Grant | Das Versprechen der Kurtisane | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 02, 384 Seiten

Reihe: Blackshear

Grant Das Versprechen der Kurtisane


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-3304-5
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 02, 384 Seiten

Reihe: Blackshear

ISBN: 978-3-7517-3304-5
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Spiel mit unerwartetem Einsatz: Liebe und Leidenschaft!

Der Offizier Will Blackshear braucht dringend Geld, um der Witwe eines verstorbenen Freundes zu helfen. Am Spieltisch trifft er auf die Kurtisane Lydia Slaughter, die ihr Talent für Zahlen dazu nutzt, die Karten zu manipulieren. Will ist fasziniert von der klugen Schönheit. Als Lydia ihm anvertraut, dass sie sich nach Freiheit sehnt, schlägt er ihr einen Pakt vor: Gemeinsam können sie ein Vermögen gewinnen. Doch die Gefühle, die für sie beide schon bald ins Spiel kommen, waren nicht Teil des Plans ...

»Betörend sinnlich und emotional berührend ... Cecilia Grant ist eine unvergessliche Stimme in der Romantic History!« Madeline Hunter

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



Cecilia Grant hat Englisch studiert und feiert mit ihren historischen Romanen in den USA große Erfolge. Zu ihren Lieblingsautorinnen und -autoren gehören George Eliot, Mark Twain und Jane Austen.

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1


März 1816

Drei der Kurtisanen waren schön. Sein Blick ruhte natürlich auf der vierten. Alte Angewohnheiten waren schwer abzulegen, trotz allem, was das Leben sich einfallen ließ.

Will hatte einen Ellbogen auf dem Tisch und stützte den Kopf in die Handfläche – eine Geste, die vollstes Vertrauen in sein Spiel ausdrückte und ihm zudem einen Blick an seinem Gegenüber vorbei auf die Damen ermöglichte. Ohne jegliche Hintergedanken natürlich. Er hatte dieses Etablissement in einer ernsten Angelegenheit aufgesucht, die nichts mit Kurtisanen zu tun hatte.

Aber anschauen konnte man sie sich ja trotzdem. Mal reckte er verstohlen den Hals, mal kam eine der Damen zufällig in sein Blickfeld, und so setzte er im Laufe des Abends, während sie in wechselnden Kombinationen an ihrem gut fünf Meter vom größeren Tisch der Gentlemen entfernten Kartentisch saßen, Stück für Stück ein recht vollständiges Bild der vier zusammen. Und obwohl sie ihm alle gefielen – die dunkle Verführerin, die feuerrote Nymphe, die zierliche Blonde –, hatte es bisher nur eine geschafft, seine Konzentration ins Wanken zu bringen.

Er betrachtete sie jetzt. Sie hatte die Lider gesenkt und bewegte die Finger mit äußerster Präzision, als sie ihre Karten auffächerte. Nein, schön war sie nicht. Ansehnlich vielleicht. Oder besser gesagt reizvoll: Bei einem jungen Mann hätte die höckrige Nase gewiss ebenso vorteilhaft ausgesehen wie die hohe, energisch wirkende Stirn.

Sie betrachtete ihr Blatt, ohne es neu zu ordnen, obwohl Whist gespielt wurde und ihre drei Mitspielerinnen ihre Karten nach Farben sortierten. Dann sah sie ihre Partnerin an. Graublaue, völlig ausdruckslose Augen. Ihre Hand hätte voller Trümpfe sein können, man hätte es nicht sagen können.

»Keine Chance, Blackshear.« In einer Wolke aus Tabakqualm drangen die Worte an sein Ohr, kaum hörbar im Gemurmel eines guten Dutzends anderer Unterhaltungen. »Die sind alle schon vergeben.« Lord Cathcart schob sich seine Pfeife in den anderen Mundwinkel, während er seine Karten inspizierte. Eine Dame und eine Zehn waren kurz zu erkennen. Das Glück verschwendete sich wieder einmal an die Reichen.

