Harper | CORAS GEHEIMNISVOLLE RÜCKKEHR | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 306 Seiten

Harper CORAS GEHEIMNISVOLLE RÜCKKEHR

Der Krimi-Klassiker!
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7487-7794-6
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Krimi-Klassiker!

E-Book, Deutsch, 306 Seiten

ISBN: 978-3-7487-7794-6
Verlag: BookRix
Format: EPUB
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Kümmern Sie sich um das Wunder von Muscatine!, befahl mir der Chefredakteur des New York Globe. Was für ein Wunder? Die Hellseherin und Telepathin Bella Merlin behauptete, die millionenschwere und berückend schöne Cora Latour, Opfer eines geheimnisvollen Unfalls, soll ein Jahr nach ihrem Tod aus dem Grab auferstanden und wieder nach Hause zurückgekehrt sein... bestaunt von ihren Angehörigen und allen Einwohnern des Städtchens Muscatine. Und als ich in Muscatine - im tiefsten Süden der USA - nachzuforschen begann, stieß ich auf eisige Ablehnung... Der Roman Coras geheimnisvolle Rückkehr - ein klassischer Crime-Noir-Thriller - von Frank Harper erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1980. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

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  Erstes Kapitel
    Ich wusste nicht, worauf ich mich eingelassen hatte, als ich in Cincinnati an Bord der Delta Queen ging. Sie war ein altes Schiff, der letzte Raddampfer auf dem Mississippi. Ihr Rumpf war schwarzer Stahl, ihre vier Decks waren weiß gestrichen, und ihr großes Doppelrad am Heck trieb sie langsam, doch beharrlich dahin. Wenn es hochkam, schaffte sie ihre zwölf Meilen die Stunde, und nach New Orleans brauchte sie nicht einen Tag länger als vor hundert Jahren, zehn Tage insgesamt. Ich fuhr nach New Orleans zum Mardi Gras, dem großen Karneval des Südens, der in Amerika nicht weniger berühmt ist als in Europa der Karneval von Nizza oder von Venedig. An Bord gab es nichts, womit man sich beschäftigen konnte. Radio oder Fernsehen schienen nie erfunden. Es gab auch keine Schiffszeitung, sodass es unmöglich war, sich auch nur über die wichtigsten Ereignisse auf dem Laufenden zu halten. Die Weltpolitik stand gleichsam still. Sicher, ich hatte Zeit, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben, nur war ich nicht daran gewöhnt, so viel Zeit zu haben. Ich versuchte es mit Büchern, die ich bald ungeduldig zuschlug, und oft trieb mich meine Hast im Laufschritt ums Promenadendeck, an Dutzenden von Liegestühlen vorüber, aus denen mir Menschen mit leiser Verzweiflung zulächelten. Etwas abseits lag das Mädchen, das Roberta hieß, das lange, seidig-blonde Haar halb über das Gesicht geweht und die graublauen Augen sinnend auf ein Buch gerichtet. Zuweilen machte sie eine kleine vergebliche Geste, sich das Haar aus der Stirn zu streichen. Das Buch, in dem sie las oder zu lesen schien, war ziemlich abgegriffen. Sie schien mich nicht zu beachten. Es fiel mir aber doch auf, dass sie jedes Mal den Blick hob, wenn ich mich von ihr entfernte, und dass sie mir dann eine Weile nachsah. Sie war ungewöhnlich schön, und ich hatte das Gefühl, sie schon irgendeinmal irgendwo gesehen zu haben. Ihr voller Name war Roberta Gregg, wie ich von einem Steward in Erfahrung gebracht hatte. Sie schien deutscher Herkunft zu sein. Meine Ungeduld gab sich erst nach Tagen, als wir Memphis, Tennessee, hinter uns gelassen hatten. Plötzlich hörte ich auf, mich nach klingelnden Telefonen, Schreibmaschinen und Fernschreibern zu sehnen, und ich blickte den Flugzeugen, die