E-Book, Deutsch, Band 12, 190 Seiten
Reihe: Haus der Hüterin
Habeney Haus der Hüterin: Band 12 - Der Händler
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-947612-95-6
Verlag: mainebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Fantasy-Serie
E-Book, Deutsch, Band 12, 190 Seiten
Reihe: Haus der Hüterin
ISBN: 978-3-947612-95-6
Verlag: mainebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als Autorin hat sich Andrea Habeney einen Namen gemacht mit ihrer Frankfurter Krimi-Reihe um Kommissarin Jenny Becker: 'Mörderbrunnen' (Frühjahr 2011), 'Mord ist der Liebe Tod' (Herbst 2011), 'Mord mit grüner Soße' (April 2012), 'Arsen und Apfelwein' (2013), 'Verschollen in Mainhattan' (2014), 'Apfelwein trifft Weißbier' (2015), 'Abgetaucht' (mainbook 2017) und 'Apfelwein auf Rezept' (2019). Zudem hat Andrea Habeney zwei weitere Fantasy-E-Books bei mainbook veröffentlicht: 'Elbenmacht 1: Der Auserwählte' und 'Elbenmacht 2: Das Goldene Buch'.
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Ratlos blieb sie am Tisch sitzen und zerkrümelte den Rest ihres Streuselkuchens. So vieles ging ihr im Kopf herum, angefangen von den krank erscheinenden Vampiren bis hin zu Phillips mysteriöser Vergangenheit. Und hinten in ihrem Kopf oder vielleicht auch in ihrem Herzen lauerten die Zweifel, die sie in Bezug auf den Tod ihrer Eltern hatte.
Sie sah erleichtert auf, als sie TeqTeq am Gartentor spürte. Eilig lief sie hinaus und öffnete. „Ihr braucht den Eid nicht jedes Mal zu leisten“, erklärte sie ihm und geleitete ihn ins Haus. „Kann ich Euch etwas anbieten? Kommt Ihr aus einem bestimmten Grund?“
Er watschelte hinter ihr her und sah sich in der Halle um. „Ein Bild würde hier gut wirken“, erklärte er. „Es ist etwas … leer.“
Rylee sah ihn überrascht an. Dasselbe hatte sie ebenfalls gedacht, als sie die Halle das erste Mal gesehen hatte. Damals war Securus Refugium jedoch halb verfallen und sie war ohne jedes Geld und ohne Wissen um ihre Aufgabe hier abgeladen worden. Die Wände zu schmücken, war ihre letzte Sorge gewesen. Später hatte sie sich so an den Anblick gewöhnt, dass ihr die leeren Wände gar nicht mehr auffielen. Doch jetzt erinnerte sie sich, wie die Halle zu Zeiten ihrer Eltern ausgesehen hatte.
„Ihr habt recht“, sagte sie. „Auf dem Dachboden stehen alte Bilder. Ich könnte mir vorstellen, dass eines von ihnen gut hierher passen würde.“
„Ich habe im Laden eine wunderschöne Lampe, die sich ausgezeichnet hier auf die Anrichte machen würde. Schaut sie Euch bei Gelegenheit einmal an. Ich mache Euch einen Sonderpreis!“ Mit einem Zwinkern setzte er hinzu. „Und es wohnt kein Djinn darin.“
Rylee lachte, verstummte aber abrupt, als sie seinen ernsthaften Gesichtsausdruck sah. „Gibt es … ach, egal. Kann ich Euch irgendwie helfen?“
„Das hoffe ich“, erklärte er. „Ich würde gerne morgen Abend ein kleines Fest veranstalten. Eine Ladeneröffnungsfeier. Natürlich seid Ihr eingeladen und auch Eure Haushälterin. Die jungen Leute, die bald meine Nachbarn werden, ebenfalls. Eigentlich ist jeder eingeladen. Ich wollte Euch um die Erlaubnis bitten, das Fest auf das unbebaute Gelände um meinen Laden herum ausweiten zu dürfen. Ich erwarte eine Menge Gäste. Sicher werden einige auch ein Zimmer brauchen.“
„Natürlich könnt Ihr das Gelände nutzen“, sagte Rylee und fügte rasch hinzu. „Und selbstverständlich kommen wir gerne. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber Maj wird sicher auch sehr gerne dabei sein. Vielen Dank für die Einladung!“
Er lächelte breit und faltete die kleinen Hände über dem üppigen Bauch. „Danke. Dann werde ich umgehend die Einladungen verschicken. Bis morgen. Ich erwarte Euch ab achtzehn Uhr.“
„Wartet“, rief Rylee ihm nach, als er schon zur Haustür ging. „Ihr sagtet, jeder ist eingeladen? Ich habe, wie Ihr wisst, auch … äh … ungewöhnliche Mitbewohner.“
TeqTeq drehte sich um. „Aber natürlich, meine Liebe. Jeder ist willkommen!“
Sie sah das Lächeln nicht, das um seine Mundwinkel spielte, während er das Haus verließ.
