Für ihre künstlerische Arbeit im Geiste von Erich Fromm zeichnet die Internationale Erich-Fromm-
Gesellschaft die Professorin für Medienkunst Dr. Hito Steyerl mit dem Erich Fromm-Preis 2025 aus.
Die Auszeichnung im Jahr des 125. Geburtstags des humanistischen Sozialpsychologen Erich Fromm erhält die weltweit renommierte Medienkünstlerin Hito Steyerl für ihr künstlerisches und gesellschaftskritisches Wirken. Um sie und ihr komplexes Werk kurz, aber doch angemessen zu beschreiben, erscheint uns die Metapher hilfreich, dass Künstlerinnen und Künstler Seismographen sein können, die ihre Gegenwart erspüren, analysieren und kommentieren. Sie ahnen früher, was auf uns zukommt, und deuten mit ihrem künstlerischen Schaffen auf Alternativen für eine humane Zukunft. Hito Steyerls Nähe zur Frommschen Methode der Aufklärung, die immer auch Aufklärung über sich selbst sein sollte, zeigt sich in ihren Medienkunstwerken und öffentlichen Wortmeldungen, in denen sie den gegenwärtigen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus in den Blick nimmt. Auch ihre Kritik an beliebten Sonntagsreden über Kultur und Bildung, ihre Forderungen an die in unserer Gesellschaft Verantwortung Tragenden nach Taten statt Worten, ihr Eintreten für eine wahre Freiheit der Kunst, die sich ihrer realen Abhängigkeiten bewusst ist, ihre kritische Analyse digitaler Technologie, ihre Verteidigung eines universalen Humanismus und das Erinnern an die Vision der Einen Welt, die allen gehört – all das sind wichtige Interventionen im Sinne Erich Fromms. Dafür erhält Hito Steyerl den Erich Fromm-Preis 2025.
Steyerl, Hito
Hito Steyerl (* 1966 in München) ist eine deutsche Filmemacherin, Künstlerin und Autorin japanischer Herkunft. Sie setzt sich in essayistischen Dokumentarfilmen und Texten mit Fragen postkolonialer Kritik und feministischer Repräsentationskritik auseinander. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Film und Bildender Kunst sowie von Theorie und Praxis. Im Kunstbereich ist sie als Kommentatorin, Kritikerin und Lehrende tätig. Seit 2024 ist Steyerl als Professorin für Aktuelle Digitale Medien an der Akademie der Bildenden Künste München tätig. Ihre Filme werden weltweit bei zahlreichen Filmfestivals und Kunstausstellungen gezeigt. Weiterhin war sie Teilnehmerin der Skulptur Projekte in Münster (2017), der Biennale in Venedig (2015) sowie der documenta 12 und der documenta fifteen in Kassel. Das Kunstmagazin ArtReview führt Steyerl seit 2013 auf der jährlichen „Power100“-Liste als einflussreiche Akteurin des internationalen Kunstbetriebs. 2017 führte sie als erste Frau die Liste an. Hito Steyerl erhielt 2019 den mit 12.000 Euro dotierten Käthe-Kollwitz-Preis. 2021 lehnte sie das Bundesverdienstkreuz ab.
Grammel, Søren
Søren Grammel absolvierte die Studiengänge Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und Creative Curating am Goldsmiths College, University of London. Er volontierte von 1999 bis 2000 am Frankfurter Kunstverein, dessen Neuausrichtung unter Nicolaus Schafhausen er begleitete. Danach kuratierte er die neunte Edition der Videonale (2001) in Bonn. Von der mittlerweile aufgelösten Stiftung Germinations Europe erhielt Grammel das Stipendium Junge europäische Kuratoren, das ihn zwischen 2001 und 2002 nach Polen führte. Von 2002 bis 2004 arbeitete er als Kurator am Kunstverein München, 2004 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Kunsthochschule Kassel. Parallel unterrichtete er an der Art Academy Umeå. Von 2005 bis 2011 war Grammel künstlerischer Leiter des Grazer Kunstvereins. Am 1. Januar 2012 wurde Grammel Direktor des Kölnischen Kunstvereins. Er schied in Köln vorzeitig aus seinem Fünfjahresvertrag aus, um ab dem 1. November 2013 die Leitung des Museum für Gegenwartskunst (MGK) in Basel zu übernehmen, das 2016 in Kunstmuseum Basel Gegenwart umbenannt wurde. Im Oktober 2020 beendete Grammel seine Tätigkeit an Basler Museum. Grammel kuratierte 2021 die Sonderausstellung Isa Genzken – Werke von 1973 bis 1983 in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K 21. Grammel übernahm zum 1. April 2022 in der Nachfolge von Ursula Schöndeling die Leitung des Heidelberger Kunstvereins.