E-Book, Deutsch, Band 59, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
Grant / Nichols Historical Exklusiv Band 59
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6537-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Verführerisches Vermächtnis
E-Book, Deutsch, Band 59, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
ISBN: 978-3-7337-6537-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
DER ZERRISSENE SCHLEIER von GRANT, LAURIE
Die Entscheidung König Heinrichs VIII., alle Abteien zu schließen, ist schicksalhaft für die junge Novizin Gillian: Zum ersten Mal lernt sie das wahre Leben außerhalb der hohen Klostermauern kennen und trifft auf den tapferen Ritter Sir Miles Raven. Seine begehrlichen Blicke lassen Gillian erschauern. Und nach einem feurigen Kuss beginnt sie zu ahnen, dass es neben der Liebe zu Gott eine weit leidenschaftlichere gibt ...
BALLNACHT IN COLSTON HALL von NICHOLS, MARY
Eine Begegnung mit Folgen: Die betörende Lydia verzaubert Ralph Latimer, Earl of Blackwater, auf den ersten Blick. Er kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen, und ist überglücklich, sie beim Eröffnungstanz des prächtigen Balls auf Colston Hall in seinen Armen wiegen zu dürfen. Lydias Augen strahlen wie Diamanten - und Ralph ist endgültig verloren. Doch dann muss er erfahren: Sie ist längst einem anderen versprochen!
Schon als kleines Mädchen las Laurie Grant leidenschaftlich gern. Als sie in der öffentlichen Bibliothek alle Bücher kannte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihre eigenen Storys auszudenken und niederzuschreiben. Später begann sie sich für Geschichte zu interessieren, und im Jahr 1987 verfasste sie schließlich ihren ersten historischen Liebesroman. Ihre sechster historischer Roman gewann 1995 den begehrten National Readers' Choice Award. Laurie Grant war 28 Jahre lang Krankenschwester in der Notaufnahme und hat zur Zeit zwei Halbtagsstellen in völlig unterschiedlichen Bereichen - in einer Arztpraxis und im Krankenhaus für Opfer von sexuellem Missbrauch. Zusammen mit ihrem Mann hat sie zwei Töchter, zwei Stieftöchter, drei Enkel, zwei Pferde, drei Hunde, zwei Katzen. Die Familie lebt im amerikanischen Bundesstaat Ohio.
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1. KAPITEL
Als der Regen in immer größer werdenden Tropfen zu fallen begann und einige von ihnen sogar den Weg zwischen dem breitkrempigen Hut und dem pelzbesetzten Umhang fanden und kalt den Rücken hinunterliefen, stieß Sir Miles Raven ein paar heftige Flüche aus, während er sein Pferd das Ufer der Budle Bay entlang lenkte.
Kam der Frühling denn überhaupt nicht in den Norden? Es war jetzt Ende April und immer noch kälter hier als in Sussex im Januar. Und die von Schlamm und Modder nahezu unpassierbar gewordenen Straßen und die durch das Hochwasser angeschwollenen Flüsse, die ihn daran gehindert hatten, schon einen Monat früher hier einzutreffen, schienen ihn jetzt obendrein auch davon abhalten zu wollen, noch im Laufe dieses Nachmittags die Abtei von Kyloe zu erreichen.
Da half alles nichts, er musste für sich und sein Pferd irgendwo ein Obdach suchen. Verdrossen wandte der Reiter seinen Blick von der schmalen Bucht ab, die bei Ebbe eigentlich mehr einer verschlammten Sandbank glich, übersät mit futtersuchenden Wasservögeln. Der von der See hereinziehende Nebel beeinträchtigte die Sicht, aber dennoch glaubte er, eine Art von Wohnstätten auf der Landspitze über der wilden, einsamen Bucht ausmachen zu können.
Das musste ausreichen. Sir Miles trieb Cloud, sein graues Schlachtross, mit einem kräftigen Schnalzen an und lenkte es in Richtung des Gebäudes. In dem jetzt in Strömen fallenden Regen waren Ross und Reiter kaum mehr auszumachen.
Eine Mauer aus Felssteinen rahmte den schmutzigen Weg ein, der zu dem aus Sandstein errichteten Haus führte. Irgendwo zur Rechten war eine Scheune zu erkennen. Selbst in dem eiligen Bemühen, dem eisigen Regen zu entkommen, konnte Sir Miles die Zeichen einer allgemeinen Vernachlässigung nicht übersehen, die diesen Ort prägten. Das Glas in den Fenstern war mit Schmutz bedeckt. Eine mit Brettern vernagelte Fensteröffnung wirkte wie ein verbundenes Auge. Im ersten Stock waren ein paar Scheiben zersprungen. Ein Haufen unverbrannten Abfalles türmte sich in dem vorderen Hof auf, und eine Sau, die offensichtlich unempfindlich gegen den Regen war, wühlte in dem Unrat.
