E-Book, Deutsch, Band 6, 272 Seiten
Reihe: Kati Blum ermittelt
Gruber No Risk, No Fun
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96714-216-7
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Krimikomödie
E-Book, Deutsch, Band 6, 272 Seiten
Reihe: Kati Blum ermittelt
ISBN: 978-3-96714-216-7
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Leben ist ein Spiel - mal gewinnt man, mal endet es tödlich.
Eine Freundin von Schwiegermutter Anke Blum, der "Queen von Bayreuth", wird vermisst, und Kati soll sie ausfindig machen. No risk, no fun!, denkt Kati und stürzt sich in die Ermittlungen.
Dank ihrer ausgeprägten Spürnase dauert es auch nicht lange, bis sie über die Leiche stolpert. Doch schon bald steckt sie mitten in den gefährlichen Kreisen von Bankberatern, Pokerspielern und Kleinkriminellen. Hauptkommissar Lars ist davon wenig begeistert. Als die Gangster Kati schließlich immer näher kommen und sogar Schwiegermutter Anke beherzt eingreift, muss er handeln. Und wieder einmal endet alles im Chaos …
"No risk, no fun" ist der 6. Band der Serie "Kati Blum ermittelt". Ein witzig-skurriler Cosy-Krimi aus der Reihe von Erfolgsautorin Birgit Gruber.
Autoren/Hrsg.
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Ich war immer noch völlig geplättet von Ankes Vertrauen in mich, als ich Nina in ihrem Frisörsalon einen Besuch abstattete. Seitdem sie den Laden übernommen hatte und Chefin war, hatte sie deutlich weniger Zeit als früher. An manchen Tagen kam sie nicht einmal dazu, einkaufen zu gehen, weshalb ich ihr versprochen hatte, die von ihr dringend benötigten Utensilien aus dem Drogeriemarkt zu holen. Da sie persönlicher Natur waren, war ihr das dann doch lieber, als ihren derzeitigen Freund Armin darum zu bitten. Wobei er diese Aufgabe mit Sicherheit gerne für sie erledigt hätte. Denn Armin trug Nina quasi auf Händen. Die zwei waren inzwischen schon eine Weile zusammen, für Ninas Verhältnisse übermäßig lange. Nina war der beste und liebste Mensch auf der ganzen Welt, für eine feste Beziehung jedoch nicht geschaffen. In aller Regel wurde es ihr nach ein paar Wochen, wenn allmählich der Alltag Einzug hielt, langweilig und zu eng. ›Ich glaube dann nicht mehr atmen zu können‹, hatte sie mir einmal gesagt. Wenn sie dieses Gefühl beschlich, war es meist nicht mehr lange hin bis zu Trennung. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass meine Freundin geradezu süchtig danach war, frisch verliebt zu sein. Das Geturtel, die Schmetterlinge im Bauch, es schien fast, als wäre das ihr Lebenselixier. Was Armin betraf, so war dieser Punkt für Nina offenbar noch nicht erreicht. Der Glückspilz. Dabei hätte ich niemals gedacht, dass ausgerechnet ein Bänker einmal das Herz meiner Freundin längerfristig würde erobern können. Oder lag es einfach nur daran, dass sie durch ihre neue Stellung als Unternehmerin derart ausgelastet war? Womöglich wurde sie aber auch endlich erwachsen … Die Zeiten änderten sich eben. Wie hieß es so schön: Nichts ist so beständig wie der Wandel! Das traf offenbar sogar auf meine Schwiegermutter zu. Ein Lob der Queen war es wert, den Tag rot im Kalender anzustreichen. Ihre Bitte (!) um Hilfe – unbeschreiblich. Ich betrat den Salon und wurde sofort von den typischen Geräuschen und dem üblichen Tumult eingehüllt. Föhne summten, Frauenstimmen plapperten, und im Hintergrund dudelte das Radio. Nina entdeckte mich und winkte mir über den großen Spiegel zu, vor dem sie stand und einer älteren adretten Dame das graumelierte Haar stylte. Ich winkte zurück und deutete in Richtung des