Greshake | Römisches Gift | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 124 Seiten

Greshake Römisches Gift

Ein Fall für Questore Bustamante
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7557-8699-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Questore Bustamante

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

ISBN: 978-3-7557-8699-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ausgangspunkt dieses Kirchenkrimis sind Giftanschläge in Rom, die während der feierlichen Papst-Gottesdienste auf dem Petersplatz beim Kommunionausteilen verübt wurden. Darüber hinaus wurde einer der engsten Mitarbeiter des ermittelnden Questore vergiftet, und in einigen römischen Hostienbäckereien das gleiche Gift entdeckt. Wer steckt dahinter? Was bezweckt man mit all dem? Bald stellt sich der Verdacht ein, dass damit kuriale Kreise den Reformen des gegenwärtigen Papstes, die eine arme und machtlose Kirche zum Ziel haben bis hin zur Aufgabe der Eigenstaatlichkeit des Vatikans, entgegentreten wollen. Wie lässt sich das verhindern?

Der Autor, Dr. theol., Lic. phil. Gisbert Greshake, Jahrgang 1933, ist emeritierter Theologieprofessor. Er war vor allem in Wien, Freiburg i. Br. und Rom tätig und veröffentlichte unzählige Fachbücher und -artikel. Nebenbei schreibt er auch "Kirchenkrimis", um den Blick für notwendige Reformen in der Kirche zu schärfen.

