Guénon / Steinke | Die Große Triade | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 9, 208 Seiten

Reihe: Deutsche Ausgabe

Guénon / Steinke Die Große Triade

Deutsche Ausgabe Band 9
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7583-8876-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Deutsche Ausgabe Band 9

E-Book, Deutsch, Band 9, 208 Seiten

Reihe: Deutsche Ausgabe

ISBN: 978-3-7583-8876-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Studie "Die Große Triade" widmet sich René Guénon der chinesischen Tradition. Aufgrund der großen Unterschiede, die nicht nur im Hinblick auf die räumliche Entfernung bestehen, sondern auch die Mentalität der Völker betreffen, ist sie für die westlich geprägten Menschen besonders weit entfernt und schwer zugänglich. Daher versucht Guénon durch Vergleiche mit uns besser zugänglichen Traditionsformen diese Kluft zu überwinden. Den Schwerpunkt legt Guénon bei seinen Betrachtungen auf die Dreiheit der Großen Triade, also Himmel, Erde und Mensch. Es geht ihm nicht darum, die chinesische Tradition in möglichst vielen Aspekte zu untersuchen. Durch diesen klaren Fokus ist es ihm vielmehr möglich, über das Bindeglied der Dreiheit, die in fast allen traditionellen Lehren zu finden ist, Entsprechungen und Bedeutungsunterschiede zwischen verschiedenen Traditionen aufzuzeigen. Guénon macht uns mit dem vorliegenden Werk nicht nur mit den wichtigsten Aspekten der chinesischen Tradition vertraut, sondern gibt uns einmal mehr Einblicke in das höchste Wissen der Menschheit, das in Form der Metaphysik die Grundlage für die verschiedenen Traditionsformen bildet, die sich in Zeit und Raum davon abgeleitet haben. Nach über 20 Jahren der Vorbereitung macht die 14-bändige deutsche Ausgabe die meisten Veröffentlichungen René Guénons erstmals in deutscher Sprache zugänglich und ermöglicht es, dem interessierten deutschsprachigen Leser tiefer in die traditionelle Denkweise und die Lehre der metaphysischen Prinzipien vorzudringen.

René Guénon (1886 -1951) sah sich als Übermittler und Botschafter einer traditionellen Lehre, die seit Anfang der Menschheitsgeschichte unverändert wirkt. Die in ihr enthaltenen Wahrheiten zeigen sich als metaphysische oder göttliche Prinzipien, die je nach Zeit und Ort in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Sie bilden die Grundlage dessen, was man in den einzelnen Traditionsformen wie dem Hinduismus, Taoismus, Islam oder Christentum heute noch finden kann. Seit 1909 veröffentlichte er eine Vielzahl an Artikeln und Bücher und unterhielt bis zu seinem Tod einen regen Briefverkehr mit seinen Lesern. Seine Werke hatten nie einen großen Leserkreis, führten aber dennoch dazu, dass die traditionelle Sichtweise im modernen Westen wiederentdeckt wurde und sich verbreiten konnte.

