Hart | Assassins Anonymous | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 368 Seiten

Reihe: Eine Assassins-Anonymous-Thriller

Hart Assassins Anonymous

Ein Ex-Killer-Thriller
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6133-8
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Ex-Killer-Thriller

E-Book, Deutsch, Band 1, 368 Seiten

Reihe: Eine Assassins-Anonymous-Thriller

ISBN: 978-3-7517-6133-8
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn ein Killer nicht mehr töten will

Einst war Mark der gefährlichste Auftragskiller der Welt. Doch inzwischen hat er dieses Leben hinter sich gelassen und ist den Assassins Anonymous beigetreten, einer geheimen Selbsthilfegruppe für reumütige Auftragsmörder, und folgt deren Zwölf-Stufen-Programm.

Kurz vor seinem einjährigen Jubiläum wird Mark von einem mysteriösen Russen angegriffen, der ihn schwer verletzt und halbtot zurücklässt. Wissend, dass sein Angreifer zurückkehren wird, muss Mark schleunigst herausfinden, wer ihn umbringen wollte und warum. Aber wie soll er überleben, ohne rückfällig zu werden und selbst jemanden zu töten?



Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.

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Weitere Infos & Material


Warum ist eine Raupe in Seide gehüllt, während sie sich in einen Schmetterling verwandelt? Damit die andere Raupe die Schreie nicht hört. Veränderung tut weh.

Rory Miller, Meditationen über Gewalt

Lower East Side, Manhattan

Gegenwart

Adrenalin ist das ultimative Schmerzmittel. Es wirkt nicht besonders lange. Doch in diesen weißglühenden Momenten, in denen einem eine Kugel in den Bauch dringt oder ein Messer sich einem in die Haut bohrt, spürt man erstaunlich wenig.

Adrenalin pfuscht auch mit dem Zeitgefühl herum. Bei den meisten Menschen ist, wenn der Schmerz kreischend nach Aufmerksamkeit verlangt wie ein hungriges Kleinkind, alles ein sinnloses Wirrwarr aus Gliedmaßen und Stöhnen. Die Welt bewegt sich doppelt so schnell, während man über seinem Körper schwebt und zusieht, wie der Irrsinn seinen Lauf nimmt.

Aber wenn man – wie ich – lange genug in diesem Geschäft ist, verwandelt sich die Zeit in etwas, was man in der Hand halten kann. Man kann sie drehen und wenden und aus allen Blickwinkeln betrachten. Schließlich muss man sich einigen Wahrheiten über sich selbst stellen.

Zum Beispiel, wenn man der Länge nach zwischen den zerschmetterten Überresten eines wackligen Klapptischs auf einem kalten Linoleumboden liegt, mit billigem Kaffee bespritzt und mit übriggebliebenen Donuts übersät. Man fragt sich, mit welcher seiner Sünden man verdient hat, dass dieser Mann einen vor die Brust getreten und durch die Luft geschleudert hat.

Als ich heute Morgen aufgewacht bin, dachte ich, dass ich kein Meeting bräuchte. Das sind aber genau die Tage, an denen ich eins nötig habe. Daher bin ich zu dem Keller von St. Dymphna auf der Lower East Side getrabt. Eine winzige Kirche, die so vergessen ist, dass sie ebenso gut aufgegeben sein könnte, und versteckt in der Wildnis unterhalb der Williamsburg-Brücke liegt.

Die Einzelheiten des Meetings sind nicht wichtig.

Wichtig ist, diesen Kerl davon abzuhalten, mich umzubringen.

Er ist so groß, dass man unwillkürlich überlegt, ob er den Kopf einziehen muss, wenn er durch eine Tür tritt. Rechtshänder. Nicht massig, aber die Adern an seinen Unterarmen sind erhaben wie Bergkämme auf einer Landkarte. Auf seinem linken Unterarm hat er ein Tattoo: ein einzelner schwarzer Punkt, der von vier weiteren umgeben ist, wie die Fünf auf einem Würfel. Sein dunkles Haar ist bis auf einen schwarzen Iro kurzgeschoren. Er trägt Cargohosen, schwarze Stiefel und ein dunkelblaues Thermo-Shirt. Ich erkenne den glasigen, abgestumpften Ausdruck in seinen Augen wieder, den ich jeden Morgen im Spiegel sehe. Könnte Russe sein. Er hat noch nichts gesagt, aber sein Tritt, seine Haltung und seine selbstzufriedene Zuversicht sprechen für Systema.

