Grogan Marley & ich
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-16857-5
Verlag: Page & Turner
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Unser Leben mit dem frechsten Hund der Welt
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-641-16857-5
Verlag: Page & Turner
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Marley & ich - ein Hund und eine Seele!
Braune Augen, goldenes Fell und geballte Lebensfreude: Das ist Marley. Seit er als Labradorwelpe zu den Grogans kam, hält er die Familie auf Trab. Seine Liebesbezeugungen sind so stürmisch wie ehrlich, seine Missachtung von Verboten so unbekümmert wie folgenreich. Doch Marleys Herz ist unendlich groß und so voller Liebe, dass niemand mehr den frechsten Hund der Welt missen möchte. Die bezaubernde Geschichte von Marley, dem charmanten Chaos-Labrador, zeigt, was Liebe und Treue für das wahre Lebensglück bedeuten.
John Grogan ist Journalist und gewann für seine Arbeiten zahlreiche Preise, u.a. den renommierten 'National Press Club's Consumer Journalism Award'. Er lebt mit seiner Frau Jenny und drei Kindern auf dem Land in Pennsylvania. Die unglaubliche Erfolgsgeschichte von 'Marley & ich' begann mit einem Artikel in einer kleinen Zeitung, in der John Grogan von den Erfahrungen mit seinem neurotischen Hund berichtete. Er bekam so viele Zuschriften von Lesern und Leserinnen, dass er beschloss, die ganze Lebensgeschichte von Marley als Buch zu veröffentlichen. Seither wächst die Fangemeinde von Marley stündlich. Das Buch stand in Amerika und Englalnd monatelang auf Platz 1, und immer noch ist es aus den Bestsellerlisten nicht wegzudenken. 2008 wurde 'Marley & ich' mit Owen Wilson und Jennifer Aniston in den Hauptrollen höchst erfolgreich verfilmt.
Weitere Infos & Material
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Die Machtprobe
Als Marley knapp sechs Monate alt war, meldeten wir ihn in einer Hundeschule an. Das war mehr als notwendig. Trotz seiner Fortschritte mit dem Stock an jenem Tag am Strand erwies er sich als äußerst schwieriger Schüler, schwer von Begriff, wild und leicht abzulenken. Allmählich begannen wir zu ahnen, dass er nicht wie andere Hunde war. Wir brauchten professionelle Hilfe. Unser Tierarzt empfahl uns einen Hunde-Club im Ort, der einen Gehorsamkeits-Grundkurs anbot. Bei der Anmeldung trafen wir die Dame, die unseren Kurs leiten würde. Sie war eine strenge, ernsthafte Hundetrainerin, die die Meinung vertrat, dass es keine unerziehbaren Hunde gab, sondern nur unfähige Besitzer. Als Jenny und ich zur ersten Stunde ankamen, entdeckte Marley mit einem Blick all die anderen Hunde, die mit ihren Besitzern über den Asphalt liefen. Eine Party! Er sprang über uns hinweg aus dem Auto, und weg war er, die Leine hinter sich herziehend. Dann schoss er von einem Hund zum nächsten, beschnüffelte sie an allen unziemlichen Stellen, markierte und schleuderte große Sabberflocken durch die Luft. Sabbern, schnüffeln, markieren: Für Marley war das Ganze ein Fest der Düfte. Er hielt sich immer genau außerhalb meiner Reichweite, während ich hinter ihm herjagte. Immer wenn ich ihn beinahe erwischt hatte, machte er wieder einen Satz nach vorne. Schließlich kam ich nahe genug heran, um mit einem gigantischen Sprung mit beiden Füßen auf seiner Leine zu landen. Das brachte ihn so ruckartig zum Stehen, dass ich im ersten Moment dachte, ich hätte ihm das Genick gebrochen. Er wurde umgerissen, landete auf dem Hinterteil, warf sich herum und sah mich völlig entgeistert an. Inzwischen starrte uns die Hundetrainerin mit einem vernichtenden Blick an, als ob ich mir die Kleider vom Leib gerissen hätte und nackt über den Parkplatz getanzt wäre. Sie war alles andere als erfreut, uns kennenzulernen. »Bitte begeben Sie sich auf Ihren Platz«, sagte sie förmlich, und als sie sah, wie Jenny und ich gemeinsam versuchten, Marley an seinen Platz zu zerren, fügte sie hinzu: »Sie müssen sich entscheiden, wer von Ihnen beiden die Funktion des Trainers übernimmt.