Harris | ACT bei Trauma | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 640 Seiten

Harris ACT bei Trauma

Ein Leitfaden für die Arbeit mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-86781-289-4
Verlag: Arbor
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Leitfaden für die Arbeit mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie

E-Book, Deutsch, 640 Seiten

ISBN: 978-3-86781-289-4
Verlag: Arbor
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zurück ins Leben Ein integrativer Ansatz zur Bewältigung von Traumata ACT bei Trauma bietet ein flexibles, umfassendes Modell für die Behandlung des gesamten Spektrums traumabezogener Probleme - Sucht, Depression, Angststörungen, chronischer Schmerz, Schlaflosigkeit, Grübeln, Scham und Suizidalität. Russ Harris, international anerkannter ACT-Therapeut und erfolgreicher Buchautor, zeigt, wie Sie mit den auf Mitgefühl beruhenden Konzepten der Akzeptanz- und Commitment-Therapie Ihren Klientinnen und Klienten helfen: Sicherheit und Geborgenheit im Körper zu finden, Hyper- und Hypoarousal zu überwinden, Dissoziation aufzulösen, Selbstmitgefühl statt Selbstkritik zu kultivieren, sich zu erden, sich aus der Verstrickung mit leidvollen Gedanken zu lösen, mit schwierigen Emotionen umzugehen, traumatische Erinnerungen durch flexible Exposition zu transformieren, sich mit den eigenen Werten zu verbinden und diese zu leben, posttraumatisches Wachstum zu erleben.

Russ Harris ist Therapeut und ACT-Coach in Melbourne, Australien. Nachdem er sich von Steven Hayes, dem Begründer von ACT, ausbilden ließ, entwickelte er ein eigenes Trainingsmodel, das er in seinen Büchern und Workshops lehrt. Dabei verbindet der einstige Allgemeinmediziner Theorie stets mit Praxis und schwört auf die Leitwerte 'Einfachheit, Klarheit und Spaß haben'.
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Weitere Infos & Material


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Die vielen Masken von Trauma

„Trauma“ ist das griechische Wort für „Wunde“, und „Psyche“ ist das lateinische Wort für „Seele“. Mit diesen uralten Worten sind sowohl der klinische Begriff „psychisches Trauma“ als auch der poetische Ausdruck „Seelenwunde“ verbunden. Letzterer scheint mir wesentlich besser zu vermitteln, welch tiefe Qualen und welches Leiden im Allgemeinen mit einem Trauma verbunden sind. Der Schmerz durch solche Wunden – körperlich, emotional, psychisch und spirituell – kann jeden Bereich des menschlichen Lebens betreffen, und oft sind die Auswirkungen verheerend: ein zerstörtes Weltbild, ein gebrochenes Selbstgefühl, der Verlust von Vertrauen, Sicherheit oder Sinn, um nur einige Beispiele zu nennen.

Seelenwunden können in jedem Alter auftreten. Bei manchen Menschen beginnt das Trauma in der Kindheit mit dem Missbrauch durch Bezugspersonen, andere sind schon erwachsen, wenn etwas ihre Welt zerreißt. Wenn solche das ganze Leben erschütternde Ereignisse auftreten, können sie alles in Mitleidenschaft ziehen: Beziehungen, Beruf, Freizeit, Finanzen, physische und mentale Gesundheit, ja die Struktur des Gehirns selbst.

In der ACT, der Akzeptanz- und Commitment-Therapie, beschäftigen wir uns intensiv mit jedem Aspekt solcher seelischer Wunden – mit Kognitionen, Emotionen, Erinnerungen, Körperempfindungen, Impulsen, physiologischen Reaktionen und dem Körper selbst. Gelegentlich stellt das eine große Herausforderung für uns dar. Es löst unweigerlich eigene schmerzhafte Gedanken und Gefühle aus. Das können Angst, Traurigkeit oder Schuldgefühle sein, Frustration oder Enttäuschung, Sich-Sorgen, Selbstzweifel oder Selbstkritik. Wenn wir jedoch unangenehme Gefühle zulassen, tief in unser Mitgefühl hineinspüren und einen besonderen, geschützten Raum schaffen, einen Raum, in der wir Seite an Seite mit unseren Klientinnen und Klienten stehen und ihnen helfen, ihre Vergangenheit zu heilen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und eine neue Zukunft aufzubauen, dann ist unsere Arbeit zwar oft sehr anstrengend, aber auch zutiefst lohnend.

