Grimm | Dark Land - Folge 002 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 64 Seiten

Reihe: Anderswelt John Sinclair Spin-off

Grimm Dark Land - Folge 002

Kein Zurück!
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-4147-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kein Zurück!

E-Book, Deutsch, Band 2, 64 Seiten

Reihe: Anderswelt John Sinclair Spin-off

ISBN: 978-3-7325-4147-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Er wachte auf und sah sich blinzelnd um. Das Zimmer lag im Kerzenschein, der das Mobiliar zu dunklen Schemen zerschmolz. Wirklich sehen konnte er nur das Bett, in dem er lag. Er strich mit den Händen über die dick mit Daunen gefüllte Decke. War das sein Bett? 'Wo bin ich?', fragte er. Eine Stimme antwortete ihm: 'Du bist zu Hause, mein Junge.'

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Das Fahrzeug des Sergeants wurde in die Luft geschleudert, drehte sich um die eigene Achse, einmal, zweimal, dann landete es krachend und splitternd auf dem Dach. Da war Bella Tosh längst in die Eisen gegangen. Ihr Auto schlitterte über die vom Nieselregen nasse Straße und kam fast quer zur Fahrtrichtung zum Stehen. Der Unfall hatte sich ein gutes Stück voraus ereignet, sie war weit hinter Kajahn zurückgeblieben, damit er mit seinen katzenhaften Sinnen nicht auf sie aufmerksam wurde. Der Lärm von der Unfallstelle klang in ihren Ohren trotzdem so laut, als hätte der andere Wagen Kajahn direkt vor ihr gerammt. Gerammt, mit aller Gewalt und voller Absicht. So hatte es in ihren Augen jedenfalls ausgesehen. Es sei denn, der Unfallfahrer war am Steuer eingeschlafen oder hatte einen Infarkt erlitten … Hatte er nicht. Er stieg aus. Bella stieß ihre Tür auf und schlüpfte hinaus. Weit vor ihr flackerte eine kleine Flamme auf, in der Faust des Fahrers, der Kajahn gerammt hatte. Ein Feuerzeug. War der Kerl denn von allen guten Geistern verlassen?! Bella öffnete den Mund, der Ruf blieb ihr im Hals stecken. Die Feuerzeugflamme, nur ein zuckender Lichtpunkt weit vor ihr, verwaschen im Dunst aus Niesel und Nebel, senkte sich dem Boden entgegen. Der Unfallverursacher, nicht mehr als ein Schemen in der Nacht, ging in die Hocke. Seine Hand schien den Boden zu berühren. Tatsächlich leckte nur die Flamme seines Feuerzeugs darüber. Eine Pfütze ausgelaufenen Benzins geriet bläulich schimmernd in Brand. »Keine Bewegung!«, rief Bella, ihren Revolver schon in der Hand. Der andere richtete sich auf, blickte in ihre Richtung. Wirklich sehen konnte sie ihn nicht. Aber sie fühlte, wie er zu ihr her starrte, so deutlich, als berührte er sie. Vor seinen Füßen tanzte knöchelhohes Feuer, wie unentschlossen, als wüsste es nicht, wohin – und dann fanden die Flammen die Benzinspur, die zu Kajahns Wagen führte, und folgten ihr. Bella rannte los. Der Unfallverursacher zog sich zu seinem Wagen zurück, der zwar nicht unversehrt geblieben, aber eindeutig noch fahrtüchtig war. »Stehen bleiben!« Jetzt schrie Bella. Der andere hörte nicht auf sie. Schon stand er halb hinter seiner offenen Fahrertür. »Stopp!