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E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Hausmann Himmelerdenblau

Thriller. Der neue geniale Thriller von der Autorin des internationalen Bestsellers "Liebes Kind"
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-33356-0
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller. Der neue geniale Thriller von der Autorin des internationalen Bestsellers "Liebes Kind"

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-641-33356-0
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein gnadenloser Thriller über das Verschwinden eines Kindes. Die Angst vor dem Erinnern. Über zerstörte Leben und die Abgründe von „True Crime“. Endlich: Der neue Thriller von Romy Hausmann

»Der Teufel hatte gewonnen. Seine Macht war grenzenlos. Meinen Körper würde er am Leben halten, gerade so. Wie eine Trophäe. Doch als ich zu mir kam, fand ich mich plötzlich wieder am Ufer des Sees …«

Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?

»Das ist Romy Hausmanns definitiv bester Thriller. Er knüpft genau da an, wo die Autorin mit ›Liebes Kind‹ aufgehört hat. Herzlichen Glückwunsch zu diesem sensationellen Roman.« UK-Verlegerin Stefanie Bierwerth (Quercus) über »Himmelerdenblau«

»Romy Hausmann schreibt nicht einfach Psychothriller. Sie schafft Welten, die von Angst, Schuld und der Sehnsucht nach Erlösung erzählen. Von ihrem explosiven Debüt ›Liebes Kind‹ bis zur tiefgründigen Dunkelheit von ›Perfect Day‹ ist jedes ihrer Bücher eine Autopsie menschlicher Traumata. Charaktere, die durch die Schuld anderer belastet sind, Familien, die Gefängnissen gleichen, Verbrechen ohne Blut - aber niemals ohne Erinnerung. Ihr Schreibstil ist scharf, aber nie kalt. Sie urteilt nicht. Sie beobachtet. Und genau darin, in ihren leisesten Zeilen, liegt ihr wahrer Mut.« Giouli Tsakalou in »Elefteros Typos«

International Emmy 2024 für die Netflix-Verfilmung von »Liebes Kind«

  • „Romy Hausmann gehört zu den besten deutschen Thriller-Autoren. Ihre Plots wirken nicht an den Haaren herbeigezogen, und - sehr angenehm - es gibt keine brutale Gewalt um ihrer selbst willen. Ihre Charaktere sind lebensecht.“ - Katja Eßbach, NDR Kultur
  • „“Himmelerdenblau“ lässt einen bis zum Ende rätseln […] Es gelingt ihr, dass man zu den Charakteren Sympathie aufbaut - und doch für ihre Unschuld keine Hand ins Feuer legen würde.“ - Verena Müller-Baltes, Süddeutsche Zeitung
  • Romy Hausmanns bester Thriller!
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1.


Transkript

Zehn Tage zuvor

Theo


, macht es in meinem Kopf. , wie bei einem altmodischen Kippschalter.

Licht an, Orientierung: Ich sitze auf einem Stuhl. Ich habe mich nicht auf einen Stuhl gesetzt. Um mich herum weiße Wände, vor mir ein Dings, Schreibtisch, aus Kirschholz, vielleicht sogar Mahagoni. Linksseitig ein Fenster, Sonne, tanzender Staub. Nicht in Details verlieren, Theo. Die Details lenken dich bloß ab.

Von ihm, dem Mann. Hager, fahle Haut, die Nase spitz, eine Gockelnase. Er trägt einen weißen Krittel. Ich betaste meine Brust, blicke an mir hinab. Ich trage nur ein Hemd und darüber eine Strickjacke. Es ist mein Krittel, den der Mann anhat.

»Theo.«

Woher kennt er meinen Namen? Was geht hier vor? Ich springe auf, der Stuhl kippelt. Ich weiß ganz sicher, dass ich mich nicht auf einen Stuhl gesetzt habe! Der Hagere macht einen Satz, fasst dem schwankenden Stuhl nach, bevor er auf dem Boden aufschlägt. »Es ist alles in Ordnung.« Seine Stimme klingt ruhig und monoton, ein Frequenz gewordenes Anästhetikum. Ich reiße die Hände nach oben, umfasse meinen dröhnenden Schädel. Narkosemittel mit zehn Buchstaben: Sufentanil. C22H30N2O2S. Synthetisches Opioid, das stärkste in der Humanmedizin zugelassene. Listennummer: 641 – 081 – 8. Jetzt begreife ich. Er hat mich sediert. Er hat mich sediert und auf einen Stuhl gesetzt.

Ich muss weg, sofort raus hier. Der Hagere, er jagt mir humpelnd nach, holt mich ein an der Tür. »Siehst du«, sagt er wie zum Beweis. Nur wüsste ich nicht, was er mir beweisen wollte. Ich kenne ihn nicht, der Mann ist ein Fremder. Nein, nicht ganz ein Fremder. Der Mann ist ein verschwommenes Gefühl. Er ist Schmerz.

