Gray | Spellcaster: Düstere Träume | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Dragonfly

Gray Spellcaster: Düstere Träume

Fantasyroman
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95967-988-6
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fantasyroman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Dragonfly

ISBN: 978-3-95967-988-6
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Böse kommt - in 'Captive's Sound' ist es schon ganz nah ...
Dieser Ort ist böse: Dank ihrer Hexenmagie spürt Nadia es sofort, als sie mit ihrer Familie nach Captive's Sound zieht. Aber wer steckt dahinter? Verlaine, das seltsame Mädchen mit den silberweißen Haaren, das ihr am ersten Schultag ihre Freundschaft anbietet? Hoffentlich ist es nicht Mateo, dieser faszinierende Junge, der ihr Herz höher schlagen lässt.
Mateos Visionen bringen ihn fast an den Rand des Wahnsinns. Es ist ein dunkler Familienfluch, der seine Mutter in den Tod getrieben hat und nun auch ihm zum Verhängnis werden könnte. Immer wieder sieht er in seinen Träumen ein schönes, sterbendes Mädchen ... und jetzt ist dieses Mädchen wirklich da! Mit ihrem Vater und ihrem Bruder ist Nadia nach Captive's Sound gezogen. Mateo ahnt, was kommen wird: Auf magische Weise sind er und Nadia füreinander bestimmt. Doch ihr Ende ist ungewiss ...
Ein Junge, der von dunklen Visionen gequält wird. Ein Mädchen mit der magischen Gabe, ihn zu retten. Das Böse, das sie beide vernichten will.



Claudia Gray hat als Rechtsanwältin, Journalistin, Discjockey und Kellnerin gearbeitet. All das hat sie aufgegeben, um ganztags zu schreiben. In ihrer Freizeit liest sie, kocht gern und hört Musik. In New Orleans lebt sie in einem über hundert Jahre alten, purpurfarbenen Haus.

Gray Spellcaster: Düstere Träume jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1. KAPITEL


Als Erstes spürte Nadia die Kälte.

Sie konnte sich nicht erklären, woher dieses Gefühl kam. Das Wetter war zwar grässlich, aber ihr Vater hatte die Autoheizung voll aufgedreht. Und ihr kleiner Bruder Cole war so vertieft in sein Spiel, dass er nicht auf die Idee käme, eins der Fenster zu öffnen. Sie hörte auch nichts Ungewöhnliches – die einzigen Geräusche waren das Schaben der Scheibenwischer, Coles unermüdliches Herumgetippe auf dem Tablet und die klassische Musik ihres Dads. Irgendein Klavierkonzert, dessen Klänge ähnlich wie der Regen draußen über sie hinwegprasselten. Kurz: Alles war so wie in den zahllosen anderen Stunden, die sie heute schon in diesem Wagen verbracht hatten.

Es gab also überhaupt keinen Anlass für die bittere Kälte, die über ihre Haut kroch. Oder für das Schwindelgefühl, das sie ergriff, während alle ihre Sinne in den Alarm-Modus schalteten.

Zumindest keinen normalen Anlass.

Nadia setzte sich auf der Rückbank neben ihrem Bruder aufrechter hin. Der Beifahrersitz blieb immer frei, als würde Mom plötzlich beim nächsten Rastplatz auftauchen und zusteigen. „Dad, wo sind wir?“

„Gleich da.“

„Das hast du vor zwei Stunden auch schon behauptet“, mischte Cole sich ein, ohne von seinem Spiel aufzublicken.

„Diesmal stimmt es aber“, beharrte Dad. „Wir müssten die Stadt eigentlich jeden Moment erreichen. Also haltet durch, Leute.“

„Ich meine ja nur … ich habe Kopfschmerzen.“ Auf keinen Fall durfte sie sagen, was wirklich mit ihr los war. Ihr war klar, dass ihre seltsamen Zustände keine körperlichen oder seelischen Ursachen hatten.

Es waren Anzeichen für Magie.

Dad dämpfte die klassische Musik im Radio zu einem leisen Plätschern. „Ist es sehr schlimm, Schatz? Im Erste-Hilfe-Koffer sind Schmerztabletten, ich kann gleich mal anhalten.“

„Nicht nötig“, wiegelte Nadia ab. „Wenn wir ohnehin fast da sind, sollten wir durchfahren.“

Noch während sie sprach, überfiel sie das Gefühl, einen Fehler zu machen. Es war ihr, als hätte sie besser sagen sollen: Ja, fahr bitte rechts ran, lass uns so schnell wie möglich aus diesem Auto verschwinden. Alle ihre Sinne verrieten ihr, dass sie sich einer Quelle von Magie näherten, die anders war, anders als alles, was sie bislang kennengelernt hatte. Nadia spürte instinktiv, dass diese Magie … ursprünglich war. Mächtig. Und möglicherweise überwältigend.

