E-Book, Deutsch, 282 Seiten
Gruber Der Mann im Kleiderschrank
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7554-3863-2
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Liebesroman
E-Book, Deutsch, 282 Seiten
ISBN: 978-3-7554-3863-2
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein altes Anwesen und ein guter Geist. Als Louisa ein altes Gutshaus erbt, ahnt sie noch nicht, dass damit zwei Männer in ihr Leben treten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und es gründlich auf den Kopf stellen... Eine überraschende Erbschaft! Leider mit hohen Kosten verbunden. Nicht gerade die beste Ausgangsposition für die arbeitslose Louisa. Doch ermuntert durch ihre liebenswürdige, aber zugegebenermaßen schrille Großmutter, lässt sich Louisa auf das Abenteuer ein. Mit Sack und Pack zieht sie in die Nähe von Leipzig, um das alte Gutshaus zu renovieren. Dabei lernt sie nicht nur den durchaus attraktiven Bauunternehmer Christian kennen, sondern erhält auch noch tatkräftige Hilfe eines charmanten Geistes ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.
Die Reifen quietschten, dann folgte ein leichtes Rumsen, und das Auto kam zum Stehen. »Wer um Himmels willen hat denn genau da einen Wasserhydranten hingestellt?« Elisabeth von Wendekamp drückte erst ihre Nase gegen die Windschutzscheibe, dann schüttelte sie unwillig den Kopf und rückte ihre Brille zurecht. Louisa lehnte sich seufzend auf dem Beifahrersitz zurück. »Alles in Ordnung?«, fragte sie und schielte zu ihrer Oma hinüber, die gerade den Schlüssel aus dem Zündschloss zog. »Warum denn nicht, bitte schön?«, kam prompt die fassungslose Antwort. »Ich bin vielleicht nicht mehr die Jüngste, aber ich fahre noch immer wie der Teufel.« Wie recht sie damit hatte. Elisabeth von Wendekamp war zweiundsiebzig, trug gerne flippige Klamotten und war ziemlich rüstig für ihr Alter. Bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag kannte Louisa ihre Oma nur von den seltenen Erzählungen ihrer Eltern, denen immer der Hinweis folgte, dass sie sich von »dieser unmöglichen Frau« ja fernhalten sollte. Kontakt war strengstens untersagt. Louisas Vater stöhnte immer bei dem Gedanken an seine Schwiegermutter und murmelte nur stets: »Alt und durchgeknallt.« Damit war das Thema dann auch schon für ihn beendet. Bereits vor Louisas Geburt hatten ihre Eltern jeglichen Kontakt zu Elisabeth abgebrochen, denn in ihren Augen war diese Frau eine Zumutung und sie schämten sich für sie. Warum, hatte Louisa nie genau erfahren. Wahrscheinlich lag es daran, dass ihre Oma einfach Spaß am Leben hatte, ganz im Gegensatz zu ihren Eltern. Bei dem Gedanken an ihre Eltern verdrehte Louisa die Augen. Sie waren schlichtweg spießige Nörgler. Das Glas war nach ihrer Meinung halb leer statt halb voll, und dementsprechend hatte auch Louisas Kindheit ausgesehen. Sie hatte als Einzige noch mit siebzehn Jahren um neun Uhr abends zu Hause sein müssen. Ein Freund war sowieso tabu gewesen, und egal wie sie sich anstrengte, ihre Eltern hatten immer etwas an ihr auszusetzen gehabt. Sie war froh gewesen, als sie endlich achtzehn geworden war und ausziehen konnte. Kurz danach hatte sie sich auf die Suche nach Elisabeth gemacht. Schon immer war sie auf ihre Oma neugierig gewesen und auf den wenigen Fotos sah sie ziemlich sympathisch aus. Außerdem hatten ihre Eltern stets beteuert, dass die Flausen, die Louisa im Kopf hätte, den Genen ihrer Großmutter zuzuschreiben wären. Ihre Oma wohnte seit einigen Jahren in Leipzig. Dort hatte sie sich ein Penthaus nahe der Innenstadt gekauft. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, und Louisa fand, dass ihre Oma eigentlich ganz normal war. Na gut, andere Omas in dem Alter fuhren nicht unbedingt einen Porsche und sie zogen sich auch keine hautengen Hosen in knallbunten Farben an oder vertrieben sich die Zeit mit Judo und Bungee-Jumping. Doch genau deshalb liebte sie ihre Oma. Mit ihr gab es immer etwas zum Lachen, und sie genoss es, Zeit mit ihr zu verbringen. Es war überhaupt die bisher schönste Zeit ihres Lebens. Endlich konnte sie für sich selbst entscheiden und musste niemandem Rechenschaft ablegen. Natürlich war es nicht einfach. Um ihr Studium und die Miete für die kleine Wohnung in Augsburg finanzieren zu können, jobbte sie als Servicekraft in einem Café und als Aushilfe in einem Blumenladen. Aber sie hatte Spaß, und dank Elisabeth erhielt ihr Konto wie durch Zauberhand auch hin und wieder eine kleine Aufbesserung, obwohl Louisa das eigentlich gar nicht recht war. Inzwischen hatte Louisa ihr Studium erfolgreich beendet und war nun Lehrerin für Sport und Biologie. Mit Ende zwanzig hatte sie allerdings noch immer keine feste Anstellung gefunden. Zwar rief ständig alle Welt, dass das Schulwesen mehr Lehrer bräuchte, aber trotzdem waren sie und viele andere ihres Studienjahrgangs arbeitslos. Ihre Eltern schrieben diesen Umstand natürlich sofort dem Umgang mit Elisabeth zu. »Das ist der schlechte Einfluss deiner Großmutter. Wer braucht denn eine Lehrerin für Sport? Wir haben dich ja gewarnt. Aber du hast nicht gehört. Was soll dabei schon rauskommen!«, hatte ihre Mutter am Telefon gemeint, nachdem sie sich einmal wieder über ihre aktuelle Arbeitssituation erkundigt hatte. Seit Louisas Eltern wussten, dass sie mit Elisabeth in Kontakt stand, hatte sich das Verhältnis zwischen ihnen zusätzlich verschlechtert. Sie telefonierten kaum, und Louisa fiel auch immer eine neue Ausrede ein, warum sie wieder einmal nicht am Sonntag zum Mittagessen kommen konnte. Sie liebte ihre Oma und würde es ihren Eltern nie verzeihen, dass sie so viele Jahre auf sie hatte verzichten müssen. Außerdem war es typisch für ihre Eltern, die meinten, dass an allem, was in Louisas Leben nicht so lief, wie es sollte, nun ihre Oma schuld war. Auf diese Unterhaltungen konnte sie gerne verzichten. Viel lieber ging sie stattdessen mit Elisabeth eislaufen oder in den Zoo. »Oh je!« Louisa stöhnte. »Da hast du aber Glück gehabt, dass der Hydrant recht stabil ist. Eine Wasserfontäne hätte uns gerade noch gefehlt.« »Übertreib mal nicht. So ein kleiner Rumser!« Elisabeth warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, zupfte ihre Haare zurecht und stieg aus. »Du hast bestimmt eine Delle in deiner Stoßstange, oder? Was das kostet bei einem Porsche!« Louisa zog die Stirn kraus. »Ach, mach dir darüber mal keine Gedanken. Du bist schon wie deine Mutter!«, rügte Elisabeth ihre Enkeltochter. »Wozu soll denn Geld gut sein, wenn man es nicht ausgeben darf? Komm schon. Jetzt sieh dir lieber das Prachtstück hier vor uns an. Deswegen sind wir doch da, oder? Bist du denn gar nicht neugierig?