»Bitte.« Vorsichtig greife ich nach der Türklinke. »Ich habe eine Frau. Sie heißt Vera. Und sie wartet bestimmt schon mit dem Abendessen auf mich.«

Der Hagere berührt meinen Oberarm, schüttelt langsam den Kopf. Seine monotone Stimme wieder: »Vera wartet nicht, Theo. Sie ist seit vier Jahren tot.«

»Tot«, wiederhole ich brüchig. Und noch bevor ich für mein Gegenüber eine adäquate Beleidigung parat habe, laufen mir auch schon die Tränen.

Jetzt weiß ich wieder, was ich sagen wollte. Und ich ärgere mich, dass es mir nicht rechtzeitig eingefallen ist. Der Hagere mit der Gockelnase: Das ist Claus, Claus Dellard. Eine Koryglyphe will er sein auf dem Gebiet der Neurologie und der Psychiatrie. Ein Arschloch ist er. Eine wichtighaberische alte Petze. Anstatt mich einfach in Ruhe zu lassen, hat er Sophia angerufen, und jetzt haben wir den Salat. Entwürdigt hat sie sich, als sie mich bei Dellard abgeholt hat wie eine Mutter ihren missratenen Sohn aus dem Büro des Schuldirektors.

– pah!

»Vielleicht besteht ja doch die Möglichkeit, dass du dich freiwillig auf den Stuhl im Behandlungszimmer gesetzt hast«, sagt sie jetzt. »Immerhin hattest du einen Untersuchungstermin. Da setzt man sich eben, das ist doch ganz normal.«

Ich knurze. Es wäre mir lieber gewesen, sie wäre weggeblieben. Ich bin 74 Jahre alt und kann Bus fahren. Jeder Trottel kann Bus fahren. Oder wie sollte ich sonst überhaupt zur Klinik hingekommen sein?

»Papa?«

»Was hat der Idiot noch über mich gesagt?«

»Du meinst Claus? Nichts! Niemand hat irgendetwas über dich gesagt.«

»Lüg nicht, Sophia.« Bestimmt hat er ihr auch das mit Vera erzählt. Als wüsste ich nicht, dass sie gestorben ist. Als wäre ich nicht selbst dabei gewesen und hätte ihre Hand gehalten. Und dass ich ein Abendessen als Ausrede benutzt habe, um Dellard loszuwerden, war bei der ganzen Aufregung auch nur ein kleiner Versprecher. Es ist mitten am Tag, 12.43 Uhr, als ich in diesem Moment auf die Uhr in Sophias Auto schaue. Ich meinte »Mittagessen«, »Mittagessen« war das, was ich meinte.

»Jemand vom Empfang hat mich angerufen und gefragt, ob es möglich wäre, dich abzuholen. Das ist alles, Papa. Wirklich.« Ein kurzer Seitenblick und die Art von Lächeln, die sie für aufmunternd hält. Ich hasse es, wenn sie das tut.

»Wahrscheinlich hat er dir wieder irgendwas …«

»Papa, bitte. Du warst doch die ganze Zeit dabei. Wann hätte er mir denn irgendwas über dich sagen sollen?«

Ich schiele zu ihr hinüber. Sie sieht aus wie Vera, als sie noch jung war, nur in einer verhärteten Version, mit schmaleren Zügen und einer V-förmigen Einkerbung zwischen den Augenbrauen. Und die Haarfarbe, die Haarfarbe ist auch anders. Und außerdem schrecklich. Ich rechne. Sophia, sie müsste jetzt 34 sein. So alt war Vera, als Sophia zur Welt kam. 2876 Gramm, 47 Zentimeter klein. Ein Würmchen. Ha! Von wegen vergesslich.

Ich muss es wissen. Ich muss wissen, ob Sophia mir die Wahrheit sagt. Und ich bin mir sicher, dass sie es nicht für sich behalten kann, wenn Dellard ihr weisgemacht hat, ich würde mich nicht an den Tod ihrer geliebten Mutter erinnern. Ein Test, ja. Ich werde Sophia testen.

»Deine Mutter«, mehr sage ich zunächst nicht, stattdessen warte ich auf ihre Reaktion.

»Was ist mit ihr?«

»Mit wem?«

»Mit Mama. Du wolltest gerade etwas von ihr erzählen.«

Meine Vera, ich lächle. »Sie war so schön.« Ich sehe aus dem Seitenfenster, hinauf zum Himmel. »Weißt du noch, wie schön sie war, Sophia? Weißt du das noch?«

»Natürlich, Papa. Sie war wunderschön.«

»Nicht nur äußerlich, stimmt’s? Sie war auch innerlich die Schönste. Sie glaubte, die wahre Natur eines Menschen säße direkt in seinem Herzen.«

»Ja, sie war jemand sehr Besonderes.«

»Ich habe täglich nichts anderes getan, als Brustkörbe aufzuschneiden – und warum? Weil das Herz ein unzuverlässiger Klumpen ist, mehr nicht. Aber deine Mutter, sie war eine hoffnungslose Romantikerin, die sich zeit ihres Lebens auf diesen Klumpen verlassen hat.« Ich seufze, als mir wieder einfällt, warum ich überhaupt angefangen habe, über Vera zu sprechen. Wahrscheinlich ist es gut, dass sie nichts von alldem hier mehr mitbekommt. Die wahre Natur eines Menschen sitzt nämlich woanders. Nicht im Herzen, sondern direkt hinter der Stirn. Im Frontallappen, Lobus frontalis.

