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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 461, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Halberg Alpengold 461

Das Orakel von Reichenhall
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8838-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Orakel von Reichenhall

E-Book, Deutsch, Band 461, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7517-8838-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tag und Nacht grübelt der junge Bauer Albin Sternbacher darüber nach, wie er das Herz der schönen Blanca erobern könnte. Als er erfährt, dass die Angebetete eine Wahrsagerin aufsuchen will, wittert er eine Chance. Er fleht die 'weise Frau' an, Blanca klarzumachen, dass der Herzkönig ganz in ihrer Nähe schon sehnsuchtsvoll auf sie wartet. Doch Albins Hoffnung, dass Blanca nach dem Besuch der Wahrsagerin schnurstracks in seine Arme sinkt, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil. Auf dem Heimweg lernt sie einen Mann kennen, in den sie sich, da sie ihn für den prophezeiten Herzkönig hält, Hals über Kopf verliebt ...

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Das Orakel von Reichenhall


Heiterer Heimatroman um die Herzensnöte eines verliebten Dirndls

Von Isa Halberg

Tag und Nacht grübelt der junge Bauer Albin Sternbacher darüber nach, wie er das Herz der schönen Blanca erobern könnte. Als er erfährt, dass die Angebetete eine Wahrsagerin aufsuchen will, wittert er seine Chance. Er fleht die »weise Frau« an, Blanca klarzumachen, dass der Herzkönig ganz in ihrer Nähe schon sehnsuchtsvoll auf sie wartet.

Doch Albins Hoffnung, dass Blanca nach dem Besuch der Wahrsagerin schnurstracks in seine Arme sinkt, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil. Auf dem Heimweg lernt sie einen Mann kennen, in den sie sich, da sie ihn für den prophezeiten Herzkönig hält, Hals über Kopf verliebt ...

Kopfschüttelnd schlich Hannes Genzinger an der guten Stube vorbei. Er hörte von drinnen Gekicher und das muntere Geplapper dreier Madln. Ein Sektkorken knallte. Es war nicht der erste an diesem milden Abend im September.

Drei auf einen Schlag sind einfach zu viel, dachte Hannes. Vor allem, wenn eine von ihnen meine Schwester ist! Die Blanca platzt ja fast vor Übermut, seit sie ihre Hotelfachprüfung so gut bestanden hat! Na ja, warum soll sie jetzt net ein bisserl feiern mit ihren Freundinnen!

Bevor er sich in Sicherheit bringen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Blancas vergnügtes Gesicht lugte hervor. Dahinter tauchten ihre beiden Freundinnen auf, Vevi und Lissy. Auch sie strahlten, als hätten sie gerade das große Los gezogen.

»Ich hab's doch geahnt!«, rief Blanca und zog ihren Bruder ins Wohnzimmer des Genzinger-Hofs. »Du tigerst im Flur auf und ab und bist neugierig, was hier drin vorgeht!«

»Unsinn!«, widersprach Hannes.

Vevi hängte sich an seinen Arm und sah ihn mit ihren haselnussbraunen Augen so schmachtend an, als sei sie in ihn vernarrt. Dabei war sie doch mit Franz Antretter verlobt und wollte demnächst heiraten!

»Ach, Hannes«, gurrte Vevi, »jetzt komm schon und trink ein Glaserl Sekt mit uns! Du bist doch auch stolz auf deine Schwester, net wahr? Sie hat die Prüfung mit Auszeichnung bestanden, das musst du dir mal vorstellen!«

»Und eine Stelle hat sie auch schon in Aussicht!«, fiel Lissy ein.

Hannes fühlte sich überrumpelt. Sie hatten alle drei einen kleinen Schwips, die langjährigen Freundinnen seiner Schwester, und er war hier wirklich fehl am Platz!

»Ich wollt grad gehen«, erklärte er. »Im ›Hirschen‹ ist heut Abend Bergwachtversammlung, und ich gehör schließlich dazu. Eigentlich müsst ich schon längst weg sein.«

Seine Schwester lachte ihn an. Links hatte er die Vevi am Arm, rechts die Lissy, die ebenfalls schon in festen Händen war.

»Ein ganz kleines Glaserl Sekt kannst du doch mit uns trinken!«, schmeichelte Vevi. »Weißt du, wenn ich dich so aus der Nähe anschau, Hannes, dann frag ich mich, warum ich mich für einen anderen entschieden hab und net für dich.«

»Vevi!«, brummte er ärgerlich. »Du bist net mehr nüchtern! Red keinen Blödsinn! Von jeher bist du in den Franz verliebt gewesen und net in mich! Und außerdem hab ich die Rosl drüben in Tannenbrunn.«

»Jetzt hast du ihn in Verlegenheit gebracht, den Ärmsten!«, sagte Lissy lachend.

»So, die Rosl aus Tannenbrunn?«, fragte Blanca verschmitzt. »Ich wusst ja gar net, dass du für die eine Schwäche hast! Schau an, mein großer Bruder!«

»Es ist ja auch alles noch in den Anfängen!«, erklärte er. »Himmel, lasst mich doch in Ruh, ihr drei! Mit euch werd ich net fertig. Die Eltern haben's richtig gemacht, die sind vor zwei Stunden nach Reichenhall gefahren ins Theater, damit sie sich net euer Geschwätz anhören müssen!«

Er wollte sich rasch davonmachen, aber es gelang ihm nicht. Die drei Madln zwangen ihn doch glatt, ein Glas Sekt zu trinken!

Zugegeben, hübsch waren sie, Blancas Freundinnen, und nun fühlte sich Hannes in ihrer Gesellschaft schon wohler. Er gab erst der Vevi, dann der Lissy einen Kuss auf die Wange – ein ganz freundschaftliches Busserl natürlich! Dann zupfte er seine Schwester an ihren Locken.