gelegentlich in Sicht kamen, nicht mehr mit Neid nach. Wir näherten uns dem tiefen Süden, und in einer Nacht war es so still, dass ich die Barrel-House-Blues, gesungen von Negern an einem Lagerfeuer am Arkansas-Ufer, hören konnte. Tagsüber schwelte die Hitze über dem Mississippi, dem großen melancholischen Strom, der sich in endlosen Windungen dahinzieht, zuweilen in einem harten Silbergrau und zuweilen graugrün schimmernd, mit den Schatten von seltsamen Bäumen an den dschungelgleichen Ufern. Mein Zeitgefühl funktionierte nicht mehr. Es gab nur noch den Fluss, die Ufer, die Zeitlosigkeit. Es mochte 1850 und nicht 1957 sein. Eines Morgens enttäuschte es mich, Miss Gregg noch nicht in ihrem Liegestuhl vorzufinden. Dagegen fand ich das Buch, in dem sie so oft las, in ihrem Liegestuhl, und ich griff danach. Trotz des halb zerrissenen Umschlags konnte ich den Titel doch entziffern. Das Buch hieß Die vier Freiheiten, sein Verfasser hieß Frank Jones. Frank Jones, das war ich, und das Buch, 1945 erschienen, enthielt meine Kriegserlebnisse in Deutschland, Frankreich und Japan. Damals war ich amerikanischer Kriegskorrespondent gewesen. Später hatte man mich auch nach Korea geschickt. In jenen Jahren war ich ein etwas wilder und abenteuerlicher junger Mann gewesen, und ich hatte an den Kriegen eine Art von bitterem Spaß gehabt. Übrigens war es kein schlechtes Buch, das ich jetzt, seltsam berührt, in der Hand wog. Es war ein Stück meiner Jugend. Vor zwölf Jahren und noch lange hinterher war ich stolz auf das Buch gewesen, und es freute mich, dass es noch nicht ganz vergessen war. Ich versuchte, die vier Freiheiten, für die Amerika in den Krieg gegangen war, aufzuzählen. Komisch – eine fiel mir nicht mehr ein. Ich war jetzt 42, und mein einstiger Idealismus war längst zum Teufel gegangen. Aus meinen Gedanken schreckte ich auf, als Roberta Gregg plötzlich vor mir stand. Sie duftete wie ein ganzer Korb voll Blumen. Unwillkürlich musste ich lächeln. »Verzeihen Sie... ich habe nur einen Blick in dieses Buch geworfen«, sagte ich. Ohne auf mein Lächeln einzugehen, nahm sie mir das Buch aus der Hand. »Schmeichelt es Ihnen etwa, dass ich in Ihrem Buch lese, Herr Jones?« Ich sah sie überrascht an. Schon einmal hatte ich das Gefühl gehabt, dass sie mir nicht fremd war. Dieses aparte Gesicht musste ich doch schon einmal gesehen haben, vielleicht in New York... »Es schmeichelt mir, dass Sie wissen, wer ich bin«, sagte ich in einem etwas idiotischen Ton, der mir selbst wehtat. Ihr Gesicht drückte nichts als Gleichgültigkeit aus. »Was ist daran so schmeichelhaft? Ein Steward sagte mir, wer Sie sind.« Ich konnte mein Gesicht nicht von ihr wenden. Ihr Körper war schmal und elegant, und aus der weißen Hemdbluse, die sie zu einfachen weißen Leinenslacks trug, hoben sich überraschend die fraulichen Formen ab. Ich blickte auf ihr feines, ovales Gesicht, auf ihre klare, doch ein wenig gerunzelte Stirn, auf ihr langes, seidig-blondes Haar. Mein Blick richtete sich auf ihre großen graublauen Augen, deren Glanz leicht verschleiert war, wie von einer geheimnisvollen Trauer, auf ihre kleine empfindliche Nase, auf ihren nicht lächelnden Mund. Es war nur in Gedanken, dass ich sie an mich zog, nur in Gedanken, dass ich sie auf den Mund küsste, tief und besinnungslos. Meine Gedanken entsetzten mich, und unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, aus Angst, mich wirklich zu vergessen. Das war mir noch nie mit einer Frau passiert. Schließlich fragte ich: »Darf ich wissen, wo Sie dieses alte Buch von mir aufgetrieben haben?