„Ein Fest?“, sagte Maj zögernd. „Bei diesem Händler? Aber er hat doch bestimmt nur dich eingeladen.“
„Er hat ‚alle‘ gesagt und dich ausdrücklich genannt“, sagte Rylee. „Es wäre unhöflich, wenn du nicht mitkämst.“
Maj sah aus, als wäre sie nicht zu einem Fest, sondern zu einer Beerdigung eingeladen worden. „Wer passt dann auf das Haus auf?“
„Das Haus kommt ganz gut eine Zeit lang alleine zurecht, und wir sind direkt nebenan und bekommen alles, was im Haus geschieht, mit. Du wärest in zwei Minuten hier.“
„Na gut“, seufzte die Tabatai. „Vielleicht kann ich helfen. Ob er einen Catering-Service beauftragt? Er kennt doch hier niemanden?“
Rylee hob die Schultern. „Er hätte uns nach einer Empfehlung fragen können. Vielleicht serviert er nur ein paar Getränke und Knabberzeugs.“
Das Telefon klingelte, und Maj hastete aus dem Zimmer. Rylee hörte sie sprechen, und kurz darauf klingelte es schon wieder. Die Tabatai steckte atemlos den Kopf in die Küche. „Zwei Reservierungen für morgen.“ Das Telefon begann wieder zu läuten. Eine Stunde später waren alle Zimmer belegt, und immer noch kamen Anrufe mit Buchungsanfragen herein.
Maj saß erschöpft am Tisch. „Ich nehme einfach nicht mehr ab“, stöhnte sie. „Eben hat jemand angeboten, er könne auf dem Dach schlafen!“
„Auf dem Dach?“, sagte Rylee entsetzt.
„Ja, auf dem Dach. Er mag es frisch und hat Saugnäpfe, um sich festzuhalten.“
Rylee und Maj sahen sich an und brachen in Gelächter aus.
„Als die Abteilung der Zwergenarmee damals hier war, haben wir Zelte im Garten aufgestellt“, sagte Rylee nachdenklich.
„Ich bin froh, wenn wir die Gäste mit Zimmern versorgt haben!“, stöhnte Maj.
„Wenn Chaos ausbricht, können wir immer noch Emily und Emmea bitten, auszuhelfen“, sagte Rylee. „Keine Widerworte“, setzte sie hinzu, als sie Majs Blick sah.
