H. | Der falsche Kuss | Buch | 978-3-949417-05-4 | www2.sack.de

Buch, Deutsch, 73 Seiten, Format (B × H): 128 mm x 198 mm

Reihe: Roman

H.

Der falsche Kuss


Version 03/21
ISBN: 978-3-949417-05-4
Verlag: Botnanger Verlag

Buch, Deutsch, 73 Seiten, Format (B × H): 128 mm x 198 mm

Reihe: Roman

ISBN: 978-3-949417-05-4
Verlag: Botnanger Verlag


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Die Haustür war geschlossen.
Dunkelbraun, mit einem Milchglasinlay, in dem man bei genauerem Hinsehen dünne Drähte erkennen konnte, stellte sie sich jedem Neuankömmling entgegen. Vor der Tür lag eine abgetretene Kokosmatte, auf der in großen Lettern ein kaum glaubbares ‚Willkommen‘ zu lesen war.
Neben der Tür hing ein aus Salzteig hergestelltes Schild, das ein einfaches Häuschen mit weißen Mauern und rotem Dach zeigte, darunter in ungelenken Buchstaben: „Hier wohnen die …“
„Oh Gott“, stöhnte Luis in Gedanken, lächelte aber die Frau an seiner Seite liebevoll an. Nicht einmal mit viel Fantasie wäre dem Gesicht des Mannes anzumerken gewesen, das das kleine Einfamilienhaus nicht nach seinem Geschmack war. Er hasste solchen Kitsch. Ein einfaches Messing- oder Kunststoffnamensschild war mehr nach seinem Geschmack. Etwas Normales, etwas, das nichts über den Bewohner verriet. Hier hätte man genauso gut ein Schild aufstellen können: „Vorsicht Kind!“ Der Effekt wäre derselbe gewesen.
Das tiefgezogene Dach des Hauses war schwarzgedeckt. Rote Ziegelwände. Schwarze Fensterrahmen. So gewöhnlich. So sehr, gängigen Mustern entsprechend. Im Winter wahrscheinlich ein Kranz an der Tür, darauf ließ ein Nagel im Türrahmen schließen, im Garten hinter dem Haus ein Schneemann. So gewöhnlich. So ganz und gar allem widersprechend, was Luis mochte.
Am liebsten wäre er sofort wieder gegangen.
Aber Sandine hatte darauf bestanden, ihn endlich ihrer Familie vorzustellen.
Familie war in ihrem Fall fast ein zu großes Wort, denn es gab nur noch die verheiratete Schwester. Die Mutter starb vor einigen Jahren an Krebs, der Vater hochbetagt auf dem Weg in ein Pflegeheim. Als er, selbst ehemaliger Chefarzt, gegen seinen Willen zum Auto gebracht wurde, war er noch recht munter, protestierte lautstark, aber wegen seiner immer weiter fortschreitenden Lähmungen letztlich vergeblich. Als das Fahrzeug das Heim erreichte, war er tot. Herzstillstand. Einfach so. Unvorbereitet, ohne Leiden. Ein Tod wie man ihn sich wünscht. Ein Schock für die Angehörigen, die nie wieder ohne schlechtes Gewissen daran zurückdenken könnten.



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