E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: New York Nights
Hagen City of Love - Hunter & Josie
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-492-99991-5
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: New York Nights
ISBN: 978-3-492-99991-5
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Layla Hagen ist das Pseudonym einer USA-Today-Bestsellerautorin. Sie lebt in Österreich, spricht fließend Englisch, Deutsch und Spanisch, und schreibt am liebsten prickelnde Liebesromane.
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Kapitel 4
Josie
Beim Abendessen saß ich auf glühenden Kohlen. Sobald ich zu Hause war, schüttelte ich meine Schuhe ab, schnappte mir meinen Laptop und stürzte mich kopfüber in die Recherche.
Abschiebung.
Das Wort jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich würde nicht zulassen, dass es so weit kam. Hunter hatte Connections zu den besten Anwälten, das wusste ich, doch ich musste irgendetwas tun. Ich war ebenfalls Anwältin und noch dazu eine sehr gute, daher war ich entschlossen, meinem besten Freund zu helfen.
Hunter war ein mächtiger Mann. Wenn er auf ein Problem stieß, räumte er es aus dem Weg. Wenn er sich ein Ziel setzte, erreichte er es – egal, wie viele Leute ihm auch erzählen mochten, dass sein Vorhaben abwegig war.
Hunter war schon am Tag unserer ersten Begegnung willensstark gewesen und hatte unerschütterliche Macht ausgestrahlt. Wir beide waren Stipendiaten auf der Privatschule gewesen, die wir besucht hatten. Die anderen Kinder machten sich wegen meiner Kleidung über mich lustig, weil meine Familie kein Geld für Markenklamotten hatte. Doch während ich klein und dürr gewesen war, war Hunter groß und muskulös gewesen und hatte keinen Moment gezögert, seinen Körperbau als Drohung einzusetzen, um dafür zu sorgen, dass alle mich in Ruhe ließen.
Ich informierte mich über die Voraussetzungen für Greencards und Visaverlängerungen, dann recherchierte ich ein paar Gesetze. Je mehr Zeit verging, desto mehr verkrampfte sich mein Magen, weil alles sehr kompliziert wirkte – besonders, wenn das bestehende Visum nicht mehr verlängert werden sollte.
Um drei Uhr morgens piepte mein Handy und verkündete so, dass ich eine Nachricht bekommen hatte.
Hunter: Schläfst du?
Josie: Nein, ich bin nach wie vor mit Recherche beschäftigt.
Ich hatte unzählige Listen geschrieben, aber bisher keine klare Lösung für das Problem gefunden. Als Hunter anrief, rümpfte ich die Nase.
»Ich bin noch nicht fertig«, sagte ich statt einer Begrüßung.
»Josie, geh ins Bett. Ich werde am Montag mein Team darauf ansetzen. Schlimmstenfalls engagiere ich noch ein paar Anwälte nur dafür.«
»Ich will mich auch in das Thema einarbeiten. Die Einwanderungsbehörde ist ziemlich streng.«
»Okay, dann mal los. Was hast du bisher herausgefunden?«
Ich lag bäuchlings auf dem Bett. Meine Beine wippten über meinem Po, und ich kaute an einem Bleistift. Über meine Arbeit redete ich nicht gern, bis ich wirklich jede mögliche juristische Herangehensweise recherchiert hatte, um alle zur Verfügung stehenden Optionen auszuschöpfen.
»Komm schon, Josie. Ich bin dein bester Freund, kein Richter. Erzähl mir einfach, welche Lösungen dir praktikabel erscheinen.«
»Okay, okay … so oder so musst du viel komplizierten Papierkram erledigen, darum kommst du nicht herum. Am einfachsten wäre es allerdings, wenn du eine Amerikanerin heiratest.«
Er stieß ein angespanntes Lachen aus. »Das ist ein Witz.«
»Leider nicht. Hör mal, natürlich stehen dir andere Möglichkeiten zur Verfügung … besonders, wenn du eine große Firma besitzt. Aber sie haben bereits beschlossen, dein Visum auslaufen zu lassen … also bin ich mir nicht ganz sicher, was sie eigentlich wollen. Auf jeden Fall brauchst du eine Greencard. Hat das keiner deiner Anwälte je erwähnt?«
»Doch, schon. Mir hat bloß einfach die Zeit gefehlt, mich darum zu kümmern.«
»Okay. Also, was die Greencard angeht … viele Leute heiraten, um sie zu bekommen. Als Rechtsanwältin kann ich dir diesen Weg definitiv nicht empfehlen. Das ist eine schwere Straftat. Wenn es auffliegt, kann deine amerikanische Scheinehefrau ein paar Jahre ins Gefängnis wandern, während du abgeschoben wirst.«
»Aber als gute Freundin würdest du mir genau dazu raten?«
Ich zögerte. »Meiner Erfahrung nach ist das der einfachste Weg. Natürlich ist das nicht leicht, aber immer noch einfacher als alles andere.«
Hunter schwieg ein paar Sekunden lang. Als er sich wieder zu Wort meldete, klang er niedergeschlagen. »Ich bin zweiunddreißig, habe aber immer noch keine Frau gefunden, die ich heiraten wollte. Ich glaube nicht, dass ich nun einfach jemanden aus dem Hut zaubern kann …«
Interessant. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Hunter eine Frau finden wollte. Mehr als einmal hatte er klargestellt, dass er in nächster Zeit nicht vorhatte, sesshaft zu werden. Ich vermutete, wenn man aussah wie Hunter und so reich war … warum auch?
