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E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Pfalz Krimi

Guthmann Weinstraßenbetrug

Pfalz Krimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98707-251-2
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Pfalz Krimi

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Pfalz Krimi

ISBN: 978-3-98707-251-2
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Kriminelle Winzer schrecken vor nichts zurück ... In Bad Dürkheim kommt ein Winzer in einer Traubenpresse ums Leben, kurz vorher starb ein Kollege unter ungeklärten Umständen bei der Weinlese. Tragische Unfälle? Nicht für Oberstaatsanwalt Röder. Für seinen Geschmack waren die hiesigen Weinbauern in letzter Zeit auffällig unvorsichtig. Röder stellt Nachforschungen an und stößt schon bald auf eine erste Spur. Doch die führt ausgerechnet zu seinem besten Freund, Edelwinzer Achim Hellinger.

Markus Guthmann wurde 1964 in Pirmasens geboren. Der Vater zweier erwachsener Söhne lebt heute mit seiner Frau und zwei kleinen ehemaligen Straßenhunden an der Deutschen Weinstraße. Seit über dreißig Jahren schreibt er erfolgreich im Nebenberuf und hat vor einigen Jahren den Weg zur Kriminalliteratur gefunden.
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ZWEI

Obwohl in den Vorgärten und auf den Wiesen schon einige Vorboten des Frühlings blühten, erfuhr das Wetter in der Pfalz einen für die Jahreszeit normalen Rückschlag. Schneeregen hatte eingesetzt, die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt, und Röder schimpfte still, als er am Montagmorgen um vier aus dem Bett stieg. Die Heizung war noch auf Nachtabsenkung eingestellt, und er griff schlotternd nach einer Fleecejacke und warmen Jogginghosen, bevor er in die Küche schlurfte und Wasser für einen Kaffee aufsetzte.

Verschlafen den Kaffee schlürfend, prüfte er auf seinem Smartphone, ob es Änderungen im Ablauf der Zugriffe gab. Es gab keine. Er checkte noch schnell den Status von Hellinger, der am Vortag noch Bilder von sonnenbeschienenen Pisten hochgeladen hatte und später dann, als Röder schon schlief, einen Heul-Smiley unter einem Bild von seinem in nächtliches Grau gehüllten Weingut.

Um zehn vor fünf machte sich Röder auf den Weg nach Ludwigshafen. Manu hatte er einen schnellen Kuss gegeben, denn sie schlief noch tief und fest. Während der Fahrt dachte er an die launige Kellerführung vom vergangenen Samstag. In Coronazeiten, als »echte« Team-Events untersagt gewesen waren, hatten sie schon einmal eine virtuelle Weinprobe beim »Winzer ihres Vertrauens« gemacht. Röder hatte dazu seine ganze Mannschaft samt Ehe- und Lebenspartnern eingeladen. Im Vorfeld hatte er Fress- und Weinpakete mit Saumagen von Hempel, Bio-Sauerkraut, drei Flaschen Wein und einem Secco gepackt und an die Teilnehmer verschickt. Natürlich gab es für die Nicht-Fleischesser auch zwei vegetarische Pakete. Am verabredeten Abend hatte Hellinger dann online eine Weinprobe geschmissen, an die heute noch gedacht wurde. Die am Samstag war gar nicht so viel anders gewesen, aber die virtuelle Keller- und Weinbergführung hatte noch eins draufgesetzt. Das mit Hellinger befreundete Winzer-Ehepaar aus der Südpfalz besprach die wirklich exzellenten Weine nicht nur aus der Probierstube heraus, sondern hatte die Gäste über die Weinberge und durch den Keller geführt. Weingut 4.0, dachte Röder versonnen. Die Verkostung ließ ebenfalls keine Wünsche offen. »Das Paket ist ausreichend für zwei Personen und beinhaltet: eine Flasche Weißburgunder, eine Flasche Riesling sowie weitere Flaschen und Magazine über die Pfalz«, hatte in der Ankündigung gestanden. Selbst Röder und Manu als geübte Weinvernichter hatten das Pfalz-Paket nicht geschafft.

Bei Röders Ankunft in Ludwigshafen-Oggersheim war das SEK aus Enkenbach längst zur Stelle. Auch Steiner war schon eine Weile vor Ort.

