Harrison | Schlaf nicht ein | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 528 Seiten

Harrison Schlaf nicht ein


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7320-0100-2
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 528 Seiten

ISBN: 978-3-7320-0100-2
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Du siehst nachts die Geister von Toten. Du bist ihnen hilflos ausgeliefert. Und einer der Toten will deine große Liebe für sich. Du siehst nachts die Geister von Toten. Du musst etwas tun - und du bist ganz allein. Seit Monaten versucht Elliot, sich mit allen Mitteln wachzuhalten. Denn nachdem er bei einem Unfall für einige Minuten klinisch tot war, passieren schaurige Dinge mit ihm, während er schläft: Er kann sich nicht rühren, spürt Schatten, die sich um ihn herum bewegen, oder er wandelt durchs Haus, während sein Körper schlafend im Bett liegt. Als er sich in Ophelia verliebt, wird es noch unheimlicher: Offenbar versucht ein Toter, Besitz von Elliots Körper zu ergreifen ...

Michelle Harrison wurde 1979 in Grays, Essex geboren und verbrachte dort ihre Kindheit. Bereits in der Schule machte sie auf ihr literarisches und zeichnerisches Talent aufmerksam: Sie gewann einige Kunstpreise und einen Literaturpreis in ihrem Abschlussjahr. Bevor sie die Schule verließ, bemerkte ihr Englischlehrer in ihrem Abschluss-Jahrbuch: 'Mach weiter mit dem Schreiben, Michelle. Du könntest eines Tages berühmt werden.' Mit 19 zog sie nach Staffordshire, um dort Illustration zu studieren. Dort kam sie auch zum ersten Mal mit den Werken von Künstlern wie Arthur Rackham, Alan Lee und Brian Froud in Berührung. Sie alle haben Michelles Illustrationsstil geprägt. Die Grundlage für Hinter dem Augenblick, dem ersten Band ihrer Elfenseele-Trilogie, bildet eine Erinnerung an ein Ereignis aus ihrer Kindheit: Mit zehn Jahren erkundete sie mit einer Gruppe von Freunden ein nah gelegenes Waldstück, bekannt als Hangman's Wood, d.h. Henkerswald. Sie und ihre Freunden hatten alle von den mysteriösen Höhlensystemen unter der Erde gehört und wollten sie mit ihren eigenen Augen sehen. Diese Höhlen waren genauso Angst einflößend und gespenstisch wie sie sie sich vorgestellt hatte und wurden damit zur Grundlage für die Katakomben in Hinter dem Augenblick. Michelle Harrison war bereits als Buchhändlerin, Aufseherin in einer Galerie und als Kellnerin tätig. Zur Zeit arbeitet sie für die Oxford University Press als Redaktionsassistentin für Kinderbücher. Sie lebt in Oxford mit ihrem Lebensgefährten Darren und ihrer Katze Pepper.