Mühsam stehe ich auf und achte darauf, nicht auf dem verstreuten Essen auszurutschen. Er ist ungefähr drei Meter von mir entfernt. Hätte versuchen sollen, mich zu überwältigen, während ich am Boden lag, doch das hat er nicht getan. Stattdessen taxiert er mich mit einem Blick, in dem Wiedererkennen und Aufregung stehen.

Ich glaube, er weiß, wer ich bin.

Was bedeutet, dass er entweder verrückt oder sehr selbstsicher ist.

»Wir können immer noch vernünftig darüber reden«, erkläre ich ihm und werfe einen Blick auf den Boden. »Ich würde dir ja einen Donut anbieten, aber die liegen eindeutig schon zu lange unten.«

Er lächelt, indem er den linken Mundwinkel verzieht. »Kozyol«, murmelt er.

Aha. Russe.

Sobald die Beschimpfung über seine Lippen gekommen ist, stürzt er auf mich zu. Schnell. Zu schnell. Er ist so aufgeregt darüber, etwas zu beweisen, dass er nicht auf den Boden achtgibt. Drei Schritte, und er tritt auf einen Donut mit Schokoladenguss, sodass er vorwärtsschlittert. Das unterbricht seinen Schwung – genau die Gelegenheit, die ich brauche.

Mit einer einzigen Bewegung bücke ich mich, schnappe mir die zerbrochene Kaffeekanne an ihrem schwarzen Plastikgriff und hole mit der scharfen Seite nach seinem Bein aus. Ich hoffe, sie in seiner Kniekehle einzuhaken, irgendetwas Wichtiges zu durchtrennen und ihn so kampfunfähig zu machen, denn ich muss wissen, wer ihn geschickt hat. Außerdem kann ich ihn schließlich nicht umbringen.

Nicht ausgerechnet hier.

Er fährt zurück, sodass ich ihn um Haaresbreite verfehle. Bei den nächsten drei Hieben ergeht es mir genauso. Ich bin auf der Suche nach Stellen, an denen ich ihm nicht-tödliche Schnittwunden beibringen kann, aber er ist auf die gleiche Art schnell wie Bruce Lee: Man sieht Anfang und Ende einer Bewegung, aber nicht all die Teile in der Mitte.

Schon jetzt fühle ich mich ausgepowert. Meine Muskeln sind eingestaubt und mit Spinnweben verkrustet. Es ist eine Weile her, seit ich mich körperlich verausgabt habe. Ich versuche es noch einmal mit seinem Bein, aber ich hole zu weit aus und verliere das Gleichgewicht. Er nutzt seinen Schwung aus, um wieder herumzufahren und mir mit dem Stiefel gegen die Schläfe zu treten. Ich gehe mit dem Tritt mit, rolle mich ab und ende in einer stehenden Haltung.

Das Adrenalin macht seinen Job. Der Schmerz befindet sich außerhalb von mir und klopft an die Tür, aber die Desorientierung hat sich in mir breitgemacht und macht es sich gemütlich.

Ich stemme die Füße in den Boden und richte mich auf seinen Angriff ein. Das Glas der Kaffeekanne ist zu dünn, um eine wirkungsvolle Waffe darzustellen, aber es ist immerhin etwas. Doch natürlich greift er in seinen Gürtel und zieht ein kurzes schwarzes Springmesser hervor. Es wirkt scharf genug, um die Außenhülle eines Panzers zu durchdringen.

Ein weiteres Zeichen seiner Zuversicht. Er hätte gleich auf mich einstechen können. Ich habe ihn nicht gehört, bis er direkt hinter mir war, was die meisten Leute nicht für sich in Anspruch nehmen können.

Er ist hier, um sich selbst auf die Probe zu stellen.