kleinen Aufenthaltsraums im hinteren Teil des Ladens. Sie nickte und streckte mir fünf Finger hoch, was wohl heißen sollte, dass sie gleich nachkommen würde. Nickend eilte ich weiter und zerrte schon im Laufen an meinem Parka. Der Temperaturunterschied von draußen zu hier drinnen raubte mir schier die Sinne. Eine halbe Minute später ließ ich den Beutel mit Ninas Einkäufen auf den Tisch, knapp neben halb befüllten Kaffeetassen, fallen und schälte mich aus der Jacke. Dann riss ich mir das dicke Schaltuch vom Hals und war gerade dabei, meine dünnen Handschuhe von den Fingern zu ziehen, als meine Freundin auch schon neben mir auftauchte. »Hey! Du bist so ein Schatz«, flötete sie und drückte mich im Vorbeigehen, bevor sie nach der Einkaufstüte griff. »Du lagst sowieso auf meinem Weg.« »Ach echt? Wo willst du denn hin?«, fragte sie und schaute auf. »Was ist denn mit deinen Händen passiert? Die sind ja ganz rot«, stieß sie dann hervor. Ich ließ meinen Blick nach unten wandern. Sie hatte recht. Neben den schwarzen Handschuhen, die ich hielt, wirkten meine Finger im milchig-weißen Tageslicht, das durch das Fenster hereindrang, geradezu tomatenrot. »War vielleicht doch keine gute Idee, mit dem Rad zu fahren«, meinte ich abwesend, während ich meine steifgefrorenen Glieder streckte. »Du bist geradelt? Bei diesem Wetter? Wir haben Mitte November. Der Winter steht vor der Tür. Was hat dich denn geritten?« Ich gluckste. »Mich? Niemand. Wenn, dann bin ich auf dem Drahtesel zu dir hergeritten.« Ich liebte Wortspiele, und normalerweise lagen Nina und ich diesbezüglich auf einer Wellenlänge, doch heute konnte ich ihr nur ein halbes Lächeln entlocken. »Okay, der Witz war zu flach«, räumte ich ein und rieb mir die Hände. »Allerdings«, stimmte sie mir zu und schob mir eine dampfende Kaffeetasse hin, an die ich meine Finger legte, um sie zu wärmen. »Na ja, was soll ich sagen. Als ich losfuhr, hielt ich das für eine gute Idee. Du weißt doch, dass ich nicht gerade ein Sportfan bin. Das Radeln ist eben meine Art der körperlichen Fitness. Dass es nieseln würde, konnte ich schließlich nicht wissen. War eigentlich gar nicht so unangenehm. Nur, dass die Feuchtigkeit auf der Wolle zu Eiskristallen mutiert, damit habe ich nicht gerechnet.« Voller Verachtung betrachtete ich meine klammen Handschuhe auf dem Tisch. Nina runzelte nur die Stirn und schüttelte bedächtig den Kopf. Ich wusste auch so, was sie dachte. Aber ich liebte mein Hollandrad eben. Es war mir über die Jahre hinweg ein treuer Gefährte. Auch wenn es nicht so toll war wie das neue, das ich mir mal gekauft hatte und das mir kurz darauf gestohlen worden war. Ja, der hellblaue Lack blätterte hier und da ab und förderte kleine Roststellen zu Tage. Anke brachte der Anblick schier zur Weißglut, für sie war das Rad ein Fall für den Sperrmüll. Aber trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – trat ich mit einem gewissen Stolz in die Pedale des alten Mädchens. »Und wo willst du sonst noch hin? Mit dem Fahrrad, an diesem wunderschönen Novembertag?«, fragte Nina spitz. »Das wird dir gefallen, und du errätst es nie.« Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Wie zu erwarten hingen ihre Augen jetzt an meinen Lippen. Nina war mindestens genauso neugierig wie ich. Wobei sie meinte, bei mir wäre das angeboren, bei ihr lediglich eine Berufskrankheit. Vielleicht stimmte das sogar. Als Frisörin musste man sich breitgefächert für viele Dinge interessieren, um die Kundschaft zu unterhalten. »Nun sag schon. Du weißt, ich hasse diese Ratespielchen«, forderte Nina, als ihr meine Kunstpause zu lange wurde. »Anke hat mich ›gebeten‹ ihre Freundin zu finden«, platzte ich heraus. »Wie? Sie hat dich ›gebeten‹? So richtig, also ich meine –« »Ja. Ganz genau.