E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Reihe: Piper Gefühlvoll
Hauptmann Frauenhand auf Männerpo
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-492-98414-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Reihe: Piper Gefühlvoll
ISBN: 978-3-492-98414-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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FRAUENHAND AUF MÄNNERPO
Als er an ihr vorbeiging, stellte es ihr mitten im Satz das Lächeln ab. So einen Hintern an einem Mann hatte Lisa noch nie gesehen. Instinktiv drehte sie sich nach ihm um. Seine Figur, seine Haltung, seine Art, sich zu bewegen – alles wirkte kraftvoll und dennoch geschmeidig, mehr Tier als Mensch, eine Großkatze auf der Pirsch.
Lisa hielt den Atem an. Sie mußte ihn unbedingt von vorne sehen, sie durfte den Zeitpunkt nicht verpassen, wenn er von der Toilette zurückkommen würde. Mit einem unbewußten Seufzer drehte sie sich zu Gerold um. Er war mit seinen Artischocken beschäftigt und schmatzte, leckte und saugte leise vor sich hin. Sie hatte es gewußt! Es war jedesmal so! Wenn sie sich nach langem Suchen und etlichen Vergleichen endlich für etwas entschieden hatte, geriet sie garantiert zwei Tage später an ein noch schöneres Stück.
Mit fast allen ihren Möbeln war es ihr so passiert und vor kurzem auch noch mit ihrem Wagen: gebraucht, aber günstig – und prompt sah sie eine Woche später dasselbe Modell mit weniger Kilometern, mehr Extras und gesteigerter Power zum selben Preis. Und jetzt das!
Sie hatte es geahnt, als Gerold ihr den Ring überstreifte und auf Geheiß des Pfarrers der Kuß folgte. Es lag förmlich in der Luft, und während sie Gerolds Lippen spürte, sah sie, wie sich der aufsteigende Kerzenrauch vor den hohen, bunten Kirchenfenstern zu einem hämischen Grinsen kräuselte.
»Heirate ihn nur, du wirst schon sehen, was du davon hast!« hörte sie die Kirchenglocken singen, als sie vor das Kirchenportal trat. Daß sie ihrer besten Freundin mit dem Brautstrauß ein blaues Auge warf, tat nur noch ein übriges: Es bestätigte ihr, daß es kommen würde, wie es jetzt kam. Es war nicht ihre Schuld, es war immer so, sie hatte falsch gewählt! Eben war der Mann, der Mann schlechthin an ihr vorbeigeschritten. Wie sollte sie nun noch die Flitterwochen genießen können? Aus dem Traum war ein Alptraum geworden. Sie konnte mit Gerold nicht mehr ins Bett, er war der Falsche!
Lisa nippte aufgeregt an ihrem Rotweinglas und beobachtete dabei ihren frisch angetrauten Ehemann. Er lutschte und zuzelte noch immer hingebungsvoll an seinem Artischockenblatt, spürte ihren Blick, schaute auf und zwinkerte ihr zu.
»Ich trainiere schon mal …«
Lisa erschauerte, im selben Augenblick hörte sie die Tür hinter sich. Das Restaurant ihres Ferienhotels war nicht groß, er mußte an ihrem Tisch vorbeikommen. Sie ließ ihre Serviette fallen und drehte sich danach um. Er kam direkt auf sie zu. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Gleich würde er sich nach ihrer Serviette bücken, und sie würden zusammen hinausgehen.
Was heißt gehen. Schweben würden sie, verheißungsvoll, begehrlich, im Rausch der Erwartung. Aber er schenkte ihr nicht einmal einen Blick, sondern ging zielstrebig an ihr vorbei, verschwand im hinteren Teil des Restaurants. Sie starrte seinem Jeanshintern nach, obwohl er schon lange nicht mehr zu sehen war.
»Was meinst du, Liebling, wollen wir hinaufgehen?«
Gerolds Hand legte sich auf ihre.
