E-Book, Deutsch, Band 6, 348 Seiten
Hauenschild / Robak / Sievers Diversity Education
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95558-031-5
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zugänge - Perspektiven - Beispiel
E-Book, Deutsch, Band 6, 348 Seiten
Reihe: wissen & praxis - Bildung in der Weltgesellschaft
ISBN: 978-3-95558-031-5
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Gesellschaftliche Vielfalt (von Herkunft, Religion, Kultur, Sprache, individuellen Voraussetzungen etc.) stellt die Bildungswissenschaften vor die Herausforderung, theoretische, empirische und konzeptionelle Antworten darauf zu geben, wie Diversität in verschiedenen Bildungskontexten hergestellt wird, welche Ausformungen Diversität annehmen kann und welche Konsequenzen dies für das Bildungssystem und die Gestaltung seiner Bildungsorganisationen hat.
Der vorliegende Band leistet eine erste Systematisierung, indem verschiedene bildungswissenschaftliche Disziplinen und Fachdidaktiken "Diversity Education" in ihren jeweils spezifischen Zugängen entfalten. Es öffnet sich der Blick für notwendige empirische Forschungen, weiterführende theoretische Konzeptualisierungen und organisationale Gestaltungsanforderungen. Institutionelle Innensichten aus Schule sowie Erwachsenen- und Weiterbildung verdeutlichen exemplarisch, wie Diversität in der Bildungspraxis begleitet wird.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Pädagogik Teildisziplinen der Pädagogik Multikulturelle Pädagogik, Friedenserziehung
- Sozialwissenschaften Pädagogik Teildisziplinen der Pädagogik Erwachsenenbildung, lebenslanges Lernen
- Sozialwissenschaften Pädagogik Berufliche Bildung Wirtschaftspädagogik, Berufspädagogik
- Sozialwissenschaften Pädagogik Teildisziplinen der Pädagogik Sonderpädagogik, Heilpädagogik
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Bildungssystem Bildungspolitik, Bildungsreform
- Sozialwissenschaften Pädagogik Lehrerausbildung, Unterricht & Didaktik Schulpädagogik
- Sozialwissenschaften Pädagogik Schulen, Schulleitung Schulleitung, Schulentwicklung
Weitere Infos & Material
Inhalt
Asit Datta/Harry Noormann
Vorwort
Annedore Prengel
Geleitwort: Diversität und Bildung
Steffi Robak / Isabel Sievers / Katrin Hauenschild
Einleitung Diversity Education: Zugänge und Spannungsfelder A: Theoretische Einführung
Meike Baader
Diversity Education in den Erziehungswissenschaften - "Diversity" as a buzzword
Grundlegende Zugänge zu Diversität
Paul Mecheril / Martina Tißberger
Ethnizität und Rassekonstruktion - Ein rassismuskritischer Blick auf Differenzkategorien
Helmut Bremer
"Class" und soziale Ungleichheit
Stefanie Rieger-Goertz
Gender
Bernhard Schmidt-Hertha
Alter und Generation
Christine Bickes / Hans Bickes
Sprache und Diversität
B: Bildungswissenschaftliche Zugänge zu Diversity Education
Bildungswissenschaftliche Forschungsfelder
Birgit Lütje-Klose / Jessica M. Löser
Diversität aus der Perspektive einer inklusiven Pädagogik
Martin Koch / Günter Ratschinski / Ariane Steuber / Arnulf Bojanowski
Klasse, Kontext, Defizit?
Diffuse Diversität beruflicher Benachteiligtenförderung in Deutschland
Julia Gillen / Anne Koschmann
Diversity Education als Forschungs- und Handlungsfeld der Berufspädagogik - Perspektiven und Herausforderungen
Steffi Robak
Diversität in der Erwachsenenbildung(sforschung) im Spiegel theoretischer und empirischer Reflexionen - eine Standortdiskussion
Michael Göhlich / Wolfgang Schröer Diversity Management und Organisationspädagogik
Zusammenhänge und Analogien angesichts der Entgrenzung des Pädagogischen
Fachdidaktische Perspektiven
Claudia Schomaker
Diversity Education im inklusiven Sachunterricht
Gabriele Blell
Diversity Education im Fremdsprachenunterricht
Waltraud Meints-Stender
Politische Urteilskraft und Diversity in der Migrationsgesellschaft
Ina Schröder / Harry Noormann
Subjektorientierung und Diversität als Kategorien der Religionspädagogik
C: Diversity Education in ausgewählten Bildungsbereichen und -institutionen
Isabel Sievers
Diversity Education im Übergang von der KiTa zur Grundschule - Am Beispiel eines Modellprojektes
Günther Vedder / Henry Johns
Diversity Education in der berufsbegleitenden Weiterbildung - Am Beispiel des Zertifikatsstudiengangs Arbeitswissenschaft
Irmhild Schrader
"Vielfalt feiern reicht nicht!"