Weder auf sein erstes noch auf sein zweites Klopfen erschien jemand an der Tür. Wenn Sir Miles nicht durch die zerbrochenen Glasscheiben hindurch gehört hätte, wie irgendwo im Innern des Gebäudes einem Kind halblaut Ruhe befohlen wurde, hätte er wohl seine Bemühungen aufgegeben. Doch da er sicher sein konnte, dass sich in dem Haus jemand aufhielt, schlug er nun mit der Faust gegen die Tür und machte dabei einen Lärm, der Tote hätte erwecken können, denn er war keinesfalls gewillt, sich von einem Wolkenbruch bis auf die Haut durchnässen zu lassen, während die Bewohner, wer immer sie auch sein mochten, gemütlich unter Dach und Fach saßen! Hatten die Leute aus dem Norden keinen Begriff von den heiligen Pflichten der Gastfreundschaft?
Endlich wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, und ein Auge musterte mit misstrauischem Blick den Fremden. Die Tür tat sich vollends auf, und ein hohlwangiger Mann trat auf die Schwelle.
„Ich wünsche Euch einen guten Tag“, sagte Miles, denn es schien, dass er Mann nichts anderes konnte, als ihn anzustarren. „Ich bin Sir Miles Raven. Dürfte ich Euch um Schutz vor dem Unwetter für mich und mein Pferd bitten? Es ist ein verdammt kalter Regen.“
Der Mann fuhr fort, ihn wortlos zu betrachten, so als wollte er die passenden Worte suchen, um das Ersuchen des Fremden abzulehnen.
„Ich versichere Euch, der Schuppen dort drüben reicht aus für uns beide“, erklärte Miles schließlich förmlich. „Und sobald der Regen aufhört, werde ich in jedem Fall sofort wieder aufbrechen. Ich muss unbedingt vor Einbruch der Nacht noch die Abtei von Kyloe erreichen.“
„Nun, nun, es ist ja kein Grund, gleich so gereizt zu sein“, sagte der Mann plötzlich mit dem rollenden Akzent der Bewohner von Northumbrien. Offensichtlich schien er jetzt zu einem Entschluss gekommen zu sein. „Ihr seid doch willkommen hier, Sir.
Kommt nur herein. Es ist nur – wir sehen hier nicht oft feine Herren aus dem Süden. Mein Name ist George Brunt. Ned wird Ihr Pferd in den Stall bringen, nicht wahr, Junge?“ Der Mann wandte sich an einen neugierig dreinblickenden Knaben, dessen schmales Gesicht ihn als den Sohn des Hausbewohners auswies. Der Mann selbst war auf einmal die verkörperte Gastfreundschaft und komplimentierte Miles in die nur spärlich beleuchtete Halle und hinüber zum Feuer im Kamin.
Miles blickte sich aufmerksam um, während er sich auf einer Sitzbank niederließ. Hatte das Äußere des Anwesens nur vernachlässigt gewirkt, so befand sich das Innere in einem Zustand, der nicht weit von Verwahrlosung entfernt war. Auf jeder ebenen Fläche lag dicker Staub. Lange Spinnweben hingen wie Girlanden in den Ecken der Wände, die in den letzten zehn Jahren wohl nicht einmal geweißt worden waren.
„Mag!“, brüllte der Hausherr, nachdem er auf einem wackligen Stuhl neben der Bank Platz genommen hatte. Kurz darauf erschien ein unsicher dreinblickendes Weib, an dessen schmutzige Schürze sich ein schmächtiges Kleinkind klammerte. „Bringe Wein für Sir Miles, unseren künftigen Nachbarn in der Abtei zu Kyloe, der vor dem Regen Schutz bei uns gesucht hat.“ Brunts Tonfall war betont herzlich, so als sei der Edelmann seinesgleichen und ein willkommener und keineswegs ungewohnter Gast. Miles bemerkte jedoch, wie der Mann mit seiner Ehehälfte einen Blick wechselte, der voller Unruhe war. Warum wohl machte sein Besuch den Hausherrn so nervös?
