Haran | Ein Mann im Heuhaufen | E-Book | sack.de
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Haran Ein Mann im Heuhaufen

Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-641-26300-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Roman

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ISBN: 978-3-641-26300-3
Verlag: Blanvalet
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Eine turbulente romantische Komödie über eine folgenreiche Party, eigenwillige Landbewohner und eine Hochzeit mit Hindernissen!

Aller schlechten Dinge sind drei: Zuerst zu viel irischen Whiskey, dann mit dem falschen Mann ins Bett und schließlich auch noch halb nackt auf der Titelseite der Morgenzeitung ... Flora Parkers Leben versinkt im Chaos. Dagegen hilft nur noch die Flucht aus London und raus aufs Land zur lange verschmähten Verwandtschaft. Doch deren Idyll wird ebenfalls bedroht: Die Farm steht kurz vor der Pleite, die Ehe der Tante steckt in der Krise, und ihre Töchter sind unglücklich. Flora schmiedet Rettungspläne, insbesondere da ein spleeniger Nachbar eine grandiose Wette verkündet: Wer von seinen beiden attraktiven Neffen bis Kirchweih unter der Haube ist, erbt Moreton Manor, ein wunderschönes Gut, mit allem Drum und Dran ...

Mit ihren turbulent-witzigen Geschichten über die Liebe, Freundschaft, Familie und die kleinen Tücken des Alltags erobert SPIEGEL-Bestsellerautorin Maeve Haran die Herzen ihrer Leser im Sturm!

»Maeve Haran erweist sich immer wieder als Spezialistin für locker-amüsante Geschichten mit Tiefgang!« Freundin

Maeve Haran hat in Oxford Jura studiert, arbeitete als Journalistin und in der Fernsehbranche, bevor sie ihren ersten Roman veröffentlichte. »Alles ist nicht genug« wurde zu einem weltweiten Bestseller, der in 26 Sprachen übersetzt wurde. Weitere erfolgreiche Romane folgten. Maeve Haran hat drei Kinder und lebt mit ihrem Mann in London.

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1. Kapitel


Flora Parker schloss die Augen und kämpfte gegen das unangenehme Gefühl an, dass sie am Abend zuvor etwas richtig Schlimmes angestellt hatte.

Und zwar nicht schlimm auf ihrem gewohnten Niveau: in Nachtlokalen aufgeblasene Finanzfritzen anzumachen oder hirnlose Schnösel mit dicken Schlitten abzuschleppen, die sich einbildeten, sie hätten entsprechende Pimmel. Irgendetwas sagte ihr, dass es diesmal schlimmer war.

Viel schlimmer.

Eine Stimme, die sie dunkel als die ihres Gewissens erkannte, flüsterte ihr zu, dass sie am vergangenen Abend eine schwere Sünde begangen hatte, zumindest aber einen schweren Fehltritt.

Fehler Nummer eins war der Whiskey gewesen. Warum, o warum nur hatte sie auf einmal Geschmack an irischem Whiskey gefunden? Normalerweise verabscheute sie sämtliche Spirituosen, aber Miles hatte nicht lockergelassen. Blackmills Whiskey lancierte eine neue Marke, die trendige junge Leute ansprechen sollte, und Flo war eine der trendigen jungen Frauen, die man eingeladen hatte, um die Kampagne auf Touren zu bringen. Also musste sie das Zeug natürlich auch trinken, nur eben vielleicht nicht in derartigen Mengen. Aber schließlich machte Flo nie etwas nur halb, egal ob es etwas Schlimmes oder etwas Gutes war.

Sie versuchte aus dem Bett zu steigen, doch ihr Kopf fühlte sich an, als sei ein Düsenflugzeug darin gelandet und hätte die Schubumkehr eingeschaltet.

Fehler Nummer zwei lag neben ihr im Bett.

Zwischen ihr und der Wand erhob sich ein großer Klumpen unter der Bettdecke. Wenn es noch einen Gott gab und er sein Herz gegenüber Flo noch nicht ganz verschlossen hatte, würde sich der Klumpen als riesiges Plüschtier entpuppen, von ihr aus auch als eines dieser wirklich scheußlichen ausgestopften, die man auf Volksfesten gewinnen konnte. Flo sah sich nervös im Zimmer um, und ihr Blick blieb erschüttert an einem Paar schwarz-weißer Stiefeletten aus Ponyfell haften.

