Gu | Konfuzius zur Einführung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: zur Einführung

Gu Konfuzius zur Einführung


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96060-074-9
Verlag: Junius Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: zur Einführung

ISBN: 978-3-96060-074-9
Verlag: Junius Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Mittelpunkt der Lehre des Konfuzius (551-479 v.Chr.) steht der 'Junzi', der 'Edle'. Dieser Begriff bezeichnet nicht allein einen sozialen Status, sondern eine moralische Persönlichkeit. Konfuzius formuliert eine Reihe von Tugenden, die den Junzi ausmachen: 'ren' (Mitmenschlichkeit), 'yi' (Gerechtigkeit), 'li' (Sittlichkeit), 'zhi' Klugheit), 'xin' (Verläßlichkeit), 'zhong' (Loyalität) und 'xiao' (Pietät). In seiner Einführung gibt Xuewu Gu einen Überblick über die Biografie des Konfuzius, stellt die einzelnen Tugenden vor und untersucht den Kontext und die Grenzen der konfuzianischen Tugendlehre.

Xuewu Gu ist Professor für Politikwissenschaft am Center for Global Studies der Universität Bonn.
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2. Die Herkunft des Konfuzius


Die Bezeichnung »Konfuzius« ist die lateinische Transkription des Namens Kong Fuzi, die von Jesuiten eingeführt wurde. Kong ist der Familienname, und Fuzi bedeutet ungefähr soviel wie »Meister« bzw. »Lehrer«. Wie die meisten Gelehrten im alten China hatte der Meister Kong neben dem persönlichen Namen auch einen öffentlichen Rufnamen. Sein Kindes- bzw. persönlicher Name war Qiu, sein öffentlicher Ruf- bzw. Initiationsname Zhongni. Während Qiu »Erdhügel« heißt, hat Zhongni die Bedeutung »Ni, der Zweitälteste«. In der Tat kam Konfuzius als der zweite Sohn seines Vaters auf die Welt. Allerdings stammt sein Bruder Meng Pi, der ein lahmes Bein hatte, nicht von der Mutter des Konfuzius, sondern von der ersten Frau seines Vaters.

Angeblich hat der Vater im Alter von siebzig Jahren eine blutjunge Frau geheiratet, auf deren Namen und Familie wir noch zurückkommen werden. Daß Konfuzius überhaupt die Namen Ni und Qiu trägt, läßt sich mit der Existenz des Berges Ni Qiu erklären, der sich ganz in der Nähe des Wohnortes der Familie Kong befand und zu jener Zeit als heiliger Berg für Kindersegen galt. Tatsächlich ging der Kinderwunsch der Eltern in Erfüllung, nachdem sie im Tempel dieses Berges gebetet hatten. Als Ausdruck der Dankbarkeit für das gesunde Kind entschieden sich die Eltern dafür, ihrem Sohn den Namen des Berges zu geben.

Die Abstammung


Konfuzius wurde im Fürstentum Lu geboren, dem Kerngebiet der heutigen Provinz Shandong. Ein Grund dafür, daß die Provinz Shandong heute noch den Beinamen Lu trägt. Herzog Xiang regierte diesen Staat zur Zeit der Geburt von Konfuzius, genauer: am 20. Tage des 11. Monats (im 21. Jahre des Herzogs Xiang von Lu). Auf den Sonnenkalender umgerechnet, ist der 27. August 551 v. Chr. das Geburtsdatum des Konfuzius.

Die meisten Darstellungen über die Abstammung, Kindheit und Jugend des Konfuzius beruhen auf der ersten ausführlichen Biographie – im (Aufzeichnungen des Historiographen) von Sima Qian (145-86 v. Chr.). Trotz mancher Widersprüche und Unklarheiten sind drei Fakten über die Abstammung und Jugendzeit des Konfuzius wenig umstritten.

