E-Book, Deutsch, Band 13, 110 Seiten
Reihe: Die neuen Geisterjäger
Hammer Sinclair Academy - 13
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-3849-2
Verlag: beBEYOND
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Belphegors Rückkehr
E-Book, Deutsch, Band 13, 110 Seiten
Reihe: Die neuen Geisterjäger
ISBN: 978-3-7325-3849-2
Verlag: beBEYOND
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
John Sinclair und die Trainees der Academy sind in höchster Alarmbereitschaft. Überall in England verschwinden okkulte Artefakte aus Museen und Privatsammlungen. Schnell erhärtet sich ein schrecklicher Verdacht: Irgendwer versucht, den übermächtigen Dämon Belphegor zu erwecken. Aber wer würde so etwas wagen? Die Spuren führen die vier Geisterjäger in die höchsten Kreise der Londoner City. Doch als John Sinclair plötzlich verschwindet, müssen sie nicht nur gegen Geister und Dämonen kämpfen, sondern auch gegen die Polizei und den Geheimdienst ... SINCLAIR ACADEMY - DIE NEUEN GEISTERJÄGER führt die Abenteuer von 'Geisterjäger John Sinclair' in die nächste Generation fort. Wer an der SINCLAIR ACADEMY aufgenommen wird, hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht. Jack und seine Mitstreiter Staysy, Hassan und Sachiko müssen sich im Kampf gegen Geister und Dämonen als Team bewähren und die Menschheit vor dem Grauen beschützen, das im Dunkeln lauert. Denn: Das Böse ist überall.'Erinnern Sie sich an die Spukgeschichten aus Ihrer Kindheit? Über Geister, Vampire und Dämonen? All diese Geschichten sind wahr. Es stimmt vielleicht nicht jedes Wort, aber viel mehr als die meisten Leute glauben.' - John Sinclair -Die Serie SINCLAIR ACADEMY erscheint als E-Book und als inszeniertes Hörbuch auf CD und als Download. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.
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Kapitel 1
»Jack von Staysy: Alles bereit? Over.« Die Stimme aus dem Funkgerät durchbrach die Stille der Nacht. Jack drückte auf die Sprechtaste. »Staysy von Jack: positiv. Over.« Das kleine Ausflugsboot, in dessen Gastraum Jack Archer kauerte, schwankte sanft auf der Themse. Irgendwo rollte eine leere Limonadenflasche im Rhythmus der Wellen hin und her. Jack hob vorsichtig den Kopf und riskierte einen Blick aus dem Fenster. Am gegenüberliegenden Ufer zeichnete sich der klobige Blockbau des Verteidigungsministeriums gegen den Nachthimmel ab. Er ließ den Blick stromaufwärts wandern, hinüber zur Westminster Bridge und den Houses of Parliament. Von dort sollte das Transportboot kommen, hatte der anonyme Informant gesagt. Jeden Moment musste es so weit sein. Eine vertraute Anspannung durchströmte seinen Körper – es war wie damals, in Afghanistan, in den letzten Minuten vor einem Einsatz. Damals – bevor ein verdammter Dämon in ihn gefahren war und sein Leben von Grund auf geändert hatte. Diesem Dämon war es auch zu verdanken, dass er jetzt das Mal des Iblis trug – jenes dämonische Kennzeichen, das ihn zwar einerseits verwundbar gegen Angriffe aus der höllischen Unterwelt machte, ihm aber andererseits auch ein Gespür dafür verlieh, wann sich die Diener des Bösen näherten. Noch war es ruhig, aber Jack ahnte, dass sich das gleich ändern würde. Nur ein paar Meter entfernt, aber beinahe dreißig Stockwerke weiter oben spähte seine Kollegin Staysy Cole durch das Zielfernrohr ihres Präzisionsgewehrs und stellte sicher, dass sie die Wasseroberfläche scharf sehen konnte. Die durchtrainierte Frau, deren Hautfarbe verriet, dass ihre Mutter aus Haiti stammte, lag bäuchlings auf dem Dach des Shell Tower, eines mit Kalkstein verkleideten Hochhauses, das sich über der Parkfläche der Jubilee Gardens erhob. Vor ihr tat sich die Stadt auf: im Vordergrund der metallene Kreis des London-Eye-Riesenrads, in dem Hassan seinen