Unwillkürlich schaute sie auf den leeren Platz neben ihrem Vater. Mom hätte gewusst, was zu tun war …

Aber Mom ist nun mal nicht hier, dachte Nadia wütend. Sie ist daheim in Chicago und trinkt wahrscheinlich Cocktails mit irgendeinem Kerl, den sie erst seit fünf Minuten kennt. Und ich werde mein Training niemals vollenden können. Ich werde nie imstande sein, Magie so zu nutzen wie sie.

Allerdings fahren wir gerade in irgendetwas Gefährliches hinein. Ich muss was unternehmen.

Bloß was?

Nadia warf Cole einen raschen Seitenblick zu. Ihr Bruder war voll auf sein Spiel konzentriert. Er war sich der Kräfte, auf die sie zurasten, ebenso wenig bewusst wie ihr Vater. Die beiden waren magieblind wie alle männlichen Wesen. Sie schloss die Augen, öffnete ihre rechte Hand und legte das linke Handgelenk hinein. Daran befand sich etwas, das Dad für ein gewöhnliches Charms-Armband hielt, auf den ersten Blick sah es auch danach aus.

Nadia trug das Armband jeden Tag, sogar nachdem Mom sie verlassen hatte und damit ihr aller Leben und sämtliche Hoffnungen ihrer Tochter zerstört hatte. Sie brachte es einfach nicht fertig, sich davon zu trennen.

Sie ertastete den kleinen Anhänger aus Elfenbein – das Material, das sie brauchte, um ihren Zauber auszubalancieren.

Schweigend ging sie die Bestandteile durch, die nötig waren, um den magischen Zustand zu erreichen. Die Erinnerung kam schneller, als sie erwartet hatte.

Ein Sonnenaufgang im Winter.

Der Schmerz, verlassen zu werden.

Die Erfahrung von Liebe.

Sie zog sich tief in ihr Inneres zurück und beschwor diese Dinge herauf. Es waren mehr als bloße Erinnerungen; sie empfand alles, als ob sie es noch einmal durchlebte …

Der Sonnenaufgang an einem schneidend kalten Morgen, als so viel Schnee lag, dass man bis zu den Knien darin versank. Die Sonne stieg über dem Horizont auf und tauchte den Himmel in ein blasses Rosa, und sie stand bibbernd auf dem Balkon.

Sie, wie sie völlig verdattert in der Tür zum Elternschlafzimmer stand, als Mom einen Koffer packte und sagte: „Dein Vater und ich haben beschlossen, eine Zeit lang getrennt zu leben.“

Wie sie während eines heftigen Gewitters aufwachte und feststellte, dass Cole, der seinen Füsslipyjama trug, sich neben ihr im Bett zusammengerollt hatte im stummen, absoluten Vertrauen darauf, dass seine große Schwester ihn beschützen würde.

Die Gefühle und Bilder strömten durch sie hindurch, wurden von ihren Kräften zurückgeworfen und prallten vom Elfenbein ab, bis sie schließlich etwas erkannte – eine Barriere. Sie steuerten direkt darauf zu … Was war das bloß? Was bezweckte es? Sollte es alle anderen Formen der Magie aussperren oder jemanden warnen, falls fremde Magie in dieses Territorium eindrang?

Nadia riss erschrocken die Augen auf. Sie selbst würde problemlos durch diese Barriere hindurchgelangen – magische Sperren galten nicht für Nutzer von Magie –, doch das war nicht ihr größtes Problem.

Oh nein, dachte sie. Das Auto.

In ihrer Reisetasche im Kofferraum lag eingewickelt in ein paar Kleidungsstücke ihr „Buch der Schatten“.

„Dad?“ Ihre Stimme klang hoch und gepresst. Die Barriere kam immer näher, sie konnte sie schon fast wie ein elektrisches Knistern auf der Haut spüren. „Dad, kannst du doch mal anhalten?“

Er war zu sehr in Gedanken versunken, um gleich zu reagieren.

„Was hast du gesagt, Schatz?“

Und dann – der Aufprall.

