Häusler | Keiner spricht mehr von Schimmeling | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Häusler Keiner spricht mehr von Schimmeling

Ein Münchner Gesellschaftsdrama
2. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8448-4915-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Münchner Gesellschaftsdrama

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

ISBN: 978-3-8448-4915-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein vergnügliches, aber auch dramatisches Gesellschaftsdrama über das Synchronsprechergewerbe in München: Kay Schimmeling, der Protagonist des Romans, ist solch ein anonymer Sprecher im 'Dunkelkammergewerbe'; er redet sich heiser für andere, berühmte Stars, leiht ihnen seine Stimme, bekommt aber nicht den Ruhm eines Brad Pitt, Tom Cruise, oder Robert de Niro. Daher lechzt Kay nach Anerkennung, denn er hat eine Stimme, aber kein Gesicht. Er ärgert sich ein wenig, weil er nicht zur eigenen Karriere beiträgt, sondern zusätzlich zu der der amerikanischen Stars, denen er seine Stimme leiht. Seine zahlreichen Sprechrollen nehmen Kay derart in Anspruch, dass er seine Freundin, die Fotografin Karin Sebald, vernachlässigt. Prompt hält diese sich einen Lover unbekannter Herkunft. Der rasend eifersüchtige Kay verdächtigt argwöhnisch seine gesamten Synchron-Kollegen. Auch mit denen bekommt er reichlich Zoff, besonders mit seinem Synchronregisseur Karl-Uwe Plappsig, aber vor allem tobt sich Kay regelmäßig verbal bis zur Schmerzgrenze mit seinem Lieblingsfeind und Erzrivalen Dr. Manfred Schludermann aus, dem Programmdirektor vom Münchner TV-Privatsender 'R 4'. Zwischen den beiden fliegen stets aufs Neue die Fetzen, aber für Kay ist das routinemäßige, gegenseitige Beleidigungsprogramm jedes Mal gleichbedeutend mit einer Verjüngungskur; die beiden Kontrahenten brauchen einfach die tägliche Erniedrigungs-Redeschlammschlacht, um sich abzureagieren von ihren Sorgen. Völlig ausgebrannt und psychisch am Boden, will er sich am Starnberger See von den Strapazen der Synchronisiererei und von Karins 'Verrat' erholen, und macht dort beinahe die größte Dummheit seines Lebens. Wieder zu Hause in München, lernt Kay einen reichen Gönner und Freund kennen, einen Unternehmer, der sein Glück wird: Kay wird wohlhabend und märchenhaft reich, denn mit Ludwig Bodenstedts Hilfe ist er praktisch selber zum reichen Unternehmer geworden. Doch bald droht neues Unglück: Kay gerät zusehends in den Dunstkreis von Bodenstedts verführerischer Frau Miranda und deren teuflischer Schwester Bianca. Kay verkraftet die neuen Herausforderungen dieser Dreier-Konstellation nicht und wird zum schweren Alkoholiker. Mit Karin Sebalds Hilfe fängt er sich einigermaßen wieder, doch dann geschieht ein neues, unfassbares, furchtbares Unglück ... Unfall? Mord? Selbstmord? Die Polizei tappt im Dunkeln. Wie wird der gute Kay diesen neuen Schicksalsschlag verkraften? Wird er sich je wieder erholen?

