Handel | Becoming Elektra (Elektra, Bd. 1) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Elektra

Handel Becoming Elektra (Elektra, Bd. 1)

Sie bestimmen, wer du bist
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7641-9243-3
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Elektra

ISBN: 978-3-7641-9243-3
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn dein Leben eine Lüge ist ... Als die junge und schöne Elektra Hamilton bei einem Reitunfall ums Leben kommt, erhält Isabel ein unerwartetes Angebot. Sie, die Elektra wie aus dem Gesicht geschnitten ist, soll deren Platz einnehmen. Sie muss lediglich für immer verschweigen, wer sie wirklich ist. Ein Leben in Luxus winkt ihr - und die Verlobung mit dem attraktiven Phillip von Halmen. Zunächst scheint keiner Verdacht zu schöpfen. Doch Elektra hatte eigene Geheimnisse und während diese sie langsam einholen, wächst in Isabel die Gewissheit, dass Elektras Tod kein Unfall war. Wer trachtete Elektra nach dem Leben? Und wird der Mörder erneut zuschlagen? Isabel weiß nur, dass sie keinem trauen kann ...

Christian Handel bloggt seit 2007 auf seiner Website www.fantasy-news.com über phantastische Themen und liebt Stoffe über starke Frauen, märchen- und mythenhafte Motive und queere Themen. Als Gutachter für unterschiedliche Verlage und durch die Moderation von Lesungen und Autorenveranstaltungen kennt er sich mit dem Buchmarkt bestens aus. Er hat zwei Kurzgeschichtenanthologien herausgegeben und veröffentlichte 2017 seinen ersten Roman, 'Rosen & Knochen' (Drachenmond), der für den Seraph 2018 nominiert ist.