Beobachterposten bezogen hatte, dahinter ein Ausblick, der über die Themse und den Bahnhof Charing Cross hinweg bis hinter den Hyde Park reichte. Eine fantastische Aussicht, für die manche Leute mehr zu zahlen bereit waren, als Staysy in ihrem ganzen Leben verdienen würde. Doch die ehemalige MI6-Agentin würdigte das Panorama keines Blickes. Stattdessen zog sie eine kleine Dose aus dem Ausrüstungsgürtel, der sich um die Hüfte ihres Körpers schlang, und nahm eine Gewehrkugel heraus. Der Glanz, mit dem sich das Mondlicht in der Spitze des Geschosses spiegelte, verriet das Material: reines Silber. Mit geübtem Blick überprüfte sie, dass die Waffe gesichert war, und lud das Projektil. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete ruhig und kontrolliert ein und aus, immer in der Erwartung, dass das Funkgerät zum Leben erwachen und die Ankunft des Bootes mit dem Artefakt melden würde. Dann blickte sie zu ihrer drahtigen Kollegin Sachiko, die unten auf der Fußgängerbrücke am Geländer stand. Überrascht sah Staysy, dass zwei Gestalten auf die Agentin zukamen. »Hey, Kleine, Lust auf ein bisschen Spaß?« Eine alkoholisierte Männerstimme erklang hinter Sachiko. »Danke, ich hab genug Unterhaltung«, erwiderte die junge Geisterjägerin knapp, während sie weiter über das Geländer auf den Fluss sah. »Was sin’ das für Haare? Orange oder was?«, meldete sich eine zweite, rauere Stimme zu Wort. »Da würd ich mich ja gern mal drin vergraben.« Sachiko seufzte genervt auf. Ihr lederner, eng ansitzender Kampfanzug knarzte, als sie sich umdrehte. Die beiden Typen, die ihr gegenüberstanden, waren höchstens Ende zwanzig. Sie waren mehr als einen Kopf größer als Sachiko, und ihrem Benehmen nach hatten sie ihre muskulösen Arme in den letzten Stunden hauptsächlich zum Stemmen von Biergläsern genutzt. »Guck mal, Sam. ’ne Asiatin!«, ließ sich der erste wieder vernehmen. »Scharf!« Er war etwas kleiner als sein Kumpel, und sein linker Schneidezahn fehlte. »Hört mal zu, Jungs«, erklärte Sachiko ruhig, »ich glaube, es ist das Beste für euch, wenn ihr euch ganz schnell verpisst.« Einen Moment sahen die beiden sie verdutzt an, dann prustete der erste los: »Ach, wirklich! Und was, wenn nicht? Guckst du uns dann ganz böse an?« Der zweite trat an Sachiko heran, und seine rechte Hand legte sich wie ein Schraubstock um ihren Oberarm. »Wir mögen es nicht, wenn man uns Befehle erteilt, Kleine. Und wir wollen nun mal etwas Abwechslung. Du willst es doch auch, oder?« Sachiko sah ihm fest in die Augen. »Lass mich überlegen – eigentlich will ich lieber das hier!« Damit drehte sie sich gewandt nach rechts und ließ ihre Handkante auf die Pranke hinabsausen, die sich um ihren Arm gekrallt hatte. Der Kerl ließ los, schrie und taumelte einen Schritt zurück. »Ey, bist du total durchgeknallt?«, beschwerte sich sein Kumpel. »Nein, Jungs, ich bin nur gerade mitten in der Arbeit. Hier kommt jeden Moment ein Boot den Fluss runter, das ein paar Arschlöcher an Bord hat, die direkt aus der Hölle gekrochen sind, und mein Job ist es, sie dahin zurückzuschicken. Entweder damit …«, ein angedeuteter Karate-Hieb ließ die beiden abrupt zurückweichen, »oder damit …«, sie griff über ihre Schulter und zog am Griff des Schwertes, das sie in einer Scheide auf dem Rücken trug, »oder notfalls mit etwas Unterstützung.« Sachiko blickte kurz zum Dach des Shell-Centre-Hochhauses und gab ein Zeichen mit ihrer linken Hand. Einen Moment später sahen die beiden Männer ungläubig, wie ein leuchtend roter Laser-Zielpunkt über ihre Körper wanderte, bis er mitten auf der Stirn des Größeren zur Ruhe kam. Sachiko lächelte sie freundlich an: »Ihr seht also, ich bin beschäftigt. Und, wie gesagt: Für euch ist es wohl am besten, wenn ihr jetzt ganz schnell abhaut. Einverstanden?