»Das wird gefährlich«, sagte er mit einem lakonischen Unterton. »Diese Bande ist gefährlich.«

Sie sprachen über die bevorstehende Festnahme, und Steiner begleitete ihn zu einem unauffälligen Transporter, in dem sich die Einsatzzentrale befand. Wegener, den Leiter des SEK, kannte Röder schon lange. Sie nickten einander zu. Im Einsatz hatte der Chef keine Zeit für eine private Ansprache. »Alpha, Bestätigung, wenn ihr vor der Wohnung in Position seid«, gab er Anweisungen über Funk.

»Alle Mann auf Position«, kam es krächzend aus dem Gerät.

»Erbitte Bestätigung: Fünf Mann vor der Wohnung, drei Mann am Eingang und drei Mann am Hinterausgang?«

»Roger.«

»Roger.«

»Roger.«

Wegener atmete tief durch, die Uhr tickte. »Dann los. Go, go, go.«

Röder verfolgte den Einsatz über die Bodycams der Beamten auf den Monitoren. Die Tür flog unter der Gewalt des Rammbocks aus den Angeln. Schreie, Laserpunkte der Gewehre tanzten auf der Frau und dem Verdächtigen, der ohne zu zögern zu einer Waffe griff und blind drauflosschoss. Weitere Schüsse fielen, und der Mann brach blutend zusammen.

Die Lage war geklärt. Röder meinte, einen Krimi im Fernsehen gesehen zu haben, als auf einmal zwei kleine Mädchen im Bild erschienen.

»Lage geklärt. Zielperson unschädlich«, informierte sie einer der Beamten mit unaufgeregter Stimme, während die beiden Kinder mit weit aufgerissenen Augen die vermummten Männer anstarrten, die in ihre Wohnung gestürmt waren, und zu weinen begannen.

Dann trat Sybille, die mit anderen Beamten im Tross des SEK war, ins Bild. Sie versuchte, die Kinder zu beruhigen.

Röder sammelte sich kurz. Dann fragte er die Polizistin an den Monitoren: »Wie ist der Einsatz in Grünstadt verlaufen?«

»Grünstadt?«, antworte sie, ohne ihn anzusehen. »Davon weiß ich nichts.« Sie tippte weiter auf der Tastatur und auf dem Touchscreen ihres Kommandostandes herum.

Röder fummelte umständlich sein Smartphone aus der Tasche und durchsuchte seine Kontakte.

»Bati? Wie sieht es bei dir aus?«

»Alles ganz locker. Das SEK hat ihn im Schlaf geschnappt. Den buchten wir jetzt erst mal ein.«

»Keine Frau, keine Kinder?«

»Nur die Freundin. Kinder habe ich keine gesehen. Das weißt du doch, die haben keine Kinder«, antwortete Köksal irritiert. »Warum fragst du? Bist du in Ordnung?«

»Ich erzähle es dir später. Bei uns ist der Einsatz gewaltig aus dem Ruder gelaufen.«

Sie stiegen aus dem Bus und gingen in Richtung des Mehrfamilienhauses. Als Röder und Steiner am Einsatzort ankamen, bemühten sich die Notärztin und die Sanitäter routiniert, aber hektisch um die Zielperson. Röders Erfahrung sagte, dass hier nicht mehr viel zu machen war. Einschüsse in der Brust, die riesige Blutlache. Der Mann mochte ein Schwerverbrecher sein, aber er war trotzdem ein Mensch gewesen. Röder gingen solche Vorfälle immer an die Nieren. Ein Augenkontakt mit Steiner signalisierte ihm, dass dieser genauso dachte.

»Dieser Idiot. Warum ballert er gleich los?«, murmelte Steiner. »Das wäre nicht nötig gewesen. Außerdem kriegen wir jetzt keine Aussage mehr von ihm. Oh Mann. Was für eine …« Er sprach das Wort nicht aus.

»Vielleicht bekommen wir etwas aus seiner Familie heraus.«

»Vorerst wohl nicht«, sagte Steiner mit Blick auf die vollkommen verstörte Familie. »Ich rufe den psychologischen Notdienst an.« Er ging zu Sybille, der Frau und den Kindern hinüber, um herauszufinden, ob auch ein Übersetzer notwendig war. Röder sah, wie Sybille den Kopf schüttelte und Steiner sein Telefon zückte.

Als die Notärztin von dem Mann abließ, ihre Utensilien einpackte und die Frau und die Kinder wimmernd zurückließ, ging auch Röder. Er wünschte sich eine Rieslingschorle herbei. Um zwanzig vor sieben erschien das aber selbst ihm als eingefleischtem Pfälzer ein wenig zu früh. Das konnte man nur ausnahmsweise mal beim »Literarischen Frühschoppen« auf dem Wurstmarkt machen.

