E-Book, Deutsch, Band 5, 668 Seiten
Green Todtsteltzers Schicksal
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7525-1
Verlag: beBEYOND
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Deathstalker - Buch 5
E-Book, Deutsch, Band 5, 668 Seiten
Reihe: Die Legende von Owen Todtsteltzer
ISBN: 978-3-7325-7525-1
Verlag: beBEYOND
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Ex-Piratin Hazel d'Ark ist nicht nur eine offizielle Heldin der großen Rebellion, sie ist auch Owen Todtsteltzers große Liebe - und sie wurde entführt! Owen reist ins Obeah-System, um Hazel zu retten, und entdeckt: Die Blutläufer, Hazels heimtückische Entführer, haben die Angelegenheiten des Imperiums weitaus stärker beeinflusst, als irgendjemand ahnte ... Doch es gibt noch eine weitaus größere Gefahr, die die Existenz der gesamten Menschheit bedroht!
'Abenteuer, Raumschlachten, Heldentum und exotische Schauplätze - Green mischt alle Zutaten zu einer außergewöhnlichen Space Opera.' (Booklist)
Simon R. Greens große SF-Serie um Owen Todtsteltzer, die ihm den Durchbruch brachte - jetzt endlich wieder erhältlich, erstmals als eBook!
Die Legende von Owen Todtsteltzer: 1. Der Eiserne Thron, 2. Die Rebellion, 3. Todtsteltzers Krieg, 4. Todtsteltzers Ehre, 5. Todtsteltzers Schicksal, 6. Todtsteltzers Erbe, 7. Todtsteltzers Rückkehr, 8. Todststeltzers Ende
Sowie die Romane aus dem Todtsteltzer-Universum (ab Herbst 2020):
Nebelwelt, Geisterwelt, Höllenwelt
eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.
Simon R. Green (*1955) kommt aus Bradford-on-Avon, England. Während seines Literatur- und Geschichtsstudiums an der Leicester University begann er mit dem Schreiben und veröffentlichte einige Kurzgeschichten. Doch erst 1988, nach jahrelanger Arbeitslosigkeit, verkaufte er seine ersten Romane. Seinen Durchbruch erlangte er Mitte der Neunziger mit der SF-Weltraumoper-Saga um Owen Todtstelzer: Eine Serie, die - wie er selbst sagt - irgendwie außer Kontrolle geraten ist, da er eigentlich nur drei Bücher schreiben wollte ... Mittlerweile umfasst Simon R. Greens Werk weit über 40 Romane, das neben Science Fiction auch verschiedene Subgenres der Fantasy von Dark bis Funny, von High bis Urban abdeckt.
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KAPITEL 2
ALTE WAHRHEITEN FALLEN AUF DIE URHEBER ZURÜCK
Finlay Feldglöck wurde an einem ruhigen Abend im Familienmausoleum beigesetzt. Es regnete, und nicht viele kamen. Evangeline Shreck gehörte natürlich dazu, in Schwarz gekleidet, mit Blumen in der Hand. Adrienne Feldglöck, ebenfalls in Schwarz, mit den beiden Kindern Troilus und Cressida. Und Robert Feldglöck, das Oberhaupt der Familie. Nicht viele Trauernde für einen weithin missverstandenen und verleumdeten Mann. Der Vikar las über einem geschlossenen, leeren Sarg leise aus der Bibel vor. Niemand hatte die Leiche gefunden, aber es bestand kein Zweifel daran, dass Finlay tot war. Viele Leute hatten gesehen, wie er den Turm der Shrecks betrat, Pistole und Schwert in der Hand. Die wenigen Wachleute, die er nicht umgebracht hatte, flüchteten im Laufschritt aus dem Turm und erzählten von einer grimmigen, entschlossenen Gestalt, die ins Herz der Flammen vorgedrungen war, die wie eine gezielte Kugel Kurs auf Gregor Shrecks Privatquartier genommen hatte. Ein Wachmann wurde Zeuge, wie Finlay in dieses blutige Sanktum eindrang. Niemand sah ihn je wieder daraus zum Vorschein kommen. Der Turm der Shrecks brannte auf ganzer Höhe aus, und die meisten Leichen wurden durch die gewaltige Hitze auf nichts als Asche reduziert. Alle stimmten darin überein, dass Finlay Feldglöck schließlich der Tod ereilt hatte, und viele seufzten erleichtert.