Was ist Trauma?


Erstaunlicherweise findet man problemlos eine Definition für die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), aber es ist schwer, auf eine klare Definition von Trauma zu stoßen. Damit wir uns nicht missverstehen, folgt hier meine eigene. Es ist nicht die „richtige“ oder die „beste“ Definition, sondern nur eine, die für unsere Zwecke funktioniert.

Bei einem „traumatischen Ereignis“ ist ein signifikanter Grad an tatsächlicher oder angedrohter körperlicher oder psychischer Verletzung vorhanden. Das Spektrum reicht von Fehlgeburt bis Mord, von Scheidung, Tod und Katastrophen bis zu Gewalt, Vergewaltigung und Folterung, von Unfällen, Verletzungen und Krankheiten bis zu der medizinischen und chirurgischen Behandlung dieser Dinge. Handeln kann es sich auch um Ereignisse, bei denen wir etwas, was unser moralisches Gefühl verletzt oder ihm zuwiderläuft, anstiften, begehen, nicht verhindern oder beobachten.

Zu einer „traumatischen Störung“ gehören:

  1. die direkte oder indirekte Erfahrung traumatischer Ereignisse,
  1. quälende emotionale, kognitive und physiologische Reaktionen auf diese Erfahrung,
  2. die Unfähigkeit, wirksam mit den eigenen quälenden Reaktionen umzugehen.

Wenn ich in diesem Buch das Wort „Trauma“ verwende, steht das für „traumatische Störung“, einen Sammelbegriff für eine riesige Zahl an durch Trauma entstehenden Problemen. Dazu gehören PTBS, Drogen- und Alkoholprobleme, Beziehungsprobleme, Depression, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Schlafstörungen, moralische Verletzung, das chronische Schmerzsyndrom, sexuelle Probleme, Aggression und Gewalt, selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, die anhaltende Trauerstörung, Bindungsstörungen, Impulsivität und mehr. Übrigens wird PTBS im Vergleich mit den vielen anderen Formen von Trauma nur selten klar diagnostiziert.

Viele dieser Probleme maskieren die ihnen zugrunde liegende Traumageschichte, sodass diese tief vergraben und lange vergessen bleibt. Und obwohl wir von einer „einfachen“ Traumatisierung (einer Reaktion auf ein schweres traumatisches Ereignis) und einer „komplexen“ Traumatisierung sprechen (vielen traumatischen Ereignissen über einen langen Zeitraum hinweg, der oft in der Kindheit beginnt), gibt es zwischen diesen Extremen viele Facetten. Unabhängig davon, wie einfach oder komplex ein Trauma sein mag, sind immer drei Ströme von Symptomen beteiligt, die beständig ineinander- und auseinanderfließen.

  • Wiedererleben von traumatischen Ereignissen: Solche Ereignisse werden auf unterschiedliche Weise wiedererlebt, darunter durch Albträume, Flashbacks und Grübeln sowie durch störende Kognitionen und Emotionen.
  • Extreme Über- und Untererregung: Wir werden uns später ausführlich mit diesen Begriffen befassen; beschränken wir uns vorläufig auf die Grundlagen. In der therapeutischen Arbeit sprechen wir nicht von „Übererregung“, sondern von der „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“, durch die Wut, Reizbarkeit, Angst, Nervosität, Hypervigilanz, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche entstehen. Ebenso sprechen wir nicht von „Untererregung“, sondern von einer „Erstarrungsreaktion“, bei der der Körper erstarrt und abschaltet, was sich in Apathie, Lethargie, Abwesenheit, emotionaler Betäubung und dissoziativen Zuständen äußert.
  • Psychische Inflexibilität: Das übergeordnete Ziel der ACT ist es, psychische Beweglichkeit oder Flexibilität zu entwickeln. Das ist die Fähigkeit, präsent, fokussiert und konzentriert auf das zu sein, was wir gerade tun, uns unserer Erfahrung vollständig zu öffnen, zuzulassen, dass unsere Kognitionen und Emotionen so sind, wie sie im jeweiligen Moment eben sind, und wirksam zu handeln, geleitet von unseren Werten. Einfacher ausgedrückt: „Präsent sein, sich öffnen und tun, worauf es ankommt.“
  • Die Kehrseite dieses Ziels ist psychische Inflexibilität, die aus folgenden Faktoren besteht:
    • Kognitive Fusion: Unsere Kognitionen, darunter Gedanken, Bilder, Erinnerungen, Schemata und Grundüberzeugungen, dominieren unser Bewusstsein und unser Handeln.
    • Erlebensvermeidung: Der kontinuierliche Versuch, unerwünschte Kognitionen, Emotionen, Körperempfindungen und Erinnerungen zu vermeiden oder loszuwerden, selbst wenn das problematisch ist.
    • Wertferne: mangelnde Klarheit über unsere zentralen Werte oder Abkoppelung davon.
    • Unzweckmäßiges Handeln: ineffektive Verhaltensmuster, die das Leben meist langfristig verschlechtern, darunter sozialer Rückzug, selbstverletzendes Verhalten und exzessiver Drogengebrauch.
  • Kontaktverlust mit dem aktuellen Moment: Ablenkbarkeit, Abwesenheit, Abgetrenntheit von Gedanken und Gefühlen.