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„Lassen Sie gefälligst den Blödsinn“, schimpfte Dr. Schludermann, gab Kay die Marionette und ermahnte ihn ausgiebig: „Und dass Sie mir die Marionette ja so in die Kamera halten, dass das Logo von „R 4“ mit seinen grünen Schriftzügen deutlich sichtbar bleibt, und das so lange wie möglich, ist das klar, Sie Krawallmacher?“, schärfte er Kay ein und bohrte ihm den Zeigefinger in den Anzug. „Ja, schon gut, wenn´s weiter nichts ist, Herr Dr. Sudelmännchen“, sagte Kay brummig, „geben Sie schon her, den Klabautermann, Sie Puppenspieler von Mexiko, und gehen Sie unterdessen schon mal auf´s Klo!“, dichtete und reimte Kay mit schadenfroher Miene. Karin lachte und machte erst einmal ein Foto von Kay mit der Marionette allein. Dr. Schludermann verzog das Gesicht zu einem Flunsch, sprach zu sich selber: „Himmel, das ist ja Miranda Bodenstedt da hinten ... Die muss unbedingt auch mit aufs Foto, das wäre ja sonst eine Brüskierung sondergleichen für ihren Ehemann, wenn wir die vergessen würden, und schließlich auch für „R 4“, und letztendlich für mich – eine entsetzliche Vorstellung!“, dachte Dr. Schludermann den unerträglichen Gedanken zu Ende, bemühte sich persönlich durch das Gedränge, bis er vor Miranda stand, die sich standhaft mit einem Sektglas bewehrt hatte, stellte sich artig vor und bat sie zu Kay. Auf den fuhr inzwischen ein Blitzlichtgewitter ohne Beispiel herab, dem er tapfer entgegensteuerte mit dem Hochhalten der Marionette, mit der er sein Gesicht so oft wie möglich verdeckte. „Hoch lebe Roger Dopey, hoch lebe „R 4““, ließ Kay nun den albernen Sprechmechanismus der Puppe ertönen, was er gern vermieden hätte, doch es war eine Anweisung von Dr. Schludermann, die er mit stummer Handbewegung einleitete. Mit seiner Marionette fühlte sich Kay nun wie ein Bauchredner, und nun musste sich auch Miranda neben ihn stellen, und in Vertretung ihres Mannes sollte sie jetzt den Hampelmann zum Tanzen bringen. Peinlich das Ganze, vor allem das blöde Gelächter der Anwesenden, als Miranda nun ebenfalls ungeschickt an den Fäden der Marionette herumhantierte, doch der Höhepunkt der Geschmacklosigkeit war ihre höchst fade Ansprache mit einer Fülle von peinlichen Patzern: So hatte sie zum Beispiel gesagt, sie „bedaure höchst aufrichtig, nicht schon viel früher solch einen lustigen Hampelmann wie Kay kennen gelernt zu haben“. Alle belachten das zwar ausgiebig und klatschten gehörig Beifall, doch Kay fühlte sich, genau wie Dr. Schludermann, plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut. Miranda kann halt nicht anders, dachte Kay etwas bitter, sie ist halt zu naiv. Das Niveau der Veranstaltung sank dann auch bald beträchtlich mit der steigenden Anzahl von peinlichen Fragen: Das bekam Dr. Schludermann zu seinem Verdruss am eigenen Leib zu spüren, als er sich für ein abschließendes Foto mit der Marionette auf dem Arm noch einmal in Positur setzen musste, fragte ihn ein schlüpfriger Journalist doch allen Ernstes: „Und? – Wie hält es der kleine Kay-Roger Junior eigentlich so privat ... mit seinem Liebesleben?“; und er deutete dabei auf die Marionette, „benutzt er Kondome oder keine, das ist doch die entscheidende Frage, die sich das Publikum stellt“, sagte er neckisch, und zog doch tatsächlich ein blaues Kondom hervor, das er der Puppe anzupassen versuchte. Da ging ein Raunen durch die Menge. „Ja, wo hat der kleine Kay denn seine Imponierkeule versteckt, wo ist denn sein süßer, kleiner Protzstängel angebracht?“, fragte der Journalist und provozierte ein erschrockenes Gekicher bei der Zuhörerschaft. „Wo hat denn der kleine Roger Dopey seinen Zauberstab?“, stichelte der Journalist weiter und fummelte der Marionette mit den Fingern aufdringlich zwischen den Beinen herum. Das war natürlich ein herber Keulenschlag für Dr. Schludermanns moralischen Rigorismus, doch behielt er seine Gesichtszüge unter Kontrolle, als er mit eisigem Kommentar zu der Frage hervorstieß: „Nein, wir von der katholischen Kirche lehnen Kondome natürlich nach wie vor ab“, sagte er ruhig, „und ich will doch mal stark annehmen, dass unser deutscher Roger-Dopey hier in seiner putzigen Puppengestaltausführung für Kinder ebenfalls katholisch geprägt ist, nicht wahr, mein Kleiner?“, fragte der Programmdirektor neckisch, hielt die Marionette steif vor sich hin, indem er sich zu ihr hinabbeugte und fortfuhr: „Und ich will doch auch stark annehmen, dass ich damit auch in Roger Dopeys Namen spreche (Gelächter); allerdings: Der Einsatz von Gummihandschuhen bei der Kommunion ist in unseren Seuchenzeiten dagegen gottgefällig geworden.“ Die Menge lachte betreten und verhalten. „Nicht wahr, mein kleiner Roger?“, fragte Dr. Schludermann, zu der Marionette gewandt. Sogar Kay neben ihm grinste. Der offensichtlich betrunkene Journalist ließ jedoch nicht locker in seinem schlüpfrigen Ansinnen, das blaue Präservativ bei der Marionette an der richtigen Stelle anzubringen, da zog sie Dr. Schludermann energisch von seiner Nase weg, während der närrische Journalist weiter lallte: „Na, jetzt bekommt er zur Kommunion ein schönes, kleines Präsent, der kleine Kay, eijeijeijeijeijei...“ Da hatte plötzlich die vorwitzige Miranda Bodenstedt einen klugen Einfall, als sie beherzt ins Geschehen eingriff, dem Zeitungsmann keck das blaue Kondom entriss, und es der Marionette über die Nase stülpte. „So!!! Roger Dopey ist nun fortan Ehrenbürger von Schlumpfhausen!“, sagte sie triumphierend und lachte ordinär und tief, und die Menge lachte wieder mit. Mit dem blauen Kondom auf der Nase sah die Marionette tatsächlich einem Schlumpf entfernt ähnlich. Sogar Dr. Schludermann war sehr erbaut über die glückliche Auflösung dieser peinlichen Situation. Dankbar lächelnd raunte er Miranda zu: „Meinen Glückwunsch, liebe Frau Bodenstedt, da ist Ihnen wirklich einmal etwas Kluges eingefallen, auch der Kommentar war sehr schlagfertig und versöhnlich.“ Gerührt dankte sie dem Programmdirektor, sogar der angeheiterte Journalist lachte jetzt ausgelassen. Die Musikkapelle des Abends stimmte spontan heiter das „Lied der Schlümpfe“ von Vader Abraham an. Einige Besucher betraten sogar kurzerhand die Tanzfläche und wiegten sich im Schlumpflied, obwohl der Tanzabend noch gar nicht eröffnet war. Kay Schimmeling musste sich eingestehen, dass er Miranda soviel Geistesgegenwart gar nicht zugetraut hatte. Karin gefiel es gar nicht, dass Kay Miranda erneut heftig umarmte, machte aber von allen Ereignissen ausgiebig Fotos. So ging der Abend dahin, zum Abschluss gab es noch ein fürstliches Büfett mit Tanz und Musik. Kay achtete darauf, möglichst lange mit Karin zu tanzen, doch als er auch einmal Miranda dazu auffordern wollte, war sie unauffindbar. Sie blieb den Rest des Abends verschwunden! Dr. Schludermann war das besonders peinlich, weil Miranda ja einen bestimmten Preis anstelle ihres Mannes entgegennehmen sollte, der zu seiner Ehrung bestimmt war, aber da bot sich Kay natürlich an, „ihn Herrn Bodenstedt baldmöglichst zuzuschicken“. Damit gab sich Dr. Schludermann zufrieden. Ein paar Tage später gab es bereits in allen Spielzeugläden, auch außerhalb, in Cafés und anderen Geschäften, blaue Roger-Dopey-Schlümpfe mit einem Kondom auf der Nase zu kaufen. Die putzigen, blauen Kerlchen fanden reißenden Absatz. Kay inzwischen bekam laufend Anfragen von Drogerieketten: Er sollte nun auch ein „Roger-Dopey-Kondom“ bewerben und vertreiben. Karin lachte, als sie das hörte, nicht so Dr. Schludermann: Auf seine „dringende Bitte“ lehnte Kay ab. Dieser „gottlose Rummel“ um die Person des Kay Schimmeling ging dem Herrn Programmdirektor dann doch zu weit. Verständlicherweise. Dr. Schludermann legte Beschwerde ein beim bayerischen Drogistenverband. Mit Erfolg. Fast jeder Satz, den Kay jetzt öffentlich äußerte, brachte eine neue Roger-Dopey-Marionettenvariation hervor: Neue Puppenvarianten aus Seide und Plüsch. Alle musste er persönlich vorstellen und bewerben, Kay hatte nun mehr zu tun als je zuvor. Es gab Roger-Dopey-Schlüsselanhänger, Ketten und Schals. Immer neue Synchrontermine nahmen Kay jede freie Minute, annähernd jedes Synchronstudio wollte nunmehr einen Star mit seiner Stimme sprechen lassen, auch Leute, zu denen Kay Stimme gar nicht passte; sein Anrufbeantworter war voll mit Anfragen. Menschenmengen begannen, sich zum ersten Mal vor seinem Appartement in der Prinzregentenstraße zu sammeln. Ständig steigende Popularität erfuhr Kay in allen Lebensbereichen: Überall auf der Straße erkannte man nun seine Stimme, bald hier, bald dort, am Bankschalter, im Laden, am Gemüsestand. Die Fanpost bekam er körbeweise nach Hause, jeder liebte Kays Stimme, die den herrlich verrückten Erfinder Roger Dopey erst zum deutschen Leben erweckte. Die Menschen kannten die Stimme jetzt natürlich noch mehr von der Marionette, daher wurde Kay besonders von Kindern...



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