Graham | Poldark - Die drohende Flut | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Graham Poldark - Die drohende Flut

Roman
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8437-1241-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1241-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Cornwall 1798-1799 Ein Jahrhundert geht seinem Ende zu. Ross Poldark ist Mitglied des englischen Parlaments geworden und muss seine Zeit zwischen seiner Familie in Cornwall und seinen Pflichten in London aufteilen. Demelza leidet unter der häufigen Trennung. Bevor das neue Jahrhundert anbricht, werden alte Feindschaften von Verlust verdrängt, und eine Tragödie bringt unerwartet neue Hoffnung ... »Vom unvergleichlichen Winston Graham ..., der all das hat, was die anderen haben, und dann noch eine ganze Menge mehr« The Guardian Der siebte Roman der großen Poldark-Saga

Winston Mawdsley Graham, geboren 1908 in Manchester, gestorben 2003 in London, hat über vierzig Romane geschrieben, darunter auch 'Marnie', der 1964 von Alfred Hitchcock verfilmt wurde. Er war Mitglied der Royal Society of Literature und des Order of the British Empire. Er lebte in London und Cornwall.
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1


Ross kehrte in diesem Jahr nicht nach London zurück. Über zwei Monate war er damit beschäftigt, mit den Folgen des Minenunglücks fertigzuwerden. Er schrieb einen Brief an Lord Falmouth, erklärte ihm alles und bat für sein Fernbleiben um Entschuldigung.

Demelza, die stets versuchte, die Dinge von der positiven Seite zu sehen, fand, die Sache hätte sehr viel schlimmer ablaufen können, und Ross musste ihr zustimmen. Zwei Männer waren ums Leben gekommen – das war furchtbar, aber Grubenarbeiter lebten gefährlich.

Es war Sams Verdienst, dass nicht mehr Männer umgekommen waren, doch es war fast unmöglich, ihm dafür in gebührender Weise zu danken. Er trank nicht. Er mochte auch keine Feste, auf denen die Gäste sich betranken. Auf Worte der Anerkennung und des Dankes zuckte er nur lächelnd die Achseln und lenkte das Gespräch auf das ewige Leben. Bei alldem wirkte er traurig, und Demelza, die das sonderbar fand, hatte einige Mühe, die Wahrheit aus ihm herauszubringen.

»Ach, Sam«, sagte sie, »das tut mir ja so leid. Und ich habe das Gefühl, es ist zum Teil meine Schuld.«

»Nein, nein, Schwester, ganz und gar nicht. Du hast getan, was du für das Beste hieltest. Und vielleicht war es auch das Beste. Es hat Gott gefallen, mir eine Last aufzuerlegen, und ich muss ihm dafür dankbar sein. Wenn ich gesündigt habe, muss ich versuchen, mich zu reinigen. Wenn Emma gesündigt hat, so glaube ich fest, dass auch ihre Seele im Lauf der Zeit gereinigt wird; eines Tages wird auch sie mit und für Christus leben.«

Es fiel manchmal schwer, Mitgefühl für Sam zu empfinden, da er seine persönlichen Gefühle stets hinter einer religiösen Verbrämung versteckte, doch Demelza, die ihren Bruder kannte, wusste, dass er trotz seines leidenschaftlichen christlichen Glaubens so heftig litt wie jeder junge Mann, der das Mädchen, das er von Herzen liebt, verloren hat.

Bald wurde in Wheal Grace wieder gearbeitet, zunächst in der Siebzig-Klafter-Sohle, später in neunzig Klafter Tiefe, doch es wurde kein Erz gefördert; die Männer waren nur mit Instandsetzungsarbeiten beschäftigt. Das Wasser hatte das Pumpgestänge zerbrochen, und diese Reparatur war die dringlichste. Außerdem mussten Schlamm und Felsbrocken aus den Stollen geschaufelt, zu den Förderkörben gebracht und nach oben gezogen werden. Stellenweise waren die Stützbalken zusammengebrochen, und wegen der Einsturzgefahr waren die Stollen gefährlich geworden.

Es war auch die Frage, ob die Pumpe mit dem vielen Wasser fertigwerden würde. Die Siebzig-Klafter-Sohle lag bald wieder trocken, doch erst zwei Wochen nach der Reparatur des Pumpgestänges begann das Wasser in den unteren Sohlen zu sinken. Es sank täglich nur um Zentimeter, und hinzu kam noch die Sorge, dass beginnender Herbstregen diesen Fortschritt wieder zunichtemachte.

