E-Book, Deutsch, Band 0022, 144 Seiten
Reihe: Julia
Hardy Tanze mit mir in den Morgen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-0709-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0022, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-0709-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Prognose der Ärzte: Ein Leben im Rollstuhl. Der Wunsch seiner Frau: Die Scheidung. Für Liam Flynn ist nach einem Unfall nichts mehr so, wie es war. Aber seine Karriere als Profitänzer kampflos aufgeben? Niemals. Jetzt erwartet Liam in der TV-Tanzshow des Jahres ein grandioses Comeback. Doch seine prominente Tanzpartnerin, Moderatorin Polly Adams, stellt sich auf dem Parkett alles andere als geschickt an. Und nicht nur das bringt Liam völlig aus dem Konzept, sondern auch das hinreißende Funkeln in ihren Augen. Ist nicht nur der Sieg in Gefahr, sondern auch sein Herz?
Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert? Bereits vor ihrem ersten Schultag konnte Kate Hardy fließend lesen. Mit blühender Fantasie dachte sie sich Geschichten aus und schrieb sie auf einer Schreibmaschine nieder, die sie zu ihrem sechsten Geburtstag bekommen hatte. Ihren ersten Liebesroman, der niemals veröffentlicht wurde, schrieb sie mit dreizehn Jahren. Kate Hardy studierte englische Literatur des Mittelalters, heiratete und bekam zwei Kinder. Sie arbeitete freiberuflich als Journalistin im Gesundheitsbereich, doch ihre wahre Berufung fand sie erst, als sie ihr Interesse für Medizin mit Romantik verband und ihren ersten Arztroman schrieb, der auf Anhieb das Lesepublikum begeisterte. Seitdem hat sie weitere 33 Arztromane, einige erotische Liebesromane und mehrere Sachbücher zum Thema Gesundheit geschrieben.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
„Süße, ich weiß, dass du zurechtkommst, aber ich war sowieso gerade in der Gegend. Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um hallo zu sagen und …“ Shona unterbrach sich mitten im Satz, als sie einen genaueren Blick auf Polly warf. „Was ist mit deinen Haaren passiert?“
„Ich habe sie gestern Abend abgeschnitten.“ Mit einer Nagelschere. Die langen blonden Locken, die Harry so an ihr gemocht hatte, waren in den Mülleimer gewandert. Sie existierten nicht mehr. So wie Pollys bisheriges Leben.
„Abgeschnitten? Du siehst aus, als wärst du unter einen Rasenmäher gekommen. Weiß Fliss davon?“
„Äh, nein.“ Denn Polly war klar, dass ihre beste Freundin bei diesem Anblick in Panik verfiel. Weil sie Parallelen zu dem Tag ziehen würde, an dem Pollys Leben seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Zu dem Sommertag vor zwölf Jahren, an dem Fliss ihr das Versprechen abrang, nie wieder aufzugeben. Nie wieder zu weinen. Polly hatte damals geschworen, erhobenen Hauptes zu lächeln, egal, was passierte.
Shona starrte sie für ein paar lange Sekunden an, bevor sie erklärte: „Wir müssen dich zum Friseur bringen. Jetzt.“
Polly schüttelte den Kopf. „Ich brauche keinen Friseur. Niemand wird mich sehen. Ich muss weder auf die Straße noch ins Studio.“
„Genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Am besten, ich mache dir erst mal Kaffee. Und du ziehst dich so lange um. Du solltest die Klamotten tragen, in denen man dich aus Monday Mashup kennt.“
„Ich arbeite nicht mehr bei Monday Mashup.“ Polly zuckte zusammen, noch während sie es sagte. „Und eigentlich habe ich viel zu viel zu tun, um Kaffee zu trinken oder zum Friseur zu gehen.“
„Weil du dich um Dinge kümmerst, die Harry eigentlich erledigen sollte. Er war schließlich derjenige, der die Hochzeit platzen ließ.“ Shonas Stimme klang bitter.