Dieser schien nicht zu einem Gespräch geneigt zu sein, während sie auf den Wein warteten. Nun, zumindest ist das Feuer angenehm, dachte Miles, als die Hitze aus dem Kamin begann, seine feuchten Kleider zu durchdringen, und den Körper aus seiner Erstarrung löste. Ohne die Aufforderung seines schweigsamen Gastgebers abzuwarten, erhob sich Miles, legte seinen Umhang ab und hängte ihn zum Trocknen über einen anderen Stuhl zu seiner Linken.
Endlich brachte die Frau den Wein in groben Zinnbechern herbei. Er erwies sich als nur wenig besser denn Essig, und Miles konnte nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel bei dem Geschmack des sauren Getränkes verzogen. Der Hausherr schien jedoch keine Notiz davon zu nehmen, tat einen tiefen Zug und wurde zunehmend gesprächiger.
„Im Allgemeinen trinke ich selbst nicht viel Wein. Bier, das nehme ich dagegen fast alle Tage zu mir. Den Wein habe ich nur für den Fall, dass einmal ein hochgestellter Besucher kommt, so wie der Abt zum Beispiel. Ich vermute jedoch, dass wir uns nicht mehr viele Gedanken wegen seiner Besuche machen müssen, nicht wahr?“, fragte er kichernd und schlug sich dabei auf den Schenkel. Erwartungsvoll blickte er auf seinen Gast, damit er ihm für seine witzige Bemerkung Beifall spenden konnte.
„In der Nähe ist wohl ein Mönchskloster geschlossen worden?“, erkundigte sich Miles mehr aus Höflichkeit als aus wirklichem Interesse. Er kämpfte immer noch gegen ein leichtes Frösteln an.
„Beiford“, bestätigte der Hausherr. „Ein Glück, dass wir die Zisterzienser und auch alle übrigen endlich los sind, sage ich. Verdammte Blutsauger! Jedes Jahr kamen sie vorbei, um ein Schaf als Zehnten von mir zu fordern. Kennt Ihr den Namen des Ritters, der Beiford vom König bekommen hat?“
„Nein, ich habe nichts davon gehört.“ Giles würde sich wohl danach erkundigen müssen, denn sie schienen Nachbarn zu werden.
„Und Ihr seid der neue Herr von Kyloe, nicht wahr? Und habt den Damen dort den Laufpass gegeben? Gut für sie, sage ich. Solche Orte geben arbeitsscheuen Frauen eine Entschuldigung für ihr nutzloses Leben, indem sie vorgeben, dem Vater im Himmel zu dienen, während sie nichts anderes wollen, als ihren gottgewollten Pflichten als Hausfrau und Mutter zu entgehen!“
Miles war sich sicher, dass Brunt seiner Frau keine Möglichkeit gab, ihren gottgewollten Pflichten zu entkommen. Er unterließ jedoch eine weitere Erörterung dieses Themas, obwohl er wusste, dass das Leben der meisten frommen Schwestern ebenso aus harter Arbeit bestand wie aus vielen Stunden, die im Gebet verbracht wurden.
„Ja, Kyloe gehört jetzt mir, obwohl ich einräumen muss, dass ich mich nicht darum bemüht habe. Mein verstorbener Vater hatte bei der Kommission den Antrag auf eines der vielen zum Verkauf anstehenden klösterlichen Besitztümer gestellt, doch er hat das Zeitliche gesegnet, bevor er sein Anrecht geltend machen konnte.“
„Und Ihr habt es dann geerbt.“ Brunt nickte, vom Wein beflügelt, voller Scharfsinn.
„Genau genommen hat es mein älterer Bruder Thomas geerbt, doch er hatte genug mit der Bewirtschaftung von Ravenwood in Sussex zu tun und wollte zudem, dass ich ebenfalls eigenes Land besitze.“
„Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er Lust hatte, hier herauf nach dem Norden zu kommen“, tat Brunt seine Meinung kund.
Ebenso wenig wie ich, dachte Miles und beobachtete gedankenverloren die Tropfen, die aus seinem Umhang neben dem Kamin zu Boden fielen. Sein Bruder hatte wohl vor allem gewollt, dass das Leben des Jüngeren einen Sinn bekam, eine Heimstatt, weit weg von dem hohlen Glanz des königlichen Hofes mit seinen oberflächlichen, habsüchtigen Bewohnern.
So wie Lady Celia Pettingham, eine dunkeläugige Schönheit, die ihn an der Nase herumgeführt hatte, als er neu an den Hof gekommen war, und ihn dann bedenkenlos abschob, als sie einen anderen Bewerber fand, der ihr mehr zu bieten hatte.
Als Miles seinem Herrscher von seinem neuen Besitztum berichtet und dabei den Plan erwähnt hatte, dort eine...