Das Feldglöck-Mausoleum hatte schon bessere Zeiten erlebt. Es war ein großer Steinbau ohne Stil oder Charme, jahrhundertealt, errichtet in der Mitte einer mit militärischer Präzision kurz gehaltenen Rasenfläche, und sah ganz nach dem aus, was es war: ein sicherer Ort, um Leichen darin zu lagern. Die dicken Mauern waren hier und da von Bränden geschwärzt, aber sie standen fest, und auch die Schlösser und Riegel hielten und ermöglichten den vielen Generationen toter Feldglöcks, in Frieden zu ruhen. Jetzt fand auch Finlay hier seine Ruhestätte, wenigstens im Geiste. Robert hatte keinen großen Sinn in einer Zeremonie gesehen, ohne dass tatsächlich eine Leiche vorhanden war, die man bestatten konnte, aber er erkannte, dass es Evangeline viel bedeutete, also blieb er friedlich und machte mit. Begräbnisse dienten den Lebenden, nicht den Toten, und jeder wusste das.
Der Vikar leierte weiter, und der Regen fiel noch ein wenig kräftiger aus dem grauen Himmel und prasselte laut auf den geschlossenen Sargdeckel. Evangeline blickte starr geradeaus, der Mund fest, die Augen trocken. Adrienne stand neben ihr und hatte den Schleier leicht gelüftet, damit sie leise in ein Taschentuch schluchzen konnte. Die Kinder standen rechts und links von ihr und machten große Augen, verstanden im Grunde nicht, was hier geschah, waren aber für den Moment überwältigt von der Feierlichkeit des Anlasses. Robert zog den Umhang ein wenig fester zu und verfolgte, wie Regentropfen von seiner breiten Hutkrempe fielen. Er hatte Finlay nie gemocht und kein Geheimnis daraus gemacht, aber letztlich war der geckenhafte Killer ein Familienmitglied gewesen, sodass es Roberts Pflicht war, zugegen zu sein.
Allgemein hieß es, Finlay wäre letzten Endes ganz durchgedreht und hätte seinen alten Feind Gregor Shreck mit ins Grab genommen. Niemand wusste, was Anlass für den offenen Hass zwischen den beiden Männern gewesen war, aber an Gerüchten herrschte kein Mangel, von denen das eine wilder war als das andere. Einig waren sich alle nur darin, dass niemand Gregor Shreck vermisste. Tatsächlich reagierte man in allen gesellschaftlichen Kreisen auf sein Ableben mit ebenso viel Kummer wie über den plötzlichen Tod eines tollwütigen Hundes. Nach dem Abtreten zweier so gefährlicher Mitspieler würde sich das soziale und politische Leben in Parade der Endlosen für alle Beteiligten als wesentlich ruhiger und sicherer erweisen.
Evangeline blickte auf den leeren Sarg hinunter und weinte nicht. Die leisen Worte des Vikars rieselten über sie hinweg, ohne sie zu trösten. Sie hatte schon immer gewusst, dass Finlay im Kampf sterben würde, hatte seinen Tod schon Hundert Mal durchlebt, als er sich nach hundert unmöglichen Einsätzen für die Untergrundbewegung jeweils verspätet hatte. Damals hatte sie bereits ihre Tränen vergossen und keine für jetzt übrig behalten. Dass ihr letztes Zusammensein im Streit geendet hatte, war auch keine Hilfe. Dass sie mit lauten Stimmen schreckliche, unverzeihliche Dinge gesagt hatten. Oder dass Finlay allein aufgrund der Dinge zu Gregor gegangen war, die der Shreck ihr angetan hatte. Dass sie Finlay also gewissermaßen in den Tod geschickt hatte. Ein Teil von ihr war mit Finlay gestorben, und manchmal dachte sie, dass es der bessere Teil gewesen war. Seine Liebe war die einzige, die sie je erlebt hatte, das einzige Licht in ihrem bislang so kurzen, düsteren Leben, und sie wusste nicht, was sie jetzt mit ihrem Leben anfangen sollte. Alles, was sie empfand, war ein fast übermächtiges Bedürfnis, den Sargdeckel zu öffnen, hineinzusteigen und sich im Mausoleum der Feldglöcks bestatten zu lassen. Der beste und schönste Teil ihres Leben war vorbei.
