Greiner | Cancel Sapiens | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Greiner Cancel Sapiens

Die Entzauberung der Menschheit
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-7272-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Entzauberung der Menschheit

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7578-7272-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Greiner hat einen unterhaltsamen Weg gefunden, komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Die Dialogform mit einer Jugendlichen lässt einfache Fragen zu, mit der Direktheit und Unbekümmertheit von jungen Menschen. Es sind Fragen, wie sie uns eigentlich alle auf der Zunge brennen, wenn wir uns mit komplexen Sachverhalten beschäftigen, für die wir keine Spezialisten sind. So gelingt es Greiner in diesem kleinen Büchlein so komplexe Themen wie Konstruktivismus, Evolution und Bewusstsein einfach und verständlich darzustellen. Hinzu kommt eine verblüffende, neue Sicht über die Stellung des Menschen im Universum. Greiner garniert das Ganze mit einem Essay über die hohe Bedeutung des Zufalls in unserem Leben und gibt Ratschläge, wie wir stressfrei über diese und andere Themen diskutieren können. Ein gelungenes Buch, amüsant und trotzdem tiefgehend.

Dr. Ing. Tilmann Greiner ist von Haus aus Wirtschaftsingenieur und war Manager in der Industrie. Parallel hat er sich intensiv und streng wissenschaftlich Jahrzehnte lang mit den Themen Evolutionstheorie, Konstruktivismus und Philosophie des Geistes auseinandergesetzt. In diesen Wissensgebieten kennt er alle bekannten Denkrichtungen und hält sich immer auf dem neuesten Stand. Als Ingenieur besitzt er die Fähigkeit, komplexe Themen einfach und verständlich zu erschließen, eine Fähigkeit, die sich in unzähligen Diskussionen noch verstärkt hat. Besonders am Herzen liegt ihm, zu zeigen, dass der Mensch ein Lebewesen wie jedes andere ist, weder die Krone der Schöpfung noch das Maß aller Dinge. Tilmann Greiner lebt sowohl in Hamburg als auch in der Nähe von Heidelberg.

