Habeck | Shark Heart | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Habeck Shark Heart

Eine Liebesgeschichte | Magischer Realismus | Einzigartiger Roman über Liebe, Verlust und die Frage nach der Menschlichkeit | Suche nach Freude inmitten von Trauer
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7499-0860-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Liebesgeschichte | Magischer Realismus | Einzigartiger Roman über Liebe, Verlust und die Frage nach der Menschlichkeit | Suche nach Freude inmitten von Trauer

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-7499-0860-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?

Wren und Lewis sind frisch verheiratet, als das Paar durch eine seltene Diagnose erschüttert wird. Lewis wird einen Großteil seines Bewusstseins, seiner Erinnerungen und seines Intellekts behalten, doch sein Körper wird sich in den eines weißen Hais verwandeln. Während Lewis die Züge und Triebe einer fleischfressenden Kreatur annimmt, kämpft sein kompliziertes Künstlerherz darum, mit seinen Fehlern Frieden zu schließen. Gleichzeitig bleibt Wren nichts anderes übrig, als ihren Mann liebevoll in eine ungewisse Zukunft zu begleiten und erneut zuzusehen, wie ihr ein geliebter Mensch entgleitet.



Emily Habeck hat einen BFA-Abschluss in Theater von der SMU's Meadows School of the Arts sowie Master-Abschlüsse von der Vanderbilt Divinity School und dem Vanderbilt's Peabody College. Sie wuchs in Ardmore, Oklahoma, auf. Shark Heart ist ihr erster Roman.

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1. Szene


LEWIS: Als ich von New York weggezogen war, habe ich anfangs viel nachgedacht und mich gefragt, ob ich das Richtige getan hatte. Aber als ich dich dann traf, war ich für meine Fehler regelrecht dankbar. Vielleicht ist Fehlermachen ein Wunder. Vielleicht ist alles genauso gekommen, wie es sein sollte.

WREN: Du bist ein wunderbarer Lehrer. Und du hast es ja selbst gesagt: Alles, was in New York passiert ist, hat letzten Endes zu dem geführt, was du ohnehin hättest tun sollen, wärst du nicht so stur gewesen. Außerdem bist du noch jung. Du kannst machen, was du willst. Du kannst wieder Schauspieler werden und am Theater arbeiten, wenn du Lust dazu hast. Ich kann für unseren Unterhalt sorgen, wenn du es noch einmal versuchen willst.

LEWIS: Danke, aber das ist nicht, was ich …

Ich sage andauernd das Falsche.

Ich spreche zu viel über mich.

Was ich sagen will, ist:

Mein Scheitern als Künstler hat uns zusammengebracht,

du mit deinen schmalen Handgelenken und Fingern,

mit deinen effizienten Tagesabläufen,

deinen Listen für alles und jedes,

deinen Recherchen,

deinen glasklaren Grafiken bei jeder Angelegenheit.

Du machst alles besser, als es vorher war,

sogar mich.

Darf ich auf deinem Stückchen Land an deiner Seite sein? Wir sagen den Gräsern, sie sollen uns hoch um die Beine wachsen, und wenn der Wind Ahorn zu uns herüberweht, pflegen wir die Keime, Schösslinge, Setzlinge, bis sie groß und stark sind, uns Schatten spenden und Nahrung geben. Unsere Bäume leben zweihundert Jahre oder mehr, während auch unsere Verbindung immer selbstverständlicher und stärker wird. Selbstverständlicher, weil sich keiner mehr an eine Zeit erinnern kann, in der wir nicht unser Universum schufen. Stärker, weil unsere zweihundert Jahre alten Bäume unsere Zeugen waren und sind. Und dann sterben wir eines Tages glücklich und werden in unsere Erde gelegt. Pilze sprießen aus dem, was einmal unsere Körper waren. Ganze Pilzfamilien werden den Ort markieren, an dem wir gelebt haben.

Aus der Erde zu wachsen, bedeutet Leben.

Das hast du mich gelehrt.