Dem Vikar ging schließlich die Luft aus. Er schlug hastig das Kreuzzeichen über dem leeren Sarg, klappte die Bibel mit lautem Schnappen zu und trat zurück. Seine Rolle bei der Andacht war abgeschlossen. Robert Feldglöck tippte die geheimen Identifikationskodes in das Familienwappen auf der Tür zum Mausoleum, und sie schwang auf und zeigte nur Dunkelheit dahinter. Er sah Evangeline an, und sie legte die Blumen zärtlich auf den Sarg und trat zurück. Der vorprogrammierte Gravschlitten unter dem Sarg beförderte ihn langsam in die schattigen Tiefen der Feldglöck-Familiengruft; die Tür schloss sich entschieden hinter ihm, und das war es dann. Die Andacht vorüber, Abschied genommen, Zeit, mit dem eigenen Leben fortzufahren.
Was immer davon übrig war.
Adrienne wischte sich die Augen ab, schnäuzte sich gründlich und tätschelte Evangelines Arm. »Ich weine immer auf Begräbnissen. Und bei Hochzeiten. Selbst wenn ich die beteiligten Menschen nicht leiden kann. Die Zeremonien sprechen mein Gefühl fürs Dramatische an. Ich hatte immer vor, auf Finlays Begräbnis zu tanzen und zu jubeln. Einmal habe ich ihm gar ins Gesicht gesagt, ich würde auf seinen Sarg pinkeln. Er lachte nur. Aber jetzt ist er dahingegangen ... und ich vermisse ihn. Niemand hat mir je die Stirn geboten, wie er es tat. Im Rückblick scheint der größte Teil meines Lebens eine Reaktion auf das gewesen zu sein, was er tat und was er nicht tat. Mit wem soll ich mich künftig streiten? Wer sonst ist stark genug, dass ich an ihm meine Krallen wetzen kann? Ach, Evie! Ich habe ja nicht geahnt, wie wichtig er für mich war, bis ich ihn verloren habe.«
»Es war gut, dass du gekommen bist«, sagte Evangeline. »Er hat deine Kraft und deinen Mut immer bewundert.«
»Rede nicht so, meine Liebe. Du bringt mich nur wieder zum Weinen. Du weißt, dass du herzlich willkommen bist, wenn du eine Zeit lang bei uns wohnen möchtest.«
»Nein, danke. Ich bin im Moment wirklich nicht in Stimmung für Gesellschaft. Kommst du zurecht?«
»O natürlich, meine Liebe! Ich bin Überlebenskünstlerin, wie jeder weiß. Rufe mich an, falls du irgendetwas brauchst.«
Adrienne tätschelte ein letztes Mal Evangelines Arm, sammelte ihre Kinder ein und führte sie weg. Robert kontrollierte noch einmal, ob das Mausoleum auch wieder sicher abgeschlossen war, und gesellte sich zu Evangeline. Sie standen verlegen zusammen und wussten beide nicht recht, was sie sagen sollten. Sie hatten, von Finlay abgesehen, nie etwas gemeinsam gehabt, und sie hatten selbst ihm gegenüber nie die gleichen Gefühle gehegt. Schließlich sagte Robert, es wäre eine schöne Andacht gewesen, und Evangeline pflichtete ihm bei. Das Wetter wäre allerdings eine Schande. Ja. Er fragte, ob er irgendetwas für sie tun könnte, und sie sagte nein. Er verkündete, er wolle den Vikar bezahlen und sich um den unumgänglichen Papierkram kümmern, und sie beglückwünschte ihn zu seiner kürzlich bekannt gegebenen Verlobung mit Konstanze Wolf. Sie standen noch etwas länger zusammen, aber keinem fiel mehr etwas ein, was er hätte sagen können. Robert verbeugte sich schließlich vor Evangeline und entfernte sich, wobei er den Vikar mitnahm, und alle verspürten eine gewisse Erleichterung.
Und so stand Evangeline allein vor dem steinernen Mausoleum. Ein verdammt hässlicher Ort, aber einer, der der Familie gehörte, und das hatte sich Finlay wahrscheinlich auch gewünscht. Es regnete immer noch. Graue Wolken für einen grauen Tag. Evangeline zog die Kapuze ihres Umhangs etwas tiefer, um das Gesicht vor dem Regen zu schützen. Ihre Hände fühlten sich an, als gehörten sie jemand anderem. Als stünde sie selbst schon im Begriff, den Rest ihres Lebens wie eine Schlafwandlerin zu durchschreiten. Dabei war es ja nicht so, dass sie nicht mehr als genug zu tun gehabt hätte. Nach Gregors Tod war sie die erste Kandidatin für seine Nachfolge als Oberhaupt des Clans Shreck gewesen, aber sie hatte diese Ehre ablehnen müssen. Sie hätte sich einem Gentest unterziehen müssen, um ihre Abstammung nachzuweisen, und das konnte sie nicht...