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Über die Wirklichkeit des Menschen
Dialog 1: Kein Lebewesen kann die Realität erkennen
Tochter: Du Papa, heute haben wir in der Schule etwas Komisches durchgenommen, Kollektivismus oder so ähnlich. Die Anhänger dieser Philosophie behaupten, wir Menschen können die Realität nicht erkennen. Das ist doch bescheuert, oder? Vater: Ah, du meinst Konstruktivismus? Tochter: Ja, genau, so hieß das. Vater: Ja, das ist ein komischer Name, man kann ihn sich schwer merken. Aber du wirst lachen, seine Anhänger haben recht. Tochter: Papa, du schockierst mich. Das kann doch nicht dein Ernst sein. In diesem Moment sehe ich dich doch, ich rieche meinen Goldhamster, höre die Glocken läuten. Das ist doch real! Vater: Woher weißt du das? Tochter: Ähh, hmmm, was soll man denn darauf antworten? Das ist doch einfach offensichtlich. Vater: Naja, dass die Erde flach sein soll, war auch mal offensichtlich. Tochter: Okay, wissenschaftlich ist mein Argument nicht. Aber es beruht auf dem gesunden Menschenverstand. Und ist erfolgreich. Wenn mein Goldhamster stinkt, dann miste ich ihn aus und er stinkt nicht mehr. Vater: Es gibt aber tatsächlich sehr viele Hinweise darauf, dass wir die Realität nicht erkennen, aber dennoch gut in ihr überleben können. Tochter: Na dann schieß mal los. Vater: Die Grundlage aller Erkenntnis können doch nur die Signale sein, die wir über unsere Sinne empfangen. Das wirst du nicht abstreiten! Tochter: Na Papa, das geht aber einfach los. Klar ist das so. Hätte jemand keine Sinne könnte er nichts erkennen. Vater: Gut! Weißt du auch, dass die optischen, akustischen, haptischen usw. Signale von dem jeweiligen Sinnesorgan direkt in elektrische Signale umgewandelt und über Nerven an das Gehirn weitergeleitet werden? Tochter: Ich glaube, mich zu erinnern, das gelernt zu haben. Vater: Gut! Das bedeutet, dass im Gehirn zu jedem Zeitpunkt ein riesiger Strom von elektrischen Signalen ankommt. Es kommen keine Farben, Bilder, Töne, Musik, Gerüche an. Tochter: Okay, das muss wohl dann so sein. Vater: Genau. Wir aber sehen Bilder, hören Musik, und riechen Gerüche, usw. Woher kommen diese Vorstellungen? Tochter: Da ist dann ja nur ein Schluss möglich: Das Gehirn muss diese Vorstellungen schaffen. Vater: Richtig. Das Gehirn besteht aber aus 100 Milliarden „dummer“ Gehirnzellen, die an andere Gehirnzellen elektrische Signale senden können, sonst nichts. Wie kann ein Gehirn aus einem Strom elektrischer Eingangs-Signale Vorstellungen wie Bilder und Musik konstruieren? Tochter: Hm. Das könnte wie in einem Computer sein; Signale kommen rein, werden verarbeitet und Vorstellungen werden ausgegeben. Zur Verarbeitung von Signalen benötigen Computer Programme, in denen festgelegt ist, wie die reinkommenden Signale verarbeitet werden. Im Gehirn müssen Programme sein. Vater: Sehr guter Vergleich. In unserem Gehirn existiert tatsächlich etwas Ähnliches wie Programme, mehr oder wenig feste Verdrahtungen zwischen Gehirnzellen und Gehirnarealen. Wie haben sich diese Verdrahtungen im Lauf der Evolution gebildet? Tochter: Laut Darwin entstehen Eigenschaften zufällig durch Mutationen und bleiben erhalten, wenn sie die Fortpflanzungsrate erhöhen oder sie zumindest nicht verschlechtern. Vater: Druckreif formuliert! Das heißt aber, dass die Ergebnisse dieser Programme, nämlich unsere damit konstruierten Vorstellungen, ausschließlich zum Erhalt oder zur Verbesserung der Fortpflanzung dienen. Die Lebewesen haben nichts davon, die Realität möglichst gut abzubilden. Tochter: Aber wenn die Realität abgebildet wird, hilft uns das doch, uns besser fortzupflanzen. Vater: Aber unser Gehirn kennt ja die Realität nicht und kann sie damit auch nicht abbilden. Das Gehirn hat ja nur Signale unserer Sinne zur Verfügung. Selbst wenn es wollte, könnte es daraus kein Bild der Realität erzeugen, weil es sie nicht kennt. Tochter: Das verstehe ich nicht. Die Signale kommen doch aus der Realität. Vater: Ja, aber woher soll das Gehirn denn wissen, wie es die Milliarden von elektrischen Signalen, die es jede Sekunde