« Ich setzte zu der Erklärung an, dass wir beide teilnehmen wollten, damit wir beide zu Hause mit ihm üben konnten, aber sie unterbrach mich. »Ein Hund kann nur einem Herrn gehorchen«, sagte sie bestimmt. »Aber…«, wollte ich prostestieren, doch sie brachte mich mit einem strengen Blick zum Schweigen. Ich zog wie ein begossener Pudel mit eingezogenem Schwanz vom Feld und überließ Trainerin Jenny das Kommando. Wahrscheinlich war das ein Fehler. Marley war inzwischen beträchtlich stärker als Jenny und das wusste er. Die Kursleiterin hatte gerade zu ihrer Einführungsrede angesetzt, in der sie erklärte, wie wichtig es sei, gegenüber Haustieren eine Führungsposition einzunehmen, da beschloss Marley, dass der Pudel auf der anderen Seite der Klasse einen näheren Blick wert war. Mit Jenny an der Leine stürzte er los. Alle anderen Hunde saßen brav neben ihren Herrchen und Frauchen, hielten gebührend Abstand voneinander und warteten auf weitere Befehle. Jenny kämpfte verzweifelt um festen Halt unter den Füßen, um Marley zu stoppen, doch er galoppierte unbeeindruckt weiter und zog sie, versessen aufs Pudelschnüffeln, quer über den Parkplatz. Meine Frau hatte erstaunliche Ähnlichkeit mit einer Wasserskiläuferin, die von einem Motorboot gezogen wird. Alle starrten sie an. Einige kicherten. Ich hielt mir die Augen zu. Marley rannte die Pudeldame um und beschnüffelte sie von oben bis unten. Das war wohl seine Art zu sagen: Schön, dich zu treffen! Endlich gelang es Jenny, ihn an seinen Platz zurückzuziehen. Mit ruhiger Stimme gab die Hundetrainerin bekannt: »Dies, meine Damen und Herren, ist ein hervorragendes Beispiel für einen Hund, der denken darf, er sei das Alphatier seines Rudels. Im Moment hat er das Sagen.« Wie um das zu bestätigen, begann Marley, wie wild seinen Schwanz zu jagen, drehte sich dabei um die eigene Achse, schnappte in die Luft und wickelte die Leine um Jennys Knöchel, bis sie sich nicht mehr rühren konnte. Ich litt mit meiner Frau und war trotzdem froh, dass ich nicht an ihrer Stelle war. Die Trainerin begann mit den Lektionen »Sitz!« und »Platz!«. Jenny befahl Marley mit strenger Stimme: »Sitz!« Und Marley sprang auf und legte ihr die Pfoten auf die Schultern. Sie drückte sein Hinterteil auf den Boden, und er rollte sich herum, damit sie ihn am Bauch kraulen konnte. Sie versuchte, ihn an seinen Platz zu ziehen, und er schnappte sich die Leine mit den Zähnen und schüttelte den Kopf wild hin und her, als würde er mit einer Python kämpfen. Ich konnte es nicht mit ansehen. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, wie Jenny bäuchlings auf dem Boden lag. Marley stand über ihr und hechelte fröhlich. Später erklärte sie mir, sie hätte ihm zeigen wollen, wie man das Kommando »Platz« korrekt ausführt. Als die Stunde zu Ende war und Jenny mit Marley zu mir kam, fing die Kursleiterin uns ab. »Sie müssen dieses Tier wirklich unter Kontrolle bringen«, sagte sie spöttisch. Oh, vielen Dank für diesen wertvollen Rat. Und dabei hatten wir uns eigentlich nur angemeldet, damit die anderen Teilnehmer etwas zu lachen haben! Das hätte ich ihr gerne geantwortet, aber tatsächlich sagte keiner von uns ein Wort. Wir gingen niedergeschlagen zu unserem Auto und fuhren schweigend nach Hause. Nur Marleys lautes Hecheln war zu hören. Schließlich meinte ich zu Jenny: »Eines ist sicher: Er geht gern zur Schule!« Eine Woche später waren Marley und ich wieder dort, diesmal ohne Jenny. Als ich angedeutet hatte, dass ich wahrscheinlich noch am ehesten Marleys Vorstellung von einem Alphatier entsprach, hatte sie ihren vorläufigen Titel als Frauchen und Befehlshaberin mit Freuden aufgegeben. Bevor wir das Haus verließen, schubste ich Marley auf den Rücken, stellte mich über ihn und knurrte mit meiner strengsten Stimme: »Ich bin der Boss! Du bist nicht der Boss! Ich bin der Boss! Verstanden, Alphahund?