Sie stöhnte. Nur ein einziger Mensch in ganz London oder vermutlich im ganzen Universum war unsensibel genug, um solche Stiefeletten zu tragen. Was hatte sie denn mit Miles im Bett verloren? Miles war die tonangebende Figur in der Schickeria rund um Flo. Im schäbigen East End geboren, hatte er sein Leben in Walthamstow begonnen und bewohnte nun ein elegantes Haus in der King’s Road. Miles engagierte sich ein bisschen hier und ein bisschen da und verdiente irgendwie einen Haufen Geld. Außerdem kannte er jeden, der auch nur entfernt im Trend lag oder nützlich war, und konnte die Betreffenden dazu überreden, auf Partys zu erscheinen, um ihnen Glanz und Glamour zu verleihen. Und so war es gekommen, dass Flo für die Kampagne für Blackmills Whiskey engagiert worden war. Doch im Moment wurde ihr schon allein von dem Wort übel.

Miles war, seit sie denken konnte, hinter Flo her gewesen, doch bis gestern Abend hatte sie seinen Avancen widerstanden. Er sah auf übertriebene Weise gut aus und konnte witzig und bissig sein. Seine peinlich genauen und doch entsetzlich boshaften Beschreibungen von Leuten, die sie beide kannten, lösten bei ihr oft Lachkrämpfe aus, selbst wenn sie einen schuldbewussten Nachgeschmack hinterließen. Irgendwie hatte Miles etwas an sich, dem sie nicht traute. Seine sinnlich-dunkle Attraktivität erinnerte an den jungen Elvis: der gleiche üppige Schmollmund und die gleiche Extraschicht Fleisch auf dem recht hübschen Gesicht. Allerdings hatte sein Charakter überhaupt nichts Weiches. Miles übersah nie auch nur die kleinste Kleinigkeit.

Flo erschauerte beim Gedanken daran, was sie letzte Nacht womöglich getrieben hatten. Jemand, der mehr von einem Gentleman hatte als Miles, hätte die Situation sicher nicht ausgenutzt, doch Miles war kein Gentleman.

, rief Flo sich streng in Erinnerung.

Trotzdem hatte sie ihre Grundsätze, auch wenn es nicht die von Mutter Teresa waren. Flos Maßstäben zufolge war es in Ordnung, mit zwanzig Männern zu schlafen (natürlich nicht gleichzeitig, obwohl das ganz neue Perspektiven eröffnen würde), vorausgesetzt, sie wollte das. Die unverzeihlichste Sünde war es, mit jemandem zu schlafen, mit dem sie nicht schlafen wollte.

Sie versuchte sich damit zu trösten, dass die meisten Frauen so etwas schon mal getan hatten. Entweder hatten sie es nicht fertiggebracht, Nein zu sagen, oder der Typ hatte ihnen leidgetan. Oder (peinlich, das zugeben zu müssen) es war ihnen zu viel Aufwand, sich ein Minicab für den Rückweg nach Clapham zu besorgen. Sex sollte eigentlich ein Garten der Lüste sein, aber manchmal war er eher ein bequemer Hinterhof.

Flo verfügte über keine dieser Ausreden. Sie befand sich in ihrer eigenen Wohnung, unter ihrer eigenen Bettdecke und galt als stark, unerschrocken und hundertprozentig selbstsicher.

Wenn sie aber so stark und unerschrocken war, so fragte ein gehässiges Stimmchen, wie war es dann dazu gekommen, dass sie eine halbe Flasche Whiskey getrunken hatte und mit Miles im Bett gelandet war?

Heiß wallten Scham und Wut in ihr auf und überzogen ihre Haut mit Röte. Selbstsicher zu sein hieß nicht, dass man mit jemandem ins Bett stieg, der einen an eine Boa Constrictor vor dem Mittagessen erinnerte. Jetzt hatte er sein Mittagessen gehabt. Sie selbst war verschlungen worden.

Sie konnte sich Miles’ höhnisches Grinsen, wenn er aufwachte, lebhaft ausmalen, ganz zu schweigen von seinem Eifer, dort weiterzumachen, wo sie letzte Nacht aufgehört hatten. Doch dann kam ihr ein aufheiternder Gedanke: Möglicherweise hatte Miles ja genauso viel getrunken wie sie, und sie war infolge von Blackmills-Schlappheit vor ihrem Schicksal bewahrt worden.

Neben ihr regte sich die Bettdecke, und Miles’ Gesicht kam zum Vorschein. Ein wissendes Lächeln erhellte seine klugen, berechnenden Augen.

»Guten Morgen, Herrlichste. Endlich hast du dich ergeben. Und ich muss zugeben« – er beugte sich besitzergreifend zu ihr – »du warst das Warten wirklich wert.«

Flo musste sich beherrschen, um ihn nicht zu ohrfeigen. Der Widerling bildete sich auch noch ein, sie wäre von dieser Eröffnung geschmeichelt.

