E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Haacke / Endreß Risiko Blackout
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-415-07196-4
Verlag: Richard Boorberg Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Krisenvorsorge für Wirtschaft, Behörden und Kommunen
E-Book, Deutsch, 312 Seiten
ISBN: 978-3-415-07196-4
Verlag: Richard Boorberg Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Risiko Stromausfall
Die Funktionsfähigkeit und Stabilität der modernen Gesellschaft ist von einer funktionierenden Infrastruktur und Stromversorgung abhängig. Ein Stromausfall durchbricht dieses System. Dabei sind die möglichen Ursachen für einen Stromausfall nahezu grenzenlos – seien es Cyberangriffe auf die Versorgungsinfrastrukturen, Naturkatastrophen oder gezielte Sabotage.
Wegweisende Darstellung zum Topthema »Blackout«
Mit diesem Fachbuch findet erstmals eine interdisziplinäre Betrachtung des Themas »Blackout« aus allen relevanten Bereichen statt. Ein langanhaltender und flächendeckender Stromausfall hätte massive Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Doch wie sehen diese Auswirkungen konkret aus? Die umfassende Darstellung gibt praxisnahe Antworten.
Blackout-Vorsorge in der Praxis
Teil A beschreibt den Aufbau und die Risiken von Stromproduktion und Stromnetzen.
Teil B fokussiert auf die Blackout-Vorsorge durch Versorger und Netzbetreiber.
Teil C betrifft die Blackout-Vorsorge durch Kommunen sowie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS).
Teil D hat die Blackout-Vorsorge durch Wirtschaft und Unternehmen zum Thema.
Umfassendes Expertenwissen
Insgesamt 21 Expertinnen und Experten aus Kommunen, Behörden und der Wirtschaft haben ihr Wissen sowie ihre berufliche Erfahrung in das Werk eingebracht. Sie beleuchten die grundlegenden Zusammenhänge bei einem Blackout aus unterschiedlichen Perspektiven und analysieren die Risiken und die Folgewirkungen, mit denen wir uns deutlich intensiver beschäftigen müssen.
Pflichtlektüre für Verantwortliche in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft
Entstanden ist eine in dieser Zusammensetzung einmalige praxisnahe Betrachtung des Themas »Blackout«. Sie will das Bewusstsein für die Thematik schärfen und mit konkreten Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Behörden zur Problemlösung beitragen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Geleitwort: Der Stromausfall – Albtraum oder düsteres Szenario?
Ziel dieses Beitrags ist es, Betriebe zu motivieren, sich mit dem Thema „Stromausfall“ ernsthaft zu beschäftigen, bevor es zu spät ist. Stromausfälle spielten vor der Elektrifizierung der Welt logischerweise keine Rolle. Meine Großmutter hatte zum Beispiel in der Küche mit dem Kohleofen einen „Eisschrank“, wie sie ihn zurecht nannte. Das war eine mit Zinkblech ausgeschlagene Kiste mit Deckel. Auf der linken und auf der rechten Seite war ein ebenfalls mit Zinkblech ausgeschlagenes Fach, wo genau eine Eisstange reinpasste. Diese Eisstangen wurden damals aus zugefrorenen Seen gewonnen und im Straßenverkauf angeboten, ich kann mich daran noch erinnern. Generell begann die Elektrifizierung in Deutschland um 1880, zunächst mit Straßenlaternen, die heller leuchteten als Gaslaternen. Die ersten Elektroleitungen in Wohnungen waren umspannende Drähte, die anfangs in die Gasleitungen eingezogen wurden. Mit dem Strom als Energiequelle haben wir also seit 140 Jahren Erfahrungen, was immerhin ungefähr fünf Generationen entspricht. Dank der Elektrifizierung konnte die industrielle Fertigung verbessert werden, weil die von einer Dampfmaschine produzierte Energie nicht mehr über Energie verzehrende Treibriemen auf die einzelnen Maschinen verteilt werden musste, sondern mit Elektromotoren dort produziert wurde, wo sie auch verbraucht wurde. Ein Leben ohne elektrischen Strom ist heute nicht mehr vorstellbar. Umso mehr stellt sich die Frage, wie wir uns auf