Guthmann | Weinstrassenmarathon | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 192 Seiten

Reihe: Pfalz Krimi

Guthmann Weinstrassenmarathon


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86358-344-6
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 6, 192 Seiten

Reihe: Pfalz Krimi

ISBN: 978-3-86358-344-6
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wieder einmal bereitet der Edelwinzer Achim Hellinger seinem Freund, Staatsanwalt Dr. Benedikt Röder, Kopfzerbrechen: Beim gemeinsamen Marathonlauf entlang der frühlingserwachten deutschen Weinstraße kippt der renommierte Historiker Dr. Hoffmann tot um. Dumm ist, dass die Frau des Historikers die Geliebte des Winzers ist und dieser unter Verdacht gerät. Und wie passen der fünf Jahre zurückliegende Mord an einem Landwirt, ein deswegen verurteilter polnischer Erntehelfer und ein mysteriöses keltisches Grab in den Fall?

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EINS Fünf Jahre später Röder wollte eigentlich Feierabend machen, aber der Aktenberg türmte sich. Wenn das so weiterging, dann musste er Verstärkungen für seinen Schreibtischunterbau beantragen. Er überlegte, welches Formular er dazu verwenden sollte. Bestimmt eines dieser neuen Online-Formulare im behördlichen Intranet, das eine Lawine von E-Mails lostrat, die alle elektronischen Postfächer verstopften und mit denen in aller Regel niemand etwas anzufangen wusste. Daher löschte er sie meistens. Workflow nannte man diese tolle Errungenschaft. Wenn jemand kam und maulte, warum sein Antrag so lange bei ihm liege, dann schob Röder die Schuld auf die Technik. »Oh, entschuldige, aber ich habe nichts erhalten, schick’s doch noch mal.« Manchmal maulte auch keiner, dann hatte der Antragsteller wohl seinen eigenen Antrag vergessen. Gelegentlich rief auch ein Computer-Fuzzi an, wollte wissen, was schiefging, hörte Röders laue Erklärung und faselte dann von Error in der Workflow-Engine-Irgendwas. Röder stöhnte und griff zu dem Stapel, den ihm seine Kollegin Rhea Thierbach hinterlassen hatte, bevor sie in den Mutterschutz verschwand. Bisher hatte er sich vor dem Stapel gedrückt, weil Rhea gemeint hatte, sie komme nach sechs Wochen wieder. Daheim würde ihr die Decke auf den Kopf fallen, nur Baby wickeln, das wäre nichts für sie. Dafür hatte sie doch nicht ewig studiert. Das war vor elf Wochen gewesen. Jetzt sah es so aus, als wollte Rhea doch sechs Semester Brutpflege belegen. Okay, eine Akte noch, dann aber nach Hause. Es war schließlich Freitag, und eine kalte Rieslingschorle würde das Wochenende einläuten. Er schlug den leicht vergilbten Aktendeckel auf. Wiederaufnahmeverfahren Piotr Woyczynski. Er erinnerte sich sofort. Woyczynski wurde verurteilt, weil er den Landwirt Heinrich Denecke umgebracht hatte, das war vor ungefähr fünf Jahren gewesen. Er schlug in der Akte das genaue Datum nach. Wie war das noch gewesen? Woyczynski war bei Denecke schon seit Jahren Erntehelfer gewesen und tötete seinen Arbeitgeber nach einem vorausgegangenen Streit. Er überfuhr ihn mit dem Traktor, beteuerte aber im anschließenden Indizienprozess bis zuletzt seine Unschuld. Wegen des fehlenden Geständnisses verschwand er ohne Pluspunkte lebenslänglich im Bau. Röder schlug die Details nach. Die Schwiegertochter von Denecke hatte Woyczynski beschuldigt, sich unsittlich gegenüber ihrer kleinen Tochter verhalten zu haben. Woyczynski beteuerte in diesem Punkt seine Unschuld, er habe der Kleinen nur die nasse Windel ausziehen wollen. Es sei Sommer, und es gehe seiner Ansicht nach auch ohne. Die