»Wie? Was? Das war doch erst die Vorspeise …«
Gerold lächelte ihr verschwörerisch zu. »Ich dachte, zum Auftakt unserer Flitterwochen und unserer Ehe könnten wir mit unserem Menü gleichziehen.« Er senkte die Stimme: »Erst genüßlich die Vorspeise, dann langsam das Hauptgericht und schließlich das köstliche Dessert.«
Lisa schaute ihm in die Augen. Die Iris war unentschlossen schlammgrau, der Kopf zu rund, die Haare zu licht. Alles an ihm war Mensch, keine Spur von Tier. Der Panther war zu spät gekommen, wie würde sie das überleben!
»Wie wäre es mit einem furiosen Hauptgericht?« fragte sie matt, griff nach der Flasche mit dem schweren Rotwein und schenkte ihm nach.
»Es ist mir alles recht, solange du im Speiseplan enthalten bist!«
Lisa trank ihr Glas in einem Zug leer und überlegte, ob der Panther wohl alleine oder zu zweit im Hotel war. Sie würde es herausfinden, denn »Ich bin die Götterspeise« rutschte ihr laut heraus.
»Das weiß und genieße ich.« Gerold nickte ihr zu, während er nach einem neuen Blütenblatt griff.
Lisa hat in ihrem Kopf eine zweite Ebene entdeckt. In dieser Nacht hatte sie zweimal mit Panther geschlafen, was heißt, geschlafen: Er hatte sie über ihren Irrtum hinübergerettet, in ihren Nacken gebissen und mit ihrem Ohrläppchen gespielt, während der Sturm ihren Unterleib rüttelte. Den Orkan würde sie sich aufsparen, bis sie ihn leibhaftig in die Finger bekäme.
Früher als sonst stand sie auf. Gerold öffnete nur kurz die Augen, zog sich aber gleich wieder das weiße Laken über die hellen Schultern.
»Ich geh schon mal ’ne Runde schwimmen«, rief Lisa ihm zu und entschied sich für einen schwarzen Badeanzug. Der streckte ihre Figur vorteilhaft und milderte die Speckröllchen am Bauch. Außerdem gab er ihrem Busen durch leichte Schaumstoffeinlagen das gewisse Etwas. Mit fünfundzwanzig war es gestattet, der Natur etwas nachzuhelfen.
Neugierig verließ sie den kleinen Bungalow. Die spanische Sonne hatte schon etliche Urlauber herausgelockt, die meisten Liegestühle am Pool waren bereits besetzt. Lisa legte ihr Badetuch auf eine kleine Steinmauer, duschte kurz und sah sich dabei verstohlen um. Sie konnte ihn nicht entdecken. War er etwa Langschläfer? Ihre Libido sprang morgens am besten an. Oder womöglich schon abgereist? Das wäre unverzeihlich.
Sie stieg langsam ins Wasser und beschloß zu warten. Sie wollte ihn unbedingt in der Badehose sehen. Ob er wohl behaart war? Ob seine Brustmuskeln so ausgeprägt waren, wie es gestern den Anschein hatte? Ob seine Oberschenkel vibrierten, wenn sie mit ihren Fingernägeln daran hochfahren würde? Ob er mehr als eine Handvoll Männlichkeit hätte? Lisa hatte sich schon fast in Ekstase geschwommen, als sich ihr eine hochgewachsene, schlanke Nixe in einem Nichts von Bikini ins Blickfeld schob. Sie stand am Beckenrand und testete mit ihrer großen Zehe die Wassertemperatur.
Lisa verschluckte sich bei ihrem Schwimmzug, denn hinter ihr tauchte der Panther auf. Er trug eine schwarze Badehose, passend zu seinen schwarzen, dichten Haaren und den dunklen Bartstoppeln, die das kantige Kinn mit der kleinen Kerbe bedeckten. Lisa sah seine durchtrainierte Brust, den festen Bauch und die breiten Oberschenkel, dann war sie am Beckenrand angelangt und mußte wenden. Sie hörte ihr Blut stoßweise in den Ohren pulsieren und überlegte krampfhaft, wie sie ihn für sich gewinnen könnte.