»Ich hätte sowieso keine Chance«, erwiderte Will ebenso leise und schielte unter seine eigene Karte: eine Kreuz-Sieben zu seiner Pik-Sieben. »Ein jüngster Sohn ohne Vermögen kommt bei ihresgleichen ohnehin nicht weit.«

»Ach, ich weiß nicht.« Der Viscount wandte ihm leicht das fein geschnittene Profil zu. »Ein jüngster Sohn, der gerade sein Patent verkauft hat, könnte sich durchaus ab und zu nach mehr als der nächsten abenteuerlustigen Witwe umsehen.«

»Witwen sagen mir zu. Es ist weniger anrüchig, und man muss sich keine Sorgen darüber machen, ob man gerade eine Dame zu etwas verführt hat, das sie später bereuen wird.« Die Worte schmeckten hohl und falsch auf seiner Zunge, ein schales Überbleibsel des Lebens, das er einst geführt hatte. Er nickte in Richtung der Kurtisanen. »Jedenfalls sind deine Paradiesvögel dort ein wenig zu prächtig für jemanden meines Blutes.«

»Pah! Ich wette, dein Blut sieht das anders. Vor allem was die Kleine mit den markanten Gesichtszügen und dem griechischen Knoten angeht. Ich bleibe stehen«, fügte er an die Runde gewandt hinzu, als er an der Reihe war.

»Split«, sagte Will und deckte die Siebenen auf. Sein Herz schlug einen unregelmäßigen Rhythmus, der nichts mit markanten Gesichtszügen zu tun hatte. Er kaufte und konzentrierte sich auf seine beiden neuen Karten.

Eine Acht brachte die eine Hand auf fünfzehn. Mit einer dritten Karte würde er mit großer Wahrscheinlichkeit überkaufen, doch ohne standen seine Chancen, den Bankier zu überbieten, schlecht. Die zweite Hand war besser: Mit einem Ass konnte er bei achtzehn stehenbleiben oder vielleicht sogar auf einen Fünfkartentrick gehen, wenn er es als eins zählte. Wenn die nächsten drei Karten günstig ausfielen.

Die Versuchung war groß. Wie standen seine Chancen? Einundzwanzig weniger acht war dreizehn. Wie viele Dreierkombinationen gab es, die weniger als dreizehn Punkte ergaben? Bei hundertvier Karten im Spiel, acht Assen, acht Zweien, et cetera, und elf anderen Spielern am Tisch, die einige dieser Karten bereits auf der Hand hielten … Verdammt, er hätte in Mathematik besser aufpassen sollen. Und dafür hatte sein Vater ihn nach Cambridge geschickt – Gott hab ihn selig.

»Ich kaufe für beide Hände.« Noch zwanzig Pfund in den Topf. Besser, er kultivierte früh am Abend ein verwegenes Image, solange die Einsätze noch niedrig waren. Besonnen konnte er in ein paar Stunden immer noch spielen, wenn die meisten dieser Männer betrunken – nein, betrunkener – waren und Summen auf den Tisch legten, die sie am nächsten Morgen bereuen würden.

Die neuen Karten wurden ausgeteilt, und er schielte unter die Ecken. Fünf und Drei. Zwanzig und einundzwanzig. Oder zwanzig und elf, und er zwei Karten und zehn Punkte vom doppelten Gewinn des Fünfkartentricks entfernt.

Mit einer behandschuhten Fingerspitze schnippte er unbeteiligt gegen die Ecke einer Karte. Dachte er ernsthaft darüber nach? Weiterzukaufen, wo er mit einundzwanzig Schluss machen konnte? Es war sein erster Abend hier, er saß noch keine zwei Stunden am Tisch, und da forderte er sein Schicksal bereits auf diese Weise heraus?

Nun, das wäre ja nichts Neues. Mit Schicksalsschlägen kannte er sich recht gut aus, da würde der Verlust von dreißig Pfund kaum ins Gewicht fallen.

»Karte.« Er schob einen Geldschein vor seine zweite Hand.

Ein Herzbube grinste ihn an, als er die Karte aufnahm, und eine Welle der Erleichterung entkrampfte verschiedene Stellen seines Körpers. Kein Fünfkartentrick, aber er würde auch nicht für seine Verwegenheit büßen. Wenn der Geber nicht selbst einundzwanzig Punkte hatte, würde er mit mindestens einer Hand gewinnen. Vielleicht mit beiden.

»Stehen«, sagte er und stützte den Kopf wieder in die Hand, während das Spiel zu seiner Linken weiterging. Die Damen bedienten zwei Stiche lang Kreuz, während er zusah; die mit den harten Gesichtszügen zog die Karten mit graziöser Effizienz von den verschiedenen Stellen auf ihrer Hand.

