E-Book, Deutsch, 483 Seiten
Hankel Ruanda
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86674-487-5
Verlag: zu Klampen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird
E-Book, Deutsch, 483 Seiten
ISBN: 978-3-86674-487-5
Verlag: zu Klampen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gerd Hankel, Dr. jur., Dipl.-Übersetzer, Jahrgang 1957, studierte an den Universitäten Mainz, Granada und Bremen. Seit 1993 ist er freier Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, seit 1998 wissenschaftlicher Angestellter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Er ist Autor zahlreicher Beiträge zum humanitären Völkerrecht, zum Völkerstrafrecht und zum Völkermord in Ruanda, dessen juristische Aufarbeitung er seit 2002 untersucht. Zuletzt erschienen von ihm »Ruanda. Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird« (2016) sowie »Ruanda. 1994 bis heute« (2019).
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Zeittafel
ab dem 11. Jahrhundert | Auf dem Gebiet des heutigen Ruanda bilden sich kleinere Herrschaftsverbände heraus, die als Königreiche bezeichnet werden können. |
14.–17. Jahrhundert | Die Vorherrschaft des Reichs Nyiginya entsteht, an dessen Spitze ein König (Mwami) steht. Dieser ist Tutsi. |
19. Jahrhundert | Die Gegensätze in der Bevölkerung verschärfen sich, nur mit Mühe kann der Mwami seine Macht behaupten. |
1884/85 | Auf der Berliner Kongo-Konferenz werden die bis dahin kaum bekannten Königreiche Ruanda und Urundi (heute: Burundi) dem deutschen Kaiserreich zugeordnet. |
1894 | Oberleutnant Gustav Adolf Graf von Götzen durchquert mit einer Expedition Afrika von Ost nach West und hält sich dabei vom 2. Mai bis 26. Juni als erster Europäer in Ruanda auf. |
1898 | Beginn dauerhafter deutscher Präsenz in Ruanda. |
1900 | Die Afrika-Missionare »Weiße Väter« gründen die erste katholische Missionsstation in Ruanda. |
1908 | Der kaiserliche Resident, Arzt, Ethnologe und Schriftsteller Richard Kandt richtet die Residentur Ruanda in Kigali ein. |
1916 | Mit dem Einmarsch belgischer und britischer Truppen in Ruanda endet faktisch die deutsche Kolonialherrschaft über Ruanda-Urundi. |
1923 | Ruanda-Urundi wird als Mandatsgebiet des Völkerbunds belgischer Verwaltung unterstellt. |
1933 | Nach einer Volkszählung erhalten die Ruander Ausweise, in denen die ethnische Zugehörigkeit Hutu, Tutsi oder Twa vermerkt ist. |
1946 | Ruanda-Urundi werden der UN-Treuhand unterstellt, als Verwaltungsmacht wird Belgien bestellt. |
1946 | Das katholische Christentum wird in Ruanda Staatsreligion. |
1957 | Veröffentlichung des Hutu-Manifests, in dem sich Vertreter der Hutu-Mehrheit gegen die Unterdrückung durch die Tutsi-Minderheit wenden. |
1959 | Gründung der Partei »Parmehutu« (Parti du mouvement et de l’émancipation hutu/Partei für die Bewegung und die Emanzipation der Hutu); gewaltsame, als Ausdruck einer »sozialen Revolution« bezeichnete Auseinandersetzungen zwischen Hutu und Tutsi, die Fluchtbewegungen von Tutsi auslösen. |
1.7.1962 | Unabhängigkeit Ruandas; Erste Republik unter Präsident Grégoire Kayibanda, ein Hutu aus dem Süden des Landes und einer der Unterzeichner des Hutu-Manifests. |
1959–1964 | Massaker von Hutu an Tutsi; über 300000 Tutsi fliehen in Nachbarstaaten, u.a. nach Uganda. |
ab Feb. 1973 | »Säuberungsaktionen« im öffentlichen Dienst, an Schulen und Universitäten; viele Tutsi verlassen das Land. |
5.7.1973 | Staatsstreich; Zweite Republik unter Generalmajor Juvénal Habyarimana, einem Hutu aus dem Norden. |
1975 | Gründung der Einheitspartei MRND (Mouvement révolutionnaire national pour le Développement/national-revolutionäre Bewegung für Entwicklung), einer Hutu-Partei, der jeder Ruander qua Geburt angehörte. |
1988 | Gründung der FPR (Front Patriotique Rwandais/ruandische patriotische Front) in Uganda, eine Tutsi-Bewegung, die die Rückkehr nach Ruanda propagierte. |
1.10.1990 | Angriff der FPR von Uganda aus auf Ruanda; das Habyarimana-Regime wird vor allem von französischen Soldaten erfolgreich verteidigt; Repressalien gegen Tutsi in Ruanda; immer wieder kommt es in der Folgezeit zu Kämpfen zwischen Hutu und Tutsi und Massakern an Tutsi. |
10.6.1991 | Einführung eines Mehrparteiensystems; danach: Gründung von Oppositionsparteien. |
4.8.1993 | Friedensvertrag von Arusha zwischen der Einheitspartei MRND, den Oppositionsparteien und der FPR (Rückkehrrecht für die Tutsi, Machtteilung). |
1.11.1993 | Mit der UN-Sicherheitsratsresolution 872 vom 5.10.1993 wird die UNAMIR (United Nations Assistance Mission in Rwanda)-Mission nach Ruanda entsandt. |
6.4.1994 | Beim Landeanflug auf Kigali wird das Flugzeug mit Staatspräsident Habyarimana, dem burundischen Staatspräsidenten Ntaryamira, einem Hutu, und mehreren hohen ruandischen Offizieren an Bord abgeschossen. Unmittelbar danach beginnen Massaker an Tutsi und oppositionellen Hutu. Bis Juli fallen mindestens 500000 Menschen dem Genozid zum Opfer. |
4.7.1994 | Einnahme der ruandischen Hauptstadt Kigali durch die FPR. |
18.7.1994 | Vollständiger militärischer Sieg der FPR. Flucht von etwa 2 Millionen Ruandern in die Nachbarländer, vor allem nach Zaire und Tansania, außerdem 2,5 Millionen Binnenflüchtlinge. |
19.7.1994 | Konstituierung einer neuen Regierung in Kigali auf Grundlage des Arusha-Abkommens von 1993. Pasteur Bizimungu (FPR), ein Hutu, wird Staatspräsident, Generalmajor Paul Kagame (FPR), ein Tutsi, Vizepräsident und Verteidigungsminister. |
23.3.2000 | Rücktritt von Staatspräsident Pasteur Bizimungu. |
22.4.2000 | Einsetzung des neuen Staatspräsidenten Paul Kagame. |
18.6.2002 | Beginn der Pilotphase der reaktivierten Gacaca-Justiz. |
26.5.2003 | Referendum zur Annahme der neuen Verfassung Ruandas (93 Prozent Zustimmung). |
25.8.2003 | Wahl von Paul Kagame zum Staatspräsidenten (Amtszeit 7 Jahre) mit 95,1 Prozent der Stimmen. |