Sie beobachtete, wie er zwei Liegestühle eng nebeneinanderzog und die Badetücher ausbreitete. Kurz darauf sah sie einen Weg: Das schlanke Fabelwesen kam auf das Schwimmbecken zugelaufen und tauchte mit einem Kopfsprung ins Wasser ein, und er setzte sich breitbeinig auf seinen Liegestuhl, um ihr zuzusehen.
Wirkungsvoll wie dereinst Bo Derek entstieg Lisa vor seinen Augen dem Wasser. Sie kam frontal auf ihn zu, hatte den Bauch eingezogen und den Busen hervorgepreßt, bewegte sinnlich ihr Becken bei jedem einzelnen Schritt, strich sich die nassen halblangen Haare effektvoll nach hinten und gönnte ihm keinen Blick, während sie dicht an ihm vorbeilief. Blöderweise lag ihr Badetuch auf der anderen Seite des Beckens, so blieb sie einige Schritte hinter ihm stehen und drehte sich nach ihm um. Es sah nicht danach aus, als ob er sie auch nur andeutungsweise bemerkt hätte.
Fasziniert starrte er ins Bassin, und jetzt erhob er sich auch noch, nahm zwei Schritte Anlauf und glitt ins Wasser, als sei es sein Element.
Gierig beobachtete Lisa, wie er unter seiner Partnerin hindurchtauchte und dann fröhlich lachend zu ihr zurückschwamm. Wenn sie jetzt ins Wasser ginge, würde sie zumindest dieses Element mit ihm teilen, dachte Lisa. Und mit etwas Geschick käme es auch zum Körperkontakt. Sie stieg die Schwimmbadtreppen wieder hinunter und stieß sich ab.
Lisa schwamm eifrig hin, und sie schwamm her, aber sie kam nicht in seine Nähe. Er war nicht zu fassen. Mal sah sie ihn da, mal dort, meistens tauchend wie ein Delphin. Schließlich ging ihr die Kraft aus, und sie kletterte hinaus. Erschöpft setzte sie sich auf ihre Mauer und beobachtete wie alle anderen, welchen Liebestanz die beiden im Wasser vollführten. Schnell war ihr klar, daß dieses dünne, zarte Wesen, dieses gertenschlanke Model, keine Chance gegen ein Vollblutweib wie sie hatte. Es mußte nur die richtige Gelegenheit kommen.
Als Gerold unvermutet hinter ihr auftauchte, fühlte sich Lisa fast belästigt. Auch war ihr sein Angebot, sie mit Sonnenmilch einzucremen, zu profan. Dieser Mann dort würde flirrende Sonnenstrahlen auf sie herunterrieseln lassen oder des Nachts Sternschnuppen über ihrem nackten Körper zerstäuben. Er würde sie baden in einem Meer der Leidenschaften, schwerelos, selbstvergessen, orgiastisch. Er würde mit ihr entfliehen in eine andere Dimension, in die Dimension der vollendeten Liebe. Lisa holte tief Luft. Und da wollte ihr Gerold den Rücken eincremen! Mit Lichtschutzfaktor 20. Als ob sie ein fahlhäutiges Alien kurz vor der Verwandlung in einen sonnenverbrannten Frosch sei.
Aber Gerold ließ nicht locker, und während Lisa es ihm auszureden versuchte, studierte sie mit leichtem Widerwillen seine helle Haut mit den vielen dunklen Pigmentpunkten, den vereinzelten Härchen und dem leichten Brustansatz. Sie hatte zu früh »ja« gesagt, es war eindeutig. Sie war wieder einmal in die Falle getappt.
In derselben Nacht legte sich Lisa eine Strategie zurecht. Während Gerold mit ihr schlief, reihte sie Punkt für Punkt aneinander und ordnete sie chronologisch. Unbeantwortbar schien ihr die Frage, wie Gerold reagieren würde, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt...