E-Book, Deutsch, Band 1873, 144 Seiten
Reihe: Julia
Harper Sag: Ja, ich will
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86295-413-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1873, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86295-413-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Solange die scheue Fern zurückdenken kann, war Josh Adams ihr heimlicher Traummann - und sie für ihn immer nur die kleine Schwester seines besten Freundes! Nie hätte sie gewagt, ihm ihre große Sehnsucht zu gestehen! Doch jetzt bringt eine verrückte Schatzsuche quer durch London sie und Josh als Team zusammen. Am Trafalgar Square treffen sie sich, im Covent Garden tanzt Josh mit ihr. Und in der National Gallery küsst er sie zum ersten Mal unendlich zärtlich! Sieht er in Fern endlich, was sie wirklich ist - die Frau ist, die mit ihm ihr Leben verbringen will?
Als Kind wurde Fiona dauernd dafür gehänselt, ihre Nase ständig in Bücher zu stecken und in einer Traumwelt zu leben. Dies hat sich seitdem kaum geändert, aber immerhin hat sie durch das Schreiben ein Ventil für ihre unbändige Vorstellungskraft gefunden. Fiona lebt in London, doch sie ist auch gern im schottischen Hochland oder genießt Sommernachmittage in der grünen englischen Landschaft. Sie tanzt gern und kocht mit Vorliebe Gerichte mit Zimtgeschmack. Natürlich kann sie sich immer noch nicht von einem guten Buch oder Film lösen, vor allem Liebesromanzen lassen sie nicht los. Allerdings muss sichergestellt sein, dass immer ausreichend Taschentücher vorrätig sind, denn sie weiß, sie wird sie brauchen, unabhängig davon, ob das Ende glücklich oder traurig ist.
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2. KAPITEL
Der Geräuschpegel in dem Café war nur noch ein gedämpftes Gemurmel. Irgendwo klimperte ein Löffel gegen eine Tasse. Fern erstarrte und ließ sich zurück auf den Stuhl fallen, während sie fassungslos registrierte, wie sich zwei Augenpaare erwartungsvoll auf sie richteten. Vergeblich hatte sie versucht, Lisette daran zu hindern, die verhängnisvollen Worte auszusprechen. Ihre Mitbewohnerin hatte die Frage trotzdem gestellt: „Wirst du meinen Platz einnehmen und für mich springen?“
Langsam legte Fern die Hände übereinander, während sie Lisette unverwandt ansah. Sie holte tief Luft. In jeder anderen Woche hätte sie keine Sekunde darüber nachgedacht. Ein Bungee-Sprung! Nie und nimmer. Was fiel Lisette nur ein?
Doch die Frage war gestellt worden, und auch Simon schaute sie hoffnungsvoll an. Er zählte auf sie – die Leukämie-Stiftung zählte auf sie. Wenn sie sich weigerte, verlor sie die fünfhundert Pfund, die Lisette ihr für den Gewinn der Wette zugesagt hatte.
Schicksalsergeben sank sie gegen die Stuhllehne.
„Ja, ich mache es.“
Simon sah aus, als würde er ihr gleich um den Hals fallen. Nach kurzem Zögern beugte er sich vor und drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. „Fern, das ist großartig. Vielen, vielen Dank. Wenn du Lisettes Platz einnimmst, können wir unser Ziel immer noch erreichen.“
Fern fühlte sich völlig benommen. Sie bekam kaum etwas von dem Rest der Unterhaltung mit. Simon schwärmte, wie wunderbar alles werden würde. Als er endlich aufhörte zu reden, waren von ihrer Mittagspause nur noch fünf Minuten übrig geblieben. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie zu spät ins Büro kommen, denn es gab da ein paar Dinge, die sie Lisette sagen musste, und die konnten absolut nicht warten.
Beide beobachteten schweigend, wie Simon seine Sachen zusammenpackte, sich verabschiedete und das Café verließ.