Stromausfälle vorbereiten – oder ist dies eigentlich überflüssig? Tatsächlich gibt es landauf, landab viele kleine Stromunterbrechungen, die im Bereich von zehn bis 30 Minuten andauern. Früher bemerkte man diese Unterbrechungen daran, dass frequenzgesteuerte Digitaluhren die falsche Uhrzeit anzeigten. Für viele Verbraucher kommt es nicht darauf an, in jeder Sekunde mit Strom versorgt zu werden. Bei Computern kann jedoch auch ein kurzfristiger Stromausfall zum Festplattencrash führen. Dieses Risiko wird an vielen Stellen hingenommen oder es wird darüber hinweggesehen. Wie so oft führt erst ein eingetretener Schaden dazu nachzudenken, wie man diesen hätte verhindern können. Das Thema „Vorbereitungen für einen Stromausfall“ ist also nicht nur eine Frage von Kosten, sondern vor allem die Frage, das Thema wahrzunehmen und ernst zu nehmen. In Betrieben gibt es heute vermutlich keine Geräte mehr, die Stromausfälle unbeschadet überstehen. Insofern ist es zwingend erforderlich, auch kurze Stromunterbrechungen schadlos zu überstehen, indem an den richtigen Stellen Energiepuffer vorhanden sind. Das gilt zum Beispiel für Server und andere Geräte mit Elementen der elektronischen Datenverarbeitung im weitesten Sinne. Es ist unkritisch, höchstens ärgerlich, wenn eine Kaffeemaschine ausfällt oder ein Mixer vorübergehend nicht benutzt werden kann. Ohne Puffer versagt aber auch das Telefon, seitdem Voice Over IP das analoge Telefonieren über den Kupferdraht abgelöst hat. Eine Bandsäge in einer Schreinerei läuft nicht, wenn kein Strom vorhanden ist. Eine NC-gesteuerte Fräse kann bei Stromausfall beim Auslaufen Schäden verursachen und selber Schaden nehmen. Dies verhindert ein kleiner Akku, der ein paar Minuten überbrückt. Erstes Fazit: Kurze Stromausfälle sind nicht selten und können ohne technische Maßnahmen große Schäden verursachen. Doch was passiert, wenn ein Stromausfall nicht nur einige Minuten, sondern einige Stunden lang anhält? Derartige Stromausfälle passieren in Deutschland einige Mal pro Jahr. Die Ursachen sind meistens Kabelschäden bei Tiefbauarbeiten oder Folge von Bränden, meist durch vorsätzliche Brandstiftung. Die mehrstündigen Stromausfälle sind meistens regional begrenzt, wie zum Beispiel in Lübeck und Berlin-Köpenick (2019) sowie im Münchener Osten (2021). Wichtig: Stromausfälle zeigen zwei verhängnisvolle Effekte: Zum einen den Dominoeffekt, zum anderen den Kaskadeneffekt. Unter dem Dominoeffekt versteht man Kettenreaktionen, die infolge eines Ereignisses – hier eines Stromausfalls – weitere Bereiche in Mitleidenschaft ziehen. Wenn zum Beispiel die über die Telefonanlage gesteuerte Türöffnung mit Kameraüberwachung ausfällt, kann eine Tür nur noch durch Betätigung der Türklinke geöffnet werden – man weiß aber nicht, wer davor steht. Ebenso wenig lässt sich dann weder die Schranke an der Zufahrt zum Betriebsgelände noch das Rolltor öffnen. Wenn hier kein Handbetrieb vorgesehen (und auch geübt!) wurde, können LKW das Gelände weder verlassen noch in das Gelände einfahren. Ein Dominoeffekt kann auch das vorsorgliche Auslösen von Alarmanlagen sein, die dann einen echten Alarm nicht mehr erkennen können. Auch dies kann von Kriminellen so initiiert sein. Noch problematischer ist der Kaskadeneffekt, auch als Lawineneffekt bezeichnet. Diese beiden Begriffe weisen darauf hin, dass eine relativ kleine Ursache enorme Auswirkungen haben kann. Der mehrstündige Stromausfall in Lübeck führte dazu, dass das städtische Telefonnetz sofort ausfiel, da es über keine Notstromversorgung verfügte. Ebenso fielen die Verkehrsampeln aus, weil deren Steuerung über das städtische Telefonnetz blockiert war. Der Stromausfall führte auch zu einer Fehlfunktion beim digitalen Funknetz von Feuerwehr und Polizei. Die sofortige Behebung eines Schaltfehlers in einer Funkzelle des Digitalfunks scheiterte daran, dass der Fachmann im Verkehrschaos hoffnungslos stecken blieb (siehe ausgefallene Ampeln). Nach etwa einer Stunde fielen die Handy-Netze aus. Und Lebensmittelgeschäfte begannen klugerweise damit, Tiefkühlkost zu verschenken, weil sie sonst verderben würde und entsorgt werden müsste. Dieser Fall zeigt anschaulich einige Beispiele für den Kaskadeneffekt. Zweites Fazit: Um Kettenreaktionen und Lawineneffekte zu vermeiden, sind technische Maßnahmen und organisatorische Vorkehrungen erforderlich. Es handelt sich also um Investitionen, deren Sinnhaftigkeit dann sichtbar wird, wenn bei einem Stromausfall die Auswirkungen gering bleiben. Der klassische Grundsatz ist eine netzunabhängige Notstromversorgung, die die wichtigsten Verbraucher mit Strom versorgt. Dies erfordert in der Regel ein innerbetriebliches getrennt geführtes Netz für alle Geräte, die über Akkus, Kondensatoren, Ersatzstromanlagen oder Notstromaggregate jederzeit mit Strom versorgt werden. Bei „Stromfressern“ ist besonders zu prüfen, ob sie die Notstrom-Versorgung belasten müssen oder nicht. In Krankenhäusern sind Bereiche mit hohem Stromverbrauch die Operationsbereiche, die Intensivstationen sowie Aufzüge. OPs müssen mindestens insoweit mit Strom versorgt werden, als dass Operationen geordnet zu Ende geführt werden können. Personenaufzüge müssen zumindest das nächste Geschoss erreichen. Feuerwehraufzüge müssen selbstverständlich immer funktionieren. Der richtigen Dimensionierung einer Ersatzstromanlage kommt daher eine große Bedeutung zu. Bei baulichen oder betrieblichen Veränderungen, also auch neuen Geräten, muss diese Dimensionierung immer wieder überprüft werden. Erfahrungsgemäß steigt der Strombedarf immens. Drittes Fazit: Organisatorische Maßnahmen kosten wenig Geld, dafür mehr Denkvermögen. Beispiel Handlungsempfehlung für Mitarbeiter bei Stromausfall: Ein gutes Beispiel sind verbindliche Festlegungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krisenstäben, die bei Stromausfall möglicherweise nicht mehr zu erreichen sind. Empfehlenswert ist für diesen Fall die Festlegung: Sofern Sie einen Stromausfall bemerken und Ihr Handy und Telefon tot sind, begeben Sie sich unaufgefordert und unverzüglich zu folgender Adresse: … Selbstverständlich muss diese Adresse auch bei Stromausfall erreichbar sein – siehe elektrisch betriebene Tore, Sicherheitsschleusen und so weiter. Ohne eine derartige Festlegung bleibt es dem Zufall überlassen, wie einzelne Mitarbeiter in so einer Ausnahmesituation reagieren und vor allem agieren. Werke mit Betriebsfeuerwehr können für wichtige Transporte natürlich auch Einsatz-Fahrzeuge mit Sonderrechten einsetzen. Auf die Polizei kann man in solchen Fällen nicht verlässlich setzen, da diese durch ausgelöste Alarmanlagen, ausgefallene Verkehrsampeln und andere Vorkommnisse bereits sehr viel zu tun hat. Doch was passiert bei einem Stromausfall über mehrere Tage und in einer Region Deutschlands oder Europas? In diesem Fall spricht man von Blackout. Wer sich so etwas noch nicht vorstellen kann, dem ist die Lektüre des vorliegenden Buches „Risiko Blackout“, herausgegeben von Florian Haacke und Dr. Christian Endreß, empfohlen. Zweifellos ist die Stromversorgung in Europa hochwertig und nahezu unterbrechungsfrei sichergestellt. Diese Sicherstellung hing aber bereits mehrfach am „seidenen Faden.“ Ein Grund sind die immer größeren Herausforderungen für die Betreiber der oberen Netze infolge der kaum steuerbaren erneuerbaren Energien. Ein weiteres Szenario sind gezielte Terroranschläge auf kritische Knotenpunkte der Energieversorgung, wo allein die Beschaffung von Ersatzgeräten mehrere Monate dauern kann. Diese Ausführungen beantworten die Frage, die oft gestellt wird, ob man sich denn auf einen Blackout vorbereiten müsse. Die Antwort lautet: „Ja“, sofern der Bereich zur kritischen Infrastruktur einschließlich deren Lieferanten gehört oder die Unternehmensziele den Anspruch auf eine unterbrechungsfreie Versorgung...