Handel / Kinkel / Adrian | Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Eine märchenhafte Anthologie

Handel / Kinkel / Adrian Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95991-182-5
Verlag: Drachenmond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Eine märchenhafte Anthologie

ISBN: 978-3-95991-182-5
Verlag: Drachenmond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gewinner des Deutschen Phantastikpreises 2017 in der Kategorie 'Beste Anthologie' Traust du dich, einen Blick hinter den Spiegel zu werfen? Entdecke eine Welt, in der die Feen zum Klang fluchbeladener Harfen tanzen und Geheimnisse wohl verborgen hinter Brombeerhecken schlummern. Folge den Spuren derer, die du zu kennen glaubst. Doch gib acht - im Märchenreich ist nichts so, wie du es erwartest...

Christian Handel wurde in der Schneewittchen-Stadt Lohr am Main geboren, die im sagenumwobenen Spessart liegt. Inzwischen lebt er allerdings in Berlin und ist selbst davon überrascht, wie sehr er sich als Landpflanze im Großstadtdschungel wohl fühlt.Er begeistert sich für Stoffe über starke Frauen, märchenhafte Motive und queere Themen. Außerdem ist er einer der größten Buffy-Nerds überhaupt.Sein Debut ROSEN & KNOCHEN bezeichnet es selbst gern als dunkles Märchen.

