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Buch, Deutsch, 263 Seiten, Format (B × H): 146 mm x 216 mm, Gewicht: 492 g
Beim Betreten des Buchstabenwaldes
Buch, Deutsch, 263 Seiten, Format (B × H): 146 mm x 216 mm, Gewicht: 492 g
ISBN: 978-3-96258-205-0
Verlag: PalmArtPress
Der Roman folgt der inneren Reise des Erzählers, der sich in der Welt der Stimmen, der Poesie und der Philosophie bewegt. Am Anfang steht eine prägende Enttäuschung: bei einem an sich vielversprechenden Vortrag eines berühmten Philosophen verfehlt dieser nicht nur das Thema, sondern langweilt die Zuhörer mit einem Referat über längst Bekanntes und dazu noch Lebensfernes. Dieses Erlebnis ruft im Erzähler die alte faustische Frage nach der Beziehung von Wissen und Leben, Text und Körper hervor. Der Erzähler möchte wissen, wie andere Menschen, die er kennt oder kennen lernt, mit dieser Frage umgehen. Es kommt zu Begegnungen mit Menschen, die sich ihre Eigenständigkeit bewahrt haben, auf mannigfaltige Weise künstlerisch tätig sind oder mit Texten arbeiten. So entfaltet sich ein Streifzug durch die Themen Buch und Leben, Lesen und Vergessen, Verkörperung von Wissen, sowie Schmerz, Abschied und Trauer. Einen wichtigen Raum nehmen dabei die Ausübung und das Erlebnis der Künste – und wie sie sich gegenseitig durchdringen – ein. Das Ganze ereignet sich über einen Sommer und einen Herbst in Berlin, der Stadt der Wunden, wie sie hier genannt wird. Zugleich die Stadt der Bäume, die nicht nur Zeugen historischer Gewalt sind, sondern Träger eines anderen, alten und immer wieder neuen Wissens. Im Holz der Harfen, Celli und Geigen erklingt dieses Baumwissen als Stimmen, die sich manchmal mit den Stimmen verbinden, die in uns sprechen und mit denen wir angereichert sind. All diese Bezüge bilden den Hintergrundklang für das alles durchziehende Thema des Romans: die Kostbarkeit menschlicher Begegnungen, wenn wie ihrer Zartheit und Verletzlichkeit sowie ihrer nie auszuschöpfenden Fülle Raum geben, beginnend mit dem Raum der Sprache.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Bevor das Bild eines mir bekannten Menschen vor meinem inneren Auge erscheint, höre ich mit dem dritten Ohr seine Stimme. Wo dieses Ohr seinen Sitz hat? Nicht außen am Kopf wie seine zwei Namensvettern. Das dritte Ohr befindet sich innen, und zwar überall, in jeder Zelle. Es ist fein gestimmt, so dass es jede einmal gehörte Stimme erinnert und sofort erkennt. Und so sammeln sich in meinen Zellen die Stimmen von Freunden und Freundinnen, Eltern und Verwandten, von Lehrern und Künstlern, von Sängern und Lesern, von Lebenden und Toten, Ahnen und Urahnen, Zufallsbekanntschaften, auch von Buchmenschen, die nur auf den Seiten eines Romans einen Körper haben, und das Feld der Stimmen ist weit, ich höre Adam und Buddha, Moses und die Propheten, und weiß nicht, ob sie es wirklich sind, aber so haben sie sich vorgestellt, ich höre Captain Ahab und Fürst Myschkin, manchmal bilde ich mir ein, auch Gott zu hören, aber wer kann das wissen?
Es gibt Windstimmen, die haschen und pfeifen, Meereswellenstimmen, die plätschern und grollen … und dann sind da die verbotenen Stimmen, die betörenden und verführenden, die ekstatischen, die metallenen, blechernen, rauen Stimmen, die schokoladigen, buttrigen, sahnigen Stimmen, die empörten und die versöhnlichen, die burschikosen und die geglätteten Stimmen, die glucksenden und die scheppernden, die leisetretenden und die schrillbrüllenden, die zackigen und die unentschiedenen, die vorsichtigen und die schleimigen – sie alle gehören auch mir. Meine vielen Stimmen, die in mir sprechen und mit denen ich ständig in Konferenzen und Beratungen bin. Sind es immer meine eigenen oder mischen sich andere darunter?