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Weitere Infos & Material


1. Dreiheit & Dreifaltigkeit
Bevor wir uns dem Studium der fernöstlichen Triade widmen, halten wir es für angebracht, auf die vielen falschen Vorstellungen und Vergleiche aufmerksam zu machen, die in diesem Zusammenhang vornehmlich im Westen zu finden sind. Sie entstehen dadurch, dass man dort in jeder traditionellen Dreiheit ein mehr oder weniger genaues Gegenstück zur christlichen Dreifaltigkeit sieht. Dieser Fehler ist nicht nur den christlichen Theologen zu eigen, die man noch durch ihren Wunsch entschuldigen kann, alles auf ihre eigene, spezielle Sichtweise zurückführen zu wollen. Merkwürdigerweise begehen auch Leute diesen Fehler, die ganz allgemein gegenüber Religionen gleichgültig oder sogar ablehnend eingestellt sind. Dies mag daran liegen, dass sie aufgrund der Umgebung, in der sie leben, mit dem Christentum vertrauter sind als mit anderen traditionellen Formen (was nicht bedeutet, dass sie das Christentum deshalb besser verstehen). Als Folge davon nehmen sie dieses mehr oder weniger unbewusst als Maßstab, auf den sie alles beziehen. Unten diesen ungerechtfertigten Gleichsetzungen trifft man am häufigsten auf das hinduistische trimurti, das heutzutage sogar schon mit „Dreifaltigkeit“ übersetzt wird. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es jedoch sinnvoll, dass der Begriff „Dreifaltigkeit“ ausschließlich der christlichen Vorstellung vorbehalten bleibt, da er ursprünglich auch nur hier Gültigkeit hatte. So lässt sich zwar sagen, dass in beiden Fällen drei göttliche Aspekte involviert sind, sich aber bei näherer Betrachtung keine weiteren Ähnlichkeiten finden lassen. Und da weder die Bestandteile miteinander übereinstimmen noch ihre Unterscheidung von der gleichen Sichtweise aus getroffen wird, ist es letztlich völlig unmöglich, das eine mit dem anderen zu vergleichen.15 Um einen Bezug zwischen zwei Dreiheiten aus verschiedenen traditionellen Formen herstellen zu können, muss zuerst eine Entsprechung zwischen den einzelnen Bestandteilen möglich sein, also die Beziehung zwischen ihnen muss gleich oder zumindest ähnlich sein. Aber selbst diese Voraussetzung ist als solche nicht ausreichend, um eine vollständige Gleichsetzung zwischen zwei derartigen Dreiheiten zu erlauben. Es ist auch denkbar, dass es zwar eine Entsprechung gibt, diese aber auf unterschiedlichen Ebenen liegt, wie die der Prinzipien auf der einen Seite und die der Manifestation auf der anderen. Dies gilt natürlich auch für Dreiheiten, die der gleichen Tradition angehören, aber in diesem Fall ist es einfacher, sich vor einer falschen Gleichsetzung in Acht zu nehmen, da derartige Dreiheiten nicht einfach identische Kopien sein können. Betrachtet man aber unterschiedliche Traditionsformen, erliegt man eher der Versuchung, eine Gleichheit zu sehen, sobald es erste Anzeichen dafür gibt, selbst wenn sie sich bei näherer Betrachtung nicht mehr rechtfertigen lässt. Dieser Fehler ist jedoch nie so schwerwiegend wie der, der darin besteht, Dreiheiten nur deshalb miteinander zu vergleichen, weil sie aus drei Bestandteilen bestehen, obwohl die Beziehungen untereinander völlig verschieden sind. Damit man sicher ist, um was es sich bei einer bestimmten Dreiheit handelt, ist es daher als erstes notwendig festzustellen, um welche Art von Dreiheit es im jeweiligen Fall geht. Erst dann macht es Sinn, die Ordnung zu untersuchen, auf die sie sich beziehen. Wenn es sich um Dreiheiten des gleichen Typs handelt, gibt es eine Beziehung zwischen ihnen. Und wenn sie beide der gleichen Ordnung angehören oder genauer gesagt der gleichen Ebene, kann eine Gleichsetzung möglich sein, wenn sie aus der gleichen Sichtweise formuliert worden sind – oder zumindest eine Übereinstimmung, wenn sich lediglich die Sichtweisen unterscheiden. Durch das Versäumnis, auf die unterschiedlichen Typen von Dreiheiten Rücksicht zu nehmen, sind Vergleiche entstanden, die jeglichem Sinn entbehren. Und gerade jene, die die Okkultisten verbreiten, bestehen eigentlich nur darin, dass jeweils wahllos Dreiergruppen miteinander verglichen werden. Ihre Arbeiten sind voll mit Tabellen, die auf diese Weise aufgebaut sind und so das beste Zeugnis ihrer Verworrenheit und Unkenntnis ablegen.16 Wie wir im weiteren Verlauf der Studie sehen werden, gehört die fernöstliche Triade zu den Dreiheiten, die von zwei wechselseitigen Bestandteilen gebildet werden. Der dritte Bestandteil ist das Erzeugnis ihrer Vereinigung oder