Bedrückt fuhr Röder in die Staatsanwaltschaft. Von unterwegs informierte er den Leitenden Oberstaatsanwalt über den komplett misslungenen Zugriff.

»Das bedeutet wieder zusätzliche Arbeit für dich«, antwortete Thelen sarkastisch. »Schusswaffengebrauch im Dienst mit Todesfolge. Brauchen wir eigentlich nicht.«

»Nein, ganz bestimmt nicht. Ich veranlasse eine Ermittlung, aber es wird wohl nicht viel dabei herauskommen. Die haben ihren Job gemacht, und es war ziemlich sicher Notwehr.«

Sein Chef knurrte und legte auf.

Er war kaum in seinem Büro angekommen, und das Rieslingschorle-Gefühl hatte ein wenig nachgelassen, da klingelte sein Telefon. Hellinger, so früh?

»Ben, Ben. Der Zoll und die Polizei nehmen gerade meine Bude auseinander. Die haben einen Durchsuchungsbeschluss für das ganze Weingut«, teilte ihm der Winzer aufgeregt mit.

»Du bist doch kein Automatensprenger«, schrie Röder, dessen Nervenkostüm unter dem Eindruck des verkorksten Einsatzes vom frühen Morgen stark gelitten hatte.

Bevor er seinen Ausrutscher und die Verwechslung erklären konnte, antwortete Hellinger etwas konsterniert, aber ruhiger: »Nein, die beschuldigen mich der Weinfälschung.«

Röder hatte sich ebenfalls wieder gefasst. »Gut, dann liest du jetzt den Durchsuchungsbeschluss genau durch und prüfst, ob die Durchsuchung wirklich das ganze Weingut betrifft oder nur die Geschäftsräume. Wenn nur die Geschäftsräume aufgelistet sind, verbietest du ihnen den Zutritt zu deinen Privaträumen.« Er meinte, ein Rascheln am anderen Ende der Leitung zu hören.

»Geschäftsräume.«

»Dann tu, was ich dir gesagt habe. Ich bin in einer halben Stunde bei dir.«

Auf dem Weg zu seinem Auto rief er Köksal an. »Bati, du musst die Montagssitzung leiten. Ich muss in einer dringenden privaten Angelegenheit weg.«

»Oje, ist was mit der Familie?«

»So ähnlich.«

»Der Hallodri ist in Schwierigkeiten.«

Röder ging nicht darauf ein. »Der Einsatz in Ludwigshafen ging voll daneben.«

»Habe ich schon gehört. Ich bin froh, dass es bei uns kein Blutbad am frühen Morgen gab. Mach dir keine Sorgen. Ich schmeiße den Laden.«

Den ganzen Weg nach Kallstadt grübelte Röder. Er kannte Hellinger seit dem Kindergarten. Ja, er war immer ein Hallodri gewesen, aber auch ein erfolgreicher Macher, ausgezeichneter Winzer und der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Ausgerechnet Hellinger sollte Weine fälschen? Das würde seine Winzerehre nicht zulassen, zumal sein Weingut eines der besten Deutschlands war. Nein, Hellinger war nicht kriminell. Er hatte vor fünfzehn Jahren finanzielle Schwierigkeiten gehabt, die aber längst überwunden waren. Sein Weingut hatte mittlerweile einen Wert von mehreren Millionen, und wegen seiner recht bescheidenen Lebensweise stapelte sich das Geld in seinen Aktiendepots und Investitionen. Seit einigen Jahren war Hellinger auch in Südafrika tätig, wo er die Hälfte des Weinguts hielt, in dem er vor beinahe vierzig Jahren ein Weinbaupraktikum absolviert hatte. Röder...


Guthmann, Markus
Markus Guthmann wurde 1964 in Pirmasens geboren. Der Vater zweier erwachsener Söhne lebt heute mit seiner Frau und zwei kleinen ehemaligen Straßenhunden an der Deutschen Weinstraße. Seit über dreißig Jahren schreibt er erfolgreich im Nebenberuf und hat vor einigen Jahren den Weg zur Kriminalliteratur gefunden.

Markus Guthmann wurde 1964 in Pirmasens geboren. Der Vater zweier erwachsener Söhne lebt heute mit seiner Frau und zwei kleinen ehemaligen Straßenhunden an der Deutschen Weinstraße. Seit über dreißig Jahren schreibt er erfolgreich im Nebenberuf und hat vor einigen Jahren den Weg zur Kriminalliteratur gefunden.



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