« Der Typ ohne Schneidezahn fand als Erster seine genuschelte Sprache wieder: »Komm, Sam, lass abhauen! Die spinnt ja total.« Sam nickte stumm, und beide hatten es plötzlich sehr eilig, von der Brücke zu kommen. Sachiko sah ihnen einen Moment lang grinsend nach, dann drückte sie auf das Funkgerät, das sie wie eine Uhr am Arm trug. »Staysy von Sachiko. Danke für die Unterstützung. Over.« »Immer wieder gerne«, kam es kurz darauf knisternd zurück. »Scheint gewirkt zu haben.« »Ich unterbreche die Frauenpower-Veranstaltung nur ungern«, meldete sich Hassan über Funk, »aber ich glaube, wir kriegen Besuch. Da kommt ein Boot ohne Beleuchtung.« Sachiko biss sich angespannt auf die Lippen, dann packte sie mit den Händen das Geländer, kletterte hinüber und hielt sich fest. Unter ihr flossen die dunklen Wasser der Themse. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ein einsamer Jogger auf die Brücke zutrabte. Keine Ahnung, was der gleich denken würde, aber darum konnte sie sich jetzt nicht auch noch kümmern. Sekunden später ertönte Jacks Stimme aus dem Gerät: »Ich spür jetzt auch was. Ladies and Gentlemen – es geht los.« Hassan Al-Baghdadi hatte einen Logenplatz für das Geschehen. Aus der futuristischen Gondel des London-Eye-Riesenrads würde er den ganzen Zugriff wunderbar verfolgen können. Dennoch hasste er es, ausgerechnet jetzt ausgerechnet hier zu sein. Ganz egal wie oft Jack und Staysy ihm versichert hatten, dass er als Aussichtsposten eine wichtige Rolle spielte – Hassan kannte die Wahrheit. Sie wollten ihn aus dem Weg haben. Zu oft war ihm bei den letzten Missionen etwas zugestoßen, zu schwach war er im Vergleich zu seinen Team-Kameraden. Beim Kampf gegen die Zombies auf dem Highgate Cemetery hatte sein wertvollster Beitrag darin bestanden, sich rechtzeitig ins Freie zu flüchten. Als er den Führer der Wilden Jagd angegriffen hatte, hatte der ihn mühelos niedergeschlagen. Und Hassan hatte noch Glück gehabt, dass er mit einer Gehirnerschütterung davongekommen war. Rein nüchtern betrachtet, konnte er das sogar nachvollziehen. Es war die alte Regel aus der Armee: Alle, die in den Einsatz mit reingehen, sollen auch wieder mit herauskommen. Und wenn das hieß, dass einer oben auf einem Riesenrad geparkt werden musste, dann war das eben so. Gefallen musste es ihm deswegen noch lange nicht. Hassan seufzte, strich sich über seinen schwarzen Schnurrbart und tat das Einzige, was er im Moment tun konnte: Er lehnte sich nach vorne gegen die gewölbte Glaswand der Gondel und sah zu dem Boot, das langsam den Fluss herunterkam. Staysy wunderte sich, als sie das Boot durchs Zielfernrohr ins Visier nahm: Sie hatte ein größeres Fahrzeug erwartet, zumindest mit Kajüte oder etwas Ähnlichem. Stattdessen blickte sie auf ein schlichtes offenes Motorboot, wie sie tagtäglich zu Dutzenden auf der Themse fuhren. Dennoch zweifelte sie keine Sekunde daran, dass sie das richtige Ziel vor Augen hatte – denn dieses Boot wurde von zwei bulligen Gestalten mit mittelalterlich anmutenden Rüstungen und wildschweinartigen Fratzen gesteuert. »Okay, Jungs, ich weiß nicht, was genau ihr seid, aber ich weiß, dass es mit euch vorbei ist«, murmelte Staysy. Sie ließ das Fadenkreuz dem Boot folgen, bis sie endlich die Kreatur am Ruder im Visier hatte. Staysy hielt den Atem an, dann drückte sie ab. Sie hörte, wie der Schuss von den umliegenden Gebäuden widerhallte, und sah das Projektil nah am Nacken des Dämons einschlagen. Die schweinegesichtige Kreatur in Staysys Zielfernrohr taumelte kurz – und blickte dann irritiert zu ihr hoch. Shit! Staysy lud nach und schoss noch einmal. Die Fratze des Dämons verzog sich zu etwas, das wie Ärger aussah, und er stieß einen empörten Schrei aus. »Gottverdammt, du müsstest tot sein, du Vieh!«, fluchte Staysy. »Oder wenigstens schwer...