« Er schlug mit dem Schwanz auf den Boden und versuchte, meine Handgelenke anzuknabbern. Diesmal stand der Befehl »Bei Fuß!« auf dem Plan. Diese Lektion war mir besonders wichtig. Ich war es leid, auf jedem Spaziergang bei jedem Schritt mit Marley zu kämpfen. Er hatte Jenny schon einmal zu Boden gerissen, als er einer Katze hinterherjagen wollte. Dabei hatte sie sich die Knie aufgeschlagen. Es war höchste Zeit, dass er lernte, anständig an unserer Seite zu laufen. Ich zerrte ihn an allen anderen Hunden vorbei zu unserem Platz. Wir benützten in dieser Stunde ein spezielles Kettenhalsband, das sich zuzog, wenn der Hund stark an der Leine zerrte. Die Hundetrainerin gab das Kommando: »Eins … zwei … drei!« »Marley, bei Fuß!«, befahl ich. Sobald ich den ersten Schritt machte, startete er durch wie ein Kampfflugzeug vom Flugzeugträger. Ich zog ihn fest an der Leine zurück, und er gab ein furchtbares, hustendes Japsen von sich, als sich die Kette um seinen Hals enger zog. Er sprang kurz zurück, doch sobald sich die Kette wieder lockerte, sprang er erneut nach vorne. Ich zog an der Leine und er japste wieder. So arbeiteten wir uns langsam über den ganzen Parkplatz vor. Marley zerrte nach vorne, ich zerrte ihn zurück, jedes Mal ein wenig heftiger. Er hustete und hechelte, ich ächzte und schwitzte. »Halten Sie den Hund zurück!«, rief die Trainerin. Ich versuchte es mit aller Kraft, aber die Botschaft kam einfach nicht bei Marley an. Ich hatte Angst, er würde sich strangulieren, ehe er das Prinzip verstanden hatte. Inzwischen liefen die anderen Hunde schon brav an der Seite ihrer Herrchen und Frauchen. Die Trainerin befahl den Teilnehmern, sich in einer Reihe aufzustellen und es noch einmal zu versuchen. Und wieder taumelte Marley wie besessen über den Parkplatz, die Augen weit aufgerissen und nach Luft ringend. »Kommen Sie«, sagte die Trainerin ungeduldig. »Ich zeige es Ihnen.« Ich gab ihr die Leine und sie zerrte Marley erfolgreich in die Startposition. Als sie ihm den Befehl zum Hinsetzen gab, zog sie fest am Halsband. Tatsächlich sank er auf seine Hinterbeine und sah konzentriert zu ihr auf. Mit einem Ruck an der Leine setzte sich unsere Kursleiterin in Bewegung. Und fast augenblicklich jagte Marley los, als würde er den führenden Schlitten in einem Hunderennen ziehen. Die Trainerin nahm ihn hart zurück und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Er stolperte, keuchte und machte dann einen weiteren Satz nach vorne. Es sah aus, als würde er ihr den Arm ausreißen. Eigentlich hätte es mir peinlich sein sollen, aber irgendwie empfand ich eine gewisse Genugtuung. Sie hatte kein bisschen mehr Erfolg als ich. Meine Klassenkameraden kicherten und ich strahlte vor perversem Stolz. Schaut her, mein Hund benimmt sich bei jedem so daneben, nicht nur bei mir!, dachte ich mit Genugtuung. Ehrlich gesagt war die Szene ziemlich witzig. Als die beiden endlich das andere Ende des Parkplatzes erreicht hatten und zu uns zurückgetaumelt kamen, kochte unsere Trainerin verständlicherweise vor Wut. Marley war außer sich vor Freude. Sie zog wütend an der Leine und Marley, mit Schaum vor dem Maul, sprang noch wilder vorwärts. Als er mich sah, trat er aufs Gaspedal. Mit einem beinahe übernatürlichen Adrenalinstoß warf er sich in meine Richtung und zwang seine Lehrerin so zu einem ordentlichen Spurt, wenn sie nicht den Boden unter den Füßen verlieren wollte. Marley hielt erst an, als er sich voller Begeisterung auf mich warf. Ich erntete einen vernichtenden Blick von ihr. Marley hatte alles, was sie über Hunde und Disziplin gesagt hatte,...