anders ausgedrückt von ihrer wechselseitigen Handlung und Gegenhandlung. Wenn man dies mit Symbolen aus dem menschlichen Bereich ausdrückt, so kann man die drei Bestandteile als Vater, Mutter und Kind sehen.17 Daraus ergibt sich, dass es unmöglich ist, diese drei Bestandteile mit denen der christlichen Dreifaltigkeit zu vergleichen, da dort die ersten beiden nicht in einer Wechselbeziehung zueinander stehen oder auf eine andere Weise symmetrisch zueinander sind. Vielmehr leitet sich der „Sohn“ vom „Vater“ ab. Der dritte Bestandteil, also der „Heilige Geist“, geht zwar von den anderen beiden aus, wobei dies allerdings nicht als eine „Kindschaft“ oder „Generationenbeziehung“ verstanden wird. Es besteht in diesem Fall eine Beziehung, die in ihrem Wesen völlig anders ist, wie auch immer man sie definieren will. Dies ist allerdings ein Thema, das wir hier nicht weiterverfolgen möchten. Was diese falsche Gleichsetzung fördert, ist möglicherweise die Tatsache, dass in der christlichen Dreifaltigkeit von einem „Vater“ und „Sohn“ gesprochen wird. Allerdings ist hier der „Sohn“ der zweite und nicht der dritte Bestandteil und außerdem kann der dritte Bestandteil keinesfalls der „Mutter“ entsprechen – und zwar schon deswegen nicht, weil er nach dem „Sohn“ aufgeführt wird und nicht vor ihm. In diesem Zusammenhang kann man zwar auf gewisse mehr oder weniger heterodoxe Sekten des früheren Christentums verweisen, die behaupteten, dass der Heilige Geist weiblich sei und auf dieser Grundlage versuchten, ihm Eigenschaften zuzuschreiben, die mit denen einer „Mutter“ vergleichbar sind. Aber auch in diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass sie der Versuchung unterlegen sind, die Dreifaltigkeit mit einer Dreiheit des Typus zu verschmelzen, den wir gerade untersuchen. Dies zeigt wiederum, dass ein derartiger Fehler nicht ausschließlich in heutiger Zeit zu finden ist. Und überdies lässt sich zu diesem Thema noch ergänzen, dass der weibliche Charakter, der dem Heiligen Geist auf diese Weise gegeben wird, sich nicht mit der männlichen und „väterlichen“ Rolle vereinbaren lässt, die er bei der Empfängnis von Christus gespielt hat. Diese Tatsache ist insofern wichtig, da wir im Christentum genau darin etwas finden können, was auf gewisse Weise und unter Berücksichtigung aller Unterschiede, die sich aus den verschiedenen Sichtweisen ergeben, den Dreiheiten entspricht, die vom Typ der fernöstlichen Triade sind.18 Die „Tätigkeit des Heiligen Geistes“ bei der Empfängnis von Christus entspricht genauer gesagt der „handlungslosen Handlung“ von Purusha oder des „Himmels“, wenn man sich auf die fernöstliche Tradition bezieht. Die Jungfrau ist ein Abbild von Prakriti oder der „Erde“.19 Und die Gleichheit von Christus mit dem „Universalen Menschen“ ist mehr als offensichtlich.20 Wenn man hier eine Übereinstimmung sehen möchte, ist noch in den Begriffen der christlichen Theologie zu ergänzen, dass die Triade sich nicht auf die Erzeugung des „Wortes“ ad intra bezieht, so wie es in der Vorstellung der Dreifaltigkeit enthalten ist, sondern auf seine Erzeugung ad extra, also auf die Geburt des avatara in der manifestierten Welt, wenn man der hinduistischen Tradition folgt.21 Dies lässt sich leicht nachvollziehen, da ausgehend von der Vorstellung von Purusha und Prakriti – oder der ihrer Gegenstücke Himmel und Erde – sich die Triade nur auf Seiten der Manifestation befinden kann, da diese beiden Bestandteile die Pole der Manifestation sind.22 So lässt sich sagen, dass die Triade die Manifestation vollständig ausfüllt, da der Mensch – wie wir später noch sehen werden – als die Synthese der „zehntausend Wesen“ erscheint, also von allem, was in der Gesamtheit der universalen Existenz enthalten ist. 15 Von den verschiedenen Dreiheiten, die sich im Hinduismus finden lassen, ist die von sat – chit – ananda die, die sich in gewisser Weise noch am ehesten mit der christlichen Dreifaltigkeit vergleichen lässt, wenngleich sich auch hier die Sichtweisen jeweils deutlich unterscheiden (siehe DER MENSCH UND SEIN WERDEN NACH DER VEDANTA, Kapitel 14). 16 Was wir hier über Gruppierungen sagen, die drei Bestandteile beinhalten, gilt auch gleichermaßen für Gruppierungen mit einer anderen Anzahl. Auch sie werden oft in ähnlich willkürlicher Weise miteinander verglichen, weil die Anzahl ihrer Bestandteile zufällig übereinstimmen. Manche gehen sogar so weit, dass sie künstliche Gruppen bilden, um weitere...



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