Hartmann | Eliten und Macht in Europa | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 268 Seiten

Hartmann Eliten und Macht in Europa

Ein internationaler Vergleich
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-593-40384-7
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein internationaler Vergleich

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

ISBN: 978-3-593-40384-7
Verlag: Campus
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In seinem aktuellen Buch zeigt Michael Hartmann, wer Europas Eliten sind und wer die europäische Politik und Wirtschaft maßgeblich beeinflusst. Neben den drei großen EU-Ländern Deutschland, Frankreich und Großbritannien nimmt er die Eliten aus Italien, Spanien, Österreich, den Niederlanden, Skandinavien, der Schweiz und vielen weiteren, auch osteuropäischen Ländern in den Blick. Nach wie vor, so sein Ergebnis, herrschen nationale Rekrutierungs- und Aufstiegsmuster vor. Die Herkunft und Homogenität der Eliten steht dabei in direktem Zusammenhang mit der sozialen Ungleichheit. Allgemein gilt: Je exklusiver und homogener eine nationale Elite, umso größer die Kluft zwischen Arm und Reich.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Einleitung7
1.1. Armut und Reichtum in Europa8
1.2. Eliten und Macht12
1.3. Forschungsfeld und Forschungsmethode22

2. Die Neuformierung der Eliten nach 194530
2.1. Frankreich und Großbritannien - die Sieger des 2. Weltkriegs32
2.1.1. Die ungebrochene Macht der Public-School-und Oxbridge-Absolventen33
2.1.2. Grandes Écoles, Grands Corps und Elitenmobilität39
2.2. Deutschland und Italien - die Verlierer des 2. Weltkriegs45
2.2.1. Die Restauration der Elitenstruktur in der deutschen Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Justiz45
2.2.2. Die italienischen Eliten zwischen Veränderung und Restauration53

3. Kontinuität und Wandel - die westeuropäischen Eliten von den 1960er Jahren bis heute60
3.1. Die Bildungsexpansion und die Elitebildungsinstitutionen61
3.1.1. Der Übergang zur Massenuniversität62
3.1.2. Die französischen Elitehochschulen67
3.1.3. Die britischen Elitebildungseinrichtungen72
3.1.4. Die deutsche Exzellenzinitiative77
3.2. Die Elitecorps der Verwaltung - Frankreich und Spanien83
3.2.1. Die hohe Homogenität und Mobilität der französischen Eliten83
3.2.2. Die Elitecorps der Verwaltung und die Eliten in Spanien102
3.3. Elitebildungseinrichtungen, aber geringe Elitenmobilität - Großbritannien und die Schweiz107
3.3.1. Eton und Oxbridge - ein Mythos schwächelt107
3.3.2. Die Schweizer Eliteuniversitäten und Eliten123
3.4. Eliten ohne Elitebildungseinrichtungen - Deutschland, Italien, Österreich und die Beneluxländer125
3.4.1. Die Politik126
3.4.2. Verwaltung und Justiz139
3.4.3. Die Wirtschaft144
3.4.4. Geringe sektorübergreifende Elitenmobilität152

4. Das skandinavische Modell - offene Gesellschaft, offenes Bildungssystem und offene Eliten?158
4.1. Die soziale Rekrutierung der Eliten in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden158
4.2. Die Mobilität der skandinavischen Eliten 172

5. Die neuen Eliten in Osteuropa178
5.1. Kontinuität oder Ablösung - die neuen und die alten Eliten178
5.2. Die soziale Herkunft der neuen Eliten183
5.3. "Making Capitalism without Capitalists"190

6. Europäisierung der Eliten?195
6.1. Die Europäische Kommission195
6.2. Europäische Wirtschaftseliten?204

7. Eliten, Macht und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse214
7.1. Elitenbildung und Elitenhomogenität214
7.2. Elitenstruktur und soziale Ungleichheit225
7.3. Elitenmacht und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse238

