E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Handel Beneath the Ivy - The Witches of Silvercrest Coven
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7641-9370-6
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
ISBN: 978-3-7641-9370-6
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine zauberhaft nette Hexenfamilie - doch gefangen in der Zeit! Die 16-jährige Marissa ist eine waschechte Hexe, die mit ihrer großen Familie in einem verwinkelten Landhaus am Rande der Stadt auf einer Insel lebt. So weit, so idyllisch. Doch als Marissas Tante, das schwarze Schaf der Hexenfamilie, plötzlich wieder auftaucht, passieren seltsame Dinge: Marissas Cousine bricht abends krank zusammen und alle scheinen den gleichen Tag immer und immer wieder zu erleben. Fieberhaft macht sich Marissa auf die Suche: Warum genau wurde Tante Gladys verstoßen? Wie gelangte vor 150 Jahren das Haus mit seinem eigenwilligen Charakter in den Besitz ihrer Familie? Und warum sind alle in einer Zeitschleife gefangen? 'Beneath the Ivy - The Witches of Silvercrest Coven' ist eine humorvolle und tiefgründige Young-Adult-Hexengeschichte mit jeder Menge verwunschener Landhaus-Atmosphäre und nicht nur einem Familiengeheimnis, das es aufzudecken gilt! - Fantasy-Jugendbuch ab 14 Jahren, das das Thema Traumabewältigung behutsam aufgreift - Spannende Mystery-Fantasy in einem magischen Landhaus-Setting - Herzlich-warme Hexengeschichte mit überraschenden Wendungen und einem Hauch Romantasy - 'Und täglich grüßt das Murmeltier' trifft 'Charmed' - Von Fantasy- und Märchenspezialist Christian Handel atmosphärisch und mitreißend erzählt Verhexte Familiengeheimnisse, die es zu entzaubern gilt! Marissas Zuhause, Silvercrest Manor, ist ein gemütliches Landhaus mit schiefen Böden und einem Garten voller Kräuter und Heilpflanzen. Es gehört der Hexenfamilie Winslow, seit Ururgroßmutter Florence vor 150 Jahren auf die Insel kam. Wie es in den Familienbesitz gelangte, ist ein ungelöstes Rätsel. Manche behaupten, Florence habe mit blutroten Rubinen oder ihrer Unschuld bezahlt. Andere erzählen, der Verkäufer McSweeney habe einen Fluch von ihr verlangt. Doch die Winslows sind zwar Hexen, aber weder reich noch verfluchen sie Leute. Gefangen in einer Zeitschleife, geht Marissa nicht nur diesem Mysterium auf den Grund. Eine atmosphärische Young-Adult-Hexengeschichte voller Geheimnisse, die für gemütliche Lesestunden sorgt!
Christian Handel wurde in der Schneewittchen-Stadt Lohr am Main geboren, die im sagenumwobenen Spessart liegt. Inzwischen lebt er allerdings in Berlin und ist selbst davon überrascht, wie sehr er sich als Landpflanze im Großstadtdschungel wohlfühlt. Er begeistert sich für Stoffe über starke Frauen, märchenhafte Motive und queere Themen. Nachdem er lange Jahre als Blogger und freier Journalist über Bücher berichtet hat, schreibt er endlich auch selbst welche. Seine Bücher waren mehrfach für den SERAPH nominiert. www.christianhandel.de
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»Du bist heute ja früh aus dem Bett gefallen«, begrüßt Grandma mich freudig. Sie steht am Herd und gießt Teig in ihre gusseiserne Lieblingspfanne, in der bereits Butter brutzelt. Neben ihr schlägt ein Schneebesen Sahne auf und sofort bessert sich meine Laune. Offensichtlich ist Pancake-Tag! »Das Haus hat mich geweckt.« Ich versuche, vom Teig zu kosten, aber natürlich bekommt Grandma es mit und haut mir auf die Finger. »Das Haus?«, fragt sie. Ich seufze – sowohl wegen meiner zu kurz geratenen Nachtruhe als auch weil sie mich nicht naschen lässt. »Es hat ganz wild mit den Fensterläden geklappert. Hast du denn nichts gehört?« Grandma schüttelt den Kopf. »Minnie und ich waren vollauf damit beschäftigt, einen Schwarm Krähen zu vertreiben. Sie haben den Ahorn neben dem Friedhof bezogen und von dort die Salatbeete ins Visier genommen. Eine Plage, ich sag’s dir! Dabei wollten wir doch eigentlich nur Morgentau sammeln.« »Krähen?«, frage ich und runzele die Stirn. Die sieht man selten auf Carter’s Island. »Bringen nichts als Unglück!