E-Book, Deutsch, Band 3, 344 Seiten
Hasekura Spice & Wolf (Deutsche Light Novel): Band 3
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98961-922-7
Verlag: JNC Nina
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 3, 344 Seiten
Reihe: Spice & Wolf (Deutsche Light Novel)
ISBN: 978-3-98961-922-7
Verlag: JNC Nina
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Auf ihrer gemeinsamen Reise gen Norden bewies der reisende Kaufmann Lawrence der Erntegöttin Holo gegenüber bislang nicht allzu großes Handelsgeschick - nun, ihm zuliebe sei gesagt, dass er bisher wohl einfach Pech hatte. Ob nun vom Pech verfolgt oder nicht, er sollte aber trotzdem wissen, dass die Währung einer Partnerschaft, ob nun zweckgebunden oder freundschaftlich, aus Vertrauen und Ehrlichkeit besteht. Als Holo und er in der nördlichen Handelsstadt Kumersun eintreffen, um das dortige Winterfest zu verbringen, kommt er an Informationen zu Holos Heimat und Ziel ihrer Reise, Yoitsu. Aus Sorge, Holo damit zu belasten, verschweigt er schlicht die prekären Details, vergisst jedoch, mit wem er es eigentlich zu tun hat - es dauert nicht lange, bis der Weise Wolf Wind davon bekommt und sich von ihrem Reisegefährten schwer verraten fühlt. Als dann auch noch der aalglatte, junge Fischhändler Amati auf den Plan tritt, scheint die gemeinsame Reise des Weisen Wolfes und des - wohl vom Pech verfolgten, aber durchaus auch einfach naiven - Kaufmannes ein jähes Ende zu finden ...
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Kapitel 1
Seit Lawrence und Holo von Ruvinheigen aufgebrochen waren, waren bereits sechs Tage ins Land gezogen. Mit jedem einzelnen davon war es kälter und kälter geworden, und da der Himmel bedauerlicherweise nicht aufklaren wollte, reichte der schwache Wind aus, um ihnen selbst zur Mittagszeit noch einen frostigen Schauer über den Rücken zu jagen.
Als sie ihren Weg entlang des Flusslaufes fortführten, verband sich die Kälte des reißenden Wassers mit der eisigen Luft und machte sie noch schneidender.
Sogar das Wasser des Flusses sah eisig aus. Es war dunstig, als ob der bewölkte Himmel selbst mit dem Fluss verschmolzen wäre.
Selbst in der gebrauchten Winterkleidung, die sie vor ihrem Aufbruch in Ruvinheigen erstanden hatten, war ihnen immer noch kalt.
Als Lawrence mit einer Mischung aus Verdruss und Nostalgie an die Zeiten zurückdachte, an denen er als junger Kaufmann zugunsten der Fracht auf kalte Kleidung hatte verzichten müssen, wurde ihm ein wenig wärmer ums Herz.
Sieben lange Jahre hatten anscheinend selbst aus einem Amateur wie ihm einen vorzeigbaren reisenden Händler gemacht.
Hinzu kam, dass es neben der warmen Kleidung in diesem Jahr noch etwas anderes gab, das die Kälte milderte.
Seit er sich mit achtzehn Jahren als Kaufmann selbstständig gemacht hatte, waren sechs Winter vergangen und der siebte rückte näher. Lawrence warf einen Blick neben sich auf jene Person, die neben ihm auf dem Kutschbock saß.
Bis vor Kurzem noch hatte weder links noch rechts von ihm eine andere Person gesessen.
Selbst wenn sich sein Weg von Zeit zu Zeit mit dem eines anderen Reisenden gekreuzt hatte, so hatte er doch allein vorne auf dem Kutschbock gesessen.
Dass er sich mit einem Begleiter dieselbe Lastenplane über die Knie gelegt hatte, um sich zu wärmen, war ihm bis jetzt noch nie untergekommen.
„Was hast du?“, fragte seine Begleiterin in der ihr so typischen leicht altmodischen Sprechweise.
Dem Anschein nach war sie ein wunderhübsches Mädchen, das noch keine zwanzig Jahre alt geworden war, und um seine bezaubernde flachsfarbene Haarpracht hätte jede Adlige es beneidet.