»Ja, das hat sie. Und trotzdem würde sie dir jetzt ganz vernünftig raten, Claus eine Chance zu geben. Er ist sehr kompetent und noch dazu empathisch.«

Ich sehe hinüber zu Sophia hinter dem Lenkrad. Ihre langen schwarzgefärbten Haare sind feucht und haben einen Abdruck auf ihrem blauen T-Shirt hinterlassen. Vielleicht hat der Anruf der Klinik sie erreicht, als sie gerade unter der Dusche stand.

»Woher nimmst du das mit der Kompetenz? Nur weil er einen weißen Krittel trägt?«

»Kittel, Papa.«

Ich habe schon den Mund geöffnet, als sie »Entschuldige« hinzufügt. »Ich dachte nur, du fühlst dich bei ihm wohler als bei irgendeinem Fremden, für den du nur eine Patientenakte bist. Immerhin wart ihr lange Kollegen. Und er ist dein Freund.« Es klingt wie eine Frage. Die mir keiner Antwort wert ist. Claus Dellard war noch nie mein Freund. Höchstens ein aufgeblasener Gockel. Ich konnte ihn früher nicht leiden, und heute schon dreimal nicht.

Eine ganze Weile fahren wir schweigend. Bis sie sagt: »Wegen deines Autos habe ich vorhin mit Richard telefoniert. Er holt es nach der Arbeit ab.«

»Oh.« Dann bin ich wohl doch nicht mit dem Bus zur Klinik gefahren. Nein, bin ich nicht. Der dunkelgrüne Saab, Baujahr 2011, steht in der Dings, Parkgiraffe der Klinik.

»Richard ist …«

»Dein Mann. Ich bin nicht blöd, Sophia.«

»Das wollte ich damit auch gar nicht …«

»Sei still jetzt.«

Sophia gehorcht, Schweigen ist besser. Zwei Ampeln später tut es mir leid. Sie war so klein bei ihrer Geburt, ein Würmchen. Wieder schiele ich nach links.

»Du bist auch schön.«

»Danke, Papa.«

»Nur deine Haare gefallen mir nicht.«

»Ich weiß, Papa.«

Abermalig sehe ich aus dem Fenster nach oben, in den Himmel, ins Blau. Bist du da irgendwo, Vera? Kannst du mich sehen? Dann sieh lieber weg. Dellard sagt, ich werde mich verändern; Sophia sagt, das habe ich schon. Ich reibe mir über die Augen und im gleichen Zug auch noch über die Stirn. Sophia soll denken, dass ich schwitze, mehr nicht, ich schwitze nur, das ist doch ganz normal im Hochsommer. Wer nicht schwitzt, ist tot. Oder leidet an Anhidrose, fehlender Schweißsekretion, oft genetisch bedingt. Ausgeprägte Anhidrosen können zu Thermoregulationsstörungen führen, im schlimmsten Fall zu einem Hitzschlag. Und der wiederum zum Tod. Wusste ich es doch. Also wische ich mir lieber gleich noch mal über das Gesicht. Nicht, weil ich weine – Oh nein, ich weine nicht! Ich weine nie! Ich weine nur ganz selten! –, sondern schlichtweg, weil ich gesund bin, ein ganz gesunder, quicklebendiger, schwitzender Mensch. Ha! Tirilierend blicke ich erneut zu Sophia hinüber, doch sie beachtet mich gar nicht; sie konzentriert sich auf den Verkehr. Besser so, denn ihre Fahrkünste sind genauso schrecklich wie ihre Haare.

»Wenn du möchtest, komme ich noch mit hoch«, sagt sie, als sie vor einem sechsstöckigen Mehrfamilienhaus in Spandau hält. »Wir könnten einen Kaffee zusammen trinken.«

Ich schüttele den Kopf und öffne die Beifahrertür.

»Etage 2, Parkplatz 68, zwischen einem silbernen Audi A6 und einem roten Mini Cooper, falls die da heute...


Hausmann, Romy
Romy Hausmann wurde 1981 in Thüringen geboren. Sie ist »eine der erfolgreichsten Thrillerautorinnen Deutschlands.« (THE SUNDAY TIMES). Ihr Debütroman »Liebes Kind« landete sofort auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die gleichnamige Netflixserie wurde im November 2024 mit dem International Emmy ausgezeichnet. Mit den Thrillern »Marta schläft« und »Perfect Day« sowie ihrem Sachbuch »True Crime. Der Abgrund in dir« setzte sie ihren Erfolg fort. 2024 erschien der Poetry-Band »Princess Standard«, vertont von Fortuna Ehrenfeld. All ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller, ihre Werke erscheinen mit großem Erfolg in 30 Ländern.



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