E-Book, Deutsch, Band 1, 260 Seiten
Reihe: Kati Blum ermittelt
Gruber Ohne Wenn und Aber
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96714-067-5
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Krimikomödie
E-Book, Deutsch, Band 1, 260 Seiten
Reihe: Kati Blum ermittelt
ISBN: 978-3-96714-067-5
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Silvester, Ganoven und ein kleiner Mord
Als nach der alljährlichen stadtbekannten Bayreuther Weihnachtsfeier der Hausmeister Richard spurlos verschwunden ist und Kati Blum selbst ins Visier sonderlicher Ganoven gerät, beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen.
Ihr Weg führt sie nach Bad Bentheim, wo sie ihr Improvisationsvermögen unter Beweis stellt und nebenbei so manche kuriose Situation meistert. Doch dann hat sie plötzlich auch noch eine Mitfahrgelegenheit namens Lars im Schlepptau, der sie mit seiner ruppigen, aber auch charmanten Art aus dem Konzept bringt.
Ob sie es dennoch schafft, das Rätsel bis Silvester zu lösen?
Der Auftakt der Erfolgsreihe "Kati Blum ermittelt" - Der spannende und skurrile Bayreuth-Krimi!
Dieser Roman ist in sich abgeschlossen. Alle Teile können unabhängig voneinander gelesen werden
LeserInnenstimme zu KATI BLUM ERMITTELT - Ohne Wenn und Aber: Witzig, skurril, spannend - lesenswert!
Autoren/Hrsg.
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1
Es war bereits spät nach Mitternacht. Die Weihnachtsparty war vorbei, alles Nötige wieder aufgeräumt. Durchgefroren bis auf die Knochen und hundemüde, wollte ich nur noch ins Bett. Warum machte ich das nur? Mit schwarzer Hose und weißem Blüschen bei Minusgraden draußen herumzulaufen war wirklich kein Spaß. Aber das Personal sollte nun einmal als solches erkannt werden. Dass ich eigentlich zur Familie gehörte, spielte für meine Person keine Rolle. Ich bin übrigens Kati. Kati Blum. Mein Leben lief derzeit nicht gerade rund. Und dass ich als Kellnerin auf dieser Weihnachtsfeier aushalf, könnte meine momentane Lebenssituation nicht besser widerspiegeln. Ein Sinnbild für meine aktuelle Lage, sozusagen. Ich bin Anfang dreißig, habe rotbraune Haare, eine durchschnittliche Größe und Figur. Was meine derzeitige Lebenslage betrifft, so würde ich sie als zerrüttet und ungewiss beschreiben. Vor vier Jahren hatte ich meinen Traummann im Urlaub kennengelernt und geheiratet. Damals war alles rosarot. Über beide Ohren verliebt, zog ich mit meinem frischgebackenen Ehemann Thorsten in die kleine Wohnung über der Garage meiner neuen Schwiegereltern Anke und Klaus Blum ein. Man könnte sagen, sie waren nicht gerade begeistert. Weder über den Umstand, dass ich überraschend ihre Schwiegertochter geworden war, noch dass wir in der Mini-Wohnung unser Nest einrichteten. Und dabei war das Wort »Nest« die treffende Bezeichnung. Denn sie war wirklich klein, und direkt gegenüber dem Wohnzimmerfenster stand eine große, alte Eiche, die nicht nur Schatten warf, sondern auch jegliche Aussicht mit ihren Zweigen verdeckte. Wir nannten deshalb unser gemeinsames Domizil liebevoll auch »unser Baumhaus«. Früher war es wohl einmal eine Dienstbotenwohnung. Sie lag gleich neben der Einfahrt zum Blum’schen Anwesen. Einer Villa, die wahrscheinlich Hollywood-Stars vor Neid erblassen ließen, mit den dazugehörigen dreitausend Quadratmetern Grünfläche. Die Blums waren als alteingesessene Bürger stadtbekannt, zumal sich seit Generationen das Juweliergeschäft direkt neben dem alten Brunnen am Markt in ihrem Besitz befand. Sprich, sie waren einflussreich und stanken vor Geld. Grundlagen, die ihrerseits keinerlei Verständnis dafür aufbrachten, warum sich ihr Sohn einfach