Lawrence beneidete sie jedoch weder um ihre wallenden Locken noch um das teure Gewand, in das sie gehüllt war.
Nein, was er beneidete, war ihr flauschiger Tierschweif, den sie über ihre Knie gelegt hatte und sorgfältig striegelte.
Er war genauso flachsfarben wie ihr Haar, nur seine Spitze war so weiß wie Schnee, und er war genauso warm, wie er zu sein schien. Ihr Schweif war so exquisit, dass er zu einer Stola verarbeitet gewiss die Begierde jeder adligen Frau erwecken würde, doch leider war er nicht zu verkaufen.
„Beeil dich bitte ein wenig und leg uns deinen Schwanz wieder unter der Plane auf die Knie, ja?“
Wie sie so dasaß, in ihr Gewand gehüllt und ihren Schweif kämmend, sah sie einer Handarbeiten verrichtenden Nonne nicht unähnlich.
Sie warf Lawrence mit ihren rötlich braunen Augen einen unangenehmen Blick zu, bevor sich ihre Lippen einen Spalt öffneten und ein paar weiße Reißzähne aufblitzten.
„Mein Schwanz ist nicht dein persönlicher Taschenwärmer.“
Daraufhin zuckte fraglicher Schwanz leicht.
Derselbe Schwanz, den ein vorbeikommender Händler oder Reisender gewiss für ein einfaches Fell halten würde, war in Wirklichkeit noch mit dessen Besitzerin verbunden.
Seine Besitzerin hegte und pflegte ihn nämlich in diesem Moment mit einem Kamm. Sie besaß indessen nicht nur einen Schwanz, sondern auch ein Paar spitze Wolfsohren, die sich unter ihrer Kapuze verbargen.
Natürlich war mehr als offensichtlich, dass jemand mit den Ohren und dem Schwanz eines Tieres kein normaler Mensch sein konnte.
Es gab zwar Menschen, die von Feen oder Dämonen besessen waren und bei ihrer Geburt dieses oder jenes unmenschliche Merkmal aufwiesen, doch dieses Mädchen war anders.
In Wirklichkeit hatte sie die Gestalt eines zum Fürchten großen, erhabenen Wolfes, der dem Weizen innewohnte. Ihr Name war Holo der Weise Wolf von Yoitsu. Ein Anhänger des gewöhnlichen Kirchenglaubens würde ein solches Wesen wie einen heidnischen Gott fürchten, doch Lawrence verspürte keine solchen Ängste.
Im Gegenteil wusste er sich mittlerweile sehr geschickt zunutze zu machen, wie stolz Holo auf ihren Schwanz war, sodass es ein Leichtes für ihn war, sich ihren Schwanz als Schoßwärmer anzueignen.
„Dein Fell ist so fein und weich, dass es weitaus mehr wärmt als der dickste Stapel Felle es je könnte.“
Ganz wie Lawrence es beabsichtigt hatte, reckte Holo stolz schnuppernd die Nase in die Luft und steckte ihren Schwanz wieder unter die Plane, die über ihren Beinen lag.
„Wie dem auch sei, ist die Stadt noch weit entfernt? Wir werden doch noch vor Ende des Tages ankommen, oder?“
„Nur noch ein Stück weiter den Fluss entlang.“
„Dann können wir endlich etwas Warmes essen. Ich habe genug von kaltem Haferschleim bei solch kaltem Wetter. Ich kann keinen Bissen mehr ertragen!“
Lawrence konnte mit mehr Erfahrung im Essen von schlechten Gerichten prahlen als Holo, doch er stimmte ihr voll und ganz zu.
Gut zu essen, war eine der wenigen Freuden des Reisens, doch selbst diese Freude verschwand mit der Ankunft des Winters.
Während sie in der klirrenden Kälte zitterten, hatten sie nur die Wahl zwischen hartem, bitterem Roggenbrot und in Wasser aufgeweichtem, ganz schleimig gewordenem Roggenbrot. Dazu gab es fades Dörrfleisch oder die wenigen Gemüsesorten, die lange gelagert werden konnten, also Knoblauch und Zwiebeln.