Er hält das Messer hinter dem Körper, weit weg von jedem Punkt, an dem ich wirkungsvoll kontern oder es ihm aus der Hand schlagen könnte, und streckt seinen dick geäderten linken Unterarm aus wie einen Schild. In den Händen von Idioten sind Messer schon gefährlich, aber nichts ist schlimmer als jemand, der weiß, wie er sie zu gebrauchen hat.

Er macht jetzt kleine Schritte auf mich zu und kalkuliert den Abstand. Hüpft ein wenig nach vorn, tritt dann zurück und fordert mich zum Zuschlagen auf. Ich nehme die gleiche Stellung ein, strecke den Unterarm, das Handgelenk zu mir gekehrt, aus, damit er die empfindliche Innenseite nicht erreichen kann.

Aber ich bin ihm entsetzlich unterlegen.

Dieser Kerl ahnt nicht, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um ihn nicht zu töten, obwohl der primitivste Teil meiner selbst brüllend danach verlangt, genau das zu tun.

Während er eine Show abzieht, gönne ich mir einen Moment zum Durchatmen. Vier Sekunden einatmen, vier Sekunden anhalten, vier Sekunden ausatmen, vier Sekunden mit leerer Lunge. Das beruhigt mein Nervensystem so weit, dass ich mich konzentrieren kann.

Die Kaffeekanne ist nutzlos, daher werfe ich sie ihm, als er sich zum Zuschlagen entschließt, ins Gesicht. Er wendet sich ab und gerät leicht ins Stolpern, um seine Augen zu schützen, wodurch ich versuchen kann, ihm von seiner schwächeren Seite her das Messer abzunehmen. Wenn ich es kontrollieren kann, komme ich vielleicht mit ein paar Schnittwunden oder einer leichten Stichverletzung davon, ohne es bis zum Heft in die Brust gerammt zu kriegen.

Es gelingt mir, eine Hand auf sein Handgelenk und die andere über seine Hand zu legen; ich schiebe meine Schulter gegen ihn, schaffe Abstand und drücke die Klinge von mir weg. Von jetzt an ist es wie ein Schachspiel bei hundertzwanzig Sachen. Wenn ich ihm das Knie in den Rücken stoßen kann, werde ich ihn vielleicht zu Boden zwingen und die Kontrolle übernehmen. Den Messerarm hinunterbringen und meine Hebelkraft einsetzen, damit er auch dort bleibt.

Aber er ist stark. Er ruckt heftig zurück und schafft damit eine Lücke, und dann ringen wir beide um die Waffe.

Meine Finger rutschen an etwas Nassem ab; es fällt mir schwerer zuzufassen.

Und dann lässt mich meine Erfahrung mit dem Adrenalin im Stich, und die Zeit verschwimmt.

Ein Chaos aus Gliedmaßen und Grunzen; eine Ewigkeit, die in einem Augenblick abläuft.

Er zieht sich mit schockierter Miene zurück. Seine Hände sind leer. Meine auch. Ich weiß, dass das Messer nicht auf dem Boden gelandet ist, denn das hätte ich gehört. Ein saures Gefühl des Bedauerns erfüllt mein Herz.

Fast hätte ich ein Jahr geschafft.

Ich mustere ihn, suche nach dem Messergriff und hoffe, dass die Wunde nicht tödlich ist. Ich kann Druck ausüben, einen Krankenwagen rufen, eine Aderpresse anlegen – alles, um diesem Kerl das Leben zu retten.

Nur, dass ich das Messer nirgendwo entdecken kann.

Er sieht auf meinen Bauch hinunter.

Ich folge seinem Blick zu der Stelle, an der das Messer aus meiner linken Seite ragt.

»Oh, Gott sei Dank«, sage ich und berühre vorsichtig die Wundränder.

Da setzt der Schmerz ein. Er kracht wie eine Woge über mir zusammen und wirft mich zu Boden. Ich wälze mich zur Seite, um das Messer nicht tiefer hineinzudrücken. Jeder Nerv in meinem Körper schießt hoch wie eine Stichflamme und schreit mir direkt in die Ohren.

Das ist das Problem mit dem Adrenalin – es ist das ultimative Schmerzmittel, aber es hält nicht besonders lange vor.

Er marschiert auf mich zu. Das war’s dann,...


Hart, Rob
Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.



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