»Der Sekt schmeckt net schlecht«, sagte er versöhnlich. »Aber mehr trink ich net, ich will mit dem Auto runter ins Dorf. Feiert ruhig noch ein bisserl weiter!«

»Das werden wir auch, Hannes!«, verkündete Blanca.

Er sah sie lächelnd an. Ihre Wangen glühten vor Lebensfreude. Ja, seine Schwester, die hatte Temperament! Sie hatte schon immer gewusst, was sie wollte. Und das bekam sie auch. Zum Beispiel die gut bezahlte Stelle im »Hotel Salzhof« neben der Kirche.

Es war ein erstklassiges Haus, das fast immer ausgebucht war. Im Sommer kamen die Urlauber aus den Städten, um sich im idyllischen Hainbuchen zu erholen, im Herbst die Wandervögel und im Winter die Skifahrer.

»Also macht's gut!« Hannes ließ das »Dreidirndlhaus« allein und sah zu, dass er noch halbwegs pünktlich zu seiner Bergwachtversammlung kam.

»Dein Bruder ist ein Goldstück!«, stellte Lissy fest. »Gut schaut er aus, und er kriegt einmal den Hof. Ein schönes Anwesen habt ihr! Aber ich will net klagen. Mein Florian hat schließlich eine gut gehende Schnitzerwerkstatt in Bad Reichenhall.«

»Und mein Franz erbt den Antretter-Hof«, setzte Vevi hinzu. »Wir sind eigentlich alle in festen Händen, sogar dein Bruder scheint verliebt zu sein. Bloß du, Blanca, bist noch solo.«

»Na und?« Blanca zuckte die Schultern und schenkte Sekt nach. Vorsichtshalber mischte sie ihn mit Orangensaft, denn gar so trinkfest waren die Madln nun doch nicht!

Lissy kicherte.

»Na und, na und! Du bist vierundzwanzig, Blanca! Die Vevi und ich reden schon vom Heiraten, und du ...«

»Wenn ich mich verlieb, dann muss es was ganz Besonderes sein«, fiel Blanca ihrer Freundin ins Wort. »Net irgendeiner, der grad zur Verfügung steht, begreift ihr das denn net? Ich träum von der ganz großen romantischen Liebe!«

»Du liebe Güte!« Lissy schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Da kannst du am End dein ganzes Leben lang warten! Ich hätt dich für vernünftiger gehalten, Blanca. Muss es denn unbedingt ein Märchenprinz sein?«

»Ach, ihr geht mir auf die Nerven!«, wehrte Blanca ärgerlich ab. »Bei euch gibt's nur eins: heiraten, heiraten und nochmals heiraten!«

Schweigen. Lissy biss in ein Kipferl, und Vevi zerkrümelte ein paar Kartoffelchips.

»Jetzt seid net beleidigt!«, lenkte Blanca ein. »Ich hab's net bös gemeint.«

Vevi räusperte sich.

»Mei, manchmal bist du schon ein bisserl schwierig, Blanca. Nur gut, dass die Lissy und ich dich kennen! Aber im Ernst: Wär's net schön, wenn du auch ... ich mein, wenn du ...«

»Sie meint, es wär toll, wenn du auch einen Freund hättest«, vollendete Lissy den Satz. »Dann könnten wir alle miteinander mal etwas unternehmen oder sogar gemeinsam heiraten. Unser ehrwürdiger Herr Pfarrer flippt aus, wenn er gleich drei Brautpaare auf einmal trauen muss!«

»So ein Unsinn!«, murmelte Blanca. »Da hat man doch gar nix von seinem Hochzeitstag, wenn man die Festlichkeiten mit zwei anderen Paaren teilen muss! Ein heilloses Durcheinander wär das. Nein danke. Das ist net nach meinem Geschmack.«

»Net nach deinem Geschmack?«, hakte Vevi nach. »Was wäre denn nach deinem Geschmack? Angenommen, du könntest dir deinen Märchenprinzen aussuchen, wie müsst er denn aussehen?«

Blanca überlegte eine Weile.

»Hm, so genau weiß ich das net«, sagte sie dann. »Gut müsst er schon ausschauen, klar, aber vor allem wären mir Treue und Zärtlichkeit wichtig. Ja, und zuverlässig müsst er sein.«

»Und der Albin ist absolut net nach deinem Geschmack?«, fragte Vevi zögernd. Sie wusste genau, dass das ein ganz heikles Thema war.

»Ich hab's geahnt!«, fuhr Blanca verärgert auf. »Wir drei können net zusammen sein, ohne dass der Name Albin Sternbacher fällt. Warum wollt ihr mich eigentlich unbedingt mit dem verkuppeln?«

»Niemand will dich verkuppeln«, stellte Lissy klar. »Wir wollen halt nur, dass du auch glücklich wirst. Und wir finden, dass der Albin für dich genau der Richtige wär.«

Aus Blancas veilchenblauen Augen traf sie ein vernichtender Blick.

»Wie oft soll ich's euch denn noch sagen?« Sie trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. »Der Albin ist ein guter Kumpel, hilfsbereit und verlässlich. Aber das ist alles. Ich kenn ihn seit Jahren, und er geht mir mit seiner Anhänglichkeit immer mehr auf die Nerven. Ständig versucht er, mich irgendwo abzufangen, mich einzuladen und was weiß ich noch!«

»Er ist unsterblich in dich verliebt«, flüsterte Lissy mitfühlend. Sie hatte ein weiches Herz, und Albin Sternbacher tat ihr leid. Er litt, weil Blanca ihn einfach links liegen ließ.

»Dafür kann ich nix«, schnaubte Blanca. »Ich...



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