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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 260 Seiten

Reihe: Handsome Heroes

Grey Enemies abroad


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96797-485-0
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 6, 260 Seiten

Reihe: Handsome Heroes

ISBN: 978-3-96797-485-0
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Audrey und Noah hassen sich und machen sich den Arbeitsalltag an der Lindale Middle School gegenseitig zur Hölle. Und jedes Jahr freuen sie sich auf die Sommerferien, um  den anderen nicht ertragen müssen. Der Schuldirektor stellt jedoch in diesem Jahr einen üppigen Bonus in Aussicht. Die Bedingung: eine achte Klasse als Aufsichtspersonal drei Wochen nach Rom zu begleiten.

Weder Audrey noch Noah möchten sich diese Chance entgehen lassen und als keiner von beiden nachgibt, sagen beide zu. Was soll schon passieren, wenn sie rund um die Uhr in einem fremden Land zusammen sind und eine Horde Teenager beaufsichtigen müssen?



R. S. Grey ist eine US-amerikanische Schriftstellerin. Mit ihren erfolgreichen Romanen steht sie regelmäßig auf der USA Today Bestsellerliste. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihren zwei Hunden in Texas. 

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Kapitel eins


Heute Morgen bin ich in meinem Element. Der Direktor hat das komplette Kollegium zu einer Konferenz vor dem Unterricht einbestellt, so dass wir alle im Morgengrauen aufstehen mussten, um rechtzeitig da zu sein. Im Gegensatz zu meinen Kolleginnen und Kollegen bin ich bereits hellwach. Ich kümmere mich um den Tisch mit den Erfrischungen, den ich freiwillig aufgebaut habe. Ich habe bei Starbucks eine Kanne Kaffee besorgt und mehrere Dutzend Donuts mitgebracht. Inmitten des Kuchensortiments steht ein Tablett mit kunstvoll glasierten Vanilleplätzchen, die mit Zuckerguss und handgemalten Maskottchen der Lindale Middle School verziert sind. Go Lizards!

»Wow, Audrey, da hast du dich ja wirklich selbst übertroffen.«

Ich schwelge im Lob meiner Arbeitskollegen.

»Die besten Plätzchen hier in der Gegend«, sagt jemand und nimmt sich augenzwinkernd ein zweites.

Mein Lächeln scheint eine Dauereinrichtung zu werden.

Aber plötzlich verblasst es.

Noah Peterson betritt den Raum, und mich wundert, dass seine Ankunft nicht von Donnergrollen und Rauchschwaden begleitet wird. Wenigstens Unheil verkündende Musik sollte gespielt werden.

Er hat bereits eine Thermoskanne Kaffee und einen Frühstückstaco in der Hand. Es gibt keinen Grund, warum er zu meinem Tisch kommen sollte. Eigentlich sollte er sich einen Platz in der Nähe der Tür suchen und dort geduldig auf den Beginn des Meetings warten, aber er kann sich einfach nicht zurückhalten.

Ich drehe mich um und rücke die Servietten zurecht, die bereits als ordentliche Fächer auf dem Tisch liegen.

Im Nu ist Peterson bei mir, denn er ist riesig und überbrückt die Entfernung mit wenigen großen Schritten.

Betont gelangweilt, als wollte ich sagen: Ach, du bist es nur. Schade eigentlich, blicke ich zu ihm auf.

»Morgen, Noah. Was hast du in der Thermoskanne da?«, frage ich ihn. »Diesel? Batteriesäure? Menschliches Blut?«

Okay, offensichtlich kann ich mich auch nicht zusammenreißen.

Jeden Morgen wache ich auf und denke: Guten Morgen allerseits, ausgenommen Noah Peterson.

Er deutet auf ein Vanilleplätzchen.

»Was soll das sein?«

Er weiß genau, was das Dekor darstellen soll – schließlich habe ich Stunden damit verbracht, die Plätzchen möglichst makellos zu glasieren –, trotzdem höre ich mich antworten: »Eine Eidechse.«

»Oh, alles klar.«

Meine Augen sind Schlitze. »Das ist ja wohl kaum zu übersehen.«

Er legt den Kopf schief, blinzelt und tut so, als betrachte er das Plätzchen noch genauer. »Ich finde, es sieht eher wie eine Schlange aus.«

Er nimmt ein Plätzchen und zeigt es einer Kollegin, um eine zweite Meinung zu hören.

»Oh, süße Schlange«, sagt sie und bestätigt Noahs Meinung, ohne es zu wissen.

Ich balle die Fäuste. »Okay, du bekommst keine Kekse.«

Sein Blick wirkt jetzt belustigt, denn er weiß, dass er gewonnen hat. »Ich dachte, die wären für alle da.«

»Nicht für dich.«

»Den hier habe ich schon angefasst.«

Ich nehme Noah den Keks aus der Hand, werfe ihn in den Mülleimer neben dem Tisch, in dem er mit einem dumpfen Geräusch landet, und lasse ihn einfach stehen.

Na super.

Jetzt muss ich meine mentale Strichliste der Tage ohne Zwischenfälle mal wieder auf null setzen. Dabei wäre es ein Rekord gewesen: zwei Tage.

Trotzdem bereue ich es nicht. Ich habe diese Plätzchen nicht für Noah gebacken. Er verdient es nicht, meine köstlichen Leckereien zu probieren.