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Fahrerflucht Vielleicht sollte ich erklären, wie es überhaupt so weit mit mir kommen konnte. Ich hätte mir nie vorstellen können, jung zu sterben. Ich dachte überhaupt nie an den Tod. Ich dachte an all die Dinge, an die Siebenzehnjährige eben so denken: die Nächte durchmachen, durch die Gegend fahren, Mädchen, Sex und wie man an Alkohol kommt, ohne den Personalausweis vorzeigen zu müssen. Wenn ich überhaupt je über meine Zukunft nachdachte, dann ging es darum, meinen Abschluss zu machen und eines Tages vielleicht zur Universität zu gehen. Aus diesem Grund dachte ich gelegentlich auch über Kunst nach. Aber seit ich mein Auto hatte, überlagerten meine Freizeitaktivitäten alles andere. Zugegeben, ich verbrachte meine Zeit mit sinnlosem Abhängen, aber es war mir egal. Ich hatte jede Menge Spaß dabei. Der Unfall schaffte es in sämtliche Lokalzeitungen und sogar in ein paar überregionale Blätter. »TÖDLICHER ZUSAMMENSTOSS: JUNGE IN KRITISCHEM ZUSTAND« und »MYSTERIÖSER UNFALLVERURSACHER BEGING FAHRERFLUCHT«, so lauteten zwei der Schlagzeilen, an die ich mich noch erinnerte. Ich weiß genau, wie sich das jetzt anhört. Jugendlicher, der gerade erst den Führerschein gemacht hat. Fährt viel zu schnell, vermutlich weil er ein Mädchen oder seine Freunde beeindrucken will. So etwas passiert doch andauernd, nicht wahr? Aber ich saß gar nicht am Steuer. Ich saß nicht einmal im Auto. Wie ich schon sagte, ich war kein Raser und ich fuhr auch sonst nicht wie ein Idiot. Ich mochte mein Auto und wollte, dass es – und ich auch – in einem Stück blieb. Es war an einem Samstagnachmittag und ich war unterwegs, um mich mit ein paar Kumpels in der Stadt zu treffen. Ich wollte mich nicht lange aufhalten – eigentlich brauchte ich nur ein neues Shirt für den Abend. Überall wimmelte es von Weihnachtseinkäufern. Zwischen dem Parkplatz und dem Einkaufszentrum verlief eine Straße, auf der jede Menge los war. Die gegenüberliegende Fahrspur war leer, aber auf meiner Seite brummte der Verkehr. Ich joggte zur Kreuzung, drückte den Ampelknopf und wartete darauf, dass die Ampel umsprang. Als es Grün wurde, hielten die Autos an und ich betrat die Fahrbahn. Und dann spielte es sich ungefähr so ab: Ich kam bis zur Straßenmitte, als ich plötzlich ein Motorengeräusch hörte, viel zu laut und viel zu nah. Das Fahrzeug überholte nicht die wartenden Autos, sondern kam von der freien, unbefahrenen Straßenseite. Zumindest war sie kurz zuvor noch unbefahren gewesen. Ich erinnere mich noch, wie ich im letzten Moment den Kopf drehte und sah, wie sich das Sonnenlicht auf einer dunklen Kühlerhaube spiegelte – schwarz oder vielleicht auch blau. Scheißkerl, dachte ich und rannte Richtung Fußgängerweg. Siehst du nicht, dass es rot ist? Aber das Auto hielt nicht an, es wurde nicht einmal langsamer – und ich konnte ihm nur noch hinterherschauen, wie es wegfuhr. Der erste und letzte Buchstabe auf dem Nummernschild war ein S, alles andere war von Dreckspritzern verdeckt. Hinter mir fing jemand an zu schreien, sodass ich den Blick von der Straße weg zur Kreuzung richtete. Erst da sah ich, dass einige Leute aus ihren Autos gesprungen waren und sich dort versammelt hatten. Alle redeten durcheinander, ich hörte aufgeregte Stimmen, nahm aber nur Wortfetzen wahr. »… man darf ihn nicht bewegen …« »… ich habe den Krankenwagen gerufen …« »… macht doch mal Platz …« »… der Dreckskerl hat nicht mal gebremst, er ist einfach weitergefahren …« »… Nummernschild, aber er war viel zu schnell …« »… oh Gott, sein Kopf …« War jemand angefahren worden? Ich sah eine weinende Frau, die die Griffe eines Kinderfahrrads umklammerte, und mir wurde schlecht. Lag ihr Kind auf der Straße? Überall waren Leute, ich konnte nichts erkennen. Aber dann trat jemand zur Seite und ein kleiner Junge kam in Sicht, er stand neben der Frau. Ich merkte, dass er mich ansah, seine Augen waren riesig und dunkel; erschrocken wich er zurück und steckte den Daumen in den Mund. Ich lungerte auf dem Gehsteig herum und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich kam mir ziemlich blöd vor, tatenlos herumzustehen, aber was hätte ich denn tun sollen? Mit Erster Hilfe kannte ich mich nicht aus. Einfach weiterzugehen, kam mir aber irgendwie herzlos vor. Ich hatte einen seltsamen Geschmack im Mund und verspürte den Drang auszuspucken. Sirenen heulten. Das Geräusch kam rasch näher, dann waren blinkende Lichter zu erkennen und eine Ambulanz kam in Sicht. Zwei Sanitäter – ein Mann und eine Frau – sprangen aus dem Wagen und drängten die Schaulustigen zurück. Die Menge teilte sich und plötzlich verstummten alle. Ich sah die Beine der verletzten