mit einem dahergelaufenen Weibsbild verheiratete und dann auch noch in die »Dienstbotenwohnung« mit ihr zog. Hinzu kam, dass Thorsten Ankes Ein und Alles war. Ein Einzelkind, das sie von Herzen bemutterte. Und hierbei war es ihr egal, dass ihr Sohnemann bereits seit mehreren Jahren laut Gesetz erwachsen war, seinen Führerschein und eine abgeschlossene Banklehre vorweisen konnte und folglich sein eigenes Geld verdiente. Anke war grundsätzlich keine Frau für ihren Jungen gut genug. Vielleicht auch deshalb die überstürzte Hochzeit. Thorsten … also wir hatten seine Eltern einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Kein guter Ausgangspunkt für eine harmonische Beziehung mit meiner Schwiegermutter. Aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Doch wir trotzten allen familiären Schwierigkeiten, und die ersten Jahre unserer Ehe waren einfach nur schön. Wir lagen auf einer Wellenlänge. Streit gab es kaum. Unser Leben bestand aus Lachen, Liebe und Vertrauen. Es war zu schön, um wahr zu sein. Allerdings kamen wir auch über die ersten drei Jahre nicht hinaus. Denn genau heute vor einem viertel Jahr fiel Thorsten mitten in seiner Bewegung einfach um und war tot. Es war grauenhaft. Ein Schock, der tief saß! Die Ärzte erklärten mir später, dass Thorsten einen angeborenen Herzfehler besessen hatte. Warum hatten weder er noch die Übermutter Anke das gewusst? Nun, da wir es wussten, war es leider zu spät. Anke machte natürlich mich für seinen Herzinfarkt verantwortlich. Ich hätte Thorsten überfordert! Klar! Ob sie damit heiße Liebesspiele meinte oder Streitgespräche, ließ sie offen. Dabei wollte Thorsten lediglich den Müll hinaustragen. Mit Thorstens Tod war mein Leben, so wie ich es kannte, komplett zusammengebrochen. Anfangs verfiel ich in Depressionen, doch mir blieb nicht viel Zeit, um meine Wunden zu lecken. Meine Schwiegermutter sorgte schon dafür, dass ich wieder auf die Beine kam, indem sie mir das Leben zur Hölle machte. Klaus hielt sich glücklicherweise zurück. Widerwillig durfte ich in »unserer« Wohnung bleiben. Das Ehepaar Blum hätte wohl nur ungern im Freundeskreis zugeben wollen, dass es nach diesem Schicksalsschlag ihre Schwiegertochter auf die Straße gesetzt hatte. Dabei war diese Option für mehrere Wochen überaus reizvoll für die beiden gewesen. Doch wo hätte ich hingehen sollen? Ich war als Frau Kati Blum, aber auch als Fremde nach Bayreuth gekommen. Meine Heimat lag einige hundert Kilometer weit weg. Allerdings hatte ich dort auch keine Verbindungen mehr. Meine Eltern waren inzwischen ausgewandert, nach Australien! Ihr Töchterchen, ebenfalls Einzelkind, stand auf eigenen Beinen, warum also nicht? Die letzten Jahre mit Thorsten hatte ich begonnen, mir hier ein neues Leben aufzubauen und sogar eine Freundin gefunden, Nina. Tja, und nun lief ich, gut durchgekühlt, zu meinem Baumhaus. Nach erledigter Arbeit als Aushilfskellnerin auf der allseits bekannten Weihnachtsfeier. Aber egal. Zum Feiern war mir seit Monaten nicht mehr zu Mute. Um ehrlich zu sein, war oftmals mein einziger Wunsch, mich unter der Bettdecke zu verkriechen. Doch dank meiner fürsorglichen Schwiegermutter war daran nicht zu denken. Nein, im Gegenteil. Zur Hebung meiner Arbeitsmoral hatte sie mir eine monatliche Miete für die Nutzung des Baumhauses aufgebrummt. So ist sie. Die Gute! »Man kann doch nicht den ganzen Tag faul im Bett liegen! So etwas gibt es bei uns nicht. Was sollen denn die Leute denken? Schlimm genug, dass mein armer Thorsten …« Sie hatte theatralisch geschnieft und sich eine emporquellende Träne weggewischt, dann war sie wieder gefasst. »Das ist jedoch kein Grund für Faulheit!