Das Meeting müsste gleich beginnen, aber der Konferenztisch ist noch ziemlich leer. Die meisten Lehrkräfte lungern lieber vor dem Raum herum und verlieren sich in der Menge, damit Direktor O’Malley ihnen keine unbequemen Fragen stellt.

Ich nehme Platz und lege sorgfältig meine Stifte und meinen personalisierten Notizblock vor mir auf den Tisch.

Eigentum von Ms. Cohen.

Ich bin mir Noahs Anwesenheit deutlich bewusst, als er mir schräg gegenüber Platz nimmt. Rasch sind auch die Plätze neben ihm belegt.

Noah Peterson ist alles, was ich nicht bin: locker, unbeschwert und von allen bewundert.

Sein Bild schafft es in jedem Frühling in das Jahrbuch, noch dazu mit der Auszeichnung Lindales coolster Lehrer. Ich bekomme nie eine Auszeichnung, nicht mal eine von den langweiligen.

Offenbar bin ich eine, die »sich Mühe gibt«, wie es eine andere Lehrerin mal liebevoll ausgedrückt hat, als sie nicht bemerkt hatte, dass ich noch im Lehrerzimmer war, um mein kalorienarmes Frühstück zu verspeisen. Ich bin die Kollegin, die ekelhaft früh bei Meetings erscheint und freiwillig länger bleibt, um eine Fahrgemeinschaft zu bilden. In meinem Klassenraum sieht es aus wie nach einer Explosion im Spielwarenladen. Es gibt aufwendig bestückte Pinnwände, inspirierende Poster, Belohnungslisten. Meine Schüler haben kaum Platz zum Sitzen.

Als Noah zu Beginn des Schuljahrs zum ersten Mal meinen Klassenraum betrat, zog er die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch.

»Wow … diesmal ist es sogar für deine Verhältnisse viel, und das soll kein Kompliment sein.«

Ich zog es vor, seinen spöttischen Tonfall zu ignorieren und stattdessen zu lächeln, als hätte er gerade etwas wahnsinnig Nettes gesagt. Etwas wie: Audrey, du bist meine Heldin. Niemand ist cleverer und cooler als du.

»Danke.«

»Wie lange hast du dafür gebraucht?«

»Ist fast alles gekauft.«

Nach dieser Lüge stieß ich den Müllereimer unauffällig mit dem Fuß an, damit die leere Klebestift-Packung mit der Aufschrift Jetzt 200 Stück! unter dem Pult verschwand. Ich hielt die rechte Hand hinter dem Rücken, um das Pflaster an meinem rechten Daumen vor ihm zu verstecken. Plotter-Verletzung.

»Ist das ein Eiffelturm aus Pappmaché?«

»Äh … ja. Findet man heute alles im Internet.«

Für den Eiffelturm habe ich eine ganze Woche gebraucht. Er nimmt eine komplette Ecke des Klassenraums ein, und darunter können sich die Kinder in weiche Kissen und Decken kuscheln und lesen.

Was machen eigentlich andere Leute in den Sommerferien?

Jetzt betritt Direktor O’Malley den Konferenzraum, einen Becher Kaffee von der Tankstelle und einen rasselnden Schlüsselring in Händen. Er trägt einen ausgeblichenen grauen Anzug und eine gemusterte Krawatte aus den Neunzigerjahren. Er ist klein und gedrungen und hat einen Rettungsring um die Taille. Die wenigen Haarsträhnen auf seinem Kopf kämpfen verzweifelt um ihr Leben.

Wenn er eine Gesamtkonferenz einberuft, wissen wir, dass wir Sitzfleisch brauchen werden. Wie ein betrunkener Onkel, der bei einer Hochzeit das Mikro ergattert, weiß auch Direktor O’Malley die Dinge in die Länge zu ziehen. Er besitzt die unheimliche Fähigkeit, aus einer kurzen Ankündigung eine stundenlange, ausufernde Rede zu machen.

Als es um die Effizienz der Essensausgabe geht, schalte ich kurz ab, und als ich wieder zuhöre, ist er bereits bei einem völlig anderen Thema angelangt.

»Wenn Sie Ihren Tag in Angriff nehmen, versuchen Sie doch einmal, die Buchstaben des Wortes LEHRER zu verkörpern. Leidenschaftlich. Energiegeladen. Rege. Ehrfurchtgebietend …«

»Sie haben das H vergessen!«, ruft jemand.

Direktor O’Malley verstummt und fängt an, seine Worte noch einmal durchzugehen und die einzelnen Buchstaben an seinen Wurstfingern abzuhaken.

O mein Gott.

»Steht H nicht für harte Arbeit?«, fragt jemand anders.

»Ich dachte, eher für Hilfsbereitschaft«, meldet sich Noah zu Wort, der genau weiß, was er da tut.

In den nächsten zehn Minuten läuft die Konferenz komplett aus dem Ruder, denn Direktor O’Malley lässt uns darüber abstimmen, ob H für Hilfsbereitschaft oder für harte Arbeit stehen soll.

Das Ergebnis ist ein Unentschieden, da schreitet Konrektorin Trammell ein – der wahre Kopf hinter dem ganzen Betrieb hier – und schlägt höflich vor, zum nächsten Punkt der Tagesordnung überzugehen.

»Ach ja.« Direktor O’Malley räuspert sich, ehe er in ungewohnt feierlichem...



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