Miles setzte sich auf und lehnte sich gegen ihre Lieblingskissen. Seine Haut war bleich und unbehaart, ein starker Kontrast zu seinen fast schwarzen Haaren. Die meisten Frauen in ihrem Dunstkreis waren verrückt nach ihm. Miles’ spezielle Ausstrahlung verwegener Blasiertheit, garniert mit einem Hauch Brutalität, verschaffte ihnen spontane Orgasmen. Doch Flo war keine von ihnen.

Sie sprang aus dem Bett, dankbar dafür, dass ihre wirre blonde Mähne (kein Friseur konnte sie so bändigen, dass es schick aussah) fast ihre Brüste bedeckte und sie wenigstens noch ein Höschen mit Leopardenmuster anhatte.

»Wir haben keine Milch mehr«, verkündete sie zur Erklärung.

Miles lächelte verführerisch. »Das Opfer bringe ich gerne.«

»Lass nur«, sagte Flo lapidar. Sie musste einfach weg. Zum Nachdenken. Um sich eine Ausrede einfallen zu lassen, mit der sie ihn loswurde, ohne ihn massiv zu beleidigen. Miles war nicht der Typ, den man sich zum Feind machen durfte, selbst wenn man ihn nicht als Liebhaber wollte. Außerdem war sie ihm zumindest eine Spur Würde schuldig.

Sie entdeckte einen ihrer zwölf Zentimeter hohen Jimmy-Choo-Stilettos unter dem Bett und hüpfte auf der Suche nach dem anderen umher.

»Traumhafte Schuhe. Du siehst aus wie eine Edel-Stripperin«, lobte Miles. »Oder wie eine Tänzerin aus dem Crazy Horse. Ich sehe dich schon mit Quasten behängt vor mir.«

»Tut mir leid, Junge.« Flo streifte den Schuh ab, da sie sein Gegenstück nicht finden konnte und außerdem Miles nicht die Genugtuung gönnen wollte, zu sehen, wie sie auf der Suche danach den Po in die Höhe reckte. Gott allein wusste, welch niedriges Verlangen das auslösen würde. »Du wirst dich schon mit einem Regenmantel und Turnschuhen zufriedengeben müssen.«

Als sie die Schlafzimmertür öffnete, stürzte sich ein kleines, weißes Wollknäuel auf sie und bedeckte ihre Knöchel mit nassen Küssen. Flo bückte sich und kitzelte ihre winzige Terrier-Dame hinter den Ohren. »Hallo, Snowy. Na, wer ist ein tapferer Wachhund?«

Die liebevolle Verehrung wandelte sich zu einem Knurren, als Snowy Miles im Bett ihres Frauchens entdeckte. Snowy war ein Geschenk eines früheren Gespielen gewesen, der darauf bestanden hatte, dass Flo, wenn sie schon sein Herz nicht wollte, wenigstens sein Hündchen behalten sollte. Zweifellos sah Snowy in Miles den Feind.

»Komm schon, braver Hund«, lockte Flo, »komm und geh mit mir Milch holen.« Snowy, die von Mr Sanjay, dem der Laden an der Ecke gehörte, immer Schokoriegel zugesteckt bekam, kläffte begeistert.

Vor der Wohnung konnte Flo endlich wieder atmen. Miles’ Gegenwart hatte ihr die Kehle zugeschnürt wie Asthma.

Der melancholische Mr Sanjay lächelte ihr zu, als sie näher kam, und stellte sogar sein Radio leiser, eine ungewohnte Ehre.

»Eine wunderschöne gute Morgen, Miss Parker«, begrüßte er sie.

Mr Sanjays Bandbreite an Begrüßungsfloskeln war schillernd.

Bildete Flo sich das nur ein, oder sah er sie heute Morgen wirklich seltsam an? Sie blickte in den Spiegel, den Mr Sanjay wie einen kleinen Schrein zwischen den Rothmans- und Marlboro-Schachteln verbarg, um zu sehen, ob sie einen dicken Pickel hätte, eine weitere Nebenwirkung von zu viel Blackmills. Aber nein, ihre altbekannten Gesichtszüge sahen ihr entgegen: zerzauste blonde Haare, große haselnussbraune Augen, die ausnahmsweise einmal nicht mit drei Tage alter Wimperntusche verschmiert waren, eine kräftige Nase, wie ihre Mutter stets dazu...


Haran, Maeve
Maeve Haran hat in Oxford Jura studiert, arbeitete als Journalistin und in der Fernsehbranche, bevor sie ihren ersten Roman veröffentlichte. »Alles ist nicht genug« wurde zu einem weltweiten Bestseller, der in 26 Sprachen übersetzt wurde. Weitere erfolgreiche Romane folgten. Maeve Haran hat drei Kinder und lebt mit ihrem Mann in London.



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