Der November war ein stürmischer und feuchter Monat, doch der feine Nieselregen wurde vom Sturm fortgeweht und verteilt. Manchmal übertönte das Brausen der Stürme sogar das wilde Rauschen des Meeres.

Ende November bekam Jeremy eine Erkältung mit heftigem Husten und Fieber. In den Dörfern gab es viel Schwindsucht, nicht nur unter den älteren Bergleuten, bei denen es eine Berufskrankheit war, sondern auch unter den jüngeren Menschen, und es geschah nicht selten, dass eine Familie all ihre Kinder durch Schwindsucht verlor. Demelza sprach mit Dwight darüber, doch er versicherte ihr, es gebe bei Jeremy keine Anzeichen für diese Krankheit.

Eines Nachmittags kam sie nach unten, nachdem sie eine Stunde bei Jeremy verbracht hatte, und fand im Wohnzimmer Ross vor, der am Fenster stand und in einem Buch las. Sie sah, dass es die Mineralogia Cornubiensis war, ein Werk, das ein Arzt aus Redruth namens William Pryce vor zwanzig Jahren veröffentlicht hatte.

Demelza trat an das andere Fenster und blickte hinaus. Wolken und Strand, alles war von der gleichen Farbe. Der Fliederbusch vor dem Fenster bog sich im Wind; der Garten bot einen trostlosen Anblick.

»In einem Monat können wir vielleicht wieder in der Neunzig-Klafter-Sohle arbeiten«, sagte Ross. »Das bedeutet dann einen Produktionsverlust von etwa drei Monaten – falls man die Sache nur unter dem Blickwinkel von Profit und Verlust betrachtet.«

»Das tut niemand, Ross.«

»Ich weiß nicht … Pryce rät hier zu gewissen Vorsichtsmaßregeln beim Vorstoß zu alten Stollen und schließt mit dem Satz: ›Diejenigen Minenbesitzer, denen in erster Linie daran gelegen ist, so schnell wie möglich reich zu werden, und die Geld höher einschätzen als das Leben ihrer Mitmenschen, werden diesen Rat allerdings vielleicht nicht beherzigen.‹ Ich frage mich, ob ich nicht nur schnell reich werden wollte und Geld höher eingeschätzt habe als das Leben meiner Mitmenschen.«

Demelza schüttelte ungeduldig den Kopf. »Du weißt genau, dass das nicht wahr ist, also warum sagst du es? Geld war dir nie das Wichtigste. Als die Mine damals einstürzte, waren wir arm, und wir waren gezwungen ein gewisses Risiko einzugehen. Damals hättest du dir vielleicht Vorwürfe machen können, aber doch nicht heute!«

Ross klappte das Buch zu. »Trotzdem machen mir Pryces Worte zu schaffen.«

»Dann lies das Buch eben nicht. Warst du gestern in den Stollen von Wheal Maiden?«

»Ja. Sie sind jetzt trocken, weil das ganze Wasser nach Wheal Grace abgelaufen ist. Allerdings sind sie voll Schlamm. Und die Luft ist so schlecht, dass wir nicht weit gehen konnten.«

»Ich mag es gar nicht, wenn du dort hinuntersteigst«, sagte Demelza. »Ich denke dann immer an das, was Francis zugestoßen ist.«

»Er ist allein nach unten gegangen, auf eigene Faust. Soll ich mich etwa vor den Aufgaben drücken, die ich von anderen erwarte und verlange?«

»Nein. Du bist mir recht, so wie du bist. Aber grade deshalb möchte ich dich nicht verlieren.«

»Machst du dir Sorgen wegen Jeremy?«

»Nein, das nicht. Ich wünschte nur, das Fieber ginge endlich herunter.«

»Soll ich Dwight nochmals bitten zu kommen? Ich kann Benjy Carter hinschicken.«

»Ach, ich möchte ihn jetzt nicht belästigen, Ross. Sarah geht es anscheinend nicht besonders gut.«

Ross blickte auf. »Sarah?«

»Ja, Sarah, seiner Tochter. Was machst du denn für ein Gesicht?«

»Tu ich das? Nein. Mir war bloß im ersten Augenblick nicht klar, wen du meintest.«

»Sie hat auch eine Erkältung. Die halbe Grafschaft ist erkältet.«

»Ja, das kann ich mir vorstellen.« Wieder tätschelte Ross Demelzas Arm und ging dann in die Bibliothek hinüber.