«, fügte sie mit rigoroser Stimme hinzu. »Wenn du dir gedacht hast, dass du dich hier ins gemachte Nest setzen kannst, dann werde ich dich gern eines Besseren belehren.« Ich schüttelte den Kopf, um Ankes Stimme aus meinen Gedanken zu verscheuchen, hörte ich sie doch im Original schon oft genug. Also nahm ich bereits zwei Wochen nach Thorstens Tod meinen Job als freie Mitarbeiterin der örtlichen Tageszeitung wieder auf. Damit verdiente ich zwar nicht die Welt, aber es war besser als nichts. Und zur Verbesserung der familiären Situation half ich beim Winterevent. Erschöpft stieg ich die letzten Stufen zu meiner Wohnung hinauf und steuerte geradewegs ins Bett. Als ich die Augen öffnete, stahlen sich bereits Sonnenstrahlen durchs Fenster. Wohlig streckte ich mich, kuschelte mich nochmals tiefer in die Federn und betrachtete die alte Eiche vor dem Fenster. Der Schnee war in kleinen Häubchen wunderschön über die kahlen Äste drapiert. Und ohne die Blätter konnten sich die Sonnenstrahlen tatsächlich einen Weg ins Baumhaus bahnen. Der Himmel leuchtete hellblau. Ich genoss den schönen Wintermorgen, wurde durch das plötzliche Klingeln an der Tür aber jäh aus meiner friedvollen kleinen Welt gerissen. Ich hatte noch nicht einmal beide Beine aus dem Bett geschwungen, da klingelte es schon wieder. Einmal, zweimal, dreimal … Na, der hatte es aber eilig. Rasch zog ich meinen Morgenmantel über und öffnete. »Hast du Richard gesehen?« Vor mir stand eine bleiche und aufgeregte Maria, die Frau des Hausmeisters. »Äh, nein. Warum? Ich bin gerade erst aufgestanden.« Leicht irritiert zupfte ich wie zum Beweis an meinem lila Bademantel, trat dann einen Schritt zur Seite und schob sie sanft in meine Wohnung. »Komm doch rein.« Sie fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. So hatte ich Maria noch nie gesehen. Sie war eine nette, fröhliche Frau. Immer ein Lächeln auf den Lippen. Ebenso ihr Mann Richard. Ein Grund, warum ich beide vom ersten Augenblick an gern mochte. Und nach Thorstens Tod waren sie hier meine einzigen Verbündeten. Anders als meine Schwiegereltern nörgelte Maria nicht ständig an mir herum, und Richard unterhielt sich mit mir, im Gegensatz zu meinem Schwiegervater. Der verlor zwar kein böses Wort, aber eben auch sonst war Kommunikation mit der Schwiegertochter offenbar keine Option für ihn. Die Schwenks hingegen gaben mir das Gefühl, willkommen und zu Hause zu sein. »Aber wo ist er denn?«, murmelte Maria fast verzweifelt, mehr zu sich selbst, und ließ sich auf einen meiner Küchenhocker sinken. »Ist er nicht beim Aufräumen? Er wird die Überbleibsel von der Party gestern wegräumen.« »Eben nicht. Er war nicht mal im Bett. Es ist unberührt. Mir ist das gestern gar nicht mehr aufgefallen. Ich war so erledigt, dass ich gleich eingeschlafen bin. Erst heute Morgen habe ich gesehen, dass sein Bett unberührt war. Zuerst habe ich mir nicht so viel dabei gedacht. Vielleicht hat er sich beim Aufräumen irgendwo hingesetzt und ist eingeschlafen, dachte ich mir. Das kam zwar noch nie vor, aber er wird halt auch langsam älter. Aber weder in der Küche noch sonst wo konnte ich ihn finden.« Sie schüttelte entmutigt den Kopf. Ich legte meine Hand beruhigend auf ihre, dann ließ ich uns erst einmal zwei Tassen Kaffee aus dem Automaten einlaufen. Ohne Kaffee am frühen Morgen war ich kein Mensch, und mit so etwas auf nüchternen Magen konfrontiert zu werden überforderte mich dann gleich doppelt. Die Maschine gurgelte, und kurz darauf schob ich ihr einen dampfenden Becher hin. »Trink erst mal einen Schluck. Wir finden ihn schon.« Ich selbst nippte vorsichtig an dem heißen,...