„Ich kann auf keinen Fall einen Bungee-Sprung machen!“
„Doch, das kannst du!“
„Nein, kann ich nicht.“
Lisette hob eine Augenbraue und presste den Mund zusammen. „Zu spät. Du hast bereits zugesagt.“
Fern seufzte tief. Es musste doch einen Weg geben, um aus dieser Geschichte wieder herauszukommen. Ein Hintertürchen, ein legitimer Grund, weshalb sie den Sprung nicht durchziehen konnte … Einen Augenblick … Ihr fiel gleich etwas ein …
Plötzlich lehnte sie sich entspannt zurück und kreuzte die Arme über der Brust. „Als wir uns über die Regeln und Konditionen unterhalten haben, da hast du selbst gesagt, dass ich nichts Gefährliches machen muss.“
Lisette hob erneut eine Augenbraue. „Netter Versuch, aber der Sprung wurde als eindeutig sicher und unbedenklich eingestuft. Du selbst hast die ganzen Gutachten kontrolliert, erinnerst du dich? Also, wenn es für alle anderen Springer eine sichere Sache ist, warum dann nicht auch für dich?“
Verdammt! Ihre eigene Effizienz machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
„Du musst es nicht tun, wenn du es nicht willst.“ Lisette rührte mit dem Löffel in ihrem Cappuccino. „Aber dann verfallen die fünfhundert Pfund und die vierhundert Pfund der Sponsoren, die die Leute mir für meinen Sprung versprochen haben.“
Fern sah sie mit offenem Mund an. „Vierhundert Pfund! Wie hast du das geschafft?“
„Erinnerst du dich an diese historische Serie, die ich vergangenen Monat gedreht habe? Die, in der ich eine Milchmagd aus dem achtzehnten Jahrhundert gespielt habe?“
Fern nickte. Sie war sich nicht ganz sicher, wo das jetzt hinführen sollte.
„Okay, dieses Korsett hat meine Brüste wirklich fantastisch aussehen lassen, und da waren zahlreiche stramme Burschen, die nichts Besseres zu tun hatten, als stundenlang rumzustehen und mein Dekolleté anzustarren …“
Josh nahm die Stufen der Rolltreppe zwei auf einmal und dachte bereits daran, einfach über die Absperrung zu springen. Doch unter den aufmerksamen Blicken eines Londoner U-Bahn-Angestellten entwertete er sein Ticket und rannte dann durch die Halle hinaus auf die Straße voller Verkehr und Hektik.
Er war spät dran.
Seine Mum hatte durch Helen Chambers von diesem Wohltätigkeits-Bungee-Springen gehört und wusste, dass es am Ende dieser Straße stattfand. Der Sprung sollte nur der Anfang sein. In seiner Hosentasche befand sich die herausgerissene Anzeige aus der Zeitung seines Dads – das war sein eigentliches Ziel. Die vergangenen sechs Monate hatte er nonstop gearbeitet. Jetzt brauchte er unbedingt ein bisschen Spaß!
Als er den Kran erreichte, waren die ersten Freiwilligen bereits gesprungen, und ein weiterer hing kopfüber an dem Seil und wurde gerade zu Boden gelassen. Während er sich registrieren ließ und danach, als er zum Aufzug ging, der ihn auf die Plattform hoch oben auf dem Kran bringen würde, ließ Josh seinen Blick über die Menge schweifen.
Für sein nächstes Projekt brauchte er einen Partner, und hier musste sich doch ein Typ finden lassen, der zu einem kleinen spontanen Abenteuer bereit war. Jemand, der körperlich fit war und über ein bisschen Grips verfügte. Jemand, der willens war, vier Tage durch die City zu rennen und im Idealfall mit fünftausend Pfund in der Tasche nach Hause zu gehen.
Sobald er die Plattform auf der Spitze des Krans erreicht hatte und sich in die Schlange einreihte, begutachtete er die anderen Springer etwas genauer. Das Ergebnis war nicht gerade vielversprechend. Einige ältere Leute, ein schlaksiger Kerl, der wie ein erstarrtes Kaninchen aussah, und ein paar junge Mädchen.
Eine weitere Person sprang, und die Reihe rückte einen Schritt vor. Noch sieben Leute vor ihm, dann stand seinem Adrenalinrausch nichts mehr im Wege. Es gab kaum etwas Besseres. Interessiert beobachtete er, wie die nächste Freiwillige vortrat und das Elastikseil um ihre Knöchel befestigt wurde.
