische Psychotherapie und Beratung Berlin) und AP (aai – Alfred Adler Gesellschaft für Individualpsychologie in Berlin). Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter am ppt-Institut. Weitere Lehraufträge u.a. an der IPU (International Psychoanalytic University) und bei den Lindauer Psychotherapiewochen. Psychotherapie-Gutachter TP.

Dr. phil. Lars Hauten, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, in eigener Praxis niedergelassen in Berlin. Fachkunde TP (ppt – Institut für Psychologische Psychotherapie und Beratung Berlin) und AP (aai – Alfred Adler Gesellschaft für Individualpsychologie in Berlin). Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter am ppt-Institut. Weitere Lehraufträge u.a. an der IPU (International Psychoanalytic University) und bei den Lindauer Psychotherapiewochen. Psychotherapie-Gutachter TP.



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