Diversität und Gleichstellung im Stadtteil
Radhika Natarajan
Mannigfaltig unisono?
Integration durch Sprach- und Orientierungskurse
Helga Barbara Gundlach
Die Einführung von Diversity in interkulturellen Fortbildungen
Die Autorinnen und Autoren
Annedore Prengel
Geleitwort: Diversität und Bildung
(...)
Politische Strömungen der Kämpfe um Differenz haben weltweit in einer Fülle interdisziplinärer wissenschaftlicher Ansätze ("Diversity-Studies") und in zahlreichen pädagogischen Konzepten ihren Niederschlag gefunden. Dazu gehören, um nur einige Beispiele zu nennen, Diversity-Education, Anti-Bias Approach (vgl. Projekt Kinderwelten), Te Whäriki (vgl. May et al. 2004), Inklusive Pädagogik, Antirassistische Pädagogik, Demokratiepädagogik oder Pädagogik der Vielfalt in zahllosen Variationen (vgl. Banks 2004). Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich in hierarchiekritischer Absicht zunächst meist auf an einzelnen Heterogenitätsdimensionen, wie z. B. auf Kulturen/Ethnien, Geschlechtern, Lebensformen, Abilities, orientierte pädagogische Ansätze beziehen und dass sie diese zunehmend zusammenführen.
Wenn im Bildungsprozess Diversität im Sinne menschenrechtlicher gleicher Freiheit und Solidarität angestrebt werden soll, stellt sich eine Reihe von Aufgaben: Die individuell bestmögliche Ausbildung im Bereich zentraler Kulturtechniken ist im Interesse von Chancengleichheit und Partizipation ebenso unverzichtbar wie die des Lernens anhand selbstgewählter Themen und eigener Interessen (vgl. Freire 1973). Die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstachtung ist durch respektvolle Adressierung ebenso zu pflegen wie die Fähigkeit zur Anerkennung der anderen. Vor diesem Hintergrund bilden die Fachdidaktiken wichtige Arbeitsfelder, da ihnen die Aufgabe zukommt, die fachlichen Lernerfolge der Verschiedenen in heterogenen Lerngruppen sicherzustellen.
Den angemessenen institutionellen Rahmen für menschenrechtlich fundierte, Diversität wertschätzende Bildung bieten inklusive Bildungseinrichtungen mit heterogenen Lerngruppen, in denen Binnendifferenzierung, Nachteilsausgleich und Barrierefreiheit helfen, Benachteiligungen zu vermindern (vgl. Siegert 2004; Wenders 2012). Aber auch in einem von separierenden Strukturen beherrschten Bildungssystem sind alltägliche Schritte zur egalitären Anerkennung möglich (vgl. Prengel 2011), indem die Lernenden anspruchsvolle und individuell passende Angebote erhalten, respektvoll angesprochen werden und in einem demokratischen Schulklima gemeinsam lernen, andere anzuerkennen. In dieser Perspektive steht die im Bildungswesen überall vorherrschende leistungshierarchisch legitimierte Entwertung so genannter "schlechter" Schüler zur Kritik. Das Hervorheben von Leistungshierarchien schadet der Leistungsfähigkeit der darin Diskriminierten, da sie negative Zuschreibungen übernehmen, es schadet aber auch der demokratischen Sozialisation aller Schülerinnen und Schüler, da sie diskriminierende Haltungen regelrecht einüben. In einer die Diversität anerkennenden Pädagogik geht es zunächst darum, die egalitäre Mitgliedschaft und freiheitliche Würde der verschiedenen Lernenden solidarisch zu betonen und erst auf dieser verbindlich Zugehörigkeit stiftenden Basis auch Leistungsunterschiede anzuerkennen. Hier wird deutlich: Es ist eine persönlich und gesellschaftlich wichtige und zukunftsweisende Aufgabe für die Erziehungswissenschaft, für ihre interdisziplinären Bezugswissenschaften und für die Fachdidaktiken, theoretisches, empirisches und praxisbezogenes Wissen zum Themenfeld Diversität und Bildung zu erarbeiten.