Hart | Unbeugsam wie die See | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Hart Unbeugsam wie die See

Roman | Sunday Times Bestseller | Familiensaga über vier Schwestern, Liebe, Verlust und die Magie des Meeres | Von der Erfolgsautorin von »Die Unbändigen« | Australienroman
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7499-0927-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman | Sunday Times Bestseller | Familiensaga über vier Schwestern, Liebe, Verlust und die Magie des Meeres | Von der Erfolgsautorin von »Die Unbändigen« | Australienroman

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-7499-0927-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schwestern, getrennt durch Jahrhunderte. Stimmen, die nicht unterdrückt werden können

2019: Lucy erwacht aus einem Albtraum und findet ihre Hände an der Kehle ihres Ex. Entsetzt flieht sie zu ihrer Schwester Jess an die australische Küste, doch diese ist verschwunden. Während Lucy auf ihre Rückkehr wartet, erfährt sie von seltsamen Ereignissen in der Kleinstadt: Männer sind verschwunden, ein Baby wurde in einer Höhle gefunden, und Seeleute hören Frauenstimmen auf den Wellen.
1999: Jess ist eine einsame Sechzehnjährige in einer ländlichen Stadt in der Mitte des Kontinents. Mit einer seltenen Wasserallergie diagnostiziert, hat sie sich schon immer anders gefühlt, bis ihr junger, charmanter Kunstlehrer sich für ihre Zeichnungen interessiert.
1800: Die Zwillingsschwestern Mary und Eliza wurden von ihrem Vater in Irland getrennt und nach Australien verbannt. Auf der langen Reise beginnen sie, seltsame Veränderungen an sich zu bemerken und spüren, wie das Meer sie zu rufen scheint...



Emilia Hart ist eine britisch-australische Schriftstellerin. Sie wurde in Sydney geboren und studierte englische Literatur und Jura, bevor sie als Anwältin in Sydney und London arbeitete. Ihr erster Roman, , war ein New York Times-Bestseller, gewann zwei Goodreads Choice Awards und wurde weltweit über 700.000 Mal verkauft. Ihr neuester Roman, , steig als Sunday Times-Bestseller ein, wurde New York Times-Bestseller und ein Good Morning America Book Club Pick. Emilia lebt in London mit ihrem Partner, einer schwarzen Katze namens Luna und viel zu vielen Büchern.

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2


LUCY

Montag, 11. Februar 2019

Nach einigen Stunden Fahrt klingelt Lucys Handy. Erleichtert biegt sie in eine Haltebucht ein. Einen Moment ist sie sicher, dass Jess sie zurückruft.

Doch bei der Anruferin handelt es sich um ihre Freundin Em. Em mit den drahtigen Locken und den salonmanikürten Nägeln, die in der Neunuhrvorlesung vergeblich auf sie gewartet hat. Em, die ihr bereits fünf Nachrichten geschickt hat.

Lucy wischt sich mit dem Handrücken über die Augen und holt tief und zitternd Luft, um sich zu beruhigen.

Aber es hat keinen Sinn. Ihr Gesicht glüht allein bei der Erinnerung daran: wie vertrauensselig sie gewesen ist, wie dumm.

Sie und Ben haben kurz vor Beginn der Sommerferien miteinander geschlafen, an einem Abend letzten Dezember, bevor alle den Campus verließen. Dass es ihr mehr bedeutete als ihm, war sofort klar. Sie erkannte es daran, wie geschickt er ihren BH öffnete, wie mühelos er in sie eindrang. Sie erinnert sich immer noch an jede Empfindung, an jeden geflüsterten Seufzer. Als hätte sie damals schon gewusst, dass es nie wieder passieren würde. Denn wie könnte jemand wie Ben – Ben mit seinen hinreißend muskulösen Schultern und glänzenden dunklen Haaren – sich für jemanden wie Lucy interessieren?