»Es muss keine echte Ehe sein, Hunter. Nur eine Abmachung mit jemandem, dem du ausreichend vertraust, bis die Sache beendet ist. Aber noch einmal … das verstößt gegen das Gesetz, also solltest du auf jeden Fall auch alle anderen Möglichkeiten ausloten. Soll ich dir meine gesetzeskonformen Vorschläge zuschicken, wenn ich meine Recherche abgeschlossen habe?«
»Ja, bitte.«
»Okay.«
»Du bist unglaublich, Josie.«
Seine Stimme klang wunderbar sinnlich. Meistens gelang es mir, dieses Timbre zu ignorieren, doch nicht jetzt, wo ich so müde war. In mir stieg eine unfassbare Hitze auf, die dafür sorgte, dass meine Bauchmuskeln sich anspannten. Als ich mich schließlich von ihm verabschiedete, zitterte meine Stimme leicht.
An manchen Tagen war es echt gefährlich, Hunter Caldwells beste Freundin zu sein.
Um vier Uhr morgens beendete ich meine Nachforschungen und schickte alles an Hunter. Gott sei Dank war morgen Samstag. Als Anwältin arbeitete ich oft viel, aber ich hatte bereits seit ein paar Jahren keine Nacht mehr durchgemacht.
Ich hatte damit gerechnet, einzuschlafen, sobald mein Kopf das Kissen berührte, doch meine düsteren Gedanken ließen das nicht zu.
Was, wenn Hunter dieses Problem nicht lösen konnte? Was, wenn er umziehen musste?
Ein paar Sekunden lang verwandelte ich mich wieder in die Jugendliche, die niemanden hatte außer Hunter, und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Fast hätte ich nach meinem Handy gegriffen, um zu checken, ob Hunter schon auf meine Mail geantwortet hatte. Ich benahm mich lächerlich. Was erwartete ich denn? Dass er mir in den letzten fünf Minuten geschrieben hatte, um mich darüber zu informieren, dass er wie üblich auf einmal eine Lösung für das Problem gefunden hatte?
Bis ich endlich einschlief, war es bereits früher Morgen.
Ein paar Stunden später wachte ich auf. Meine Gliedmaßen waren bleischwer. Ich war ehrlich zu alt für durchwachte Nächte. Ich hatte vor, gleich unter die Dusche zu gehen, aber dann wurde ich von meinem Handy abgelenkt. Ich hatte eine ungelesene Nachricht von Hunter.
Hunter: Du wirst wahrscheinlich ausschlafen wollen, aber schick mir doch eine Nachricht, wenn du wach bist.
Josie: Ich bin wach.
Er antwortete sofort.
Hunter: Hast du heute schon was vor?
Josie: Nur am Abend.
Hunter: Kann ich in ungefähr einer Stunde vorbeischauen?
Josie:Na klar.
Ich war mir sicher, dass er die Liste mit mir durchgehen wollte, die ich ihm heute in den frühen Morgenstunden geschickt hatte. Ich gönnte mir bloß eine kurze Dusche, weil ich mir alles noch mal durchlesen wollte. Allerdings war ich auch nach der Dusche noch zu müde, um wirklich klar zu denken, also ließ ich mich mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa nieder. Ich lebte in einem gemütlichen kleinen Apartment in Kips Bay, das einen guten Kompromiss zwischen langer Anfahrt zur Arbeit und Mietkosten bot. Meistens störte es mich nicht, wie spartanisch meine Wohnung eingerichtet war, da ich mich kaum hier aufhielt, doch an meinen freien Tagen wurde deutlich, wie schlicht alles wirkte. Weiße Wände; Möbel in Creme- und Grautönen. Ein einziges Bild – von IKEA, das einen Regenwald zeigte – hatte ich neben den Fernseher gehängt.
Inneneinrichtung war niemals meine große Stärke gewesen. Dasselbe galt für Mode, aber dieses Problem ließ sich leichter umgehen. Ich besaß eine Menge Kostüme – quasi meine Uniform als Anwältin – und ein paar Cocktailkleider. Im Herzen war ich immer noch ein schlichter Mensch.
Gerade als ich meine E-Mail...