empfängt, so zu Vorstellungen zusammensetzen soll, dass die Realität abgebildet wird? Es kennt ja die Realität nicht. Tochter: Hast du recht Papa. Das geht nicht! Schlimm! Vater: Nein, überhaupt nicht schlimm! In der Evolution geht’s nur ums Fortpflanzen. Das ist das Einzige, was das Gehirn wissen kann, denn sonst wäre es nicht mehr da. Das Gehirn konstruiert also irgendeine beliebige Vorstellung, die nur eins können muss: Dazu beizutragen, dass das Individuum überlebt und sich fortpflanzt. Tochter: Papa, das ist mir zu hoch. Mach mal ein Beispiel. Vater: Okay. Stelle dir einen Blinden vor, der nichts von der Welt weiß. Er bekommt die Aufgabe, durch einen Wald an einen Fluss zu gehen. Er weiß nicht, was Bäume sind, was ein Wald ist. Er läuft los und stößt gegen etwas und läuft darum herum. Und das passiert immer wieder, bis er es endlich geschafft hat und an den Fluss kommt. Um den Fluss zu erreichen ist es vollkommen unerheblich, ob er weiß, was ein Baum oder ein Wald ist. Er kann sich vorstellen, dass die Bäume irgendwelche Felsen sind, oder erstarrte Waldschrate, oder Fabrikschlote. Um zum Fluss zu kommen, muss er sie nur als unverrückbares Hindernis verstehen. Tochter: Ah, jetzt wird es mir klarer: Der Wald und die Bäume sind die Realität. Überleben und damit sich fortpflanzen bedeutet, den Fluss zu erreichen und die Fabrikschlote sind das Bild, das sich das Gehirn konstruiert. Vater: Und das Anstoßen an die Bäume ist der Bezug zur Realität. Denn eins ist klar. Da draußen ist etwas, da gibt es eine Realität und die sendet ständig Signale und wirkt auf uns ein. Unsere Vorstellungen haben einen Bezug zur Realität, der uns zu überleben hilft, sind aber weit davon weg, die Realität in irgendeiner Form abzubilden. Und was noch verrückter ist, es ist völlig egal und bleibt dem Zufall überlassen, welches Bild er sich von der Wirklichkeit macht: Fabrikschlote, Felsen, Waldschrate. Hauptsache, sie stehen fest und bilden ein Hindernis. Tochter: Das schafft mich! Dass wir die Realität da draußen nicht erkennen können, ist ein Schock. Das muss ich erst mal verdauen. Vater: Nicht nur für dich ein Schock! Für Descartes konnte beim verwirrenden Nachdenken über die Realität nur eins sicher sein: Mich gibt es, weil ich denke. Oder mein Lieblingsphilosoph Berkely sagte: Sein ist wahrgenommen werden. Alles was nicht wahrgenommen wird, existiert nicht. Er stellte die berühmte Frage, ob der im einsamen Wald umstürzende Baum auch dann noch ein Geräusch verursacht, wenn niemand da ist, es zu hören. Tochter: Dies Frage kann doch ein Konstruktivist ganz leicht beantworten: Weder den Baum noch das Geräusch gibt es in der Realität oder hat es jemals gegeben. Es ist eine Konstruktion unseres Gehirns. Irgendwas passiert da draußen in der Realität, aber bestimmt nicht, dass ein Baum umstürzt und dabei knackt. Vater: Na siehst du, jetzt bist du ja selber schon ein halber Konstruktivist. Tochter: Gott bewahre! Das ist so schwer vorstellbar, dass wir die Realität nicht erkennen können. Ich brauch einfach noch mehr Beispiele. Vater: Stell dir vor, ein verrückter Wissenschaftler operiert das Gehirn eines Menschen aus dem Schädel und gibt es in eine Nährlösung, damit es weiterlebt. Ein Computer stimuliert das Gehirn dann an bestimmten Stellen mit elektrischen Signalen und empfängt seinerseits Signale des Gehirns von bestimmten Stellen. Und plötzlich denkt dieser Mensch, dass er zum Beispiel gerade Eis isst oder über eine Blumenwiese geht. In der Realität schwimmt sein Gehirn nur in einer Nährlösung und ist an einen Computer angeschlossen. Tochter: Uuuh. Das ist ja wie aus Frankenstein! Nein, ich denke an seriöse Beispiele, vielleicht aus dem Tierreich, wie man überleben kann, ohne die Realität zu erkennen. Vater: Die gibt es! Aber dann beim nächsten Mal. Machen wir Schluss für heute. Ich glaub, das Abendbrot ist fertig. Davor nochmal kurz zusammenfassen: Die Realität ist für uns nicht erfassbar. Die Vorstellungen, die unser Gehirn aufgrund von Signalen aus der Realität erzeugt, müssen aber...



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