Du,

eine Frau, deren tiefstes Lachen geräuschlos ist,

eine Frau, der nicht das kleinste Detail entgeht,

eine Frau, die nicht weiß, wie brillant sie ist,

egal, wie oft ich es dir vor Augen führe.

Manchmal frage ich mich, ob du überhaupt ein Mensch bist,

sondern ein Geist

eine Fee

oder eine Erinnerung,

ausgelöst von einer Fernsehsendung, die ich mir in einem Krankenhauszimmer oder einer Gefängniszelle ansehe. Oder ob du ein ebenso wunderbarer wie merkwürdiger Traum bist, aus dem ich niemals erwachen möchte. Ich stelle mir gern vor, dass wir uns vor langer Zeit in einem Tagtraum kennengelernt und beschlossen haben, uns im Hier und Jetzt zusammenzutun. Wren, du bist der komplizierteste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Ich meine das im positiven Sinne. Kompliziert und vollkommen unbeeindruckt von so fragilen Dingen wie Jugend, Schönheit, Versprechen und Träumen, und ich möchte dir nah sein, solange ich lebe – oder es wenigstens versuchen. Deswegen möchte ich dich fragen, ob du mich heiraten willst. Wren, möchtest du meine Frau sein?

*

Wren war anders als alle Frauen, die Lewis je kennengelernt hatte. Von Anfang an gab sie sich ihm gegenüber so, wie sie war – unbeirrbar und klar. Keine Tricks, keine Geheimnisse, keine Spielchen.

Ihre Kochrezepte waren bis auf den Cent durchgerechnet und niemals hinterließ sie etwas in seiner Wohnung. Vor der Zeit irgendwo anzukommen, bedeutete für sie, pünktlich zu sein. Spontaneität hingegen Stress. Blumige Worte und große Geschenkkartons mochte sie nicht. Sie war stets fünf Schritte voraus. Sie notierte sich alles. Jede neue Umgebung checkte sie auf mögliche Probleme ab, immer auf der Hut. Filme sah sie sich nicht zur Unterhaltung an, sondern um frühzeitig zu erkennen, wie sie enden würden. Wren sagte Ich liebe dich, aber es war ihr unangenehm, wenn man es zu ihr sagte.

Anders als Lewis nahm sie das Leben nicht persönlich und sie ließ keine überbordenden Gefühle zu. Wrens Liebe war echt, aber durchdacht, und zum ersten Mal im Leben fühlte Lewis sich mit ihr sicher und konnte seine Sensibilität und inneren Turbulenzen akzeptieren, denn Wren liebte ihn so, wie er war.

Dass sie gut zuhören konnte, wussten alle, die sie kannten, zu schätzen. Und sie konnte sich alles merken, was man ihr sagte. Wenn sie mit jemandem sprach, stellte sie glasklare Fragen und scheute sich vor nichts. Wenn man ihr Fragen stellte, gab sie jedoch nur knappe und eher formelhafte Antworten. Sie fand, es gab nicht viel über sie zu sagen. Lieber schenkte sie anderen so viel Raum und Aufmerksamkeit, wie sie brauchten, denn ihr selbst ging es ja ohnehin gut.

Anfangs vermisste Lewis die Unternehmungen mit seinen früheren, kunstorientierten Freundinnen – bis morgens um zwei billigen Wein trinken, über alte Filme sprechen, Avantgarde-Theater besuchen, Drehbücher analysieren, sich gegenseitig Trost spenden nach einem missglückten Vorsprechen.

Als ihre Beziehung exklusiver, ernsthafter und realer wurde, erkannte er, dass Wren künstlerisch niemals mit ihm konkurrieren würde. Das war entspannend, und er genoss es, seinen Geschmack nicht rechtfertigen zu müssen.

Wenn sie überhaupt über Kunst sprachen, lernte Wren immer etwas Neues, und ihre Unwissenheit war ihr verletzlichster Punkt. Sie hatte keine Ahnung von Theater, Kino, Musik und Lyrik. Sie hat nie darüber nachgedacht, wie Schönheit definiert wird, oder über den Ursprung des Denkens philosophiert. Sie hat nie über eine fremdsprachige Oper geweint oder eine Stunde lang vor einem Gemälde gestanden, um herauszufinden, wie es sich verwandelt, wenn man sich ernsthaft damit beschäftigt.