«, antwortet Grandma. »Aber immerhin konnten wir so die Federvorräte auffüllen. Nur traue ich den Biestern zu, dass sie sich wieder blicken lassen. Minnie überlegt, ob wir eine Schutzrune im Garten anbringen, nur für alle Fälle.« Schutzrunen verhindern, dass ein ungebetener Gast einen Ort betreten kann. Grandma und Tante Minnie haben auf der ganzen Insel welche verteilt. Aus Gründen. »Wo ist Tante Minnie jetzt?« Grandma widmet sich ihren Pancakes. »Noch draußen.« Ich gehe zum Esstisch, auf dem eine Schüssel mit Brombeeren steht. Sie sind prall, glänzen prächtig und wirken so saftig, dass man Angst bekommt, sie könnten noch zwischen den Fingern zerplatzen. Rasch stibitze ich eine. Sie platzt nicht, aber als ich auf die dunkle Frucht beiße, breitet sich eine säuerliche Süße in meinem Mund aus, mit der es keine Supermarkt-Brombeere der Welt aufnehmen kann. Solche Früchte bringt nur Tante Minnie in ihrem Garten zum wachsen. Streng genommen ist sie gar nicht meine Tante, sondern meine Großtante. Wir nennen sie nur alle so, von Grandma einmal abgesehen. Die beiden sind Schwestern und sie leben seit ihrer Geburt in Silvercrest Manor. Das, wenn man mich fragt, das schönste Haus der Welt ist. Allerdings auch das launischste. »Gibt es etwas zu feiern?«, frage ich, während ich heimlich weiternasche. »Dass du ausnahmsweise mal nicht zu spät zur Schule kommst?« »Ha, ha!«, murre ich. »Hast du dem Haus etwa gesagt, es soll mich wecken?« »Als ob es sich von mir etwas sagen ließe.« Punkt für sie. Silvercrest Manor macht, was es will. Meist verhält es sich äußerst zuvorkommend. Unsere Toiletten riechen beispielsweise niemals streng – und der Grund dafür ist nicht etwa, dass, wie Tante Natasha (sie ist wirklich meine Tante) behauptet, Winslow-Frauen nicht pupsen. Es weist uns unmissverständlich darauf hin, wenn die Asche aus dem Kamin geholt werden muss, und klopft sogar selbst die Teppiche aus – auch dann, wenn noch einer von uns darauf steht. Zu neunt wohnen wir hier: Grandma hat ihr Schlafzimmer im Erdgeschoss, Tante Natasha mit ihrer Familie wohnt im ersten Stock und direkt darüber haben wir unser Reich: Mom, Dad und ich. Und Tante Minnie mit ihrem Erkerzimmer. Das Haus passt auf uns alle auf. Als Dad sich im letzten Herbst mit einem gebrochenen Fuß herumärgern musste, hat das Haus die Treppenstufen einfach ein paar Wochen lang niedriger gemacht. Was allerdings dazu führte, dass wir anderen mindestens einmal am Tag gestürzt sind, weil uns die normale Höhe der Stufen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Aber der gute Wille zählt. Und Silvercrest Manor besitzt einen guten Willen. Na ja, zumindest einen eigenen. Im Frühjahr hat ein schlimmer Sturm die alte Kiefer im Vorgarten erwischt. Sie ist geknickt wie ein Zahnstocher und dabei gegen das Haus geknallt. Es ist, Hekate sei Dank, nichts passiert, sieht man von ein paar Kratzern am Balkongeländer ab. Offenbar fand das Haus jedoch, dass wir uns mit der Reparatur zu viel Zeit ließen, denn eines Morgens war der Schlüssel zu Dads Autowerkstatt verschwunden. Zunächst dachten wir, er hätte ihn verlegt, aber als er beim Abendessen im Suppentopf auftauchte (der Schlüssel natürlich, nicht Dad, und das auch erst, nachdem Grandma ihre geliebte Zucchinisuppe gekocht hatte) und dieses Spiel sich am Folgetag wiederholte (da fand sich der Schlüssel in meiner Unterwäscheschublade), war uns klar, dass das Haus nicht zufrieden war. Also reparierten Dad und Onkel Doug das Balkongeländer und siehe da, der Schlüssel blieb fortan dort, wo er sein sollte. Momentan gibt es meines Wissens jedoch nichts, worüber sich Silvercrest Manor aufregen könnte. Wir haben die Außenfassade im Frühjahr streichen lassen, den Flur auf Grandmas Anweisung hin neu tapeziert und blitzblank geschrubbt – sogar von Hand und nicht mittels Magie. Denn ja: Wir sind keine gewöhnliche Familie – aber das habt ihr euch vermutlich schon gedacht. Wir Winslows sind Hexen. Beziehungsweise Hexer – ich will die rar gesäten männlichen Nachkommen unserer Familie ja nicht unterschlagen. Winslow-Frauen neigen zu weiblichen Kindern, was vermutlich mehr mit unseren Genen zu tun hat als mit unserer Magie. Unter den Hexenfamilien des nordamerikanischen Festlands gibt es ebenso viele Hexer wie Hexen, bei einigen sind es sogar mehr Männer als Frauen. »Wie wäre es«, fragt Grandma, ohne sich umzublicken, »wenn du den anderen auch noch ein paar Brombeeren übrig lässt und stattdessen den Tisch deckst?