Diese drei Ströme von Symptomen – das Wiedererleben von Trauma, extreme Über- oder Untererregung, psychische Inflexibilität – überlagern und verstärken sich auf ebenso vielfältige wie komplexe Weise, wodurch ein wahrhaft riesiges Spektrum an klinischen Erscheinungen zutage tritt.

Was ist traumafokussierte ACT?


Traumafokussierte ACT (TFACT) ist weder eine bestimmte Methode im Sinne einer Handlungsanweisung noch eine Behandlung für eine bestimmte Störung wie etwa PTBS. Es ist ein auf Mitgefühl gegründeter und expositionszentrierter Ansatz zur Arbeit mit der ACT, der vom Trauma ausgeht. Er stützt sich auf relevante Gebiete wie die Evolutionswissenschaft, die Polyvagal-Theorie, die Bindungstheorie und die Inhibitory Learning Theory; er ist traumabewusst, indem er die mögliche Rolle von Trauma bei einem breiten Spektrum an klinischen Erscheinungen im Blick hat; und er ist traumasensitiv, indem er die Risiken von Erfahrungsarbeit – vor allem der Achtsamkeitsmeditation – berücksichtigt.

Die TFACT besteht aus drei miteinander verflochtenen Strängen, die sich allen traumabezogenen Problemen widmen: dem Leben in der Gegenwart, der Heilung der Vergangenheit und dem Aufbau der Zukunft.

In der Gegenwart leben. Das ist der Hauptaspekt unserer Arbeit in der TFACT. Wir helfen unseren Klientinnen und Klienten dabei zu lernen, wie man sich erdet und zentriert; wie man wahrnimmt, wenn man abschaltet oder in einen dissoziativen Zustand verfällt und die Aufmerksamkeit dann wieder aufs Hier und Jetzt richtet; wie man eine Verbindung zum eigenen Körper aufbaut und sich darin „zu Hause“ fühlt; wie man entkräftende Übererregung und lähmende Untererregung überwindet; wie man als Reaktion auf den eigenen Schmerz mit Selbstmitgefühl reagiert; wie man sich darauf konzentriert, was man gerade tut; wie man sich dabei unterbricht, über die Vergangenheit nachzugrübeln und sich Sorgen über die Zukunft zu machen; wie man Zugang zu einem flexiblen, integrierten Selbstgefühl bekommt; wie man den Fokus der Aufmerksamkeit entsprechend den Anforderungen verengt, erweitert, aufrechterhält und verlagert; wie man Emotionsregulation im Sinne der ACT praktiziert; wie man angenehme Erfahrungen genießt und wertschätzt; und wie man sich mit den eigenen Werten verbindet, nach ihnen lebt und handelt. Dazu gehört auch das jeweils erforderliche Training von Kompetenzen (zum Beispiel von Durchsetzungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit), mit denen ein wertebasiertes Leben möglich ist.

Die Vergangenheit heilen. Hier erforschen wir mit den Klientinnen und Klienten, wie ihre Vergangenheit ihre gegenwärtigen Gedanken, Gefühle und...



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