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Ein „perfektes Verbrechen“ kündigt sich an
Abend des Christi-Himmelfahrtsfestes. Vicequestore Dr. Teofrasto Bustamante (von seinen Freunden meist „Bu-Bu“ genannt, wenn sie ihn nicht witzelnd mit „Vice“ anredeten) war den ganzen Tag auf einer Bergwanderung gewesen: Mit dem Auto ging es zunächst nach Carpineto Romano, einem malerischen Städtchen etwa 80 km von Rom entfernt. Es ist der Geburtsort von Papst Leo XIII, der durch seine Sozial-Enzyklika „Rerum novarum“ in die Geschichte der Kirche eingegangen ist. Daran erinnert noch eine der Hauptstraßen des Ortes, welche „Via Rerum novarum“ heißt und in die „Strada panoramica“ della Semprevisa einmündet. Am Ende dieser Panorama-Straße ließ der Questore den Wagen stehen und stieg von dort aus zu Fuß auf einen der schönsten Aussichtsberge Latiums, auf den Monte Semprevisa, 1536 m hoch. Dann ging es auf einem anderen Weg wieder zurück zum Auto. In diesen Tagen, Ende Mai, leuchtete das frische Grün, wie es nur leuchten kann, dazwischen eine Fülle von bunten Frühlings- und Frühsommerblumen. Und all das bei Vogelgesang und angenehmen Temperaturen. Dazu ein herrlicher Blick nach Osten auf die Abruzzen, nach Westen auf Küste und Meer bis hin zum Capo San Felice Circeo, dessen Name (Circeo ~ Circe) noch an die Irrfahrten des Odysseus erinnert. Gleich unterhalb des Berges sieht man auf die unter Mussolini am Reißbrett entworfenen Ortschaften der früheren Pontinischen Sümpfe, eine im Grunde langweilige Gegend, wenn man in ihr weilt oder sie durchfährt, aber jetzt, von oben her gesehen, eine Landschaft voller Grün und Hoffnung. Zu Hause zurückgekehrt konnte der Questore nur eines feststellen: Es war ein gelungener, ja fantastisch schöner Ausflug! Jetzt lehnte er sich entspannt, glücklich und wohlig müde in seinen Sessel zurück, um auf RAI Uno die Fernsehnachrichten des Tages zu konsumieren. An Feiertagen wie diesem, wo alles im Grünen unterwegs war oder sich an den Stränden kuschelte, würde wohl nichts sonderlich Aufregendes passiert sein. Aber von wegen! Gleich die Spitzennachricht ließ ihn aufhorchen: „Eine amerikanische Touristengruppe musste nach Besuch der heutigen feierlichen Papstmesse auf dem Petersplatz mit Darmvergiftung in umliegende Krankenhäuser eingeliefert werden. Es besteht der Verdacht, dass die Hostien, welche die Teilnehmer bei der Kommunion empfangen haben, vergiftet waren.“ Im Folgenden hieß es dann weiter, man sei zunächst davon ausgegangen, dass die Gruppe sich in ihrem Hotel an einer verdorbenen Speise infizierte. Doch dann stellte sich heraus, dass auch andere Leute, die nicht im gleichen Hotel wohnten, aber während der päpstlichen Messfeier in der Nähe der amerikanischen Touristen standen und beim gleichen Priester die Kommunion empfingen, dieselben Symptome: hohes Fieber, Erbrechen, Bauchschmerzen usw. aufwiesen. Die polizeilichen Untersuchungen würden der rätselhaften Sache weiter nachgehen. Soweit die Meldung. „O je!“, dachte der Questore, „das könnte dann auch neue Arbeit für mich bedeuten.“ Schließlich war er Behördenleiter der Kontaktstelle zwischen vatikanischer und italienischer Justiz und als solcher mit allen gemeinsamen rechtlichen Fragen und kriminellen Angelegenheiten befasst. Als einer der hochrangigsten Polizeioffiziere Roms unterstand er direkt dem italienischen Innenministerium, in einigen Fragen aber auch dem Ministerium der Justiz. „Vicequestore“ war dabei sein amtlicher Titel, der ihn vom „Questore“, dem Polizeipräsidenten von Rom, mit dem er relativ selten zu tun hatte, unterschied. Im hochoffiziellen Umgang wurde er als Onorevole Signor Questore angeredet. Sollte hinter der Vergiftung der Hostien ein Verbrechen stehen – was ja noch keineswegs sicher war –, musste er sich wohl in Zusammenarbeit mit den vatikanischen Behörden der Sache annehmen. Denn zwar gehört der Petersplatz in Rom zum vatikanischen Staatsgebiet, doch ist in Artikel 22 der sogenannten Lateranverträge von 1929 geregelt: „Auf Ersuchen des Heiligen Stuhles und durch Bevollmächtigung von seiner Seite, die von Fall zu Fall oder für dauernd erteilt werden kann, wird Italien auf seinem Gebiet für die Bestrafung der in der Vatikanstadt begangenen Straftaten sorgen.