Granger Stadt, Land, Mord
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8387-0670-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Fall für Jessica Campbell. Kriminalroman
E-Book, Deutsch, Band 1, 396 Seiten
Reihe: Jessica Campbell ermittelt
ISBN: 978-3-8387-0670-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der eingefleischte Stadtmensch Lucas Burton vermag dem idyllischen Landleben rein gar nichts abzugewinnen. Und er soll auf makabre Weise Recht behalten. Normalerweise würden ihn keine zehn Pferde zu dem verlassenen Gutshof mitten im Nichts bringen, würde dort nicht ein lukratives Geschäft locken. Doch kaum angekommen, stolpert er über die Leiche eines jungen Mädchens.
Als er fluchtartig den Tatort verlässt, macht er sich verdächtig. Kein Wunder, dass er bald unerwünschten Besuch bekommt: Inspector Jessica Campbell hat den Mordfall übernommen. Es gibt nur wenig verwertbare Spuren für sie, und ihr neuer Chef, Alan Markbys Nachfolger, sitzt ihr ständig im Nacken. Der Druck ist groß. Und er wird noch größer, als man eine zweite Leiche entdeckt ...
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(S. 174-175)
Die Cricket Farm hatte einen Besucher. Es war spät, jener Moment, bevor der Tag abrupt der Nacht weicht. Der Horizont leuchtete in kaum noch erkennbarem Rot, wo die Sonne längst untergegangen war. Der Mond war hervorgekommen wie ein blasses Gespenst, ohne Farbe und ohne Substanz, doch er sandte genügend Helligkeit herab, um den Weg über den Farmhof ohne Taschenlampe zu erkennen. Doch der Besucher mied offenen Raum. Er bewegte sich langsam und behutsam entlang dem Perimeter und suchte Deckung in den Schatten der verfallenden Gebäude. Auf diese Weise erreichte er den offenen ehemaligen Kuhstall und schlüpfte hinein.
Hier war es richtig dunkel, doch er kannte sich aus. Der Grundriss des Stalls war in sein Gedächtnis eingeprägt. Über seinem Kopf klapperte und quietschte das Wellblech des Dachs im frischen Wind. Es war kalt hier draußen, oben auf dem Hügel. Wahrscheinlich war es immer kalt, selbst im Sommer. Im Winter hingegen war es eisig. Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er sich mit langsamen, sicheren Bewegungen durch das Innere tastete, bis er zum Eingang zurückkam.
Dort verharrte er für eine ganze Weile, genau an der Stelle, wo die Leiche des Mädchens gefunden worden war. Schließlich bückte er sich und berührte den Boden. Seine Finger streiften über Stroh und Dreck. Er richtete sich auf und ging nach draußen in den Hof. Der Mond hatte seine ungesunde Blässe abgelegt und erstrahlte in hellem silbernem Licht. Kleine flatternde Schemen huschten vor ihm hin und her: Fledermäuse, die aus ihrem Unterschlupf auf dem Dachboden des Hauses gekommen waren, um Beute zu machen.
Die Schatten ringsum waren schwarz wie die Samtvorhänge an den Seiten einer Theaterbühne, die freie Fläche in der Mitte wurde von oben angestrahlt. In den Lücken zwischen den Brettern glänzten die Scheiben in den Fenstern des Hauses – und hinter ihnen bewegte sich ein Licht. Der Besucher runzelte die Stirn. Er war nicht das einzige menschliche Wesen, das sich in dieser Nacht auf der Farm herumtrieb.