Dies ist erstens die adelige Abstammung. Nach den Aufzeichnungen von Sima Qian war Konfuzius ein Abkömmling der Könige von Shang. Nachdem die Zhou die Shang-Dynastie gestürzt hatten, gab der König Zhou den Adeligen der Shang das Lehen von Song, damit diese dort die Ahnenverehrung durchführen konnten. Die Familie Kong gehörte zur regierenden Linie der Herzöge von Song. Ein Konflikt mit der Familie des Premierministers veranlaßte jedoch Kong Fang-Shu, den Befehlshaber der Festung Fang, in den Staat Lu auszuwandern. Kong Fang-Shu war der Großvater von Shu-Liang He, dem Vater des Konfuzius. Shu-Liang He war anfänglich nur ein Unterführer der Armee. Doch durch seine Verdienste wurde ihm ein rascher Aufstieg ermöglicht. Im Jahre 563 v. Chr. griff General Meng-Sun Mie im Auftrag des Herzogs Xiang von Lu mit dreihundert Streitwagen die Stadt Bi Yang an. Der alte General geriet beinahe in eine Falle des Feindes, als er seinen Soldaten befahl, in die Stadt einzudringen, deren Falltür absichtlich offengelassen worden war. Als bereits acht Wagen voller Soldaten in die Stadt eingedrungen waren, ließ der Gegner das schwere Gatter herabfallen. Kaum war der neunte Wagen, in dem auch Shu-Liang He saß, darin, begann sich die Falltür zu senken. In diesem Augenblick soll Shu-Liang He blitzartig vom Wagen gesprungen und die fallende Tür mit beiden Händen hochgehoben haben. Dabei schrie er den Soldaten laut zu: »Falle! Schnell zurück!« So rettete er sich und seine Kameraden. Auf Vorschlag von General Meng-Sun Mie, der von Shu-Liang Hes Tapferkeit tief beeindruckt war, wurde er vom Herzog Xiang zum Befehlshaber der Festung Zou befördert. Obwohl dieses Amt nicht zu den Spitzenpositionen gehörte, konnte sich Shu-Liang He von da an in die militärische Elite des Landes einreihen.

Unbestritten ist zweitens die arme Kindheit, wobei allerdings über die Kindheit des Konfuzius nicht viele Details bekannt sind. Daß er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, liegt darin begründet, daß sein Vater starb, als er gerade drei Jahre alt war. Seine Mutter mußte ihn und seinen älteren Bruder Meng Pi (Meng Pi war das Kind der ersten Frau des Vaters) alleine aufziehen. Die dürftigen Erzeugnisse des kleinen Landstückes, das der Witwe zugewiesen wurde, reichten gerade, um ein armes, aber ehrsames Leben zu führen. Wie andere Kinder aus armen Familien mußte Konfuzius viel arbeiten, um der Mutter beim Unterhalt des Haushaltes zu helfen. Fischen, Jagen und Ernten auf dem Feld gehörten zu den Fertigkeiten, die er schon sehr früh lernte. So sagt Konfuzius im , seinem Hauptwerk, auf das wir später noch zurückkommen werden: »Ich hatte eine harte Jugend durchzumachen, deshalb erwarb ich mir mancherlei Talent.« Aus seiner Sicht waren aber diese Talente »unwichtige Dinge«, die ein Edler nicht unbedingt beherrschen mußte.5

Das dritte Faktum stellt die private Ausbildung dar. Konfuzius sagte einmal: »Als ich fünfzehn war, hatte ich den festen Willen zum Lernen. Mit dreißig stand ich fest, mit vierzig hatte ich keine Zweifel mehr, mit fünfzig erkannte ich meine himmlische Berufung, mit sechzig war mein Ohr aufgetan. Mit siebzig konnte ich den Wünschen meines Herzens folgen, ohne das Maß zu überschreiten.«6 Diese Aussagen beweisen, daß Konfuzius eine gute Ausbildung gehabt haben muß. Umstritten ist aber, wo und bei wem er gelernt hat. Experten wie Pierre Do-Dihn vertreten die Auffassung, daß Konfuzius seinen Unterricht in den Adelsschulen erhielt. Als Beweis hierfür wird angeführt, daß seine Lehre vom Geist der Aristokratie durchdrungen sei.