«, drängte sie und ging bereits einige Schritte voraus. Louisa schaute an ihrer Oma vorbei zu dem schönen alten Gutshaus. Das war es also. Na, dann los. »Ich kann es nicht glauben, dass dieses Haus wirklich deinem Großvater gehört hat. So ein Lump! Dreiundzwanzig Jahre war ich mit ihm verheiratet, bevor wir uns haben scheiden lassen! Und nie hat er ein Wort über das Anwesen verloren«, rief Elisabeth über ihre Schulter zurück und schüttelte weiter ungläubig den Kopf. »Und das Beste daran ist, wenn wir zwei nicht zueinandergefunden hätten, würde ich nicht mal jetzt was davon wissen.« »Ach komm. Wer weiß, was er sich dabei gedacht hat. Ich kannte Lorenz doch nicht einmal.« Louisa nahm ihre Großmutter liebevoll in den Arm. Sie war etwas größer als Elisabeth, hatte braune, lange Haare mit leichten Naturlocken, die ihrer Oma nun an der Nase kitzelten. »Nein, nein! Bitte versteh mich nicht falsch! Ich gönne dir diese Erbschaft von Herzen.« Elisabeth schob ihre Enkelin sanft von sich und rieb sich über den Nasenrücken. »Ich kann es nur nicht fassen, dass er mich so hintergangen hat. Da lebt man so viele Jahre nebeneinanderher und kennt den anderen überhaupt nicht. Das habe ich einfach nicht erwartet.« »Hat er nicht einmal eine Andeutung gemacht?« »Na ja, wenn ich genau überlege … Vielleicht ein oder zwei Mal. Der Name ›von Wendekamp‹ war früher ja schon ein Begriff und ich wusste auch, dass die Familie gut betucht war. Aber das war vor dem Krieg. Ich bin immer davon ausgegangen, dass das Anwesen zerstört oder enteignet wurde.« »Im Brief des Notars steht eindeutig, dass es Lorenz gehörte.« »Ja, und nun dir! Komm, schauen wir uns ein bisschen um.« Elisabeth von Wendekamp zog ihre Enkelin neugierig am Arm. »Wo hast du denn den Plan vom Notar? Zeig doch mal her.« Nach einem kurzen Blick auf den Lageplan deutete sie auf das deutlich zu hohe Gras, hinter dem das Gutshaus stand. »Das da muss der Teich sein. Allerdings scheint mir nicht mehr viel davon übrig zu sein. Links und rechts müsste ein Weg zum Haus führen. Den rechten Weg sind wir ja hergefahren. Aber einen zweiten Weg kann ich nicht sehen. Du?« Elisabeth schielte über ihre Brille und begutachtete das Gestrüpp. Sie zuckte mit den Schultern. »Na, was soll’s. Schauen wir uns erst einmal das Gutshaus an.« Louisa schluckte. Ihr sollte, sofern sie wollte, das wirklich alles gehören? Der Notar hatte ihr vor zwei Wochen einen Brief geschickt, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihr Großvater sie als Alleinerbin für das Anwesen der von Wendekamps eingesetzt hatte. Elisabeth war aus allen Wolken gefallen, als sie ihr davon erzählt hatte. Und kurz waren beide überzeugt gewesen, dass es sich um einen dieser Abzocker-Briefe handeln musste, in denen einem eine Erbschaft versprochen wurde, man aber erst einmal eine gewisse Summe bezahlen sollte, um die sie antreten zu können. Hatte man den Betrag bezahlt, war von einer Erbschaft keine Rede mehr. Der Notar aber hatte Louisa am Telefon versichert, dass es sich hier um das Testament ihres Großvaters, Lorenz von Wendekamp, handelte, der vor zwei Monaten verstorben war. Und da er geschieden gewesen war und nur ein Kind hatte, Louisas Mutter Gundula, die zu ihm ebenfalls jeglichen Kontakt abgebrochen hatte, hatte er sein gesamtes Erbe seiner einzigen Enkelin Louisa hinterlassen. Der Notar hatte ihr vorgeschlagen, herzukommen und sich das Anwesen anzuschauen. Danach könnte sie immer noch entscheiden, ob sie die Erbschaft annehmen wollte oder nicht. So machten sich Louisa...