E-Book, Deutsch, 80 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm
Journal für politische Bildung 4/2020
E-Book, Deutsch, 80 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm
Reihe: Journal für politische Bildung
ISBN: 978-3-7344-1190-8
Verlag: Wochenschau Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Politische Jugend- und Erwachsenenbildung ist herausgefordert, sich mit den mannigfaltigen Aspekten der gesellschaftlichen Wirklichkeit, den kleinen, großen und globalen Krisen zu befassen und Hintergründe zu vermitteln, Ursachen zu analysieren, die Entwicklung begründeter Urteile und eigener Standpunkte zu ermöglichen, das Erkennen von Handlungsperspektiven zu fördern und dabei der Komplexität aktueller Problemlagen gerecht zu werden. Das handlungsleitende Prinzip der Praxis ist dabei das Kontroversitätsgebot, eines der drei im Beutelsbacher Konsens neben dem Überwältigungsverbot und der Teilnehmenden-/Subjektorientierung festgehaltenen Prinzipien, die insgesamt als Grundelemente einer Berufsethik politischer Bildner/-innen verstanden werden können.
Kann politische Bildung in einem zunehmend polarisierten politischen Klima diesem Anspruch gerecht werden?
Gibt es rote Linien, die in Kontroversen und konflikthaften Auseinandersetzungen nicht überschritten werden dürfen?
Wie breit muss das Spektrum der vertretenen Meinungen sein, um einen reflexiven, urteilsbildenden Diskurs führen zu können? Zu beobachten ist, dass viele öffentliche Diskurse zum Spektakel werden oder sich vor allem diejenigen durchsetzen, die am lautesten schreien. Bei diesem Prozess spielen die Social Media eine große Rolle. Dort finden sich auch Meinungen zusammen, die sich ansonsten auf die Stammtischrunde in der Eckkneipe beschränken würden und sich nun im Resonanzraum Internet vernetzen. Darin zeigt sich auch eine Entleerung des demokratischen Prozesses und ein Bedeutungsverlust des argumentativen und inhaltlichen Streits um politische Positionen. Kontroversität ist jedoch deutlich mehr als das in entsprechenden Kommentaren vorherrschende Freund-Feind-Denken oder das Arrangement von Pro- und Kontra-Debatten. Kontroversität steht für Multiperspektivität, eine Haltung, die einen Konflikt oder eine gesellschaftliche Problemlage aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert und gleichzeitig die Bedingungen der Perspektiven reflektiert. Wie können Grenzen einer demokratischen Debatte, wie die Leitplanken von Kontroversen markiert werden? Als normativer Rahmen für Debatten gelten die Grundrechte des Grundgesetzes und die Menschenrechte. Alle weiteren Überlegungen zu einem begründeten Ausschluss aus einem Diskurs bauen darauf auf. Doch Grund- und Menschenrechte bilden keine eindeutigen Schranken. Wie die Rechtsprechung zeigt, sind auch diese genauer zu interpretieren.
Auch diejenigen, die ihre eigene Position absolut setzen, schließen sich aus einem Streit um bessere Lösungen aus. Prinzipiell muss eine freiheitliche, liberale und offene Demokratie bei der Komplexität gesellschaftlicher Problemlagen in der Lage sein, sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Dazu gehört jedoch auch, dass überlegt werden muss, welche Akteure einbezogen werden müssen, um tragfähige Lösungen für gesellschaftliche und politische Konflikte zu erzielen. Dazu bedarf es auch einer Erweiterung von Kritik- und Konfliktkompetenz als Ziel politischer Bildung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
ÜberGrenzen
Benno Hafeneger, Hannah Jestädt
Das Jugendbild der AfD
SchwerPunkt: Braucht Kontroversität Grenzen?
Kerstin Pohl, Hubertus Buchstein
Die Kontroverse als Konsens? Kontroversität in der Demokratie und der politischen Bildung
Johannes Drerup, Douglas Yacek
Demokratische Bildung und die Grenzen des politischen Streits. Anmerkungen zur Kontroverse über Kontroversitätsgebote
Patrick Zoll
Ein Demokratiedilemma. Die Grenzen kontroverser Wertedebatten in einer liberalen Demokratie
Manon Westphal
Kritik- und Konfliktkompetenz als Auftrag politischer Bildung
Stephan Benzmann, Tilman Grammes
Schütz ich mich – schütz ich Dich! Sozio-moralische und politische Lernwege einer „Generation Corona“
Bernt Gebauer
Teaching controversial issues. Aus internationalen Erfahrungen lernen?
MitDenken
Thomas Spinrath
Demokratie. Macht. Schule. Kann an Schulen Demokratie gelebt werden?
ZeitZeugen
Lutz Heinke
Über die Gegenwart der Vergangenheit. Langzeitwirkungen des Nationalsozialismus
BildungsPraxis
Konflikte lernen – schöner Zanken. Verein Konflikthaus e. V.
Kontrovers vor Ort, Sächsische Landeszentrale u. Volkshochschulverband
VorGänge
Die Black Empowerment Academy / „Zukunft inklusive?“ – Herausforderungen der politischen Bildung in Evangelischen Akademien / Mit Wumms gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus? / Erfolgreiche Initiative der Trägerverbände / Mehr politische Bildung in Krisenzeiten gefordert / Schwerpunktthemen der politischen Bildung
LeseZeichen
Die Komplexität der Demokratie verstehen / Ein Plädoyer für couragiertes Handeln / Sensibilisierung für Rassismus und Diskriminierung / Politisch-pädagogische Pionierleistung: Das Niedersächsische Erwachsenenbildungsgesetz
AusBlick
u. a. Wählen mit 16? / Bildung in einer digitalisierten Welt / Politische Bildung an Berufsschulen und in der Weiterbildung stärken / Innovationsfonds: Was hält die Gesellschaft zusammen? / politischbilden.de / Personen & Organisationen