Person auf der Straße. Verrückt, dachte ich. Der Typ trägt die gleiche Jeans wie ich … Da war wieder dieser Geschmack in meinem Mund. So wie … Gewürze und Fleisch. Ich fuhr mit der Zunge über meine Zähne, aber eigentlich war es eher ein Geruch als ein Geschmack. Immer mehr Leute machten Platz und erst da sah ich eine Frau in mittleren Jahren, die sich über den Verletzten beugte und Mund-zu-Mund-Beatmung durchführte. Die Sanitäterin bückte sich und berührte sie am Arm. Die Frau lehnte sich zurück. Ein halb gegessenes Sandwich lag neben ihr, der Belag war auf dem Asphalt vertreut und das Brot war voller Blutspritzer. »Vor etwa einer Minute hat seine Atmung ausgesetzt«, sagte sie und strich sich die grauen Haare aus den Augen. »Ich bin Krankenschwester … ich habe dienstfrei … ich …« Ihre Stimme wurde übertönt von einem lauten Rauschen, das direkt aus meinem Kopf zu kommen schien. Ohne es zu merken, ging ich auf den Verletzten zu. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund war schlaff und stand offen. Dort, wo sein Kopf lag, war die Straße dunkler und glänzte nass, der feuchte Fleck war rund wie ein Kranz und wurde immer größer und breiter. Ich sah zu, wie der Sanitäter die Brust des Jungen bearbeitete und die Sanitäterin etwas auf sein Gesicht drückte. Ich kannte das Gesicht. Mein Gesicht. Ich hatte es also nicht bis auf die andere Straßenseite geschafft. Ein Wortschwall kam aus meinem Mund, aber ich hörte die Worte nicht und ich verstand sie auch nicht. Den anderen Leuten ging es genauso, das hatte ich inzwischen begriffen. Weil nämlich mein Körper dort drüben lag und geknetet und massiert wurde, aber ich selbst hier war, weit weg von ihm. Hilflos. Ein Zuschauer bei … bei was genau? Meinem eigenen Tod? »Zu spät.« Die Sanitäterin schüttelte den Kopf, hielt aber die Maske weiter auf das Gesicht. »Er ist von uns gegangen.« »Mach weiter.« Trotz der kalten Dezemberluft standen Schweißtropfen auf der Oberlippe des Sanitäters, der die Massage fortsetzte. »Nur noch ein bisschen.« »Ich bin hier!«, schrie ich und beugte mich über meinen Körper. »Ich bin nicht gegangen. Nicht aufhören – ihr dürft mich nicht aufgeben!« Und das taten sie auch nicht. Immer und immer wieder drückten sie auf meine Brust und ihre Stimmen lieferten dazu den gleichmäßigen Rhythmus, während sie sich gegenseitig Anweisungen zuriefen. Meine Brust hob und senkte sich, als Luft durch die Maske in meine Lunge gepresst wurde. Wie viele Sekunden waren vergangen? Wie viele Minuten? Es blieb nicht mehr lange Zeit, bis mein Körper endgültig schlappmachen würde und jener Teil von mir, der außerhalb meines Körpers war, jener Teil, der alles genau beobachtete, ebenfalls verloren gehen würde. Es sei denn … es sei denn, das war sie – die Wirklichkeit des Sterbens. War ich etwa schon tot? Nein, mein Leben durfte nicht vorüber sein. Noch nicht. Nicht jetzt, nicht auf diese Weise … Aber da war so viel Blut auf der Straße. Selbst wenn ich durchkam, was für ein Leben würde das sein? Wäre ich behindert? Wäre mein Gehirn geschädigt? Dann tat sich etwas. Da war auf einmal eine Art Sog, so ein Gefühl, als würde ein Magnet mich näher an meinen Körper heranziehen. Meine Brust fühlte sich eng an, schwer vom Gewicht eines anderen Menschen, und da war so ein künstlicher Geruch nach … Plastik. Ich sah, wie ich meine Augen aufschlug und dann … war ich nicht mehr außerhalb meines Körpers. Die Gesichter der beiden Sanitäter schwebten über mir. »Wir haben ihn wieder. Bleib bei uns, mein Junge.« Einen Moment lang fühlte ich mich taub, von Kopf bis Fuß taub. Bin ich gelähmt? Voller Panik versuchte ich, mich aufzusetzen. »Nein, ganz ruhig, jetzt nicht bewegen …« Also hatte ich mich bewegt. Gut. Ich hatte mich bewegt … ich war nicht … Anfangs waren es Nadeln, am ganzen Körper. Dann Schmerz. Ein unvorstellbarer Schmerz, wie ich ihn noch nie verspürt hatte. Jeder Pulsschlag schien meinen Kopf sprengen zu wollen. Es fühlte sich an, als würden mich Zähne malträtieren. Scharfe Zähne, von Tieren, die sich bekämpften und knurrten, weil jeder den größten Happen von meinem Gehirn haben wollte. Der Geruch von Blut drang sogar durch die Maske auf meinem Gesicht. Mein Hinterkopf war klebrig und heiß von Flüssigkeit. Ich konnte nur hoffen, dass es tatsächlich Blut war und nicht der Inhalt meines Schädels. Die Sanitäterin beugte sich über mich. Ihr Gesicht verschwand und tauchte wieder auf, verschwand und tauchte wieder auf, im Rhythmus der blinkenden Lichter hinter ihrem Kopf, die ihre Silhouette mal aufleuchten ließen und dann wieder nicht. Schmerz. Für alles andere war kein Platz. Sie fing an zu sprechen und ich versuchte, ihr zuzuhören und ihre Worte zu...