Holos wölfischer Geruchssinn ließ jedoch weder zu, dass sie den erwähnten Knoblauch noch die Zwiebeln essen konnte, und obwohl sie den bitteren Geschmack von Roggenbrot hasste, gelang es ihr, es mit Wasser hinunterzuwürgen.
Für Holo, den Vielfraß, war das nicht weit von der Folter entfernt.
„Nun, in der Stadt, in die wir fahren, findet gerade ein großer Jahrmarkt statt. Auf die ganzen Leckereien dort kannst du dich schon einmal freuen.“
„Oho, aber kann dein Geldbeutel eine solche Extravaganz verkraften?“
Eine Woche zuvor war Lawrence in der Stadt Ruvinheigen aus Habgier in die Falle eines verzweifelten Handelsunternehmens getappt und hatte für einen Moment seinem vollständigen Ruin geradewegs ins Auge gesehen.
Nach langem Hin und Her war er ihm zwar um Haaresbreite entgangen, doch er hatte noch immer keinen Gewinn erzielt, ja, letztlich sogar rote Zahlen geschrieben.
Was die Rüstungen anbelangte, die der Grund für all das waren, so hatte er sie in Ruvinheigen zu Tiefstpreisen abgeladen, anstatt die schweren Güter weiter nach Norden zu transportieren, wo die Preise womöglich noch schlechter waren.
Trotz Holos häufigen Aufforderungen, ihr diesen oder jenen Schnickschnack zu kaufen, zeigte ihre letzte Bemerkung eine gewisse Rücksichtnahme auf Lawrence’ ziemlich missliche Lage.
Sie war oft schroff und selbstherrlich, doch im Grunde ihres Herzens aufrichtig und lieb.
„Deine Lebensunterhaltskosten habe ich in meinem Budget schon fest miteingerechnet. Keine Sorge.“
Holo schien jedoch noch immer etwas besorgt zu sein.
„Hm ...“
„Außerdem konnte ich dir doch nicht wie versprochen die in Honig eingelegten Pfirsiche besorgen. Sieh es einfach als Entschädigung dafür.“
„Das ist wahr ... und doch ...“
„Was?“
„Ich mache mir halb Sorgen um deinen Geldbeutel und halb um mich selbst. Je mehr ich esse, desto elender sind die Unterkünfte, in denen wir nächtigen müssen.“
, dachte Lawrence und schmunzelte.
„Nun, ich hatte vor, in einem anständigen Gasthaus zu übernachten. Willst du etwa andeuten, dass es getrennte Schlafzimmer mit einem Kamin in jedem Zimmer sein muss?“
„So weit würde ich nicht gehen, aber es geht nicht an, dass du meinen Appetit als Vorwand nimmst.“
„Als Vorwand für was?“
Lawrence schaute nach vorn, um das Pferd wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, woraufhin Holo sich zu ihm beugte und ihm ins Ohr flüsterte.
„Dafür, dass du behauptest, dir mangele es am nötigen Kleingeld, nur um ein Zimmer mit einem Einzelbett mieten zu können. Manchmal möchte auch ich ganz in Ruhe alleine schlafen.“
Lawrence zerrte an den Zügeln, was das Pferd verunsichert wiehern ließ.
Mittlerweile war er jedoch an diese Art von Hänseleien von Holo gewöhnt, weshalb er schnell wieder die Fassung gewann.
Er zwang sein Gesicht zur Ruhe und warf ihr einen kalten Blick zu.
„Du schwingst große Töne dafür, dass du beim Schlafen so laut schnarchst.“
Holo wich von ihm zurück und presste wenig amüsiert die Lippen aufeinander. Wahrscheinlich hatte sie überrascht, dass Lawrence so schnell zu seiner Schlagfertigkeit zurückgefunden hatte.
Lawrence forcierte den Angriff, um sich diese seltene Gelegenheit zum Sieg nicht entgehen zu lassen.
„Außerdem bist du kaum mein Typ.“
Holos scharfe Ohren konnten leicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden.
Was Lawrence gerade gesagt hatte, war gerade noch nicht gelogen.
Auch Holo musste das bemerkt haben, denn vor Überraschung entglitten...