„Doch ich war diejenige, die alles organisiert hat.“ Polly blickte zu Boden. „Deshalb habe ich die Kontaktdaten der Ansprechpartner.“
Was beide Frauen dachten, blieb unausgesprochen: Dass Harry ansonsten seine neue Freundin mit der Absage des Hochzeitsfestes beauftragt hätte. Jeder wusste, dass er unbequeme Aufgaben an andere delegierte. Er setzte diesen Blick auf, der ihn wie einen verlorenen kleinen Jungen wirken ließ, und schon konnte er von jedem haben, was er wollte. Und auch wenn es schlimm für Polly war, die Feierlichkeiten weniger als zwei Wochen vor dem großen Tag zu stornieren – das Ganze Grace zu überlassen, hätte sie nicht ertragen.
„Ich könnte diesen egoistischen Trottel erwürgen!“, empörte Shona sich. „Wirklich! Trottel ist noch viel zu nett! Volltrottel! Hyper-Ultra-Mega … naja, du weißt schon, was ich meine. Bitte zieh dir jetzt einfach ein paar Studioklamotten über. Ich mache Kaffee und einen Friseurtermin für dich. Oh, und du solltest vielleicht deine Augen ein bisschen schminken.“
Um die Schatten zu verbergen, die darunter lagen. Polly wusste es. Es war einer der Nachteile, den helle Haut mit sich brachte. Bereits eine Nacht ohne Schlaf stand einem buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Und Polly hatte das gesamte Wochenende kein Auge zugetan. Seit Harry ihr am Freitag gesagt hatte, dass er sie nicht heiraten konnte.
„Ich liebe dich, Pol, aber …“
Ihr Blut war gefroren, als er sie ansah. Und ein einziges Wort hatte gedroht, Polly zu ersticken.
Aber.
Das hieß doch, dass Harry sie ganz und gar nicht liebte.
„… wir beide sind eigentlich nur Freunde. Deine Nähe löst kein Rauschgefühl in mir aus.“
„Rauschgefühl?“ Sie hatte keinen Anhaltspunkt, wovon er redete. Was war mit Harry los? Nahm er Drogen?
„Rauschgefühl“, wiederholte er. „Wenn du jemanden triffst und plötzlich Tausende von Feuerwerken den Himmel erhellen.“ Er hatte ein paar wilde Handbewegungen gemacht. „Ein Gefühl, das nicht von dieser Welt ist.“
Polly war immer noch nicht klar gewesen, was er meinte. Weder Feuerwerke noch Außerirdisches interessierten sie übermäßig. Beides klang riskant. Und Polly brauchte kein Risiko, sondern Sicherheit und Geborgenheit. Bei Harry hatte sie das gefunden. Sie war so überzeugt gewesen, dass sie glücklich zusammen waren. Dass sie für immer zusammenblieben und ihre Ehe eine verlässliche Konstante wäre – in der schnelllebigen Welt des Showbusiness, wo Liebesbeziehungen schon vorüber waren, wenn die Zeitungen anfingen, darüber zu berichten. Gerade weil sie und Harry Freunde waren. Sie passten zueinander. Ihre Gefühle waren solide und würden sich durch nichts ändern. Nicht wie vor so vielen Jahren bei Pollys Eltern. Sie und Harry hatten etwas Dauerhaftes. Harrys Familie mochte sie. Seine Freunde mochten sie. Und ihre Freunde mochten Harry und seinen unbeschwerten Charme.
Sie hatten das Glück gefunden.
Nur dass das Harry eben nicht genügte.
„Es tut mir leid, Pol.“
Dann hatte er ihr von Grace erzählt.
Seiner neuen Assistentin, mit der er jeden Tag ein Feuerwerk der Gefühle erlebte. Weil sie seine Seelenverwandte war.
Polly schüttelte heftig den Kopf und schlüpfte in eins der langärmeligen T-Shirts, die sie bei Monday Mashup getragen hatte. Dann zog sie sich Jeans und Turnschuhe an und legte etwas Make-up auf, um die Augenringe und die Blässe in ihrem Gesicht zu überdecken. Und um niemanden sehen zu lassen, was sie wirklich fühlte, setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf. So war sie bereit, sich der Welt zu stellen. Leise lief sie in die Küche, wo ihre Agentin Shona bereits für sie beide Kaffee eingegossen hatte und hektisch ins Telefon sprach.