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(Drei Wochen zuvor)
Kapitel 1
Samstag, 8. Mai 2083
Die klassischen Schulen mögen schon vor Jahren abgeschafft worden und individuellen Lerngruppen gewichen sein. Uns aber zwingt man weiterhin Tag für Tag in viel zu kleine Klassenräume. Man stopft unsere Köpfe mit Wissen voll, das wir vermutlich niemals brauchen werden. Mr. Langton wird nicht müde, uns einzureden, dass keiner weiß, was die Zukunft bringt, und eine gute Ausbildung niemals schadet. Ich glaube eher, dass man uns mit diesen Unterrichtseinheiten beschäftigt halten will. Warum sonst quält man uns mit dem biologischen Aufbau längst ausgestorbener Pflanzen? Warum sonst beschränken sie unseren Zugang zum Internet? Wir sollen nicht auf dumme Gedanken kommen. Aus Büchern weiß ich, dass früher Fächer wie Mathematik, Physik oder Chemie unterrichtet wurden. Was diese Gebiete angeht, ist unsere Ausbildung auffällig rudimentär. Unser Stundenplan fokussiert sich auf Hallensport, Freiluftsport, Literatur, Kunst, Geschichte, Biologie und ein paar Sprachen. Wie die meisten anderen »Schüler« hier habe ich das Gelände des Instituts nie verlassen. Wenn ich Glück habe, muss ich das auch nie. Jedenfalls nicht bis zu meinem zwanzigsten Geburtstag, dem Zeitpunkt, an dem mich meine Eigentümer aus meiner Pflicht entlassen, weil dann die nächste Generation alt genug ist, unsere Plätze einzunehmen. Jedem, der früher gegangen ist, erging es schlecht. Ich sehe nach rechts zu meiner Schwester Kelsey, die ihre Schulunterlagen schon fast komplett in ihren grauen Stoffbeutel gestopft hat. Ein Blick auf sie genügt, um zu wissen, dass ich recht habe. »Was ist?«, fragt sie, als sie bemerkt, dass ich sie mustere. Eine Haarsträhne ist ihr in die Stirn gefallen. Kelsey und ich glichen uns einst wie ein Ei dem anderen. Jetzt ist der Glanz aus ihren schwarzen Locken verschwunden, ihre Augen strahlen nicht mehr und sie wiegt sicher zehn Pfund weniger als ich. »Nichts«, lüge ich, greife nach vorn und streiche ihr die Haarsträhne hinters Ohr. »Hast du Hunger?« Sie schüttelt den Kopf. Kelsey hat nie Hunger. Nicht mehr seit damals. »Lass uns in die Cafeteria gehen«, sage ich trotzdem. »Zu Aubrey und den anderen.« Das bringt sie zum Lächeln und mir geht das Herz auf. Kelsey ist wunderschön, wenn sie lächelt. Ich weiß, dass es seltsam klingt, wenn ich das sage. Es sollte bedeuten, dass ich auch mich wunderschön finde. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Wenn ich in den Spiegel blicke, sehe ich nicht mich. Ich sehe auch nicht Kelsey. Ich sehe nur sie. Und ich hasse es. Da ich keine Lust habe, mir den Appetit zu verderben, verdränge ich den Gedanken und packe meine Sachen ebenfalls zusammen. Unsere Freunde warten sicher schon. Obwohl wir alle siebzehn Standardjahre alt sind, gehen wir nicht in die gleiche Klasse. Ich nehme an, ich darf bereits froh darüber sein, dass man Kelsey und mich nicht getrennt hat. Das ist nicht selbstverständlich. Mr. Langton lächelt uns zu, als wir an ihm vorbeigehen. Während wir unsere Elastoscreens auf seinem Schreibtisch ablegen, frage ich mich, ob ich mich in ihm täusche. Vielleicht glaubt er ja tatsächlich an das, was er uns erzählt. Vielleicht will er wirklich unser Bestes und wünscht sich, dass uns mehr im Leben erwartet als der eintönige Alltag hier. Nein, denke ich dann, als ich zurückblicke und sehe, wie er das Körbchen mit den Elastoscreens achtlos in den Wandschrank einschließt. Unsere Eingaben werden im Netzwerk ausgewertet, das weiß ich. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn sich Mr. Langton dafür interessiert hätte, wie wir uns geschlagen haben. Er hat jedoch nicht mal einen Blick auf unsere Arbeiten geworfen. Es ist ihm egal, wie wir in unseren Prüfungen abschneiden. Wir sind ihm egal. Genauso wie dem Rest der Welt. Ich lebe in einem Haus voller Spiegelbilder, zum Bersten gefüllt mit verzerrten Doppelungen einer Wirklichkeit, die nicht die meine ist. Kelsey, meine Freunde und ich – wir sind Menschen zweiter Klasse, nichts als perfekte Kopien von Leuten, die richtige Leben leben. Wir sind Klone. Während unsere Originale sich in einer Glitzerwelt aus roten Teppichen und mondänen Villen vergnügen, versteckt man uns hinter Mauern aus grauem Beton. Vor vierundzwanzig Jahren hat die Regierung die Gesetze so verbogen, dass es jedem volljährigen