Doch dann überraschte er sie, indem er sich während der Ferien bei ihr meldete, ihr Links zu Katzenvideos und Twitter-Memes schickte. Einmal telefonierten sie sogar und verglichen ihre Notizen zu den Büchern, die sie gerade lasen (er hatte auf ihre Empfehlung hin von Truman Capote gekauft; sie las auf seine hin über einen wahren Kriminalfall). Es fühlte sich so leicht an, so natürlich, dass Lucy schon Sorge hatte, ihre Verbindung würde zu einer platonischen Freundschaft. Dass sie nie wieder seine Fingerspitzen auf ihren Schenkeln spüren würde, seine Lippen an ihrem Ohr.

Und so nahm sie nur wenige Tage vor Beginn ihres letzten Studienjahres all ihren Mut zusammen und fragte ihn, ob er ein Foto von ihr haben wolle.

So etwas hatte sie vorher noch nie gemacht. Es hatte sie auch nie jemand darum gebeten. Weshalb auch? Wer würde eine unbekleidete Lucy sehen wollen?

Doch sie dachte an Bens Seufzer, als er sich in ihr vergrub, wie er die zarte Haut über ihrem Schlüsselbein küsste. Als würde er die Wülste gerissener Haut zwischen ihren Brüsten, über ihren Rippen nicht sehen. Er war anders, das spürte sie. Sie konnte ihm vertrauen.

Es fühlte sich an, als würde ihr Herz aufhören zu schlagen, während sie auf seine Antwort wartete. Die Minuten dehnten sich endlos aus. Zuerst die blauen Häkchen, dann die aufregenden Worte: Ben schreibt …

.

Immer wieder veränderte Lucy die Beleuchtung in der Hoffnung, im sanften Schein der Nachttischlampe würde ihre Haut nicht ganz so schlimm aussehen. Letztlich machte sie Dutzende von Aufnahmen. So groß war der Wunsch, für ihn schön zu sein.

Schließlich entstand ein Bild, mit dem sie zufrieden war: Ihre Augen glänzten dunkel, und ihre Lippen schimmerten feucht. Das Licht vergoldete die Wölbung ihres Busens und hüllte den Rest in seidige Schatten.

, schrieb er.

Und daraufhin blickte sie mit anderen Augen auf das Foto und dachte, dass er vielleicht, ganz vielleicht recht hatte.

Sie hatte sich so auf die Rückkehr an die Uni gefreut, darauf, ihn wiederzusehen, da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Doch in ihrer gemeinsamen Vorlesung am Dienstagnachmittag wich er ihrem Blick aus und eilte anschließend in sein nächstes Seminar, ehe sie Hallo sagen konnte. Das Seltsame war, dass auch andere Leute ihr aus dem Weg zu gehen schienen. Ihre Kommilitonen machten ihr tuschelnd Platz wie ein sich teilendes Meer des Klatsches.

Lucy dachte, es liege daran, dass die anderen über sie und Ben Bescheid wüssten, dass sie zusammen waren oder zumindest kurz davor. Sie hatte sogar ein leises Gefühl des Stolzes zugelassen.

Wie sehr sie sich getäuscht hatte.

Es war Em, die das TikTok-Video als Erste sah und ihr den Link schickte.

, schrieb sie.

Der Anblick ihres eigenen Körpers in dem Video war durch diesen widerlichen Horrorsoundtrack »Monster Mash« noch schockierender. Man konnte alles erkennen, sogar unter der grausamen Verzerrung des Filters: die vernarbte weiße Haut ihres Oberkörpers, die silbrigen Streifen über ihren Brüsten, die Innenseiten ihrer Handgelenke.

Doch das Allerschlimmste war der Ausdruck auf ihrem Gesicht – dieser vertrauensvolle Schmachtblick.

Lucy setzt den Blinker, ehe sie zurück auf die Straße fährt, obwohl außer einem einsamen Lkw in der Ferne niemand unterwegs ist. Ihre Handflächen kleben klamm am Lenkrad.

Deshalb muss sie weg. Deshalb wird ihr niemand glauben, dass sie Ben nichts tun wollte, dass sie geschlafwandelt ist, während eines Albtraums. Dass sie nicht wusste, was sie tat.

Er habe das nicht gewollt, erklärte Ben, als sie ihn zur Rede stellte. Ja, er habe das Bild mit einigen Freunden auf WhatsApp geteilt, aber so was würden sie immer machen. Er habe nie damit gerechnet – er könne es echt nicht fassen! –, dass jemand so grausam sein würde, es auf TikTok zu stellen.

