Gronemeyer | So stirbt man in Afrika an Aids | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Gronemeyer So stirbt man in Afrika an Aids

Warum westliche Gesundheitskonzepte im südlichen Afrika scheitern. Eine Streitschrift
aktualisierte und erweiterte Auflage
ISBN: 978-3-86099-922-6
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Warum westliche Gesundheitskonzepte im südlichen Afrika scheitern. Eine Streitschrift

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-86099-922-6
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Jeden Tag sterben in Afrika 6600 Menschen an HIV/AIDS. Präventionskampagnen zeigen bisher kaum Wirkung: Die Infektionszahlen sinken nicht. Allein im Jahre 2001 haben sich im subsaharischen Afrika 3,4 Millionen Menschen neu infiziert. 28 Millionen Afrikaner tragen den Virus in sich. Die westliche Medizin hätte Mittel, die tödliche Krankheit in eine chronische umzuwandeln, aber die Kosten sind astronomisch hoch: So stirbt man in Afrika an AIDS.
Dieses Buch wirft vier zentrale Fragen auf: Warum breitet sich die Epidemie im südlichen Afrika so rasend schnell aus? Welche sozialen Folgen hat die AIDS-Katastrophe? Warum wirken die Präventionskampagnen nicht? Welche Auswege gibt es aus dieser afrikanischen Tragödie?
Wer die Krankheit bekämpfen will, darf sich nicht auf die medizinischen Aspekte beschränken, sondern muss die sozialen Erschütterungen bedenken, die den massenhaften Aidstod möglich machen. AIDS ist eine Folge sozialer Verwerfungen und wird zugleich zur Ursache weiterer Zerstörung afrikanischer Lebenswelten. Erkennbar wird aber auch eine überwältigende Kompetenz, die Kranken in nachbarschaftlichen Netzen aufzufangen, die es so in Europa längst nicht mehr gibt.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Inhalt

1. Die These

AIDS in Afrika: eine Modernisierungskatastrophe?

2. Die Szene
Schwarze Stimme - weiße Stimme
Von den Kollateralschäden der Hilfe

3. Die Ursachen

Der kranke Kontinent
Die Nachtseite der Globalisierung: AIDS in Afrika

4. Die Folgen

Habitat und AIDS in Afrika
Die Zerstörung der Subsistenz

5. Die Bekämpfung

Infizierte Lebenswelten
Die medizinische Kolonisierung des schwarzen Kontinents

6. Die Auswege

Afrikanische Alternativen
Der Befreiungskampf ist noch nicht zu Ende

Nachwort

Nachwort zur 2. Auflage
Literatur

Personen-, Names-, Orts- und Sachregister

Bildnachweis


Die These
AIDS in Afrika:

eine Modernisierungskatastrophe?

Auch Viren kennen keine Grenzen. In Zeiten der Globalisierung sind sie in ständigem Fluss - vergleichbar mit den Bewegungen der Kapitalströme.
International Herald Tribune vom 16.3.2001