Die Tabatai nickte widerstrebend. „In Ordnung. Die meisten reisen morgen im Lauf des Tages an, drei von ihnen kommen schon heute Abend.“
Beide saßen einen Moment still da, bis Maj entschlossen aufstand. „Dann fange ich am besten mit den Vorbereitungen an!“
Rylee erhob sich ebenfalls. „Ich gehe nochmal durch alle Zimmer. Was, sagtest du, wollte der Gurgone … eine Klangschale?“
„Ja“, sagte Maj, „er kann nicht schlafen, ohne vorher eine halbe Stunde den Klängen zu lauschen.“
„Hoffentlich müssen die Gäste in den Nachbarzimmern nicht mitlauschen.“
Maj lachte. „Ich habe in einem speziellen Laden nachgefragt. Es gibt Klangschalen, die besonders leise klingen, und sie schicken eine per Expresslieferung. Sie sollte morgen früh ankommen.“
Kopfschüttelnd ging Rylee aus der Küche in die Eingangshalle, wo ihr Blick auf einen Reiseführer über Bayern fiel. Sie hatte ihn für Percival als Geschenk bestellt, es war jedoch zu spät angekommen. Sie blieb stocksteif stehen. Percival … Das war die Idee! Sie ging schnellen Schrittes ins Wohnzimmer, wo die Station des Festnetztelefons stand. Percival meldete sich beim zweiten Klingeln, und nachdem sie kurz Höflichkeiten ausgetauscht hatten, erklärte sie ihm die Situation.
„Könntest du ein paar Gäste unterbringen?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Mit dem Portal sind sie in Sekunden in Haus Heaven und wieder zurück. Es ist, als würden sie hier übernachten.“
„Aber natürlich!“, rief er erfreut. „Je mehr, desto besser. Bis jetzt machen sich Gäste noch rar, und ich habe zehn freie Zimmer.“
„Fantastisch“, sagte Rylee erleichtert. „Ich werde es jedem anbieten, der jetzt noch nach einem Zimmer fragt. Vielen Dank!“
Rasch erzählte sie Maj die Neuigkeit und machte sich dann auf den Weg zu TeqTeqs Zelt. Emmea fing sie vor der Tür ihres Hauses ab. „Rylee, komm rein! Wir sind so gut wie fertig. Eigentlich könnten wir schon einziehen.“ Sie sah Rylee unsicher an. „Nicht, dass es uns bei dir nicht gefallen würde!“
„Ich verstehe euch!“, sagte Rylee. „Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr ihr euch auf euer eigenes Heim freut! Wann ist denn eigentlich die Heirat?“
„Nicht du auch noch!“, stöhnte Emmea. „Emily ruft gefühlte zwanzig Mal am Tag an und fragt danach. Squeechi geht schon gar nicht mehr ans Telefon. Mutter plant eine große Hochzeit im nächsten Monat.“
„Du wirkst nicht sehr begeistert?“, fragte Rylee vorsichtig.
„Wir würden lieber in kleinem Rahmen heiraten. Nur die nächsten Verwandten und ein oder zwei Freunde. Kannst du dir vorstellen, wie bürgerliche Squatchs und königliche Drachen miteinander auskommen? Du hast einen Teil meiner Familie kennengelernt.“
Rylee erinnerte sich noch gut an die durchweg kühlen und hochnäsigen Angehörigen und nickte mitfühlend.
„Magst du dir das Haus anschauen?“, fragte die junge Drachin hoffnungsvoll.
Rylee fehlte eigentlich die Ruhe, aber als sie Emmeas strahlendes, erwartungsvolles Gesicht sah, konnte sie nicht nein sagen.
„Auf jeden Fall!“
Sie folgte der jungen Drachin durch den Flur in ein großes helles Wohnzimmer mit bodentiefen Wänden. „Der Sessel ist von deinem Dachboden!“, sagte Emmea mit leuchtenden Augen. „Die Stehlampe auch und das Bild da. Und das kleine Schränkchen!“
„Die Sachen passen wirklich gut hierher“, bestätigte Rylee. „Und was für eine tolle Couch!“
„Squeech hat sie von Stephan gekauft. Ist sie nicht toll?“
Rylee setzte sich auf die hellbeige Ledercouch und seufzte. „Himmlisch. Ich muss auch ein paar neue Möbel kaufen. Irgendwie fehlt mir immer die Zeit.“
„Komm in die...