Die Straße schien unter den Wagenrädern zu zucken, als risse ihnen jemand den Boden weg. Nadia knallte gegen das Fenster. Ihr Vater versuchte verzweifelt, das Lenkrad unter Kontrolle zu kriegen – vergeblich. Sie hörte das Quietschen der Reifen und Coles Schrei. Die Welt drehte sich, wieder und wieder, und schleuderte sie in sämtliche Richtungen gleichzeitig. Etwas traf sie am Kopf, und sie konnte nicht mehr richtig sehen und hören. Cole schrie immer noch – oder war sie es selbst? Unmöglich, das zu unterscheiden …

Der Wagen hielt abrupt, so heftig, dass sie erst nach vorn, dann nach hinten geschleudert wurde. Der Sicherheitsgurt fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Baseballschläger auf die Brust geschmettert.

Der Schmerz brachte sie vollends zur Besinnung, doch sie wünschte, es wäre nicht so.

Nadia schrie auf, denn die Fensterscheibe auf ihrer Seite – die sich jetzt unter ihr befand – zersplitterte. Schlamm und Wasser sickerten ins Wageninnere. Über ihr hing Cole halb aus seinem Kindersitz und weinte vor Angst. Sie streckte zitternd eine Hand aus, wollte ihn berühren, ihn beruhigen und sich vergewissern, dass er nicht verletzt war, aber in ihrem Kopf drehte sich alles.

Das „Buch der Schatten“ … Es ist gegen die Barriere geprallt, und es war wie … wie eine Explosion oder so etwas Ähnliches …

„Cole! Nadia!“

Nun war es fast dunkel im Auto; weder die Lampen noch der Motor gaben irgendein Lebenszeichen von sich. Trotzdem konnte sie die Umrisse ihres Vaters erkennen, der versuchte, zu ihnen nach hinten zu klettern. „Seid ihr in Ordnung?“

„Ja, sind wir“, stieß Nadia keuchend hervor.

„Das Wasser …“

„Ich sehe es!“ Der Schlamm stieg an. Oder sank der Wagen womöglich? Sie hatte keine Ahnung.

Dad gab den Versuch, auf den Rücksitz zu gelangen, auf und drückte stattdessen gegen die Beifahrertür, die schließlich aufging. Danach schob er sich nach draußen. Für einen Moment breitete sich wilde Panik in ihr aus – er hat uns verlassen, wo ist Dad, wo ist Dad? –, doch die Tür auf Coles Seite öffnete sich, und Dad streckte Kopf und Arme ins Autoinnere, um ihren kleinen Bruder ins Freie zu ziehen.

„Daddy!“

Cole heulte und schlang beide Ärmchen um den Nacken seines Vaters. Jetzt regnete es in den Wagen herein, harte Tropfen. Nadia schaffte es irgendwie, die Gurte des Kindersitzes zu lösen, sodass Dad ihn anheben konnte.

„Alles gut, Daddy ist ja da. Nadia, ich bringe Cole nur rasch aus diesem Graben hinaus und komme gleich wieder, um dich zu holen. Sofort! Halte durch!“

Nadia nickte, etwas zu schnell für das Schleudertrauma, das sie garantiert davongetragen hatte. Ihr Nacken tat jedenfalls ziemlich weh. Sie fummelte an ihrem eigenen Gurt herum, bis sie sich davon befreit hatte. Inzwischen schwappte das Wasser bereits über eins ihrer Beine. Der Gurt hatte sie aus dem Schlamm herausgehalten; nun rutschte sie ungebremst in den eisigen Matsch. Sofort spürte sie die Kälte bis in die Knochen. Über ihren rechten Unterarm zog sich eine lange tiefe Schramme. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen. Ihre Bewegungen waren unbeholfen, und sie hatte noch mehr Angst als zuvor. Doch das war egal. Hauptsache, es gelang ihr irgendwie, aus dem Auto herauszukommen.

Sie stemmte die Füße gegen die Armlehne und versuchte aufzustehen. Ihr wurde schwindelig, aber sie schaffte es. Wo war ihr Vater? War er in Ordnung?

Es blitzte, und im plötzlich aufflammenden...


Gray, Claudia
Claudia Gray hat als Rechtsanwältin, Journalistin, Discjockey und Kellnerin gearbeitet. All das hat sie aufgegeben, um ganztags zu schreiben. In ihrer Freizeit liest sie, kocht sie gern und hört Musik. In New Orleans lebt sie in einem über hundert Jahren alten, purpurfarbenen Haus.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.