Menschen erlaubt ist, Klone von sich und den leiblichen Kindern anfertigen zu lassen. Theoretisch jedenfalls. Kelsey und ich, wir gehören zu den ersten Züchtungen, die auf diese Weise entstanden sind. Zu den ersten Züchtungen, die zufriedenstellend produziert wurden, sollte ich wohl sagen. Inzwischen leben fast hundert von uns im Institut. Und dieses ist nur eines von mehreren. Natürlich sind wir trotzdem noch ein Luxusartikel. Nicht jeder verfügt über das notwendige Kleingeld, einen Klon herstellen zu lassen – oder zwei, oder drei. Wir sind Ersatzteillager für Organe, Extremitäten, Knochenmark und Hornhaut. Kein nervenaufreibendes Warten mehr darauf, dass die Organbank den passenden Spender findet. Ein Anruf genügt, und eine neue Niere wird auf dem Silbertablett geliefert – bzw. auf der metallenen Krankenhausliege, auf die man uns schnallt. Wir sind der Backup-Plan, wenn etwas schiefgeht; ein Allheilmittel, das dann zum Einsatz kommt, wenn die klassische Medizin versagt. Oder wenn ein viel zu junger, viel zu betrunkener Jugendlicher bei einem selbst verschuldeten Unfall sein Bein verliert. Man kann uns ohne schlechtes Gewissen ausschlachten, denn wir wurden ja nur gezüchtet, nicht geboren. Wir sind keine freien Menschen, sondern Besitz. Man hat viel Geld in uns investiert – von dem wir selbst recht wenig sehen –, und deshalb glauben unsere Eigentümer, ein Recht darauf zu haben, uns zu benutzen, auszuweiden und wegzuwerfen, wenn nichts mehr übrig ist, was noch gebraucht werden kann. Ihr Geld mag uns das Leben geschenkt haben, aber ich hoffe, sie fahren allesamt zur Hölle. Die Cafeteria lässt mich immer an Gänseblümchen denken. Ihre lindgrün gestrichenen Wände harmonieren mit dem Weiß der Tischplatten und dem Sonnengelb der Stühle. So soll vermutlich eine angenehme Atmosphäre entstehen. Tut es auch, wenn ich ehrlich bin. Aber das liegt nicht am Farbkonzept, sondern daran, dass die Cafeteria dem am nächsten kommt, was wir aus Büchern und Filmen als »Restaurants« und »Cafés« kennen: ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um miteinander zu plaudern, während sie essen. Bis auf zwei Lehrerinnen und einen Lehrer, die den Bereich beaufsichtigen, in dem die Kleinen essen, überlässt man uns hier uns selbst. Die Cafeteria ist riesig. Vermutlich ist sie der größte Raum im Institut, sieht man mal von den Sporthallen ab. Alle essen hier. Wir sind zur Mittagszeit später an der Reihe als die unteren Klassen. Uns überwacht auch kein Personal – jedenfalls nicht unmittelbar. Die Institutsleitung verlässt sich auf die Kameras, die in regelmäßigen Abständen installiert sind und jeden unserer Bissen filmen. Ich habe gelernt, sie auszublenden. Das Material wird, soweit ich weiß, ohnehin nur stichprobenartig gesichtet – und natürlich dann, wenn etwas passiert ist. Zum Beispiel, wenn die Lehrerschaft wissen will, wer für die Schlägerei verantwortlich war, an der sich im letzten Jahr mindestens zehn Schüler beteiligten. Aber so etwas kommt so gut wie nie vor. Wir sitzen alle im selben Boot, und das wissen wir. Aubrey, Alex und Vanessa warten bereits an unserem Tisch. Manuel und Tobias sehe ich an den Essensautomaten. Als wir die breiten Stufen hinuntergehen, die vom Eingang in den Sitzbereich führen, entdeckt uns Vanessa. Sie winkt uns so aufgeregt zu, als ob wir uns wochenlang nicht gesehen hätten. Dabei haben wir heute Morgen gemeinsam gefrühstückt und im Institut ist es ohnehin fast unmöglich, sich aus dem Weg zu gehen. Deshalb weiß ich, dass etwas im Busch ist. Alex legt ihr kurz die Hand auf die Schulter. Sie deutet nicht nach oben zu den Kameras, trotzdem beruhigt sich Vanessa sofort. Auch wenn sie zu den Menschen gehört, denen ihr Innenleben auf dem Gesicht geschrieben steht, ist sie nicht dumm. Ihre schräg stehenden Augen blitzen vor Intelligenz. »Hallo, ihr zwei«, begrüßt uns Aubrey, als wir am Tisch ankommen. Kelsey beginnt zu grinsen und ich entspanne mich. Ein Blinder sieht auf eine Meile Entfernung, dass Kelsey auf Aubrey steht. Der Einzige, der das noch nicht bemerkt hat, ist Aubrey selbst. Ich wollte ihn schon öfter darauf ansprechen, habe aber Angst vor seiner Reaktion. Die Schwärmerei für Aubrey tut Kelsey gut. Manchmal scheint sie das Einzige zu sein, was sie noch aufrecht hält. Also werde ich den Teufel...



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