“ Da diese Bevollmächtigung meist automatisch erfolgte, zumal wenn es um Touristen in Rom ging, war sie auch jetzt vorauszusetzen. Vermutlich würde sich Monsignore Salvatore Morreni schon bald bei ihm melden. Msgr. Morreni war in etwa das vatikanische Gegenstück zum Vicequestore: Wie dieser in Rechtsangelegenheiten und bei Straftaten die Kontaktstelle von italienischem Staat zum Vatikan hin bildete, war jener umgekehrt der Verbindungsmann des Vatikans zur italienischen Polizei und Justiz. Daneben hatte er noch die Arbeit verschiedener anderer vatikanischer Behörden zu koordinieren. Obwohl er kein Bischof war, sondern nur „Monsignorino“ – „Kleiner Monsignore“ –, war er ein mächtiger, einflussreicher Mann, mit dem sich Bustamante, der sich selbst als „bekennenden Agnostiker“ bezeichnete, sehr gut verstand, um nicht zu sagen: mit dem er eng befreundet war. Oder sollte sich der Monsignore vielleicht schon telefonisch bei ihm gemeldet haben? Bustamante suchte nach seinem „Cellulare“ (oder auch „Telefonino“, beides italienische Namen fürs Handy), das er fast nie bei seinen Ausflügen mitnahm und das überhaupt bei ihm meist ausgeschaltet war. Denn im Grunde hasste er Handys. Er erinnerte sich noch an eine Vorlesung während seines früheren Theologiestudiums. Damals führte der Professor aus, dass sich die Sucht des Menschen, Gott gleich sein zu wollen, auf vielerlei Weise ausdrücke. Eine davon sei der exzessive Gebrauch des Handys. „Überall und sofort erreichbar sein, überall und sofort zugegen sein – das ist im Grunde ein göttliches Prädikat!,“ hatte er gesagt. „Wir dagegen sind Menschen, endliche Geschöpfe, an Zeit und Raum gebunden. Man muss nicht überall und sofort erreichbar und zugegen sein!“ Bustamante hatte das eingeleuchtet. Er benutzte das Handy nur, wenn sein Beruf es unbedingt erforderlich machte. So musste er auch jetzt lange herumkramen, bis er es unter einem Haufen ungelesener Zeitungen und Zeitschriften schließlich fand und einschalten konnte. Und tatsächlich fand sich darauf eine SMS von Msgr. Morreni, der ihn um Rückruf bat. Der Questore erledigte dies sofort. Man kam überein, heute und morgen in dieser brandneuen Angelegenheit einer möglicherweise vergifteten Kommunion noch nichts zu unternehmen, sondern erst das Ergebnis weiterer Untersuchungen abzuwarten. Vielleicht stellte sich ja alles doch als ganz harmlos heraus. „Und im übrigen,“ so Bustamante, „trifft sich am Samstagabend der ‚Club novità‘, zu dem Du ja als Mitglied gehörst und ich meist als Gast eingeladen werde. Am kommenden Samstag werde ich wohl dabei sein, und dann können wir uns ja dort über alles weitere verständigen.“ Tatsächlich wollte Bustamante sich nicht zu eng an diesen akademischen Klub binden, der ursprünglich den Namen „Novità professioni accademiche“ (deutsch etwa: „Neues aus Akademikerberufen“) trug, dann aber nur noch kurz als „Club novità“ bezeichnet wurde. Zu diesem Klub gehörten 20 bis 30 Akademiker aus unterschiedlichen Berufen und Fachrichtungen, die sich im Schnitt monatlich abwechselnd in ihren Privatwohnungen trafen. Dort informierte dann jeweils ein Klubmitglied über die neuesten Entwicklungen in seinem Beruf, und nach einem kleinen Imbiss diskutierte man weiter über das Gehörte. Obwohl der Questore kein formelles Mitglied war und sein wollte, wurde er doch regelmäßig von dieser Vereinigung wie auch von anderen wissenschaftlichen Zirkeln, kulturbeflissenen „Salons“ und politischen Konventikeln, wie es sie in Rom in Unmengen gibt, eingeladen. Denn man schätzte ihn nicht nur wegen seiner außergewöhnlich hohen Bildung – immerhin hatte er ein komplettes Philosophie-, Theologie- und Jurastudium mit Auszeichnung absolviert –, sondern auch wegen seiner immensen Fähigkeiten: er war nicht nur hochgescheit, sondern ebenso ein feinsinniger Psychologe und tiefschürfender Analytiker, der sowohl komplizierteste Rechtsprobleme wie auch schwierigste Kriminalfälle zu lösen verstand. Aber diese Vorzüge wie auch seine exponierte, einflussreiche Stellung verbargen sich hinter seinen äußeren, irgendwie arglos-treuherzig wirkenden Umgangs- und Erscheinungsformen. Man glaubte, in ihm einen gutmütigen, naiven und sehr harmlosen „Onkel“ vor sich zu haben, den pyknischen Typ eines freundlich mitfühlenden guten Nachbarn oder auch Stammtischkumpanen. Wehe, wer auf diesen ersten Eindruck „hereinfiel“! Die kurze Besprechung mit Msgr. Morreni am Rande des Klub-Treffens am Samstagabend brachte nicht viel Neues. Die polizeilichen Ermittlungen – ziemlich oberflächlich auch deshalb, weil die Infizierten sich nach 2 Tagen schon wieder erholt hatten und aus der Klinik entlassen wurden –, hatten die ursprüngliche Vermutung...



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