Plötzlich kam Ross wieder herein.

»Das hatte ich ganz vergessen«, sagte er. »Ich habe noch etwas in der Mine zu erledigen. Es wird ungefähr eine Stunde dauern. Ich bin bestimmt rechtzeitig zum Abendessen zurück.«

Es dämmerte schon, als Ross durch die Tore von Killewarren ritt. Es war ein stilloses Haus, lang gestreckt und niedrig. Auffahrt und Rasen waren gepflegter als zu Zeiten von Ray Penvenen, doch der Sturm hatte von einer der alten Kiefern einen Ast abgerissen und auf den Weg gefegt. Im Haus brannten einige Lichter.

Als Ross klopfte, öffnete Bone, Dwights ehemaliger Diener, die Tür. »Oh, guten Abend, Sir. Treten Sie ein. Ein wüstes Wetter, nicht wahr? Möchten Sie Dr Enys sprechen?«

»Entweder ihn oder Mrs Enys oder beide.«

»Jawohl, Sir. Treten Sie näher. Ich werde Sie melden.«

Ross wurde in ein kleines Wohnzimmer im Erdgeschoss geführt, und bald darauf trat Dwight ein. Obwohl er sorgfältig gekleidet, rasiert und gekämmt war, erinnerte er Ross plötzlich wieder an die ausgemergelte Gestalt, die er damals aus dem Gefängnis von Quimper befreit hatte. Es lag wohl an dem Ausdruck seiner Augen.

»Ross«, sagte er, mühsam lächelnd, »geht’s Jeremy nicht gut?«

»Doch, doch. Aber Demelza hat mir gesagt, dass Sarah krank ist.«

»Sie hat eine Erkältung.«

»Ist das alles?«

Dwight zog eine bittere Grimasse. »Es genügt.«

»O mein Gott. Weiß Caroline es?«

»Ja … ich musste es ihr sagen.«

»Ich fürchte, ich kann euch gar nicht helfen«, sagte Ross. »Aber ich musste einfach kommen. Wie hat sie es aufgenommen?«

»Gut!«, sagte eine Stimme von der Tür her.

Auf der Schwelle stand Caroline, scheinbar unverändert, rothaarig, grünäugig, Sommersprossen auf der Nase. Nur die Lippen waren blass.

»Caroline …«

»Ja, Ross, es ist schlimm. Hat Dwight es dir schon erzählt?«

»Ja, er hat mir gesagt, was passieren kann.«

»Soso … dann hat er es dir also schon längst anvertraut … Ja, es war ein Schock, das gebe ich zu, aber ich habe es tapfer aufgenommen, mit Würde und Haltung, wie es sich für eine Dame aus guter Familie geziemt.«

»Darf ich dir etwas anbieten, Ross?«, murmelte Dwight.

»Caroline, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß auch nicht, warum ich gekommen bin, ich hatte nur das Gefühl …«

Er merkte, dass ihm ein Glas Cognac in die Hand gedrückt wurde.

Caroline blickte auf das Glas, das Dwight ihr gegeben hatte. »Offensichtlich möchte mein Mann eine Säuferin aus mir machen. Vielleicht meint er auch, dass Cognac den Schmerz lindert. Oder wollen wir einen Toast auf jemanden ausbringen?«

»Caroline«, sagte Dwight, »du kannst niemandem etwas vormachen. Bitte setz dich. Sitz eine Weile ganz ruhig …«

Caroline nippte an ihrem Glas. »Erinnerst du dich, Ross, damals sagte ich, ich wolle dieses...


Graham, Winston
Winston Mawdsley Graham, geboren 1908 in Manchester, gestorben 2003 in London, hat über vierzig Romane geschrieben, darunter auch "Marnie", der 1964 von Alfred Hitchcock verfilmt wurde. Er war Mitglied der Royal Society of Literature und des Order of the British Empire. Er lebte in London und Cornwall.

Winston Mawdsley Graham, geboren 1908 in Manchester, gestorben 2003 in London, hat über vierzig Romane geschrieben, darunter auch "Marnie", der 1964 von Alfred Hitchcock verfilmt wurde. Er war Mitglied der Royal Society of Literature und des Order of the British Empire. Er lebte in London und Cornwall.



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