« Bella schoss. Im Laufen. Zu überhastet, kaum gezielt. Das Geschoss schlug mit einem bis hierher hörbaren Laut in die dunkle Karosserie des anderen Wagens ein. Der Fahrer saß bereits am Steuer, gab Gas und rangierte. Bella feuerte ein zweites Mal. Glas splitterte. Leider war es nur ein Scheinwerfer, nicht das Seitenfenster, hinter dem der Kerl hockte. Die blendende Lichtfülle, die sich eben noch in ihre Richtung ergossen hatte, erlosch zur Hälfte. Dann schlingerte der Wagen davon, die roten Hecklichter wurden klein und kleiner. Aber da sah Bella schon nicht mehr hin. Die Flucht des Unfallfahrers war nicht zu verhindern. Sie musste sich auf das konzentrieren, was sie tun konnte. Ihr Blick war auf die Flammen fixiert, die auf Kajahns Wagen zu tanzten. Dort angelangt, würden sie in den Tank hüpfen, das Wrack würde in einem Feuerball verschwinden, schwarzer Qualm und glutrotes Licht würden sich wie ein Halo darum legen und brennende Trümmer niederregnen. Und gegen einen solchen Tod war dann selbst Kajahn nicht länger gefeit – mochte er auch schon viele Male den Eindruck erweckt haben, er besäße neun Leben wie die Katze, der er ein wenig gleichsah. Aber selbst wenn Kajahn auch aus dieser Todesfalle einen Weg fände, sein Beifahrer würde sie sicher nicht überleben. Denn der war nur ein Mensch. Bellas Schritte hallten stakkatoartig zwischen den großen Häusern und herrschaftlichen Villen links und rechts der Straße wider. Sie rannte, nicht um ihr Leben, sondern – wie so oft – um das von jemand anderem. Leben retten, das war ihr Job. Und Fragen stellen. Fragen hatte sie viele. Aber die konnte sie nur stellen, nachdem sie Kajahn und seinen rätselhaften Passagier gerettet hatte. Und die Flammen auf der Benzinspur wurden, genau wie Bella, immer schneller. *** Fluchend und tanzend, als wollte sie verbotene Kräfte aus finsteren Tiefen heraufbeschwören, versuchte Bella Tosh, die Flammen auszutreten. Aber kaum waren sie hier verloschen, flackerten dort neue auf und fraßen sich abermals auf das Fahrzeugwrack mit seinen beiden Insassen zu. Der ausgelaufene Sprit verteilte sich in feinen Adern auf dem nassen, rissigen Straßenbelag, und alle führten sie zurück zu Kajahns umgekipptem Wagen. Unterdessen überzog ein wahres Netz winziger, wie von Leben erfüllter Flammen die Fahrbahn rings um das Wrack. Keine Chance, sah Bella die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen ein. Sie musste versuchen, Kajahn und seinen Passagier herauszuholen, bevor das Feuer den Wagen in Brand setzte. Hinter ihr ächzte und knarrte das Wrack. Sie drehte sich um und sah, dass es sachte schaukelte. Drinnen rührte sich jemand. Bella ging in die Knie, stützte sich mit den Händen auf der Straße ab, fasste in Flammen, die in ihre Haut bissen, sie fluchte, kroch auf allen vieren näher an den Wagen heran, spähte hinein. Es war dunkel. Was sich im Innern bewegte, war nur ein Schatten. Ein großer, kräftiger Schatten, das Gesicht so finster, dass es eins war mit der Dunkelheit. »Kajahn?«, rief sie. Gelbgrüne Augen glühten im Dunkeln auf und blickten in ihre Richtung. Ein Grollen drang aus den Schatten. Sie sprang auf, lief um das Wrack herum, zog an der Fahrertür. »Kajahn, helfen Sie …«, stöhnte sie, mit aller Kraft und ihrem ganzen Gewicht am Griff zerrend. Da platzte ihr die Tür förmlich entgegen. Kajahn hatte sich von innen mit den Füßen dagegengestemmt und die schwere Tür kraft seiner starken Beinmuskeln aus Schloss und Angel gesprengt. Bella stürzte rücklings zu Boden und konnte sich gerade noch zur Seite wälzen, sonst wäre die schwere Tür auf ihr gelandet. Kajahn schnellte