Sollte Cathcart ruhig sticheln. Sie nährte die Fantasie eines Mannes, die Kleine. Sollten schöne Frauen ihre Reize ruhig zur Schau stellen wie Wäsche auf einer Leine im Wind, damit alle Welt sie sehen konnte. Eine Frau, die etwas verbarg, die ihre Reize auf dem Leib trug wie Seidenunterwäsche und einen Mann dazu herausforderte, danach zu suchen, erregte viel eher sein Interesse.

Leider konnte er es sich nicht leisten, sich auch auf andere Weise von ihr erregen zu lassen. Er seufzte. »Was ist ein griechischer Knoten?«, fragte er leise. »Wie sie ihre Haare trägt?«

»Du bist ein hoffnungsloser Fall!«, stieß der Viscount zwischen den Zähnen hervor, die Pfeife noch immer im Mund. »Deine Witwen scheinen nicht besonders viel auf sich zu geben. Dass wir uns nicht missverstehen: Die Aphrodite mit der Habichtsnase scheint auch nicht besonders wählerisch zu sein, der Gesellschaft nach zu urteilen, in der sie sich befindet.« Er ruckte das Kinn in Richtung eines Kerls am anderen Ende des Tisches, eines auf nichts sagende Weise gut aussehenden Kerls mit kantigem Kiefer, der bereits mit seinen ersten beiden Karten einundzwanzig erreicht hatte und als Nächster geben würde.

Wills Neugier war geweckt. Wie eine Wespe summte sie in seinem Bewusstsein umher, doch er verscheuchte sie. Er war nicht zum Tratschen hergekommen, und wen die Dame sich als Beschützer ausgesucht hatte, ging ihn nichts an. »Habichtsnase, findest du wirklich?« Er lehnte sich zurück und streckte die Arme aus. »Das ist aber nicht sehr nett.«

Zugegeben, dies war kein Ort, an dem es auf gute Manieren ankam. Flaschen standen auf dem Tisch. Cathcart war nicht der Einzige, der rauchte, obwohl Damen anwesend waren. Oder jedenfalls Frauen. Allerdings ging es in einer richtigen Spielhölle vermutlich noch schlimmer zu. Laut Gillray, dem Artilleristen, konnte man dort die Verzweiflung ab vier oder fünf Uhr morgens riechen. Übel riechender Schweiß umwogte dann die Verlierer, hatte er gesagt, viel stechender als der Schweiß der gesunden Verausgabung. Und warum auch nicht? Die Angst sollte ja ihren ganz eigenen Geruch haben, weshalb also nicht auch die Verzweiflung? Man sollte meinen, im Gefecht würde man das herausfinden, doch bisher hatte sich nie ein Geruch aus der immer währenden Kakofonie der Ausdünstungen hervorgetan und sich ihm als die Angst vorgestellt.

Genug davon. Er schüttelte die Handgelenke aus und streckte sich, während ein korpulenter Kerl aus dem Spiel flog und der Nächste an der Reihe war. Bei den Damen bekam die mit den harten Gesichtszügen ihren dritten Stich in Folge und notierte die Punkte auf einem Blatt Papier.

Habichtsnase. Also wirklich. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Und doch hatten ihre Nase, ihre ausdruckslosen Augen und ihr Haar von der Farbe eines Zaunkönigs unbestreitbar etwas Vogelartiges. Kalte kleine Wesen waren sie, die Vögel, trotz ihrer weichen Federn und ihres hübschen Gesangs. Sie pickten einem die Augen aus, wenn man nicht aufpasste. Was man im Krieg so alles lernte.

Der Bankier beendete das Spiel mit neunzehn, und Will war um fünfzig Pfund reicher. Wieder war er einen Schritt weiter. Er strich seinen Gewinn ein und schob die Karten dem Beschützer der Dame mit der Habichtsnase zu.

Er musste ungefähr in Wills Alter sein, der Mann mit dem kantigen Kinn. So um die fünfundzwanzig. Jetzt, da er der Geber war, setzte er...


Grant, Cecilia
Cecilia Grant hat Englisch studiert und feiert mit ihren historischen Romanen in den USA große Erfolge. Zu ihren Lieblingsautorinnen und -autoren gehören George Eliot, Mark Twain und Jane Austen.

Cecilia Grant hat Englisch studiert und feiert mit ihren historischen Romanen in den USA große Erfolge. Zu ihren Lieblingsautorinnen und -autoren gehören George Eliot, Mark Twain und Jane Austen.



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