HIV/AIDS ist die Epidemie, an der in Afrika täglich 6320 Menschen sterben. Die Bekämpfung der Seuche steht - mit hoher Priorität auf dem Programm der Vereinten Nationen. Die Bekämpfung der Seuche wird von Tag zu Tag mehr zum Schwerpunkt staatlicher und nichtstaatlicher Entwicklungsorganisationen. Man kann geradezu von der Entstehung eines AIDS-Bekämpfungskomplexes sprechen, zu dem Mediziner, Präventionsexperten, Pharmazeuten, Entwicklungsarbeiter, Gesundheitsbeamte, AIDS-Counsellors1, Homebased-Care-Fachleute (Hauspflege-Fachleute), Wissenschaftler und Planer aller Art gehören. Consultings, die bisher integrierte Landwirtschaft, Straßenbau oder Unternehmensberatung gemacht haben, schwenken um und widmen sich der AIDS-Pandemie. Bill Gates stiftet Millionen, Elton John sammelt Gelder und die UNO verlangt sieben Milliarden Dollar für einen globalen Feldzug gegen den Virus.
Bei so viel Geld und Expertise sollte dem AIDS-Spuk schnell ein Ende zu machen sein. Aber der Krieg gegen AIDS, von dem gern die Rede ist, kann bisher in Afrika keine Eindämmung der Seuche - geschweige denn einen Sieg verzeichnen. Die Krankheit breitet sich in vielen afrikanischen Ländern - insbesondere im südlichen Afrika - mit wachsender Geschwindigkeit aus. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt - so scheint es nicht.
Warum ist das so? Wissen die Afrikaner nicht, wie sich der Virus verbreitet? Das kann es nicht sein. An Präventionskampagnen mangelt es nicht: Plakate, Broschüren, Straßentheater, Aufklärungskurse, Radio- und Fernsehspots - die meisten Menschen im Südlichen Afrika dürften heute selbst in den ländlichen Bereichen über HIV/AIDS hinreichend aufgeklärt sein. Und dennoch greifen die Präventionskampagnen offenbar nicht.
Warum also? Warum sind die Infektionsraten so hoch? Sind die Präventionskampagnen nicht optimal? Misstrauen die Afrikaner dem westlich-biomedizinischen Erklärungsmodell? Sind sie präventionsresistent? Ist es ihnen gleichgültig, ob sie infiziert werden? Ist die Ausbreitung vor allem eine Folge von Gewalt und Vergewaltigung? Ist die Anomie in diesen Gesellschaften so dramatisch, dass sich selbstmörderische Tendenzen ungehemmt ausbreiten können?
Alle diese Fragen sind teilweise mit "Ja" zu beantworten. Präventionskampagnen setzen Körperkonzepte und Planungsgewohnheiten voraus, die so nicht vorhanden sind - weder bei der ländlichen, noch bei der städtischen Bevölkerung. Bei einfachen wie bei ausgebildeten Menschen hält (neben dem biomedizinischen Modell, das jeder brav nachspricht) eine starke Bindung an traditionelle Vorstellungen an: Diese Vorstellungen lassen die Trennung von Sexualität und Fruchtbarkeit, wie sie jede Präventionskampagne propagiert, nicht zu. Diese Vorstellungen setzen auch den Austausch der Körpersäfte, der im Sexualverkehr stattfindet, als heilsam und notwendig voraus. Fraglos tragen Gewalt und Vergewaltigung zur Ausbreitung erheblich bei: Frauen und Mädchen haben gegenüber Lehrern und Verwandten oft nicht die Möglichkeit zu einem "Nein".
Die patriarchale Autorität wird - aus ihren Zusammenhängen gerissen - zu unverhüllter Brutalität mit tödlichen Folgen. Männer, die nach monatelanger Abwesenheit aus den Unterkünften, den Compounds der Minen-Arbeiter, zurückkehren, in deren Umkreis sie sich infiziert haben, bringen den Frauen im ländlichen Milieu den Virus mit. Viele Ursachen kann man aufzählen, die zum Scheitern der Präventionskampagnen beitragen, manche dieser Gründe sind nicht spezifisch afrikanisch: Auch in Europa misslingen bekanntlich Präventionskampagnen gegen Nikotin, Alkohol oder Bewegungsmangel. Es gibt aber auch Gründe, die in den besonderen kulturellen Gegebenheiten Afrikas liegen, um es erst einmal sehr allgemein zu formulieren. Diese besonderen Bedingu


Der Autor:

Reimer Gronemeyer, Prof. Dr. Dr., geb. 1939; Studium der Theologie in Hamburg, Heidelberg und Edinburgh; lutherischer Pfarrer in Hamburg. Studium der Soziologie. Seit 1975 Professor für Soziologie an der Universität Gießen. Lange Forschungsaufenthalte in Afrika (Sudan, Simbabwe, Namibia, Botswana, Senegal, Südafrikanische Republik). Gegenwärtig Leitung eines Forschungsprojektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu den sozialen Fragen von AIDS im südlichen Afrika. Zahlreiche Buchveröffentlichungen u. a.: Kampf der Generationen (München 2. Auflage 2005), Living and Dying with Aids in Africa (Frankfurt/M. 2005), Eiszeit der Ethik (Würzburg 2003), Die 10 Gebote des 21. Jahrhunderts (Düsseldorf 1999), Die neue Lust an der Askese (Berlin 1998), Jugend und Gewalt (Reinbek 1993), Der faule Neger. Vom weißen Kreuzzug gegen den schwarzen Müßiggang (Reinbek 1991), Die Entfernung vom Wolfsrudel (Düsseldorf 1989).



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