« »Jemand schenkte es mir. Ich weiß nicht mehr wer, wo und wann.« »Gefällt es Ihnen?« »Es gefiel mir, als ich es zuerst las. Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Heute gefällt es mir nicht mehr.« »Insbesondere was nicht?« »Es ist wohl doch etwas zu oberflächlich, Herr Jones.« Einen Augenblick später nickte sie mir kurz zu, wie zum Zeichen, dass sie es vorzog, für sich allein zu bleiben. Ich sah noch, dass sie sich in ihrem Liegestuhl niederließ und die obersten Knöpfe ihrer Hemdbluse aufzuknöpfen begann, und dann entfernte ich mich lächelnd, doch mit dem deutlichen Gefühl, abgelehnt worden zu sein. Am Heck der Delta Queen trat ich an die Reling und starrte in den schäumend weißen Gischt, den das Doppelrad aufwühlte. Ich war beunruhigt, und die Monotonie des Flusses, der als Old Man River besungen wird, lastete auf mir. Ich starrte in das Dickicht beider Ufer, auf die gigantischen Zypressen, die von Spanischem Moos fast erdrosselt wurden, auf die wilden Magnolienbüsche. Und dabei dachte ich an Roberta Gregg. Doch der Name sagte mir nichts. Wer war dieses Mädchen, und warum hatte ich das Gefühl, dass sie mir keine Fremde war? Abends wurde der Paw Paw Patch getanzt. Es war ein Tanz, mit Verbeugungen der Herren und Knicksen der Damen, der zur Tradition der alten Mississippi-Raddampfer gehört, und einer der Passagiere am Klavier in der Halle mit den dunkel glänzenden Mahagoniwänden spielte die Musik dazu. Ich hatte auf den Abend gewartet, und sobald die Musik begann, ging ich auf Miss Gregg zu. »Darf ich mit Ihnen tanzen?« Sie erhob sich und stand aufrecht und schmiegte sich, mit unpersönlichem Ausdruck, in meine Arme, und ich tanzte mit der Förmlichkeit, die sie mir aufzwang. Von allen Frauen war sie die Einzige, die kein Abendkleid trug. Ihr Kleid war aus schwarzem Organdy, etwas streng, und es war am Hals geschlossen. Sie trug es, als wollte sie damit kundtun, dass sie es nicht darauf anlegte, zu gefallen. Sie trug auch keinen Schmuck und kaum Aufmachung. Es war, als lehnte sich ihre fast phantastische Schönheit gegen irgendetwas auf. Und dabei dieser Blumenduft... Ich tanzte mit gerunzelter Stirn, in einer gewaltigen Anstrengung, mich zu erinnern. »Miss Gregg, besteht irgendeine Möglichkeit, dass ich Sie kenne?« Sie lachte auf, es klang etwas heiser. Es war zum ersten Mal, dass sie amüsiert schien. »Ist das ein Annäherungsversuch, Herr Jones?« »Nein, sicher nicht. Ich meine es ernst. Sind Sie aus New York?« »Nein... Doch vor sieben Jahren war ich einmal in New York.« Vor sieben Jahren war ich in Korea gewesen, und das schied aus. »Wo leben Sie jetzt?« »Meistens im Westen. In Los Angeles, San Francisco, Las Vegas.« »Sie reisen also viel?« »Ich bin immer auf der Reise.« »Immer?« »Lange bleibe ich nirgends.« Zu einer Frau, die immer auf Reisen war, hatte ich nie in Beziehungen gestanden, und doch schienen mir ihre Stimme, ihre Geste und ihre eigenwillige Persönlichkeit vertraut. »Haben Sie etwas mit Sport zu tun?« »Wie kommen Sie darauf?« »Ich bin Sportreporter für den New York Globe. Wäre es nicht möglich, dass ich Sie einmal in einer Sportarena gesehen habe?« »Weder spiele ich Tennis, noch reite ich Turnierpferde.« Ihr Mund verzog sich spöttisch und bitter. »Ich bin auch keine Ringkämpferin.« »Sind Sie vom Theater oder Film?« »Nein, auch das nicht. Geben Sie es auf, Herr Jones. Dass ich ein Buch von Ihnen besitze, beweist noch lange nicht, dass wir uns kennen.« Als...



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