« Inbrünstig nickte ich. »Sie fand es anerkennenswert – um es mit ihren Worten zu sagen –, wie ich dir geholfen und den Mord an deiner Chefin aufgeklärt habe.« »Oh ja! Dafür kann ich dir niemals genug danken.« Nina seufzte und drückte meine Hand. Bevor die Situation zu rührselig wurde, fügte sie keck hinzu: »Somit bin also ich dafür verantwortlich, dass du in der Achtung der Queen gestiegen bist. Ich hoffe, das vergisst du nicht.« Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. »Meinen herzlichen Glückwunsch! Dann schnüffelst du diesmal im Auftrag ihrer Majestät?« Wir brachen in schallendes Gelächter aus. »Seit wann hat deine Schwiegermutter denn Freundinnen?«, fragte Nina, nachdem wir uns wieder halbwegs beruhigt hatten. »Ich hab mich auch etwas gewundert. Und ich muss zugeben, dass mir der Gedanke kam, dass die gute Frau womöglich aus verständlichem Grund nicht für Anke erreichbar ist …« »Na, ich würde mich auch vor ihr verstecken«, meinte Nina kichernd. »Eine Dosis Anke Blum im Monat ist mehr als ausreichend.« Sie spielte damit auf Ankes regelmäßigen Frisörtermin an. »Und was hast du jetzt vor?« »Ach, nichts Weltbewegendes.« Ich winkte ab. »Ich fahre lediglich mal zu ihrem Haus und guck mich um. Eventuell läuft sie mir ja sogar über den Weg. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es da groß was zu ermitteln gibt. Vielleicht ist diese Freundin einfach für ein paar Tage verreist, ohne Anke Bescheid zu sagen. Sie ist dazu schließlich nicht verpflichtet, auch wenn meine Schwiegermutter glaubt, sie sei der Nabel der Welt.« »Nina?«, rief Kelly, ihre Angestellte, aus dem Frisiersalon zu uns herein. »Frau Hacker hat eben angerufen und abgesagt!« »Was? Das war ein Zweieinhalb-Stunden-Termin!«, schnappte meine Freundin zurück, doch Kelly antwortete nicht. Es hätte ohnehin nichts daran geändert. Es verging eine Schweigeminute, dann schossen Ninas Augenbrauen in die Höhe, und sie klatschte in die Hände. »Weißt du was? Ich komm mit. Das war mein letzter Termin für heute, und ich kann dringend mal ein bisschen Abwechslung brauchen«, rief sie und sprang auf. *** Wir liefen sozusagen querfeldein. Über den Bayreuther Marktplatz, die Sophienstraße entlang. Vorbei an der Plassenberger Hofstatt, einem der ältesten Häuser Bayreuths aus dem fünfzehnten Jahrhundert, das zu den Burggütern der Stadt zählte. Seinerzeit hatte das sogenannte Freihaus einer lokalen Adelsfamilie gehört, heute beherbergte es ein griechisches Restaurant. Nina schnupperte. »Hm. Das riecht lecker. Ich glaube, ich schreibe Armin eine Nachricht, ob er nicht Lust hat, mich später zum Essen auszuführen. Ich habe schon ewig keine Calamaris mehr gegessen.« Ich lachte. »So wie ich deinen Armin kenne, wird er sofort einen Tisch reservieren.« »Das hoffe ich«, antwortete sie grinsend. »Hey, wir könnten doch auch zu viert hin. Was meinst du? Kommt ihr mit?« Ich dachte an Lars. Grundsätzlich hatte der immer Hunger. Doch seine Laune war derzeit nicht die beste. Als Kriminalhauptkommissar bearbeitete er Kapitalverbrechen verschiedener Art. Aktuell war er hinter einer Bande her, die Falschgeld in Umlauf brachte, was ihm mangels Hinweisen und echter Spuren den letzten Nerv raubte. Ich weiß, dass man sowas nicht sagt und es auch einer gewissen Ironie nicht entbehrt, aber ich glaube, so ein kleiner Mordfall wäre ihm lieber. Momentan war diesbezüglich jedoch...