Sache eskalierte in der Familie, und Denecke kündigte dem Polen, der allgemein als fleißig, freundlich und hilfsbereit galt. Nach einer lautstarken Auseinandersetzung überfuhr der Erntehelfer den Landwirt. Genauer gesagt, er schaltete in den Rückwärtsgang, verzögerte die Kupplung durch den Bordcomputer, legte einen Stein auf das Gaspedal und verduftete. Der Landwirt befand sich hinter der Maschine, um irgendetwas am Pflug zu reparieren, mit dem er einen neuen Weinberg kultivierte. Jetzt, nach Jahren, stolperte sein Anwalt über einen Bericht aus dem Badischen, wo ein Bauer auf ähnlich tragische Weise ums Leben kam, aber eindeutig ohne Fremdeinwirkung. Der Bauer wollte Tabakpflanzen setzen, das Ganze ohne Hilfe. Er schaltete in den Kriechgang, verzögerte die Kupplung auf die gleiche Art, legte einen Stein aufs Gaspedal, denn die Sicherheitsvorkehrungen des Hightech-Systems verlangten einen Bediener in der Kabine. Er sprang heraus, lief vorn um die Maschine herum, blieb mit seiner Jacke am Sicherungsbolzen des Frontgewichts hängen, und das PS-Monster drückte ihn als Riesensteckling unter die Erde. Der Traktor blieb achthundert Meter später in einem Wäldchen stecken, nachdem er wie ein großer Rasenmäher erst einmal alles abgeräumt hatte. Der Anwalt forderte nun die Wiederaufnahme, weil auch die Sache mit dem Polen ein Unfall gewesen sein könnte. Röder vertiefte sich in die spannende Lektüre. Sherlockmäßig! Er las weiter. Woyczynski wurde hauptsächlich deshalb verurteilt, weil seine Anwesenheit zur Tatzeit bewiesen war. Woyczynski sagte aus, dass der Landwirt nach dem Streit noch lebte, als er ihn verließ, seine Fußspuren waren überall zu finden. Es wurde ihm unterstellt, dass er den Stein auf dem Gaspedal platzierte, um den Verdacht von sich abzulenken, und ein Unglück vortäuschte. Der Anwalt, damals frisch aus dem Referendariat entlassen, wählte zur Verteidigung eine lächerliche Strategie, die es der Staatsanwaltschaft leicht machte. Der Kollege, ein erfahrener Haudegen, hatte schon andere Kaliber in den Knast katapultiert. Röder kannte das Gefühl, eine schmachvolle Niederlage in einen Sieg der Gerechtigkeit umwandeln zu müssen. So ein Stachel schmerzte noch nach Jahren. Das Telefon klingelte. »Wolltest du nicht schon längst zu Hause sein? Wir gehen doch heute Abend zu Hellinger, auf seine kulinarische Weinprobe! Hast du das vergessen?« Manu, seine Frau, sprach in einem ruhigen und liebevollen Ton, der ihm erst recht ein schlechtes Gewissen bescherte. Genau das hatte sie auch beabsichtigt. Motzen nutzte bei ihm nichts, da wurde er nur bockig. »Sorry, Schatz, ich habe hier einen dringenden Fall.« Nach verschiedenen Beteuerungen und gehauchten Küssen legte er auf. Er hatte tatsächlich die Zeit und die Verabredung vergessen. Kulinarische Weinprobe, und das bei Hellinger. Prima, das bedeutete mehr als nur eine Weinschorle. Eine Sekunde lang träumte er von einer leckeren Rieslingschorle im typischen Pfälzer Dubbeglas, doch dann kehrte er wieder zu seiner Akte zurück. Da war doch noch etwas. Etwas, das nicht in den Protokollen stand. Er griff erneut zum Hörer, wählte die vertraute Handynummer von Steiner, seinem Freund, dem Hauptkommissar. Das Verhältnis der beiden war zwar nicht immer ungetrübt, aber sie profitierten voneinander. Wenn sie sich nicht an der gleichen Sache festgebissen hatten, dann konnten sie sogar dicke Freunde sein. Zur Zeit war noch dicke Freundschaft angesagt. »Gerald? Ich bin’s, Ben. Kommst du auch zur kulinarischen Weinprobe?