E-Book, Deutsch, 46 Seiten
Grothaus Klassenunterschiede in den historischen Fertilitätsraten: Auswirkungen der Geburten- und Sterberate auf unterschiedliche Gesellschaften zu unterschiedlichen Zeiten
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95549-930-3
Verlag: BACHELOR + MASTER PUBLISHING
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 46 Seiten
ISBN: 978-3-95549-930-3
Verlag: BACHELOR + MASTER PUBLISHING
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Der Anspruch dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen den Fertilitätsraten, Sterberaten und dem Wohlstand einer Bevölkerung aufgrund der historischen Daten herzustellen. Die daraus entstehenden Verknüpfungen können eine weitere Erklärung für das Eintreten der industriellen Revolution sein. Durch diese Zusammenhänge lassen sich darüber hinaus auch weitere Wohlstands- und Armutsphasen in der Weltgeschichte erklären. Die Arbeit wurde am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte an der Ludwigs-Maximilian Universität München unter der Betreuung von Herrn Prof. Davide Cantoni, Ph.D., angefertigt.
Jonathan M. Grothaus, B.Sc. in Economics, wurde 1987 in München geboren. Sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Ludwigs-Maximilian Universität München schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Science erfolgreich ab.
Autoren/Hrsg.
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Textprobe: Kapitel 3, Empirische Evidenz des Modells: Durch das malthusische Modell erhält man eine ungefähre Vorstellung wie das Leben vor der industriellen Revolution aus ökonomischer Sicht ausgesehen hat. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird auf die empirische Evidenz hinter diesem Modell eingegangen. Vor allem auf die Frage, ob der reiche Teil der Bevölkerung eine höhere Fertilitätsrate hatte als der Arme und ob dies der Realität für die Zeit vor der industriellen Revolution entspricht. Hierzu werden mehrere Studien aus unterschiedlichen Ländern und für unterschiedliche Zeitperioden betrachtet und analysiert. Das Ergebnis der Studien bestätigt größtenteils die Annahme, dennoch gibt es auch widersprüchliche Beispiele. 3.1, Survival of the richest - England von 1585 bis 1638: In der Studie von Gregory Clark und Gillian Hamilton wird die Annahme, dass ein höheres Einkommen eine höhere Nachkommenschaft mit sich bringt für England in der Zeit von 1585-1638 untersucht. Als Grundlage für diese Studie dienen 2.250 Testamente aus unterschiedlichen Gemeinden während dieser Zeit. Das Ergebnis besagt, dass reiche Erblasser doppelt so viele Nachkommen hinterlassen wie Arme. Diese Tatsache gilt nicht nur für jene Zeit, sondern soll bis zum Jahre 1250 zurückreichen. Zuerst muss der Begriff 'Nachkommen' eindeutig definiert werden. Als Nachkommen werden all diejenigen Personen angesehen, welche der Erblasser zu dem Zeitpunkt seines Todes hinterlassen hat. Falls ein Kind zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben ist, selbst aber Nachkommen hinterlassen hat, so wird es dennoch als Nachkomme gezählt. Testamente welche über 5 Jahre vor dem Tod des Verfassers geschrieben wurden, ebenso wie jene ohne jegliche Informationen über Höhe der Erbschaft wurden aus der Analyse ausgeschlossen. 57 Prozent der Testamente wurden innerhalb von 60 Tagen nach der Erstellung gerichtlich eröffnet, 77 Prozent innerhalb eines Jahres. Das bedeutet, dass über 77 Prozent der Testamente Aufschluss darüber geben, wie viele Nachkommen der Erblasser hatte und wie seine wirtschaftliche Lage zum Zeitpunkt seines Todes war. Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt die Herkunft der Testamente, sowie die darin enthaltenen Informationen. Die Testamente stammen hauptsächlich aus East Anglia (Cambridge), Essex und Suffolk. 177 stammen aus London, jedoch fehlt die Information über das vererbte Vermögen. Zwei weitere Städte, Bristol und Darlington, befinden sich in einer anderen Region Englands. Die erste Spalte gibt die absolute Anzahl der Testamente an. Die zweite zeigt, wie viele Testamente Informationen über das vererbte Vermögen enthalten. Die dritte Spalte gibt an, ob Informationen über den Beruf des Erblassers vorliegen. Der Beruf ist eine weitere Möglichkeit den gesellschaftlichen Stand und das Vermögen des Verstorbenen zu ermitteln. Ob der Erblasser Lesen und Schreiben konnte, zeigt die letzte Spalte. Dies gibt Aufschluss über die Bildung der Person. 3.1.1., Mögliche Verzerrungen der Analyse: Man könnte meinen, dass dieses Ergebnis bereits verzerrt ist, da in der Regel nur diejenigen ein Testament verfassen, welche auch ein entsprechendes Vermögen besitzen. Dadurch könnte man darauf schließen, dass die Testamente hauptsächlich von reichen Personen stammen. Überraschenderweise gibt es aber auch eine Vielzahl von Testamenten die von ärmeren Erblassern stammen. Das Verlangen der Bürger nach einem Testament scheint sich durch alle Gesellschaftsschichten zu ziehen. Dies geht aus der Aufschlüsselung von Spalte 3 hervor, welche den ausgeübten Beruf des Erblassers wiedergibt. Diese wird in der Tabelle 2 dargestellt. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine reiche Person ein Testament erstellt höher als eine Arme. Dennoch sind ausreichend viele Testamente von ärmeren Personen vorhanden. Wie zum Beispiel von Arbeitern, Matrosen, Hirten oder Landwirten.