„Du hast in zwanzig Minuten einen Termin bei Enrique. Ich hab ihm gesagt, deine Frisur ist ein Notfall, und er sieht zu, was er retten kann. Er hat ungefähr eine Stunde Zeit, damit wir rechtzeitig zum Studio kommen.“
„Zu welchem Studio?“, fragte Polly. „Und rechtzeitig wofür?“
Shona schob ihr einen Kaffebecher zu. „Trink das. Es ist genug kaltes Wasser drin, dass du den Kaffee einfach runterschütten kannst. Ich brauche dich in Höchstform. Denn du, meine Liebe, wirst in der neuen Staffel von Ballroom Glitz dabei sein. Und die fängt diese Woche an!“
Polly musste sich verhört haben. Sie hatte doch gerade ihren Job verloren, und jeder wusste, dass sich England in einer Wirtschaftskrise befand. In diesen Zeiten hatte man schon Glück, wenn irgendwo ein Kellnerjob frei war, der einen so lange über Wasser halten konnte, bis man ein Vorstellungsgespräch in seiner eigentlichen Branche bekam. Etwas zu finden, das sie ebenso liebte, wie ihre Arbeit als Fernsehmoderatorin für Kinder, hatte Polly in den letzten Tagen gar nicht zu hoffen gewagt. Wie um alles in der Welt war es ihrer Agentin Shona gelungen, Polly einen Platz in der wöchentlichen Tanzshow zu ergattern, die die beiden Frauen seit vielen Jahren so gerne sahen? Polly konnte es nicht glauben.
„Ballroom Glitz? Bist du sicher?“
„Vor einer Stunde hat mich der zuständige Produzent angerufen und mir gesagt, dass eine der ursprünglichen Kandidatinnen ausgefallen ist. Er braucht dringend Ersatz und ist für jede Bewerbung dankbar. Um vierzehn Uhr findet die Auswahlrunde für die neue Teilnehmerin statt. Und ja, ich bin mir sicher, dass du den Vertrag bekommen wirst, Pol – egal wie viele andere Damen sich noch um diesen Job bewerben.“
Sie schätzte das Vertrauen ihrer Agentin wirklich. Vor allem jetzt, wo Pollys Selbstbewusstsein vollkommen am Boden war. Doch sie wusste auch, dass Shona sich zu früh freute. „Ich habe zwei linke Füße. Denk nur an das Chaos, für das ich gesorgt habe, als Danny versucht hat, mir in unserer Sendung Hip-Hop beizubringen.“
Shona rollte mit den Augen. „Danny ist ja auch kein professioneller Tanzlehrer. Die Crew von Ballroom Glitz schon. Und Hip-Hop ist nicht das Gleiche wie Gesellschaftstanz. Du wirst das schon hinkriegen.“ Sie tätschelte Pollys Schulter. „Selbst wenn du stolperst oder Fehler machst – dem Großteil der Zuschauer ginge es ähnlich. So werden sie in der Lage sein, sich mit dir zu identifizieren!“
Polly schüttelte den Kopf. „Aber für diese Show werden Prominente gesucht, Shona. Ich bin alles andere als ein Fernsehstar. Monday Mashup wird nur im Regionalfernsehen ausgestrahlt. Das Publikum von Ballroom Glitz wird gar nicht wissen, wer ich bin.“
„Die Menschen mögen dich. Sie können sich mit dir identifizieren.“
„Ich weiß nicht …“
„Ich schon!“ Shona ließ nicht locker. „Das ist auch der Grund, warum ‚Eine Herausforderung für Polly Anna‘ der beliebteste Teil von Monday Mashup war. Du hast Dinge getan, die alle anderen auch versuchen wollten. Du hast es nicht immer gut gemacht, aber dadurch wussten die Zuschauer, dass du echt bist. Keine unnahbare Fernsehdiva, deren Missgeschicke nicht gezeigt werden dürfen. Wenn du in Zukunft mit einem der Ballroom-Glitz – Profis tanzt, wird ganz England sich vorstellen können, an deiner Stelle zu stehen. Sie werden deine Wärme lieben und dein wunderbares Lächeln. Und das, meine Süße, ist genau der Grund, warum ich nicht eine Sekunde daran zweifle, dass du diesen Vertrag bekommen wirst.“
„Was ist mit den Kostümen?“ Polly stellte die Frage ganz leise. „Bei Monday Mashup haben sie mich immer lange Ärmel tragen lassen.“
„Das wird bei Ballroom Glitz auch gehen. Und wenn es mal keine langen Ärmel...