Die Frau stand stocksteif und starrte auf die City hinunter. Die meisten anderen hatten gekichert und Scherze gemacht, während das Seil befestigt wurde, doch sie gab keinen Mucks von sich. Josh legte den Kopf schräg. Verdammt hübsche Beine. Und wunderschönes aschblondes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, an dem der Wind zauste. Er lächelte leicht. Vielleicht würde er versuchen, ihre Nummer zu bekommen, wenn sie beide wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Er mochte Frauen, die mutig und temperamentvoll waren. Also gut, keine seiner Beziehungen hielt lang, aber solange sie dauerten, waren sie unheimlich aufregend, und er hatte noch ein paar Wochen in London vor sich. Also warum nicht?
Doch genau in diesem Moment drehte sie sich um, und er wusste ganz genau, warum nicht.
Er brauchte ihre Nummer nicht, denn die hatte er bereits.
Fern? Ryans schüchterne kleine Schwester wagte einen Bungee-Sprung? Er schüttelte den Kopf.
Die Reihe war an ihr, doch sie schien wie erstarrt. In diesem Moment trat ihm ein Bild vor Augen – Fern, wie sie zitternd auf dem Fünfmeterbrett im Schwimmbad stand, die Arme an die Seiten gepresst und das Kinn nach oben gereckt. Damals hatte er die Furcht in ihren Augen gesehen, und auch jetzt las er sie in ihrem Gesicht. Sofort wusste er, was er zu tun hatte.
Die anderen Springer begannen zu murren, als er sich an ihnen vorbeischob, bis er schließlich direkt hinter ihr stand. Sie riss den Kopf herum und gab einen erstickten Laut von sich. Ihre Augen wirkten glasig. Sie schien seine Anwesenheit nicht mal zu bemerken.
Rasch trat er noch einen Schritt vor und legte die Hände um ihre Taille, um ihr aufmunternde Worte ins Ohr zu flüstern. Was genau er sagte, wusste er gar nicht, denn plötzlich konnte er nur daran denken, wie warm sie sich anfühlte und dass sie beim letzten Mal, als er sie umfasst hatte, eindeutig noch nicht so viele Kurven gehabt hatte.
Josh hatte so viele dieser Sprünge gemacht, dass er sie nicht mal mehr zählen konnte, doch er war sich verdammt sicher, dass es Ferns erstes Mal war. Deshalb sprach er weiter beruhigend auf sie ein, was gar nicht so einfach war, denn der Duft ihres Haars lenkte ihn ab.
Als er spürte, wie sich ihre Anspannung etwas legte, zählte er bis drei, und dann – ehe er seinen plötzlichen Wunsch analysieren konnte, sie festzuhalten und dicht an sich zu ziehen – fiel sie nach unten, und er umfasste nur leere Luft.
Josh breitete die Arme weit aus – bis in die Fingerspitzen streckte er sich –, hob das Gesicht der Sonne entgegen und überließ der Schwerkraft den Rest. Ein tief empfundener Jubelschrei entrang seiner Brust.
Kurz fragte er sich, ob Fern dasselbe Gefühl von Freiheit verspürt hatte. Er hoffte es. Als sich das Elastikband um seine Füße anspannte und er nach oben katapultiert wurde, durchzuckte ihn eine jähe Erkenntnis.
Er brauchte keinen Mann, der ihm bei seinem nächsten Projekt half; er brauchte eine Frau. Eine Frau, die clever war und belastbar und die diese Stadt in- und auswendig kannte. Eine Frau, der er vertrauen konnte.
Er brauchte Fern.
Allmählich spürte sie jeden einzelnen Stein auf dem staubigen Boden, auf dem sie saß, weh, doch das war ihr egal. Auch wenn sie sich schmutzig machte. Noch nie hatte es so gutgetan, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.
Sie gönnte sich noch eine weitere Minute, ehe sie den Blick hob und in den Himmel schaute. Der Anblick des Krans reichte aus, um ihr erneut ein flaues Gefühl im Magen zu bereiten.
War es wirklich Josh gewesen, der ihr...