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Weitere Infos & Material


Die Kinderfresserin
Julia Adrian
Julia Adrian Julia Adrian bezeichnet sich selbst als Schriftstellerin aus Leidenschaft. Und diese Leidenschaft ist ansteckend: Mit ihrer Reihe um Die Dreizehnte Fee hat sich Julia in die Herzen der deutschsprachigen Fairytale-Fans geschrieben; viele Drachenmond-Leser kennen und lieben ihre Bücher bereits. Deshalb freut es mich auch besonders, dass Julia für diese Anthologie erneut in ihr Feenreich hinter den Brombeerranken gereist ist und mit einer exklusiven Kurzgeschichte aus der Welt ihrer Trilogie diesen Sammelband eröffnet. Wer bereits Fan der Trilogie ist, freut sich hoffentlich, in Die Kinderfresserin die tragische Geschichte einer der Schwestern der Dreizehnten Fee zu lesen. Wenn ihr die Buchreihe noch nicht kennt, glaube ich, dass euch der Ausflug in die manchmal dunkle, manchmal durch und durch magische Welt der Feen verzaubert. Denn wie Julia ihre Titelheldin in ›Die Dreizehnte Fee: Entzaubert‹ sagen lässt: »Wir sind Geschichten. Und jedes Mal, wenn ein Kind ein Märchenbuch aufschlägt und mit heller Stimme die Worte zum Leben erweckt, werden wir auferstehen.«. Sie spricht dabei nicht nur von Helden. Sondern auch von Monstern. www.jadrian.de Die Kinderfresserin Das Monster in dir Die Bonbons sind bröselig geworden, sie schmecken nicht mehr. Kein Kind lässt sich damit in die Höhle locken, kein Kind und auch sonst niemand. Auf den Knien sitzend zwischen all den Knochenbergen und in den Händen die Süßigkeiten, die niemand mehr haben will, summe ich ein Lied, um die Stille zu füllen, die so schrecklich allumfassend ist, dass selbst der leiseste Seufzer einem Orkan gleichkommt. Ich summe und wippe und manchmal gelingt es mir für einen kleinen Moment, die Zeit zu vergessen, die unermüdlich zerrinnt und doch keine Erlösung verspricht. Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels, es gibt nur Dunkelheit. Ewige, allumfassende Dunkelheit. Wie die Stille. Meine Finger tasten nach den Schädeln, die zu gewaltigen Pyramiden aufgetürmt allüberall die Höhle füllen, die mein Zuhause ist, meine Gruft  … mein Grab. »Ihr Kinderlein, kommet …«, singe ich, die Totenschädel streichelnd, während mein Blick durch die Höhle schweift, die für mich nicht so finster ist wie für die Augen meiner Opfer. Vielleicht kann ich in tiefster Schwärze sehen, weil ich selbst aus Schatten geschaffen und ein Geschöpf der Nacht bin. »Ihr Kinderlein …« ›Wechselbalg‹ nannten mich die Menschen vor all diesen Jahren, die in der Dunkelheit zu einem einzigen, zähen Brei aus Tagen und Nächten zerfließen. Jahre, Jahrzehnte … ich zähle schon lange nicht mehr. Während ich so dasitze, die verdorbenen Süßigkeiten fest umklammert, frage ich mich, was mir größere Angst macht: Die Tatsache, dass sie mich vergessen haben und niemals wieder einen Fuß in die Höhlen des Siebengebirges setzen, oder die Vorstellung, dass sie es doch tun, irgendwann, vielleicht gerade aus dem Grund, weil sie mich vergessen haben … aus Neugier und Abenteuerdrang. Wer versteht schon die Menschen? Ich nicht. Doch wenn sie kommen … sollten sie kommen … warte ich hier auf sie. Ich warte. Die Zeit ist mein Feind und zugleich mein einziger Freund. Sie macht mich nicht älter, nur einsamer. So sitze ich da, wippe und summe und hoffe, dass der Tag ihrer Rückkehr noch nicht naht, denn wenn sie den Weg in die Höhle finden, dann findet etwas in mir hinaus … Mein Magen knurrt. Ich habe Hunger. »O kommet doch all.« »Gute Nacht, Kinder.« Ein flüchtiger Kuss, ein letzter Blick, dann fällt die Tür ins Schloss, das warme Kerzenlicht mit sich nehmend. Nur noch der Mond scheint durch das Fenster, taucht den Holzboden in silbrigen Glanz. Doch die Schatten kann er nicht vertreiben, weder die Schatten noch die Albträume. Sie hängen in den dunklen Ecken der verstaubten Dachkammer wie Spinnweben, darauf wartend, dass der Schlaf ihnen die Türen öffnet zu den Herzen der Kinder, die viel zu schnell schlagen, wohl wissend, was in der Nacht auf sie lauert. Mit weit aufgerissenen Augen liegen sie da. In den Pupillen spiegelt sich der feine Schimmer des Mondes. Und die Angst. »Hans?«, flüstert das kleine Mädchen, die Finger fest in die Decke gekrallt. »Mhm.« »Schläfst du schon?« »Fast«, brummt der Junge, obwohl er nicht wacher sein könnte. »Entschuldige.« Sie weiß, dass er lügt und trotzdem entschuldigt sie sich, weil er ihr letzter Halt ist. Weil sie ihn nicht verlieren will. Grillen zirpen vor dem Fenster, ein Wolf jault im Wald. Doch nicht er ist es, der den Kindern die blanke Furcht in die Knochen treibt. Es sind die Stimmen, die dumpf durch den Boden heraufschallen. Sie sprechen von bösen Feen und gestohlenen Kindern. Sie wispern von Gefahr … von Blut und Verderben. Von Dingen, die sie nicht versteht. Er schon. Deshalb schweigt er. »Hans?« »Was willst du?« Das Bett quietscht, als er sich umdreht und durch die Dunkelheit zu seiner kleinen Schwester blickt. Keine drei Meter trennen sie und doch scheint die Kluft zwischen den Betten unüberwindbar. »Ich habe Angst«, flüstert sie. Er seufzt leise, ehe er die Decke zurückschlägt und die Beine in die Dunkelheit schwingt. Tapsende Schritte erklingen auf den Dielen. Eine knarrt. Erschrocken halten die Kinder den Atem an, doch der Mann, der sich Vater nennt, kommt nicht zurück. Dann ist Hans da, schlüpft zu ihr in die Wärme und zieht sie in den Arm. Seinem Herzschlag lauschend, der trügerische Sicherheit verspricht, findet ihr eigener zur Ruhe. Wenn auch nicht ganz. »Hans?« Er brummt nur. »Was ist, wenn …« »Augen zu, Schwesterherz.« »Aber …« »Er hat gesagt, er wird dich beschützen, also tut er es auch.« »Aber …« »Und wenn nicht er, dann tue ich es!« Sein Griff wird fester. »Dir wird nichts geschehen, kleine Fee, niemand kann dir etwas tun, solange ich bei dir bin.« »Versprochen?«, flüstert sie erstickt. »Versprochen«, antwortet er rau und gibt ihr einen raschen Kuss auf den Scheitel. »Schlaf jetzt!« Solange du da bist … Gehüllt in seine Worte und getragen von einem fast unmöglich zu haltenden Versprechen, findet sie in den Schlaf. Sie träumt von dumpfen Stimmen, die nach Krieg schreien, von Feen, die Kinder fressen, und von Hans … Er trägt sie durch den Wald, eine Spur aus Tränen hinterlassend. »Ich bin bei dir«, flüstert er in ihr Ohr. Solange du da bist … Die Geister kreischen. Sie lachen. Manchmal weinen sie. Und ich mit ihnen. »Ihr Kinderlein«, flüstere ich, während meine Schluchzer die Gruft unter den Bergen füllen. Ein See aus Tränen … nie genug. Die Stimmen werden lauter. Sie kommen jeden Abend. Schrill und schief hallen sie durch die Dielen hinauf, verlangen nach dem Blut der Feen … und irgendwann auch nach ihrem. Hans hält sie fest im Arm, er wiegt sie in den Schlaf, verspricht jedes Mal aufs Neue, dass er sie schützen wird. Sie möchte ihm so gerne glauben. Vater wird blasser, die Ringe unter seinen Augen tiefer. Der Gutenachtkuss fällt kürzer aus, als würde er fliehen … vor ihr. Vor dem, was sie ist. Bis er eines Tages nicht mehr kommt. Sie kann sie streiten hören, Hans und den Vater, der keiner mehr sein will. Mit der Puppe im Arm sitzt sie am Fenster und blickt in die untergehende Sonne hinaus. Der Himmel ist blutrot, Krähen ziehen vorbei. Das Dorf liegt ungewohnt ruhig da. Als würden seine Bewohner schlafen. Doch das tun sie nicht. Zwischen den kleinen strohgedeckten Häusern, den schiefen Ställen und Mauern wispern die Stimmen, verlangen nach ihrem Tod. »Sie ist deine Tochter!« »Sie ist … was sie eben ist!« Papa? »Und deshalb willst du sie …« Hans senkt die Stimme, doch sie ahnt, was er sagt und die Angst kriecht ihr den Nacken empor. Sie schmiegt den Kopf an die Knie, damit niemand ihre Tränen sieht. Ich bin nicht böse! »Was soll ich denn tun?«, herrscht er ihn flüsternd an. »Rette sie!« »Und wie?« Der alte Mann seufzt. Er ist es müde, zu kämpfen. »Es ist vorbei.« »Sie ist nur ein Kind!« »Sie ist ein Feenkind«, korrigiert Vater seltsam kalt. »Und du weißt, was sie über die Feen im Wald sagen, über die Gräueltaten, die sie begehen. Sie fressen Kinder, Hans! Kinder wie dich oder …« Er verstummt. »Sie ist deine Tochter!« »Sie ist wie sie. Ich kann sie nicht beschützen, erst recht nicht vor sich selbst.« Sie streiten weiter, während das kleine Mädchen sich die Ohren zuhält...



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