Literatur245
Abkürzungen259
Namensregister261


Knapp zwei Jahrzehnte nach dem Ende des 2. Weltkriegs hatten sich die Verhältnisse in den vom Krieg betroffenen westeuropäischen Ländern weitgehend stabilisiert. Sah es nach dem Krieg in den meisten Ländern für kurze Zeit noch so aus, als seien der Kapitalismus und mit ihm die herrschenden Klassen und Eliten auf dem Scherbenhaufen der Geschichte gelandet, konnte davon nur gut zehn Jahre später keine Rede mehr sein. Das starke Wirtschaftswachstum und die damit einhergehende deutliche Anhebung des Lebensstandards für die breite Bevölkerungsmehrheit hatten die nach dem Kriege aufgetretenen, zum Teil massiven sozialen Auseinandersetzungen zum größten Teil entschärft. Die (anfangs hohe) Arbeitslosigkeit war rapide gesunken und in einer Reihe von Ländern sogar fast vollkommen verschwunden. Die Zuspitzung des Ost-West-Gegensatzes sorgte gleichzeitig für eine Renaissance konservativer Einstellungen in der Politik wie in der breiten Bevölkerung. Die bis in die erste Hälfte der 1950er Jahre üblichen großen Streiks wurden deutlich seltener. Waren 1950 in Frankreich noch fast zwölf Millionen Arbeitstage durch Streiks verloren gegangen, so sank dieser Wert bis 1960 auf nur noch gut eine Million. In Belgien ging die Zahl von fast 2,8 Millionen auf 334.000 zurück, in Schweden von 41.000 auf 18.000 und in Deutschland sogar von knapp 1,6 Millionen auf nur noch 38.000. Einzig in Großbritannien und Italien blieb das Niveau in etwa gleich hoch (Schmidt 1971: 209f.). Parallel ebbte auch der nach 1945 zu beobachtende steile Anstieg der Gewerkschaftsmitgliedschaft ab, wenn sich der Trend nicht sogar umkehrte.

Politisch hatten so gut wie alle Parteien den Kapitalismus als gesellschaftliche Grundlage akzeptiert und ihre Programminhalte, falls erforderlich, dementsprechend angepasst. Die CDU hatte die sozialistisch klingenden Elemente ihres Ahlener Programms von 1947, das noch Forderungen nach der Überführung von Schlüsselindustrien in gemeinwirtschaftliche Formen und zur Planung der Wirtschaft enthielt, vollständig entsorgt (Gurland 1989: 138ff., 370ff.), die SPD ihr Godesberger Programm verabschiedet. Die kommunistischen Parteien verloren stark an Gewicht, versanken zum Teil fast in der Bedeutungslosigkeit. Selbst die weiterhin großen und einflussreichen kommunistischen Parteien Frankreichs und Italiens begannen ihren scharfen Oppositionskurs nach den schweren Niederlagen in den 1950er Jahren zu überdenken und allmählich zu verändern. Die westeuropäischen Eliten und herrschenden Klassen hatten ihre Macht nach einer kurzen Phase der (mehr oder minder ausgeprägten und tief greifenden) Erschütterung grundlegend konsolidiert. Die Wahlergebnisse demonstrierten das unübersehbar. Abgesehen von den skandinavischen Staaten dominierten so gut wie überall die konservativ-bürgerlichen Parteien. Sie regierten zumeist allein oder aber in einigen Fällen (wie etwa in Österreich) auch mit den Sozialdemokraten als Juniorpartner.

In den 1950er Jahren deutete sich in vielen Ländern allerdings eine Entwicklung vorsichtig an, die Bewegung in die relativ erstarrten Verhältnisse bringen sollte und auch für die Elitenbildung grundsätzlich von großer Bedeutung sein konnte, die Bildungsexpansion im Hochschulsektor. Ab Anfang der 1960er Jahre gewann sie sehr schnell an Geschwindigkeit und Gewicht. Waren die Universitäten bis zu diesem Zeitpunkt Bildungseinrichtungen für durchschnittlich 2 Prozent eines Jahrgangs und durch ihre hohe Selektivität auch eine wichtige Instanz für die Auslese der jeweiligen nationalen Eliten, so sollte sich zumindest die erste Eigenschaft binnen eines guten Jahrzehnts grundlegend wandeln. Der massive Ausbau der Hochschulen erweiterte das Rekrutierungsbecken für die jeweiligen nationalen Eliten ganz beträchtlich. Ob und inwieweit das die Elitenrekrutierung dann tatsächlich verändert oder zumindest deutlich beeinflusst hat, hing und hängt allerdings von der Gesamtsituation in den verschiedenen Ländern ab, wie noch zu sehen sein wird.


Michael Hartmann ist Deutschlands renommiertester Elitenforscher. Er steht für die These, dass Herkunft maßgeblich über den Erfolg entscheidet. Bis Herbst 2014 war Hartmann Professor für Soziologie an der TU Darmstadt. Bei Campus sind von ihm mehrere Bücher zum Thema Elite erschienen, zuletzt "Die globale Wirtschaftselite. Eine Legende" (2016).



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