Theologe, Pädagoge und Humanist
E-Book, Deutsch, 111 Seiten
ISBN: 978-3-641-07450-0
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
- Die Biographie zum 450. Todestag Melanchthons am 19. April 2010
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;2
2;Einführung;4
3;1. Herkunft und Bildungsgang;7
3.1;Das Umfeld;7
3.2;Heidelberg;7
3.3;Tübingen;7
4;2. Die ersten Wittenberger Jahre;12
4.1;Die Ankunft;12
4.2;Zwischen Erasmus und Luther;12
4.3;Die —Loci communes ;12
4.4;Wittenberger Unruhen;12
4.5;Veränderter Horizont;12
4.6;Eine Urlaubsreise;12
5;3. Trennungen;24
5.1;Das Problem der Willensfreiheit;24
5.2;Der Bauernkrieg;24
5.3;Streit über das Abendmahl;24
6;4. Der Pädagoge;32
6.1;Der akademische Lehrer;32
6.2;Schulgründungen;32
6.3;Visitationen;32
6.4;Der —Unterricht der Visitatoren ;32
7;5. Verantwortung vor Kaiser und Reich;41
7.1;Der Reichstag von Speyer;41
7.2;Bündnis und Bekenntnis;41
7.3;Der Augsburger Reichstag;41
7.4;Augsburger Bekenntnis und Apologie;41
7.5;Nachwirkungen;41
8;6. Einigungsbestrebungen;52
8.1;Europäische Kontakte;52
8.2;Die Wittenberger Konkordie;52
8.3;Der Lehrmeister;52
8.4;Religionsgespräche;52
9;7. Schmalkaldischer Krieg und Interim;63
9.1;Bedrohliche Entwicklungen;63
9.2;Der Krieg;63
9.3;Das Interim;63
9.4;Weiterungen;63
10;8. Die letzten Jahre;72
10.1;Innerprotestantischer Streit über die reine Lehre;72
10.2;Bemühungen um die Lehreinheit;72
10.3;Kampf gegen den erneuerten Katholizismus;72
10.4;Das Ende;72
11;9. Das Vermächtnis;81
12;Anmerkungen;86
13;Abkürzungen;96
14;Quellen und Darstellungen;97
15;Personenregister;107
16;Copyright;111
7. Schmalkaldischer Krieg und Interim (S. 106-107)
Bedrohliche Entwicklungen
Auf dem Reichstag in Speyer sollte 1544 weiter über die Religionsfrage verhandelt werden. Das Treffen wurde dann auf das folgende Jahr in Worms verlegt, und Melanchthon erhielt den Auftrag, noch einmal die kursächsische Position darzulegen. Das geschah in dem später als „Wittenberger Reformation“ bezeichneten Gutachten.164 Fünf Gesichtspunkte stellte Melanchthon heraus: Zuerst und vor allem müsse die reine Lehre klar und deutlich verkündet werden.
Dazu gehörte die richtige Verwaltung der Sakramente sowie die Anerkennung und Würdigung des Predigtamtes. An vierter Stelle nannte er die Kirchenzucht, die geistliche Gerichte wahrzunehmen hätten. Schließlich unterstrich Melanchthon einmal mehr die Notwendigkeit der offiziellen Fürsorge für Schulen und Universitäten sowie die Verantwortung der Obrigkeiten für die Kirche insgesamt. Das Dokument fand die Zustimmung der Theologen und Politiker. Allerdings vermisste nicht nur Bucer die in der gegenwärtigen Situation geforderte Schärfe gegenüber den Altgläubigen.
Am 13. Dezember 1545 wurde das Konzil in Trient in Südtirol, im südlichsten Zipfel des Deutschen Reiches eröffnet. Es handelte sich nun eindeutig um eine Kirchenversammlung der Anhänger des Papstes. Von den Protestanten war niemand erschienen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten dogmatisierte das Konzil in rascher Folge viele der umstrittenen Fragen der Lehre im römisch-katholischen Sinn: zunächst das Verhältnis von Bibel und kirchlicher Tradition, im Juni das Verständnis der Erbsünde.
Im Januar 1547 erfolgte die Festlegung der Rechtfertigungslehre, Anfang März die Entscheidung über die Sakramente, sieben an der Zahl. Am 11. März verlegte der Papst das Konzil in den Kirchenstaat, nach Bologna. Die politische Zielsetzung dieses Vorgehens lag auf der Hand: Karl V. sollten gegenüber den Protestanten die Hände gebunden sein. Über religiöse und theologische Fragen hatte nicht der Kaiser zu entscheiden, sondern allein der Papst.
Insofern hing die Forderung Karls V. an die Protestanten in der Luft, sich dem Konzil zu unterwerfen. Auch Melanchthon begründete 1546 ausführlich, „Warum die Stände, die sich der Augsburgischen Konfession angeschlossen haben, an ihrer Lehre festhalten und das Trienter Konzil weder besuchen noch anerkennen können“. Er erläuterte die religiösen, theologischen und kirchenpolitischen Ursachen der Reformation und erklärte im Blick auf die Gegenwart: „Wir haben keine Freude an Uneinigkeit. Wir wissen auch, welche Gefahren und andere Lasten wir tragen. Gleichwohl können wir nicht zugeben, dass die göttliche Lehre, die für die Kirche so nötig ist, vertilgt werden soll. Auch wollen wir uns und unsere Nachkommen nicht an Unschuldigen schuldig machen.“
Ein weiteres Religionsgespräch fand 1546 in Regensburg statt. Nur wenige Protestanten kamen. Kaum jemand akzeptierte jetzt noch Bucers Auffassung, dass man den Altgläubigen das Feld nicht freiwillig überlassen dürfe. Echte Gespräche fanden auch nicht mehr statt. Dass der Kaiser nur noch zum Schein verhandelte, war allen Einsichtigen klar; ebenso, dass ein Krieg Karls V. gegen den Schmalkaldischen Bund bevorstand. Doch gleichzeitig feierte man Feste und königliche Hochzeiten.