Wren wurde ganz weich und jung, wenn sie lernte. In solchen Momenten tat Lewis so, als machten sie einen gemeinsamen Ausflug in die Vergangenheit. Bei dieser imaginären Reise waren sie beide sechzehn Jahre alt und entdeckten die Musik und verstrickten sich in eine pure, reine Liebe, die nichts zu fürchten hat.

Wren lernte immer mehr zu schätzen, was Lewis liebte, aber eine Leidenschaft für Kunst entwickelte sie nie. Die Rolle des Kunstliebhabers überließ sie ihm.

APRIL

Ihre Hochzeit war gefühlvoll und wunderbar, aber praxistauglich, genau wie ihre Beziehung, die nie ein Schlachtfest großer Leidenschaft oder eine opulente Zurschaustellung von Fürsorglichkeit war.

Wren mochte klar strukturierte, ruhige Abende mit ein paar Freunden. Lewis mochte ausgelassene Zusammenkünfte, bei denen die zahlreichen Gäste kamen und gingen, wie es ihnen beliebte. Für die Hochzeit einigten sie sich auf etwas dazwischen: ein Fest im Garten seiner Eltern mit vierundvierzig Gästen und einem BBQ-Empfang, den ein Caterer organisierte.

Seit dem Teenageralter war Wren sich selbst überlassen gewesen, deswegen war es nur folgerichtig, dass sie sich von niemandem zum Altar führen ließ. So schritt sie selbst darauf zu, während ein Schüler der Highschool, an der Lewis unterrichtete, Geige spielte.

Was Lewis in diesem Moment zu Tränen rührte, war nicht Wrens Anblick – sie trug ein Kleid so blau wie der Himmel über Texas –, nicht der Anblick seiner Mutter, die sich die Hände aufs Herz drückte, oder dass alle, die er liebte, hier versammelt waren, sondern der Gedanke an die großen Bäume, die hinter ihm standen. Die vier Eichen, zu diesem Anlass mit Lichterketten behängt, waren der Schauplatz seiner kindlichen Fantasien gewesen. Zusammen mit diesen Bäumen war er groß geworden. Jetzt waren sie quasi sein Trauzeuge und konnten sehen, was er aus seinem Leben machte. Ein überwältigendes Gefühl für ihn.

Als junger Mann hatte er manchmal versucht, sich diesen magischen Moment vorzustellen, wenn seine künftige Frau auf ihn zugehen würde. Wer sie wohl sein mag?, hat er sich jahrelang gefragt. Jetzt endlich kannte er die Antwort: Wren! Wren wird meine Frau! Im Geiste brüllte er die Enthüllung dieses Mysteriums heraus.

Als er dann Wrens Hand hielt, dachte er an ihre Freundlichkeit, ihren Intellekt, ihre innere Schönheit. Doch während er sich mit allem vermählte, was er bereits von ihr wusste, vermählte er sich auch mit allem Unbekannten, mit dem, was er noch nicht von ihr wusste. Das Gleiche galt für sie.

Am Ende des Zeremoniells drehten sich Lewis und Wren zu Familie und Freunden um, ein Mikrokosmos, der soeben ihre Verwandlung bezeugt hatte, ein Mikrokosmos, dem wohl bewusst war, dass auch die gelungenste Ehe eine Tages vor große Herausforderungen gestellt wird. Aber für diesen Abend waren diese Herausforderungen lediglich eine Hypothese. Für diesen Abend galten Wren und Lewis als ein Paar, das sich glücklich schätzen konnte.

Von jetzt an würde die Zukunft für sie eine gemeinsame sein.

Ihre Hochzeitsnacht verbrachten sie in einer Bed & Breakfast Pension, die am Stadtrand von Fort Worth inmitten einer Wiese voller blauer Lupinen lag. Sie teilten sich ein ebenso riesiges wie klebriges Sticky Bun mit Karamell und Pecannüssen und träumten von ihrer Hochzeitsreise, die sie im Sommer nach...



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