geschmeidig wie eine Katze – wie eine sehr große Katze im Trenchcoat – aus dem Wagen. Mit derselben Gewandtheit rollte er sich ab und kam hoch. Doch kaum stand er, fuhr er auch schon wieder herum und tauchte zurück ins Innere des Wracks. Sekunden vergingen. Bange Sekunden. »Kajahn, kommen Sie raus da, das Feuer …«, begann Bella. Er kam wieder zum Vorschein. Jetzt trug er auch seinen breitkrempigen Hut wieder, ohne den ihn kaum einmal jemand sah. »Helfen Sie mir«, knurrte er und huschte wie ein Schatten um den Wagen herum. Mit vereinten Kräften machten sie sich an der Beifahrertür zu schaffen. »Ziehen Sie da.« Kajahn zeigte auf den Türgriff. Er schob seine kräftigen Krallen in den Schlitz zwischen Tür und Rahmen. »Jetzt!«, kommandierte er, und Bella zog am Griff, während er das Blech an der Seite aufbog und dann aufriss. Mit dem Geräusch einer sich öffnenden Konservendose – einer sehr, sehr großen Konservendose – löste sich die Tür, und Bella stürzte abermals nach hinten und musste zusehen, dass sie nicht von der herausgerissenen Tür getroffen wurde. »Verdammt, Kajahn.« Sie rappelte sich auf. Nicht tausend, aber doch einige Fragen brannten ihr auf der Zunge. Zum Beispiel die, warum ihr feiner Partner einen jungen Mann namens Wynn Blakeston, der eigentlich auf dem Weg ins Gefängnis gewesen war, aus dem Transporter geholt hatte, um ihn dann … ja, wohin zu bringen? Das wäre ihre nächste Frage gewesen. Doch Bella kam weder dazu, diese beiden zu stellen, noch irgendeine der anderen, die sie nicht weniger brennend interessierten. Kajahn war mit dem Oberkörper im Wagen verschwunden, jetzt kroch er rückwärts wieder heraus, die Hände unter den Achseln dieses Burschen, den sie in einem Nachtclub wegen Störung einer kulturellen Veranstaltung festgenommen hatten. Daraufhin war Blakeston zu einem Bußgeld verurteilt worden, das er nicht bezahlen konnte. Deshalb hatte der Richter es in eine Haftstrafe umgewandelt: fünfzig Jahre. Das war hart – für einen Menschen. Ein Dämon saß diese Spanne auf einer Backe ab. Und die Gesetze waren nun einmal so angelegt, dass vor allem Dämonen ihre volle Härte zu spüren bekamen. Aus irgendeinem Grund sollte dem Jungen die Zelle in Land’s End, der Haftanstalt draußen auf der gleichnamigen Insel vor dem Hafen, erspart bleiben. Aber wohin Kajahn ihn auch hatte bringen sollen, es sah nicht danach aus, als könnte Wynn Blakeston dort ankommen. »Ist er …?«, entfuhr es Bella erschrockener, als sie es zu sein glaubte. Blut rann unter dem aschblonden Haar des Jungen hervor und lief ihm über die Stirn und das blasse Gesicht. Die Augen waren geschlossen. Alle Bewegung, die seinen Körper durchlief, schien allein davon herzurühren, wie Kajahn ihn vollends aus dem Wrack zerrte. Sie wusste nicht, ob Kajahn überhaupt antworten wollte. Er tat es jedenfalls nicht, denn in diesem Augenblick erreichten die Feuerzungen, die über die Straße flackerten, das Wrack und leckten daran hoch. Kajahn schnellte mitsamt seiner Last auf Bella zu, rempelte sie an, sie stolperte ein paar Schritte, dann stürzte sie, Kajahns Schatten fiel auf sie, dann spürte sie sein immenses Gewicht auf sich. Und hinter ihnen schoss brüllend und brodelnd ein Feuerpilz in die Höhe. *** Bella konnte riechen, wie der Pelz unter Kajahns Trenchcoat versengte....



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