« Er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen. Nach einigen weiteren Floskeln kam Röder schließlich zur Sache. »Erinnerst du dich an den Mordfall Denecke?« »Den Winzer, dem sein polnischer Hilfsarbeiter zum Verhängnis wurde? Klar doch, das war ‘ne einfache Sache.« »Du, ich habe hier das Wiederaufnahmeverfahren liegen. Der Anwalt von damals will beweisen, dass es ein Unfall war.« »Das ist doch Quatsch. Aber ich sehe das locker. Der Anwalt war ‘ne echte Pfeife und überhaupt keine Hilfe für den Polacken.« Steiner bemerkte seinen Ausrutscher. »’tschuldige, aber einen verurteilten Mörder kann ich wohl so bezeichnen.« Er wechselte das Thema, und seine Schadenfreude drang durch die Leitung: »Der alte Virow hat den Grünschnabel ganz schön zerlegt.« Beide schnaubten anerkennend. »Sag mal, da war doch noch etwas anderes, irgendetwas mit einem Grab oder so? Ich finde dazu nichts in den Akten.« »Stimmt, aber das war wohl auch eine andere Geschichte. Zwei Tage, bevor der Winzer untergepflügt wurde, hat dieser bei Rodungsarbeiten ein altes Grab entdeckt. Er wollte den Fund zunächst nicht anzeigen, weil er Stress wegen seinem neuen Weinberg befürchtete. Irgendeinem Forscher aus dem Dorf hatte er sich dann doch offenbart, und beide gemeinsam wollten zur Denkmalsbehörde latschen. Aber dazu kam’s nicht mehr.« Röder hatte eine Eingebung. »War das ein wichtiger Fund?« »Darüber streiten sich die Experten bis heute.« »Wieso das?« »Es war ein keltisches Grab, noch dazu das einer hochgestellten Persönlichkeit. So was ist bei uns selten.« »Gab es Grabfunde?« »Ja und nein.« »Was soll denn das schon wieder heißen?« »Soll heißen, dass man in so einem Grab mehr erwartet hätte.« »Gold?«, flachste Röder. »Das Grab ist offensichtlich geplündert worden.« »Aber nicht in neuerer Zeit?« »Tja, das ist es, was die Experten so stutzig macht. Erst sah es so aus, als ob das Grab schon vor langer Zeit ausgeraubt worden wäre. Aber Monate nach den wissenschaftlichen Auswertungen, der Pola… äh, der Pole war längst verurteilt, gab es Stimmen, die meinten, das könnte auch noch nicht so lange her sein.« »Meinst du, der …« Röder stockte, wählte seine Worte sorgfältig, »… der Pole hat was verschwinden lassen?« »Zur Sache mit dem Grab habe ich den Woyczynski in einem der späteren Verhöre befragt. Er wusste nichts davon. Denecke hat es geheim gehalten, dazu haben wir die Aussage von einem Dr. Dingsbums. Ich habe ihm das abgenommen. Außerdem sind sich die Experten nicht sicher. Du musst dir vorstellen, der Winzer ist mit einem Fünftonnengefährt in das Grab eingebrochen und hat darin mit den Rädern rumgewühlt. Dann steckte der Traktor fest, und die haben ihn nicht gerade mit einem Archäologenspatel herausgezogen.« »Sag mal, woher weißt du das eigentlich alles?« Steiner lächelte, dass man es hören konnte. »Du musst mal mit Pyreck Bier trinken gehen und nicht immer nur davon erzählen. Du solltest ihn sowieso fragen, wenn dich die Sache interessiert. Er ist im historischen Verein der Pfalz und kennt den Dr. Dingsbums sehr gut.« »Gerald, du hast mir wie immer geholfen. Wann sehen wir uns mal wieder?« Steiner stöhnte. »Ich fürchte, heute Abend, auf Achims Weinprobe.« Röder lachte, auch diese pfälzische Herausforderung an die Leber würden sie meistern. * * * Hellingers kulinarische Weinproben waren so etwas wie der Start ins neue Weinjahr. Gerade wenn das...


Markus Guthmann, geboren 1964 in Pirmasens, ist Wirtschaftsingenieur und arbeitet im Management eines internationalen Konzerns. Er lebt mit seiner Familie an der Deutschen Weinstraße.



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