Es tue ihm so leid.

Lucy schluckt bei der Erinnerung an die Textzeile, an die Kommentare.

Es war vielleicht naiv von ihr gewesen zu glauben, die Universitätsleitung würde etwas dagegen unternehmen. Doch die hatten einfach nur abgewinkt.

»Aber ist das nicht eine Straftat?«, hatte Lucy die Unisozialarbeiterin gefragt, eine Frau um die vierzig mit mehreren Ringen in jedem Ohr. »Ein intimes Foto ohne Einwilligung des Betroffenen mit anderen zu teilen – ich habe das recherchiert. Ich will bei der Polizei Anzeige erstatten.«

Die Frau zuckte zusammen und schob Lucy eine Schachtel Taschentücher hin, obwohl sie gar nicht weinte.

»Das würde ich mir an Ihrer Stelle sehr gut überlegen«, sagte sie. »Ich verstehe, dass Sie unglücklich sind – das tue ich wirklich –, aber jeder macht mal einen Fehler. So etwas könnte Bens Leben wirklich aus der Bahn werfen. Als Mutter eines Sohnes –«

Stinksauer war Lucy aufgestanden und gegangen.

Hat Ben nicht Leben aus der Bahn geworfen? Seit dieses Video aufgetaucht ist, hat sie den Großteil der Woche in ihrem Zimmer verbracht. In den Vorlesungen saß sie so nah am Ausgang wie nur möglich, um sofort zu verschwinden, ehe die anderen sich von ihren Stühlen erhoben, ehe sich hundert Köpfe in ihre Richtung drehen und sie anstarren konnten. Der Post ist gelöscht worden, da er TikToks Richtlinien verletzte, doch garantiert haben viele vorher Screenshots gemacht. Bestimmt wird das Bild über Facebook und WhatsApp und Snapchat immer noch geteilt. Erst tags zuvor hat sie sich im Campuscafé einen Kaffee bestellt, und dem jungen Mann, der sie bediente, war der Moment des Wiedererkennens deutlich anzusehen, ehe er hochrot anlief.

Es fühlt sich an, als hätte die ganze Welt das Foto gesehen. Als würde es sie für immer verfolgen.

Bei der Einführungsveranstaltung zwei Jahre zuvor hatte der Kanzler der Universität die Neuen dazu aufgefordert, sich die Studenten rechts und links von sich anzusehen. »Das hier ist der beste Journalismusstudiengang des Landes«, sagte er. »Unsere Absolventen arbeiten überall, von bis hin zur . Die meisten Journalisten beim und bei haben in Hamilton Hume studiert. Denken Sie während Ihrer Zeit hier immer daran. Die jungen Damen und Herren neben Ihnen sind nicht nur Ihre Kommilitonen oder Kommilitoninnen, sondern auch Ihre zukünftigen Kollegen.«

Ein Satz, der Lucy seither immer wieder im Kopf herumspukt. Und jetzt haben alle ihre zukünftigen Kollegen sie so bloßgestellt gesehen. Wie soll sie danach überhaupt noch irgendeine berufliche Karriere machen können?

Trotz ihrer Wut war Lucy das Treffen mit der Unisozialarbeiterin unter die Haut gegangen und hatte Zweifel gesät. Was, wenn die Polizei sie ebenfalls nicht ernst nahm? Dann hätte sie gar keine Möglichkeiten mehr. Außerdem ist Bens Vater Anwalt für Arbeitsrecht bei einer hochkarätigen Kanzlei in Melbourne. »Die Sorte Anwalt, die Arbeitgeber vertritt statt Arbeitnehmer«, hat Ben ihr mal naserümpfend erzählt. Er hasse seinen Vater, sagte er, »weil er die Maschine des Kapitalismus ölt«. Doch Lucy bezweifelt, dass ihn dieser Hass davon abhalten würde, seinen Vater um Hilfe zu bitten, wenn er sie bräuchte. Mit so jemandem würde sie es zu tun bekommen, falls sie Anzeige...



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