« Ich verdrehe gespielt die Augen. »Erst mal brauche ich einen Kaffee«, behaupte ich und springe vom Stuhl auf. Seine Beine schrammen über die Fliesen. Grandma seufzt. Unsere komplette Küche sieht aus, als sei sie aus der Zeit gefallen. Die Schränke sind aus petrolfarben lackiertem Holz, über dem Gasherd hängen Kupfertöpfe, in bunt bemalten Blumentöpfchen wachsen Küchenkräuter und gegenüber dem Esstisch steht ein uralter Eisenofen, den wir allerdings nicht mehr benutzen, sondern der nur noch zur Zierde dient. Selbst der Kühlschrank ist bereits uralt (Grandma sorgt dafür, dass er noch läuft – sie ist eine Herdhexe). Einzig neben dem Vorratsschrank steht ein nigelnagelneuer chromglänzender Kaffeevollautomat. Den haben wir meinem Dad zu verdanken. Er und Onkel Doug sind die einzigen Nichthexer in unserer Familie. »Magie«, witzelt Mom immer, wenn sie sich einen Cappuccino aus der Maschine macht, aber die ist momentan nicht da, sondern auf einer Forschungsreise in Island. »Machst du mir auch einen, Rissa?«, ruft Dad vom Flur aus. »In den Thermobecher zum Mitnehmen.« »Ich bin doch keine Barista«, empöre ich mich, aber das ist natürlich nur Spaß. »Bitte«, schiebt er hinterher, doch da drücke ich ohnehin bereits ein paar Knöpfe, das Ungetüm vor mir dampft und zischt wie ein miesgelaunter Drache und spuckt schwarzes Gold aus. Himmlischer Duft steigt mir in die Nase und vertreibt die Reste meiner Müdigkeit. Während der Kaffee in meine Tasse läuft, schiele ich hinauf zur Kuckucksuhr. 6:48 Uhr. »Musst du schon los?«, frage ich, als ich Dads Thermobecher in die Maschine stelle. Er geht zum Tisch, schnappt sich ein paar Brombeeren und zwinkert mir verschwörerisch zu. »Leider ja.« Ganz offensichtlich hat er sich heute auch beim Bügeln beeilt. Beim Hemd, das er trägt, hat er mehr Falten in den Stoff gemacht als entfernt. »Was ist los?«, frage ich ihn. »Viktor Rosenbaum bringt gleich seinen Volvo in die Werkstatt«, sagt er. Grandma schnalzt missbilligend mit der Zunge. »Sag nichts«, mahnt Dad sie. »Du solltest nicht für diese Familie arbeiten.« »Ach, Dianne.« Er haucht ihr einen Versöhnungskuss auf die Wange. »Viktor Rosenbaum hat mit eurer alten Fehde ebenso wenig zu tun wie ich. Er trägt ja nicht mal ihren Nachnamen.« »Du hast mit dieser Fehde zu tun, seit du in diese Familie eingeheiratet hast«, korrigiert sie ihn kühl. Wenn es um die McSweeneys geht, versteht sie keinen Spaß. »Ich glaube, deine Sahne wird gleich zu Butter.« »Ach, verdammt.« Sie fährt zum Schneebesen herum. »Genug!« Sofort hört er auf zu rühren. Missgelaunt kostet sie. »Geht noch.« Sie wirft Dad einen genervten Blick zu, als sei er dafür verantwortlich, dass die Sahne fast verdorben wäre. Dad grinst mich verschwörerisch an und ich strecke ihm seinen Becher entgegen. Er greift danach, wirft aber gleichzeitig noch mal einen Blick auf die Uhr. Das rächt sich: Der Thermobecher rutscht ihm durch die Finger und fällt – kurz bevor er den Boden berührt, bleibt er schweben. Dad bückt sich, um ihn aus der Luft zu pflücken. »Danke, Minnie.« Tatsächlich kommt Tante Minnie gerade durch die Terrassentür ins Haus. Sie hat die Haare hochgesteckt und trägt eine quietschgelbe Gartenschürze. In der einen Hand hält sie ein Körbchen mit frisch geerntetem Rhabarber, in der anderen ihre geliebte Gartenschere, die so rostig ist, dass sie mich an eine Horrorfilmrequisite erinnert. Verschiedene Familienmitglieder haben ihr bereits funkelnagelneue Exemplare geschenkt, aber sie weigert sich standhaft, sich von ihrer alten zu trennen. »Habe ich das gerade richtig gehört? Du reparierst das Auto von Viktor McSweeney?« Ihre Gartenschere schnappt zu. »Viktor...