Der neueren Konfuzius-Forschung in China ist jedoch zu entnehmen, daß Konfuzius überwiegend von seiner Mutter und seinem Großvater mütterlicherseits unterrichtet wurde. Yan Zheng, die Mutter des Konfuzius, stammte aus der Familie eines Gelehrten namens Yan Xiang.

Als Konfuzius sechs Jahre alt war, begann Yan Zheng, ihm Schriftzeichen beizubringen. Mit neun ging er in die Schule. Nach dreijähriger Schulzeit spürte Konfuzius, der bereits bei seiner Mutter die meisten Schriftzeichen gelernt hatte, daß es dort für ihn nicht mehr viel zu lernen gab. So schickte Yan Zheng ihn zu ihrem Vater. Die nächsten sechs Jahre verbrachte Konfuzius bei seinem Großvater, bis der alte Gelehrte starb. Zu diesem Zeitpunkt war Konfuzius gerade achtzehn Jahre alt. Während dieser sechs Jahre hatte er systematisch die sogenannten »sechs Künste« erlernt: Ritus, Musik, Bogenschießen, Wagenlenken, Schreiben und Rechnen. Auf dem Totenbett sagte Yan Xiang seiner Tochter: »Das Wissen deines Sohns hat bereits das meine übertroffen. Aus ihm wird ein großer Mann werden.«

Die politische Laufbahn


Wie wir im Laufe dieses Buches sehen werden, war Konfuzius ein Mann mit festen politischen Zielsetzungen. Sein Ziel war es, die Ordnungsprinzipien der Zhou zu erneuern und das System des Altertums wiederherzustellen. Er wollte einen weisen Herrscher wie den Herzog Zhou an der Spitze eines sittlichen Staates sehen. Auf einen solchen weisen Herrscher hat Konfuzius sein Leben lang gewartet und ihn gesucht – freilich vergeblich. Obwohl er eine Zeitlang an der politischen Gestaltung des Staates Lu aktiv beteiligt war, hat Konfuzius als Politiker dieses Ziel nicht erreichen können.

Von Konfuzius ist überliefert, daß seine Karriere mit einer niederen Beamtenstelle begonnen hat. Von akuter Not bedrängt, mußte er zuerst als Scheunenaufseher arbeiten. In der folgenden Zeit wechselte er mehrmals seinen Arbeitsplatz, vom Gruppenvorsteher zur Herdenaufsicht bis zum leitenden Mitarbeiter, der für die Übernahme des gelieferten Getreides verantwortlich war.

Den Sprung nach oben ermöglichte seine Berufung zum Verwaltungschef der Stadt Zhong Du. Im Jahre 501 beauftragte Herzog Ding von Lu Konfuzius, in dieser wichtigen Stadt, die in jeder Hinsicht ins Chaos abzugleiten drohte, Ordnung zu schaffen. Entsprechend dem Vorbild des goldenen Altertums setzte Konfuzius die Methoden der alten Herrscher ein.

Er begann mit der Sicherstellung der Nahrungsversorgung für Alte und Junge. Gleichzeitig bemühte er sich, die Getreide-, Gemüse- und Fleischmärkte zu regulieren. Die Maße wurden richtiggestellt und korrupte Beamte des Amtes enthoben. In Anlehnung an das Sittensystem der Zhou-Dynastie wurde eine Reihe von sittlichen Maßnahmen eingeführt. Dazu gehörten die Geschlechtertrennung auf den Straßen, die Festlegung der Bestattungsformen und das Verbot, Hügel auf den Grabstätten zu errichten. Nach einem Jahr »Sanierungsarbeit«, so berichtet die historische Überlieferung, war der Diebstahl gänzlich ausgestorben. Wenn man auf der Straße Gegenstände verloren hatte, brauchte man nichts mehr zu befürchten, denn sie wurden von den Vorbeigehenden nicht mehr...


Xuewu Gu ist Professor für Politikwissenschaft am Center for Global Studies der Universität Bonn.



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