Michelle Harrison wurde 1979 in Grays, Essex geboren und verbrachte dort ihre Kindheit. Bereits in der Schule machte sie auf ihr literarisches und zeichnerisches Talent aufmerksam: Sie gewann einige Kunstpreise und einen Literaturpreis in ihrem Abschlussjahr. Bevor sie die Schule verließ, bemerkte ihr Englischlehrer in ihrem Abschluss-Jahrbuch: "Mach weiter mit dem Schreiben, Michelle. Du könntest eines Tages berühmt werden." Mit 19 zog sie nach Staffordshire, um dort Illustration zu studieren. Dort kam sie auch zum ersten Mal mit den Werken von Künstlern wie Arthur Rackham, Alan Lee und Brian Froud in Berührung. Sie alle haben Michelles Illustrationsstil geprägt. Die Grundlage für Hinter dem Augenblick, dem ersten Band ihrer Elfenseele-Trilogie, bildet eine Erinnerung an ein Ereignis aus ihrer Kindheit: Mit zehn Jahren erkundete sie mit einer Gruppe von Freunden ein nah gelegenes Waldstück, bekannt als Hangman's Wood, d.h. Henkerswald. Sie und ihre Freunden hatten alle von den mysteriösen Höhlensystemen unter der Erde gehört und wollten sie mit ihren eigenen Augen sehen. Diese Höhlen waren genauso Angst einflößend und gespenstisch wie sie sie sich vorgestellt hatte und wurden damit zur Grundlage für die Katakomben in Hinter dem Augenblick. Michelle Harrison war bereits als Buchhändlerin, Aufseherin in einer Galerie und als Kellnerin tätig. Zur Zeit arbeitet sie für die Oxford University Press als Redaktionsassistentin für Kinderbücher. Sie lebt in Oxford mit ihrem Lebensgefährten Darren und ihrer Katze Pepper.



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